Re: Müssen wir jetzt alle so lange die Luft anhalten bis wir ersticken??


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Beitrag von Tom(2) vom September 12. 2001 um 10:19:02:

Als Antwort zu: Re: Müssen wir jetzt alle so lange die Luft anhalten bis wir ersticken?? geschrieben von Der Felix am September 12. 2001 um 09:39:21:

:Die mediale Ausschalchtung ist zum würgen. Wer wohl die Filmrechte bekommen hat?
: Felix
Hi Felix,
ich verstehe, was Du meinst, finde aber Deinen Beitrag recht unpassend. Es ist schoen fuer Dich, wenn Du einfach so zur Tagesordnung ueber gehen kannst. Ich fuer meinen Teil stehe unter Schock. Seit heute morgen nach dem Aufstehen fuehle ich mich, als haette mir jemand eine ueber den Kopf gezogen. Ich habe gestern die Bilder und Videos gesehen - ich habe es aufgesogen wie ein Schwamm, fassunglos, nicht begreifend, dass ich gerade tausenden von Menschen beim Sterben zusehe. Natuerlich hat das Disaster fuer mich und mein Leben im Moment keine konkrete Auswirkung, keiner meiner Verwandten oder Freunde ist betroffen. Und gaebe es das Internet/die "Medien" nicht, wuesste ich vielleicht noch nicht einmal, was da passiert ist. Man mag davon halten was man will, aber durch die Kommunikationsvernetzung waren wir alle live dabei. Punkt. Und ich bin einfach entsetzt ueber die Dimension, die dieser Anschlag angenommen hat. Ich liebe New York, und bin, bei aller kritischen Distanz, irgendwie mit dem "american way of life" grossgeworden. Und ich merke heute mehr als gestern, dass die Symbolik dieses Anschlages mich voll getroffen hat. Eine Zahl mit vielen Nullen vor den Toten, das erscheint mir noch sehr abstrakt - so absurd es klingt, hat mich das Einstuerzen dieser beiden Hochhaeuser viel "direkter" getroffen - ein Teil meiner persoenlichen Erfahrung, meines persoenlichen Bildes von New York ist einfach ausradiert worden - quasi vor meinen Augen.
Und so nach und nach setzt das Hirn wieder ein - die Bilder der Leute, dioe sich vor verzweiflung aus den Fenstern stuerzen, Leute, die mit Tuechern aus den oberen Stockwerken winken, kurz bevor der Turm in sich zusammenfaellt - die Vorstellung, wie es den Passagieren an Board der Maschinen ergangen sein muss, als sie auf das WTC zurasten - all das laesst mich derzeit, und viel staerker als gestern, paralysiert und geschockt, andauernd mit Heulkraempfen kaempfend, hier zurueck.
Sorry, dass ich Dir das jetzt alles hindruecke. Jeder muss selbst sehen, wie er mit dieser Erfahrung ("heh Schatz, es ist doch nur Fernseher!") umgeht.
Ich sehe mich heute ausser stande, zum alltagsgeschaeft ueberzugehen, auch wenn das wahrscheinlich das sinnvollste waere.
gruss
Tom


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