Re: (Bass) Precise Beratung


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Beitrag von Jonas vom August 01. 2017 um 19:54:50:

Als Antwort zu: Re: (Bass) Precise Beratung geschrieben von The stooge am August 01. 2017 um 19:25:11:

... wg. CNC-Fräsen sich die Einsparung bei den Arbeitskosten auch in Grenzen hält, wird halt das Holz nicht weiter selektiert. Und so fällt bei den Fareast-Geigen die Qualitätsstreuung viel größer aus.

Moin Mathias,

Sorry, aber das halte ich für großen Unsinn. Holz selektieren? Bei mehreren tausend Instrumenten im Monat? Also, getrocknet wird es, ja, um auf eine verarbeitungsfähige Restfeuchte zu kommen. Das hat Gibson schon in den 50ern gemacht mit Öfen auf dem Werksgelände. Und gerissene Stücke werden aussortiert, weil nicht verrabeitungsfähig, okay, aber das ist in Asien wie auch in den USA und in der EU gleich. Astlöcher im Holz? Beim Body ist das imho 0,0 Problem, wird aber aussortiert und deckend überlackiert wenn ansonsten strukturell in Ordnung, bei Gibson, bei Fender und auch in Asien und in der EU.

Stehende Jahresringe/liegende Jahresringe? Nun, das selektiert man i.d.R. bei einer gewissen Preisklasse, darunter ist es Glückssache. Was davon besser klingt hat noch niemand objektiv für alle nachvollziehbar festgestellt nach meinem Kenntnisstand.

Also, was soll man denn überhaupt an Holz selektieren abgesehen von Restfeuchte und statischen Eigenschaften, die der Art zugerechnet werden? Wuchsfehler findet man in jeder Preisklasse meiner Erfahrung nach, die sind aber nicht immer ein Problem. Riegelahornhälse z.B. sind gerade voll hip, würde aber niemand an einem Bass verbauen, oder nur sehr ungern, weil es Probleme mit der Stabilität geben kann, Stichwort "werfen des Halses". Das ist aber weitaus dramatischer bei einem Hals, der komplett ungeriegelt ist und nur an einer Stelle eine einzige Flamme hat z.B., hier ist die Chance von Verzug recht hoch.

Aber unterm Strich ist das allerwichtigste immer die Verarbeitung. Es gibt doch diese Palettenholz Taylor und auch Bob Benedetto hat mal mit total verastetem Holz eine Archtop gebaut, beide Instrumente waren gut. Es gibt sogar namhafte Hersteller von Klassikgitarren, die kleinste Äste in der Decke z.B. für durchaus tonfördernd halten, aber der Kunde will es nicht, weil er denkt, es sei minderwertig.

Ist genau wie mit Tonholz. Es gibt kein Tonholz, es gibt nur Holz, was sich durch seine Eigenschaften in Bezug auf Statik eignet, oder nicht und für einen E-Gitarren/Bass Body eigent sich im Prinzip jedes Holz. Für den Hals und das Griffbrett nicht, klar, da hier andre Voraussetzungen an die Statik gestellt werden, bzw. an die "Nehmerqualitäten".

Ich habe noch niemanden getroffen, der von sich behauptet hätte, er würde das Holz nach klanglicher Qualität aussuchen und würde schon vor der Fertigstellung wissen, wie das Instrument klingen wird. Maximal Tendenzen kann man vorhersagen, ja, und auch Spielkomfort kann man massiv beeinflussen, ja.

Blöde Beispiele: ich hatte schon Mahagonipaulas in den Händen, die klingelten wie eine Telecaster und auch Esche Teles, die waren fett wie eine Paula. Bei akustischen Instrumenten mag das eine komplett andere Sache sein mit den hörbaren Unterschieden bei Hölzern, aber bei Solidbodies? Eine gute Tonübertragung kann man fördern durch die Art der Konstruktion, ja. Aber das hat in meinen Augen nur zu einem kleineren Teil mit dem Holz zu tun, sondern mit der Qualität der Arbeit.

Und die ist, um den Bogen zu kriegen, bei G&L Tribute in diesem Preissegment m.E. wirklich sehr sehr gut. Das heißt nicht, dass es nicht auch Instrumente gibt, die konstruktive Mängel haben können (auch wegen des Holzes), oder nicht klingen (subjektiv). Das ist aber bei Fender und Gibson USA nicht anders.

Alls Gute!

Jonas




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