Re: (Gitarre) Hallo zusammen - kleine und große Intervalle - Nachtrag zu Pepe
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Beitrag von Michael (Jacuzzi) vom Mai 21. 2003 um 14:29:57:
Als Antwort zu: Re: (Gitarre) Hallo zusammen & Was ist dies Ungetier (Skala?) geschrieben von Florian am Mai 20. 2003 um 21:30:49:
: Das wäre vielleicht dann meine nächste Frage gewesen... Worin unterscheiden sich denn eigentlich kleine und große Intervalle?
Lieber Florian, darauf hat mein Kollege Pepe ja schon sehr schön & völlig zutreffend geantwortet. Ich wollte nur noch mal auf was hinweisen, was für mich sehr zielführend war.
Er schreibt völlig zurecht, dass es hauptsächlich bei Terzen, Septen, Septimen um klein und groß geht. Nicht erwähnt hat er die Sekunden; bei denen ist's nämlich auch so, aber ich lass die jetzt ebenfalls mal weg.
Daraus folgt, dass es die übrigen drei (Quart, Quint, Oktav) nicht in klein und groß gibt, sondern nur in "vermindert" bzw. "übermäßig". Das hat was mit den Öbertönen, den Flagioletts und dem Herrn Pytagoras zu tun, was jetzt aber gerade mal nichts zur Sache tuen soll, denn wir reden ja von "klein und groß".
Warum ich darauf noch mal rumreite, ist, dass die genannten "kleinen" und "großen" Intervalle, insbesondere Terz, Sext und Septim, einen großen Einfluss auf die Farbe haben, wenn ich das mal so nennen darf, und in engem Zusammenhang zur Harmonik stehen. Darum besteht da eine Menge Spielraum, im Sinne von Raum zum Spielen.
Ich darf kurz ausführen:
Für die Terz hat Pepe das ja schon richtig gesagt, die bildet den Unterschied zwischen dem, was wir als "Dur" und "Moll" bezeichnen. Gut so.
Aber die Sext, die bleibt manchmal ein bisschen auf der Strecke.
Sie richtet sich im Dur-Bereich nach der Terz und ist darum immer groß (es gibt in unserem diatonischen System keine Tonleiter mit großer Terz und kleiner Sext, was wiederum daran liegt, dass das diatonische System keine verminderten Quarten kennt). Das heißt, große Sexten tragen immer schon ein bisschen den durigen Charakter in sich. (Da komm ich gleich noch mal zu.)
Im Moll-Bereich eröffnet die Sext dir hingegen eine schöne Variante:
Da gibt es die kleine Sext, die zu "äolisch" oder "natürlich" Moll führt und auch richtig nach Moll klingt. Das wäre bei a-moll also das f. Klingt richtig so, wie man sich Moll vorstellt und erweitert gewissermaßen den Effekt, den die kleine Terz bereits vorgegeben hat. Sollte aber im harmonischen Bezug stehen, und das hat wiederum mit der vierten Stufe zu tun: Die vierte Stufe sollte dann nämlich auch in Moll stehen (bei einer Grundtonart a-moll wäre das dann d-moll). - Dies gilt natürlich nur für den Anfang, wenn man die "Regel" noch als solche akzeptiert und noch nicht zum Regelbrechen übergegangen ist. Das wäre also "totales Moll" (interessanter Ausdruck), und bildet sich aus dem Zusammenspiel von Terzen und Sexten.
Jetzt kommt die große Sext, die ich oben schon mal "durig" genannt habe. Sie führt dich zur dorischen Tonleiter, die eben ein bisschen weniger mollig ist als die äolische, und die harmonische Struktur würde dann eine vierte Stufe in Dur erfordern, also: a-moll/D-dur. Hierfür gibt es nun keinen besseren Ausdruck als denjenigen, den (der schon mal an anderer Stelle genannte) Frank Zappa gefunden hat: "The Top Secret Carlos Santana Chord Progression". So ist es. Dorisch über moll mit vierter Stufe in dur, und es klingt nach Carlos. Und warum? Wegen der Sext, oder besser: wegen des Wechselspiels zwischen kleiner Terz und großer Sext.
Bleibt die Sept:
Die verhält sich spiegelbildich zur Sext: In Moll immer klein, so wie die Sext ja in Dur immer groß war. (Mal abgesehen von harmonisch-moll, aber das ist ein reines Kunstprodukt.) Woraus sich ergibt, dass der Spielraum für Septimen im Dur-Bereich liegt. Und so ist es: Eine große Sept hat diesen Major-Effekt und ist ein bisschen "duriger", während die kleine Sept ein leicht eindüsterndes Element in die Dur-Tonleiter bringt, wenn man ganz frech wäre, würde man sagen: einen Moll-Charakter.
Und immer so fort,
Gruß,
Michael (Jacuzzi)
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