Re: (Knigge für Vorgruppen) Lampenfieber revisited


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Beitrag von Michael (Jacuzzi) vom September 08. 2003 um 13:50:23:

Als Antwort zu: Re: (Archiv) Lampenfieber revisited geschrieben von bO²gie am September 06. 2003 um 16:56:34:

Lieber bO²gie,

zu dem Vorband-Knigge möchte ich denn doch noch eine kleine Schattierung hinzufügen.

Erst einmal: Ich stimme dir, was das Verhalten von Musikern betrifft, in der Sache vollständig zu - es ist in Ordnung, andere nicht zu stressen, Starallüren von Mittelmäßigen sind nervig, Wichtigtuer auch, ein Backstagebereich voller mitgebrachter Gästelisten-Freundinnen ist eine Strafe Gottes, und dass man zum Hauptact ein gutes Verhältnis pflegt, ist ja irgendwie auch klasse. Manieren sind, auch außerhalb von Konzerthallen, einfach was Nettes. Bien.

Trotzdem, wenn du schreibst:

: Für den [Veranstalter] gibt's eigentlich nur einen wichtigen Punkt: Könnten die Jungs zum Stressfaktor für den Ablauf des Abends werden oder nicht?

Da habe ich doch einen Zweifel, ob man sich diesem Kriterium so ohne weiteres beugen sollte. Denn es gibt niemanden, der den Veranstalter zu einer Vorband zwingt. Er verdient nämlich im Zweifel Geld mit dieser Angelegenheit, und im Zweifel auch 1 bisschen mehr als die meisten Mucker.

Und nun gibt es natürlich eine Menge Veranstalter, die richtig nett zu den Musikern sind, wie das wohl bei euch der Fall war.

Aber andererseits laufen, meiner Erfahrung nach, auch eine ganze Menge von Leuten in diesem Geschäft herum, die nur in Grenzen nett, dafür aber relativ geschäftstüchtig sind & die Tendenz haben, gegenüber Musikern im Allgemeinen und Vorbands im Besonderen eher von oben herab zu reagieren. Je größer der Event, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, mit solchen Leuten zu tun zu bekommen.

Umgangsformen sind o.k. Wenn sie beidseitig gewahrt werden, ist es noch 1 bisschen schöner. Und ich weiß nicht, wie eure Business-Erfahrungen sind, meine sind - nicht immer, aber immer öfter - eher unangenehm. Da muss man den Bookern schon mal ein bisschen in den Hintern kriechen, bloß weil sie Booker sind. Oder sich nett mit irgendwelchen Veranstaltern stellen, die oft selbst völlig desorganisiert sind, den Stageplan und die Drehgenehmigung aber immer am liebsten schon gestern ausgefüllt bekommen möchten. Un vieles mehr. Es ist kein Business, in dem Umgangsformen sehr ausgeprägt sind, und das liegt nicht nur an den Musikern.

Ich will jetzt nicht über Gebühr "völlern" (Ist es nicht wundervoll, wie dieses Wort in nur 5 Minuten seine Bedeutung geändert hat und die Völlerei seit Samstag nicht mehr das ist, was sie vorher war?), aber ich wollte dieser etwas angepassten Tonlage in deinem Bericht nur mal einen ganz kleinen Andersgeschmack geben.

Meinem Eindruck nach ist es nicht leicht und wird vielleicht sogar immer schwieriger, als Musiker, der sich nicht mal für einen "Künstler" oder so was ähnliches halten muss, mit den Leuten im Geschäft auf Augenhöhe zu kommunizieren. Das bedeutet nicht, dass man sich aufführen muss wie ein Idiot. Das bedeutet aber eben auch nicht, dass es für einen Menschen, der Musik macht, in erster Linie darauf ankommt, "keinen Stress" zu machen".

(Ich muss immer an diesen unsäglichen Dee von "Popstars" denken. Erst mal Rückgrat brechen und kotzen lassen. Wer das durchhält, lernt noch den Bückling, und ist er reif für's Geschäft, das dann aber Andere machen.)

Gruß & immer so (tschulligung die Laune, 's ist Montag),

Michael

NP: No Angels, All cried out.


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