Re: (Band) Music is performing art


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Beitrag von Doc vom März 14. 2001 um 11:29:23:

Als Antwort zu: Re: (Band) Music is performing art geschrieben von Der Felix am März 13. 2001 um 20:33:01:

Moin-moin!

Jo, das ist wirklich ein schönes Thema. Aber irgendwie stört mich eins: gibt es nur zwei Kategorien Bands? Die Profis, die eine rasante Show machen, tierisch Kohle abkassieren (oder es zumindest versuchen) und auf Vermarktung abzielen und auf der anderen Seite die blutigen, unfähigen Anfänger, die verkrampft in der Ecke stehen? Das war jetzt mit Absicht etwas überspitzt ausgedrückt.
Klar, wohl jeder, der auf der Bühne steht, will daß seine Musik gewürdigt wird (durch Applaus und/oder klingende Münze). Aber ich finde, man sollte dabei doch auch die Realitäten im Auge behalten. Ich finde nichts peinlicher als eine Band, die eine einstudierte Bühnenshow abliefert, musikalisch aber nix auf die Reihe bringt. Meistens ist dann die Show auch nicht unbedingt gelungen, eher krampfhaft. Für mich als Zuhörer ist es wichtiger, Musik zu hören, die mir gefällt. Deshalb besuche ich Konzerte.
Ich gebe Dir recht, wenn man auf (semi-)professionelle Vermarktung aus ist, muß man auch "optische" Dinge beachten. Wenn ich jedoch Bands sehe, die in 10 Jahren noch keine Kohle machen werden, da sie einfach grottenschlecht sind, keine "Zug" zur Musik haben, dafür hochgesteckte Träume, und die bei der Auswahl ihrer Sängerin nur darauf achten, ob sie sich im bauchfreien Top und mit tiefem Ausschnitt sehen lassen kann, dann frag' ich mich, wo ist der Sinn für Realität? Sollte man nicht erst mal laufen lernen, bevor man rennt?
Letztendlich kommt es auch auf den Stil an. Ich kann als "Frontfrau" in der Irish-Folk-Band keine großartige Show machen. 1. weil die Musik nicht passt, 2. weil man mit umgehängtem Bass nicht wirklich beweglich ist und 3. sind die Bühnen in Pubs meist winzig, so daß wir ohnehin schon Probleme haben, uns taktisch klug darauf zu verteilen. Möglichst so, daß keiner den Bogen der Geigerin im Auge hat. Dafür haben wir ein paar Freunde im Publikum, die bei schnellen Stücken einen auf "Riverdance" machen. Das gibt zusätzlich Stimmung. In meiner anderen Band bin ich "nur" Sängerin, also beweglich, die Musik ist anders (Mischung aus Rock, Pop, Funk und Jazz) und natürlich auch das Publikum! Auch ein wichtiger Faktor. In Pubs wollen die meisten Leute ihr Guinness trinken, schwätzen und den Abend genießen. Bei anderen Auftritten will das Publikum animiert werden. Ist auch in Ordnung. Und eine professionelle Band bietet da natürlich mehr als eine "engagierte Amateurkombo".
Nächster Punkt: als ich das erste Mal auf der Bühne stand (nach einmal proben), wußte ich nicht, was ich tun soll. Was mach ich mit der Hand, die kein Mikro hält, wen schau ich an, rede ich oder besser nicht, etc.. Ich tat dann das einzige, was ich konnteund mir halbwegs zutraute: singen. Hat gereicht. Im Laufe der Zeit wurden die Auftritte dann entspannter, ich traute mich mehr, redete auch mal zwischen den Songs. Das Publikum mit etwas anderem als nur der Musik zu unterhalten muß man genauso lernen, wie das musizieren! Nur leider bringt einem das keiner bei! Und irgendwelche "Stars" abzukupfern bringt nix, ist eher lächerlich. Also muß wohl jede Band im Amateurbereich ihren eigenen Weg finden. Das sollte man sie auch in Ruhe lassen! Oder gibt es auch eine "Show-Polizei"?
Ich finde, wenn das Publikum merkt, daß da auf der Bühne Musiker stehen, die Spaß an dem haben was sie machen und die gute Musik abliefern, ist das mehr wert als eine künstliche Show (wohlgemerkt: ich rede von Amateurbands, nicht von den "No Angels", denn ich bezweifle, daß deren typisches Publikum auf die Musik an sich achtet - ist nicht geringschätzend gemeint). Ein freundliches Lächeln oder gar Lachen, kleine Pannen (wie letztens, als unsere Fiddlerin mitten im ersten Stück auf einmal aus Versehen den Hauptstecker rauszog und wir unplugged dastanden), ein Scherz mit Bekannten im Publikum reicht meistens schon aus. Man sollte nicht mehr machen, als möglich ist. That's meine Meinung.

Viele Grüße :-)
Doc


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