Re: (Aussensaiter) Jacques Isler / Kleiner AufklärungsversuchBeitrag von Friedlieb vom April 04. 2000 um 08:16:49: Als Antwort zu: Re: (Aussensaiter) Jacques Isler / Kleiner Aufklärungsversuch geschrieben von Rainer Hain am April 03. 2000 um 18:51:36: Hi Rainer, zwei Sachen vorweg: Wo ich Dich gerade an der Strippe habe - erinnerst Du Dich an unser Hammone/Leslie-Thema von vor ein paar Wochen? Unser Keyboarder hat sich aufgrund Deines Tips hier die Wizoo Magnetica CD gekauft und wir sind alle hellauf begeistert. Super realistische Sounds. Guter Tip. : Zu meiner Zeit war jeder politisch-korrekte Träger von karierten Hemden und langen Haaren wie selbstverständlich GEGEN jeglichen Vertrieb überhaupt. Schließlich "zocken die ja nur Geld für Null Arbeit mit den wunderbaren Produkten von armen Firmen ab, die viel mehr verdienen könnten, wenn es die kapitalistischen Vertriebe nicht gäbe". Jau - ich kann mich auch an diese Zeit erinnern. Ich war 15 und las mit roten Ohren im Fachblatt, wie Klaus D. Boehler vor dem staunenden Publikum seine Probleme mit Meyer Marburg ausbreitete. Einmal hatte ich eins dieser Pamphlets mit in die Schule genommen (wir sollten Zeitungsartikel mitbringen), und die Deutschlehrerin echauffierte sich über die Ausdrucksweise ("dealen" für "verkaufen" usw.). Ich konnte damals darlegen, daß "dealen" ein unter Musiker üblicher Begriff ist und Musik ja auch sowas wie ne Droge und so. Das fand sie klasse und ich bekam ne gute mündliche Note an dem Tag. :) Inzwischen verwende ich aber nicht mehr die Formulierung "zu meiner Zeit", weil ich mich dann so alt fühle. Stattdessen rede ich mir inzwischen ein, daß "meine Zeit" ist, solange ich lebe. ;-) : Das war zwar damals schon genauso großer Blödsinn wie heute, aber nun weinen wir um die Vertriebe und schimpfen auf die Hersteller? Nope, aber wie überall im Leben, so gibt es auch bei Vertrieben solche und solche. Und Jacques Isler ist ein solcher. ;-) : Leute, weiß denn einer von Euch, welche Vertriebsmargen Jaques Isler oder von mir aus andere Zwischenhändler hatten? Islermusic arbeitet meines Wissens mit extrem geringen Margen, weit unter dem Durchschnitt. : Produkte mit digitaler Technik benötigen eben nicht den Support, den ein Röhrenverstärker benötigt. Wenn ein Boogie mal nicht tut, dann brauche ich einen Elektroniker und einen Stapel Ersatzteile und damit eine gute Infrastruktur um das Ding überhaupt über Fachhändler vertreiben zu können. Das muss dann der lokale Vertrieb machen. Bei einem Produkt wie POD fällt die Hardware vergleichsweise selten aus und wenn, werden Probleme mit einem Austausch geregelt. Alles andere ist Software und damit leicht wartbar. Aber eben schwieriger vom End-User zu handeln. Die Harware mag unproblematischer sein, was Reparaturen betrifft, aber die Software ist für den Anwender oft ein Problem. Ich lese sehr aufmerksam das LINE6 Board mit, und da vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendjemand ein Problem mit SoundDiver hat. Überhaupt - "mein PC versteht meinen POD nicht", das erst mal ans Laufen zu bekommen, da ist mehr Support erforderlich als bei der Frage, welchen der beiden Schalter eines Röhrenamps man zuerst einschaltet. Und in der Hinsicht war der Support von Islermusic außerordentlich gut. : Da darf ein Laden wie Line6 mit gutem Recht darüber nachdenken, ob die Leistung eines örtlichen Vertriebs noch Sinn macht, oder ob das zu teuer ist. Richtig. Sie können natürlich jetzt auch auch die Einstandspreise für die Händler unter den Wert absenken, den die Vertriebe dafür zahlen mußten - dann verdienen sie zwar ein bißchen weniger, aber für die Händler entsteht dann genau das von Dir angesprochene Bild. : In allen - kleineren - Läden hier in Mainz war das Ding nicht zu bekommen. Das war am Anfang wohl auch eine schwierige Liefersituation. Fazit: Mit Jacques Ilser wurde ein menschlicher, im Sinne der Anwender und auch Händler "guter" Vetrieb abgesägt - um andere wär es mir da weitaus weniger schade... Keep rockin'
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