Re: (Gitarre) Wie kommt's raus - wenn's Kabel reinkommt?


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Beitrag von bO²gie vom August 10. 2002 um 12:31:20:

Als Antwort zu: (Gitarre) Wie kommt's raus - wenn's Kabel reinkommt? geschrieben von Falke am August 09. 2002 um 23:30:44:

Moin der Herr -

: Nun sind da aber diese P100 er drin. Nicht schlecht - aber auch nicht richtig gut.
: Ich hätte gern so 57er PAFs. Gibt's sowas als Replacement? Gar bei Rock- oder sonstwelchen ingern?


Friedlieb hat die Frage ja schon mal gestellt: warum, was versprichst du dir vom 57'er PAF?

Ohne die Antwort raten wir einfach mal ins Leere: der Sound is' nicht exakt was es sein soll?

Aber vielleicht erstmal watt allgemeines: Du spielst deine ES-135 über einen Amp der dafür nicht die Bohne konzipiert ist. Dat is nix verbotenes (auch der Fender Bassman war ja mal als E-Bass Verstärker konzipiert und wurde zum Urvater aller Rockergitarrenamps). Es macht nur das raten etwas schwer. Ist es nun dein P-100 oder ist es der Amp der dich da ins grübeln bringt.

Dann mal was zum P-100: Dieser Pickup ist die brummfreie Variante des P-90 von Gibson. Aüßerlich ist er vom P-90 nicht zu unterscheiden, aber im Gegensatz zum P-90 ist der P-100 ein Humbucker, also 2 Spuler. Ansich ist der P-100 kein schlechter Pickup (oder: er ist besser als sein Ruf). Aber er ist und bleibt ein "Nicht Fisch, nicht Fleisch"-Pickup. Vorteil gegenüber dem P-90: er brummt so wenig wie ein Standard Humbucker (zB wie der 57er PAF). Weiterer Vorteil: Er passt in jeder P-90 Fräsung ... und da kommt auch schon der erste Haken bei der ES-135. In die Soapbar Fräsung des P-100 passt ein Standard Humberger so ohne weiteres nicht herein. Der P-100/90 ist schmaler, aber länger, als eine PAF Style PU. Für den umgekehrten Fall (also Gitarre mit Humbuger Fräsung) hat Rockinger zB den Domino P-99, der die Aussenmaße eines Standard Humbuckers hat, aber das Innenleben eines P-90. Das kommt aber in deinem Fall nicht in Frage ...

Wo liegt nun der Unterschied P-100 zu P-90? Aaaaaaaalso, so ganz allgemein: der P-100 klingt "wärmer", hat nicht so ausgeprägte Mitten und schwächelt in den Höhen. Es fehlt sozusagen der Rotz. Wer es etwas schaumgebremster mag, der ist mit dem P-100 zB gut bedient. Letztens lief zB Tricky auf Rockpalast und dessen Gitarrist spielte eine ES-135 mit modernelnden Rectifier Rock Sounds, Mittenwanne, handzahm und pseudoböse. Passte ganz gut. Aber ich denke da willste ja (zum Glück) auch nicht hin. Also zurück zum P-100... bzw, wie Stooge schon andeutete, zurück zum P-90. Mal folgender Gedanke, etwas abseitig zu dem Thema:

Ich hab' mich mal gefragt warum ich standig wieder zu Singlecoils (also einspuligen Pickups, wie zB der P-90) zurückgreife und seltener auf die brummfreie Humbergervariante. Brummen ansich ist ja noch nicht cool (scheiße, das hätte ich wohl besser nicht verraten sollen ;-)). Die Antwort ist aber ganz einfach: Ich bin zwar kein ausgesprochener Akustikgitarrist, aber mich haben Akustikgitarrensounds immer fasziniert. Ein guter Akustiksound "atmet", ist dynamisch und erlaubt Spieltechniken die mit einer E-Gitarre erstmal problematisch sind. Beispiel: Ich liebe es Townsend-mäßig wie die Windmühle über alle sechs Saiten zu schrummeln. Je nach Amp, Gitarre, Effekte klingt das bei der E-Gitarre fast immer matschig und undifferenziert. Eine gute Akustikgitarre hat damit null Probleme. Latürnich geht sowas auch mit einer E-Gitarre (s. Pete Townsend oder auch Herr Keef Riffhard). Hier wirds im Regelfall mit Humbuckern aber schon mal eng (auch das geht natürlich auch: Townsend hat lange auch Les Pauls und SG's mit Humbuckern zerfräst, aber wer mal "The Kids are Allright" gesehen/gehört hat (die Doku über die Who Karriere), der wird sich auch daran erinnern das zur Les Paul Zeit von Townsend auch immer ein Berg Hiwatt Amps dazugehörte ... und die erlauben auch einem Humbucker wie ein offenes Stilett zu klingen;-)). Lange Rede, kurzer Sinn: imho klingen Single Coils "akustischer", lebendiger, dynamischer. Selbst zu meinen Punkrockzeiten wollte ich das mein Sound diesen "akustischen" Charakter hat. Eine große, aufgeblasenen Akustikgitarre mit viel Rotz aber auch viel Ton, wo man ruhig mal abseits der 2 Finger Power Chords auch mal alles Sechse gerade sein lassen kann, das war immer meine Idealvorstellung.

Der P-90 kommt diesem Ideal schon sehr nah (wie auch ein guter Tele Bridge PU oder ein Danelectro Lipstick). Genug Biß und Höhen um auch die Windmühle praktizieren zu können, genug Rotz in der Mitte um sich durchzuboxen und nicht zu fett in den Bässen damit's nicht mulmig wird.

Ergo mein Vorschlag (kondom zu Stooges seinen): P-90 anstelle des P-100. Und da wie immer mein Tipp: hier ist das pilligste fast das beste: Gotoh P-90 (jibbet auch bei Rockinger). Dieser japanische Mogul der Hardware und Pickupfertigung hat mit dem P-90 einen echten Glücksgriff im Programm. Ich hab' mehrere P-90 von Gotoh und auch diverse teurere P-90 Pickups. Der Gotoh muß sich weder vor dem Original verstecken, noch vor sauteuren (wenn auch geilen) Rio Grande Blues Dawg P-90's und auch nicht vor Seymour Duncan seinen P-90's. Und der Preis ist einfach unschlagbar pillig.

Ich würde meinen Sack nicht drauf verwetten, aber ich könnt's mir gut vorstellen (nicht das mit dem Sack), das der feine Unterschied zwischen P-100 und P-90 genau das ist was dir für das wohlige Befinden fehlt.

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bO²gie

"Willin'" in Darmstadt? Da bin ich für ;-)





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