Flea Signature Jazz Bass Roadworn – Beichte, Rezension und Dummquatscherei


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Beitrag von falk vom Oktober 29. 2025 um 18:30:47:

Als Antwort zu: (G.A.S.) Der (im Rahmen unserer bescheiden gewordenen Möglichkeiten) große Beicht-Thread geschrieben von Friedlieb am Oktober 29. 2025 um 17:45:00:

Moin Friedlieb,

wow! Eine Zahnwaltgitarre als Halbresonanz und obendrein nur 3 kg. Sehr schön. Meinen Glückwunsch! Das will ich gerne glauben, daß die Spaß macht. Dann hänge ich mal meine Beichte gleich mit dran, ich hab den Text schon 'ne Weile fertig und habe bereits ungeduldig gewartet... :o)

Liebes Volk,

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neulich las ich die steile These, auch die siebenundzwanzigste Gitarre mache nicht glücklich. Nun habe ich noch keine siebenundzwanzig Gitarren (glaube ich – ich scheue mich seit Jahren vor einer Gitarren-Volkszählung) zudem handelt es sich vorliegend nicht um eine Gitarre sondern um einen Baß, und obendrein sorgt der bei mir durchaus für Dopaminausschüttung. Man soll eben nicht alles glauben, was irgendein Heiopei im Internetz erzählt. :o) Da ist Medienkompetenz gefragt. :o)

In diesem Fall aber muß ich sogar der KI Recht geben – Zitat: »Ja, das Spielen der 27. Gitarre kann glücklich machen, da es Stress abbaut, Dopamin freisetzt, den Blutdruck senkt und das Immunsystem stärkt; der Akt des Musizierens selbst bereichert und die Freude an der Musik überwindet Altersgrenzen.« Na also! Sachichja. Auch dieses KI-Zitat gehört – wie Johannes' Satz – im Probenraum aufgehängt.

Ihr wißt, ich bin – im Gegensatz zu Tom – sonst eher weniger ein Fan des etwas ungelenk wirkenden Offset-Waist-Designs. (Btw.: Ich bin kein Designer, ich bin Ästhet. *gröhl und gacker*) Freilich gibt es auch gute Gründe für Ausnahmen - zum Beispiel:

Ich hatte gerade das Glück, einen gebrauchten Flea Signature JB MiM mit nur 3,9 kg für einen fairen Preis von dessen freundlichen Vorbesitzer zu erwerben. Jazz Bässe sind aufgrund des großen Korpus sonst eher schwerer und meist auch schwerer als Precis. Dieses Exemplar hat also jede Menge Potential bezüglich Ansprache und Eigenresonanz. »Weil, das ist Physik.« (Ullli in anderem Zusammenhang)

Um den Flea Sign. (die Kopie eines '61er – also sehr frühen JB) schleiche ich schon ein Jahr, vielleicht auch länger herum. Was ich besonders cool finde, ist die alte Elektronik mit zwei Tandempotis. Die ist selten, also besonders. Und ich bin großer Fan von Besonderem. Mein selbstgeschraubter Paulownia-JB in Fiesta Red hat die, und für das nächste JB-Selbstbauprojekt mit leichtem Linde-Korpus in Seafoam Green liegt auch schon solch eine Schaltung bereit.

Überrascht war ich allerdings, daß die Tonepotis (schwarze Ringe) 11 Rasterstellungen haben (soll wohl dem '61er Original entsprechen). Das ist im Grunde eine gute Idee, ich würde es aber für noch sinnvoller halten, wenn das die Volumenpotis hätten. Die Pickups sind nämlich revers, brummen also nicht (was mich sehr freut) wenn man sie genau gleich weit aufdreht. Damit erledigt sich zunächst auch eine Abschirmung, die ich ursprünglich angedacht hatte.

Ansonsten macht dieses Exemplar einen sehr authentischen und wertigen Eindruck. Das Griffbrett ist gleichmäßig dunkel (wurde mit Griffbrettöl noch dunkler) und hat cremefarbene Dots. Sehr schön. Solche Dots habe ich schon bei mehreren Griffbrettern nachgerüstet. Auch die Farbe des Ahorns ist nicht zu dunkel und nicht zu hell – also genau so, wie man es oft bei alten Instrumenten sieht. Überhaupt wirkt das Aging sehr überzeugend. Auf manchen Polepieces ist sogar Rost. Find ich cool.

Der Hals fühlt sich sehr gut an – nicht klebrig sondern angenehm glatt. Und er läßt sich mit seinen 38 mm Sattelbreite gut spielen. Mein Preci Classic 50s mit authentischen 44,5 mm Sattelbreite (halbierter Baseball-Schläger) ist da ein ganz anderes Kaliber.

Ich habe den Flea JB zunächst ein wenig getuned und meinen Vorstellungen angepaßt: Die etwas dickeren alten Saiten runter und 100-045er tiefmittig knurrende Ernie Ball Roundwound aufgezogen, einen dünnen Shim untergelegt, um die Saitenlage etwas verringern zu können und den Winkel der Saiten an den Saitenreitern etwas steiler zu haben. Der Halsfuß paßt übrigens saugend in den Korpus – absolute Qualitätsarbeit! Dann die Halskrümmung etwas verringert – und siehe da: Er spielt sich nun fast von selbst und macht richtig Spaß. Die Sattelkerben werde ich demnächst noch mal leicht nachfeilen. Auch das wird die Bespielbarkeit noch mal verbessern.

(Zwischenfrage: Ist es eigentlich schizofrä... – äh – zwiespältig, wenn man an einem völlig vermackten Instrument extrem darauf achtet, keinen zusätzlichen Kratzer zu machen? Sind eventuell Küchen-Pfüchologen anwesend, die uns das erklären können? :o) )

Ich werde das Gewicht noch mal deutlich reduzieren, indem ich die schweren Mechaniken durch die extrem leichten Gotoh GB640 ersetze. Ich hatte erst nach Non-Reverse-Mechaniken gesucht, aber die gibt's nicht in geageter Ausführung. Ich hätte also meine GB640, die ich noch rumzuliegen habe, selbst agen müssen. Also wird er Reverse bekommen. Aber daran gewöhnt man sich doch schneller als gedacht, und es ist konsequent authentisch.

Sodann werd ich ihn noch einer Vibrationsentdämpfung nach Reumont unterziehen, und spätestens dann ist das ein Top-Instrument. Ich freue mich schon sehr darauf, ihn im Bandkontext zu erleben. Das wird wohl schon am Freitag passieren, wenn wir (dr, bg) einen Gitarristen und Sänger treffen.

Am besten klingt's m.M.n. mit beiden Pickups aufgedreht – schön knurrig und damit gut ortbar. Ansonsten ist natürlich vieles möglich - vom dumpfen Motown-Sound bis zum Patorius-Nöhk. Der Sound ist schon am Ashdown-Preci mit aufgedrehten 340 Hz beeindruckend. Aber am SVT-VR mit 810 Heritage ist das geradezu der Hammer. Da bläst einem mit aufgedrehten 220 Hz Knurr und Gerüpel derart unverblümt in die Fresse – das ist endgeil! Sollte es eine Session geben, werdet Ihr's erleben. :o)

Also wer die Gelegenheit hat, solch ein leichtes Exemplar zu erwischen: Ich würde zugreifen.

Begeistere Grüße, Falk

P.S.: Fotos spare ich mir jetzt mal. Mein Flea Sign. sieht nämlich exakt genau so aus wie der in obigem Video - nur das Griffbrett ist bei meinem durchgehend schön dunkel.




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