(Gitarre) ein paar Anfänger-Tipps


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Beitrag von Matthias vom April 17. 2001 um 14:53:37:

Tag zusammen!

Mir ist aufgefallen, dass sich in letzter Zeit ein paar Anfänger hier tummeln, z.b. jacQui, Rainer seinen Sohn und Chicago to name but a few. Da ich selbst auch nahezu Autodidakt bin, kenne ich ein paar der beliebtesten Fehler nur zu gut. Vorab eins: Sicherlich wird der eine oder andere "gelernte" Gitarrist aufstöhnen, wenn er meine wahrscheinlich sogar falschen Tipps liest. Nicht alles, was ich hier erzähle ist "klassisch" richtig, aber alles funktioniert und nur das wenigste ist strafbar. Und ab...

Einer der nettesten Fehler liegt in der Art, Akkorde zu wechseln. Spielen wir doch mal die drei Akkorde A-Dur, D-Dur und E-Dur und wieder A-Dur hintereinander weg. Normalerweise verteilt der Anfänger seine Finger munter auf dem Griffbrett und greift den Akkord. Dann werden die Finger angehoben, eine Gedenksekunde eingelegt und wieder großflächig verschmiert. Schluß damit! Wir werden jetzt faul - oder besser gesagt effektiv!

Schauen wir uns die Akkorde doch mal an:

A-Dur: 002220, gegriffen 00zmR0
D-Dur: x00212, gegriffen x00zRm

(Exkurs: wie liest man sowas? Die sechs Zahlen sind die sechs Saiten von der dicksten zur dünnsten. Die Zahl zeigt, wo gegriffen wird, eine 0 ist eine offene Saite, ein x eine abgestoppte Saite, 00zmr00 zeigt, mit welchem Finger der linken Hand gegriffen wird. Z = Zeigefinger, M= Mittelfinger, R= Ringfinger, K= kleiner Finger.)

Ich habe das R hier bewusst groß geschrieben. Der Ringfinger linken Hand liegt bei beiden Akkorden auf der h-Saite. Bei A-Dur greift R im zweiten Bund. Zum Wechseln auf D-Dur wird der Druck von R gelockert, R rutscht OHNE ANZUHEBEN einen Bund weiter und nimmt wieder Druck auf. Kurz: lockern, rutschen, NICHT LÖSEN!

Nächster Wechsel:

D-Dur: x00232 x00Zrm
E-Dur: 022100 0mrZ00

Das große Z zeigt, was los ist. Z lockert sich auf der g-Saite, rutscht in den ersten Bund, M und R greifen um, Druck, Akkord!

Nächster Wechsel:

E-Dur: 022100 0mrz00
A-Dur: 002220 00zmR0

So kann kein Finger liegen bleiben. Aaaaber, da ist doch noch dieser unbeschäftigte K, der faule Sack! Gut, greifen wir A-Dur mal anders:

E-Dur: 022100 0mrz00
A-Dur: 002220 00mrk0

Der Trick besteht jetzt darin, Z "stumm" im ersten Bund auf der g-Saite liegen zu lassen. Beim Wechsel auf D-Dur oder E-Dur wird der Zeigefinger auf der g-Saite gebraucht.

Soweit alles klar? Natürlich habe ich das Beispiel bewusst ausgesucht, weil das mit dem Liegenlassen so nett geht bei diesen Akkorden. Ein anderer kleiner Trick besteht darin, die Finger nicht so viel zu bewegen. Schauen wir uns das in G-Dur mit G, C und D an.

G-Dur: 320003 rm000k
C-Dur: 032010 0rm0z0
D-Dur: x00323 x00zrm

Nein, kein Finger kann liegen bleiben. Aber die Kombination rm ist auffällig. r und m können beim Greifen ihre Haltung bewahren und werden lediglich um eine Saite verschoben. Wo immer Bewegungen vermieden werden können, bleibt die Greifhand stabil, die Bewegung kleiner, kontrollierter, genauer und damit schneller.

Schauen wir uns mal die drei Akkorde in D-Dur an und spielen mit einer kleinen Akkordvariation.

D-Dur: x00232 x00zrm
G-Dur: 320033 mz00rk
A-Dur: 002220 00zmr0

G-Dur wird hier anders gegriffen. Statt der leeren h-Saite ein d im dritten Bund. Sehr schön zu sehen ist, dass die ganze Zeit R auf der h-Saite liegen bleiben kann. k hat nur einen einzigen Einsatz, wird nur bei G-Dur greifen. Sonst aber bitte nicht "vornehm" abspreizen, sondern nur ganz minimal anheben. Abspreizen ist unökonomisch und sieht Scheiße aus.

Und jetzt die ganze Kunst mit ein paar Taschenspielertricks verbinden. Wir fangen mal ganz vorsichtig mit G-Dur an. Beim Wechsel auf D-Dur bauen wir eine hübsche Akkorderweiterung ein:

Erst ein ganzer Takt G-Dur:
G-Dur: 320033 mz00rk
Jetzt lassen wir r und k liegen, m und z greifen um zu:
halber Takt D4: x00233 x00zrk. GANZ WICHTIG: m liegt schon im zweiten Bund!! Jetzt k anheben:
halber Takt D-Dur: D-Dur: x00232 x00zrm

Fast schon Jazz, was? ;-) Okay, wieder mit G-Dur anfangen. Jetzt bauen wir mal einen RICHTIG schweren Akkord ein. Aber keine Angst, der hat nur einen schwierigen Namen. (HIER LIEBE MITLESENDE PROFIS BIN ICH AUF EURE HILFE ANGEWIESEN! IST DER NUN FOLGENDE NAME KORREKT?)

C9-7: 032033 0mz0rk

Im Wechsel mit unserem G-Dur bleiben r und k liegen. Das verleiht der Hand Stabilität und führt zu einem Klangteppich auf den oberen beiden Saiten. Billiger Trick? Okay, spielen wir mal:

G-Dur
C9-7
D4
D-Dur

Das ist dann auch schon das gesamte Werkzeug zu Oasis´ Wonderwall. Und da sage mal einer, ich könnte keinem beibringen, einen Welthit zu spielen.

Uff, lange Abhandlung, miese kleine Taschenspielertricks - schreibt mal, ob´s Euch geholfen hat. Und noch einen drauf:

Hornhaut auf der Fingerkuppe
ist dem Gitarristen schnuppe.
Wenn es aber schmerzt und blutet
hat er sich zuviel zugemutet.


;-)

Matthias


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