(Philosophie) Endlich ... die Antwort ... :-))


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Beitrag von Rainer vom Februar 14. 2002 um 08:46:51:

Da ich mich zur Zeit etwas mit Gehör und Wahrnehung beschäftige: endlich habe ich die Antwort gefunden, was Gitarristen und Basser so unterscheidet:

Das Ohr

Mit dem Ohr verbindet man das Hoeren. Dies ist zwar die naheliegenste Funktion, doch unser Hoerorgan uebernimmt weit mehr Aufgaben, als den Schall der Umgebung wahrzunehmen. Im Inneren des Ohres sitzt das Vestibular- oder auch Gleichgewichtssystem. Dieses kontrolliert die Balance, die Koordination des Koerpers genauso wie die Spannkraft der Muskeln und die Muskeln unserer Augen. Durch den Gleichgewichtssinn sind wir in der Lage, ein Bild unseres Koerpers im Raum zu fabrizieren. Das Vestibularsystem ist eine wichtige Relaisstation fuer alle sensorischen Informationen, die unser Gehirn erreichen wollen. Funktionieren die Gleichgewichtsorgane im rechten und linken Ohr korrekt, haelt der Mensch die Balance. Glaubt man Alfred Tomatis, spielt das Ohr aber noch andere, erheblich weitergehende Rollen im menschlichen Koerper. Im Verlauf seiner Taetigkeit will der heute 77jaehrige Forscher entdeckt haben, dass hohe Frequenzen das Hirn aufladen, waehrend niedrige Toene Energie uns zu einer motorischen Aktivitaet auffordern. So erklaert Tomatis die Neigung des Menschen, nach tiefen Rhythmen zu tanzen, waehrend das Hoeren der Brandenburgischen Konzerte ein gaenzlich anderes Verhalten produziert. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass hyperaktive Kindern durch staendige Bewegung versuchen, ihr Gehirn mit mehr Energie zu versorgen und die Disbalance zwischen den beiden Ohren wiederherzustellen. Ist unser Hirn "gut geladen", so Tomatis, faellt es einfach sich zu konzentrieren, organisieren, zu lernen und zu erinnern.

Rechts- und Linkshoerer

Es hoert sich komisch an, aber nach der Tomatis-Lehre besitzen alle Menschen ein dominantes Ohr. Wie Rechts- und Linkshaender gibt es bei Tomatis Rechts- und Linkshoerer. Viele der jungen Patienten im Institut in Hamburg fallen durch eine Linkslastigkeit ihres Gehoeres auf, sie verarbeiten einen Grossteil der auditiven Stimulation mit dem linken Ohr. Das Team um Joachim Kunze bemueht sich um ein Ausbalancieren des aktiven Hoerens, denn das rechte Ohr ist schneller bei der Verarbeitung von Informationen. Intensitaet, Frequenz, Timbre, Rhythmus und der Fluss der Saetze: Rechtshoerer sind besser in der Lage, die Parameter ihrer Sprache zu kontrollieren und eine effektive Kontrolle der Stimme garantiert eine bessere Kommunikation, womit auch der Zusammenhang von Stimme und Ohr deutlich wird. Bereits 1953 postulierte der agile Franzose einen Satz, der heute als das "1. Tomatis-Gesetz" bekannt ist: "Die Stimme enthaelt nur das, was das Ohr hoert." Damit wollte er die untrennbare Verbindung zwischen Hoerfaehigkeit des Ohres und stimmlicher Aeusserung verdeutlichen. In der Praxis bedeutet dies, dass die durch die Hoerkur erreichte Aenderung im Ohr sich auch auf die Stimme auswirkt. Die legendaere Sopranistin Maria Callas vertraute sich aus genau diesem Grund Professor Tomatis an: Ihr Gehoer war nicht in der Lage die just produzierten Toene korrekt zu interpretieren. Um ihre und andere Stimmen zu korrigieren erdachte Tomatis das, was er heute als "elektronisches Ohr" bezeichnet. Vereinfacht gesagt, besteht dieses Hilfsgeraet aus einem speziellen Kopfhoerer und einer Musikanlage. Dabei spielt es die gefilterte Musik so ab, wie ein intaktes Ohr hoeren wuerde; eben so gesund, wie der Foetus im Mutterleib einmal hoerte. Dem Ohr des Patienten wird orgefuehrt, wie es wieder richtig hoert. Am Beispiel des "elektronischen Ohres" wird auch deutlich, worin sich die Tomatis-Methode von der klassischen Theorie des Hoerens unterscheidet. Diese nimmt naemlich an, dass allein Hammer, Steigbuegel und Amboss die Schalluebertraeger vom Trommelfell zum Innenohr sind. Nach Tomatis uebertraegt sich der Schall aber vom Trommelfell auf den gesamten Schaedel und bringt diesen leicht zum Schwingen. Deswegen ist auch der Kopfhoerer in der Hoerkur um eine zusaetzliche Variante bereichert worden: Ueber einen kleinen Extra-Lautsprecher wird der verzerrte Mozart dem Patienten nicht nur ueber die Ohren, sondern auch ueber die Mitte der Schaedeldecke zugefuehrt. Kunze erklaert: "Die Knochenleitung unterlaeuft den Filter im Ohr, der durch die Jahre waehrende Praegung entstanden ist." Der Test am Anfang jeder Therapie vergleicht die Luft- mit der Knochenleitungshoerkurve, im Idealfall verlaufen beide parallel. Die Therapie unternimmt die behutsame Angleichung der beiden Kurven durch Training der winzigen Ohrmuskeln.

Joerg Auf dem Hoevel - 22765 Hamburg


Na, da wird ja einiges klar :-))

Ist aber auch ein interessantes Thema.



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