(Meta)physik (war: (Pickups) Hat jemand einen Tipp für mich?)


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Friedlieb vom Oktober 05. 2010 um 19:36:08:

Als Antwort zu: Re: (Pickups) Hat jemand einen Tipp für mich? geschrieben von ghost am Oktober 05. 2010 um 11:01:19:

Hey, Ghost,

: Sorry dass ich es wagte die werte Gemeinde mit Altbekanntem zu langweilen.

ich bezweifle, dass jemand sich gelangweilt hat. Also ich fand die Diskussion jedenfalls interessant. Es ist nur so: wenn hier jemand was liest, was er für offensichtlich falsch hält, dann schreibt er das normalerweise.

Der Witz daran ist: das gilt für alle. Für Dich, und für die anderen ebenso. Wenn dann Meinungen aufeinander treffen, kann sich jeder Mitlesende sein eigenes Bild machen.

Der Ansatz "ich bin im Besitz der absoluten Wahrheit und ich brauch das nicht weiter zu begründen" war dabei in der Vergangenheit übrigens kein geeignetes Mittel, um irgend jemanden zu überzeugen.

So, jetzt zur Sache:

: Alles was über die Physik hinausgeht ist gemeinhin als Metaphysik bekannt. Es ist nicht auszuschließen, dass der rein technische Ansatz nicht der einzig wahre ist. Aber immerhin ist er unwiderlegbar.

Ich bin da ja bei Dir, und ich kenne den Ansatz zur Genüge, immerhin bin ich selbst ein halber Physiker und fühle mich auf dem Boden der objektiv belegbaren Tatsachen am wohlsten.

Der Physiker an sich vereinfacht ja gern, wenn er mit seinen Modellen die Welt abbildet. Da werden üblicherweise Dinge vernachlässigt, die das Denkmodell in seiner Reinheit beeinträchtigen. Nehmen wir den freien Fall. Wo auch immer die Formel für Geschwindigkeit oder zurückgelegte Strecke auftaucht, steht als kleiner Zusatz "ohne Berücksichtigung der Luftreibung" dabei. Wenn es um Kraftübertragung geht, auch jedesmal "unter Vernachlässigung der Reibung". Und so weiter. Du weisst, was ich meine. Dieses grundsätzliche Problem der Physik ist so weit verbreitet, dass sogar Witze darüber gemacht werden. (Wer den nicht versteht, findet hier eine Erklärung.)

Dass in physikalischen Betrachtungen gern mal verallgemeinert wird und "für die grundsätzliche Betrachtung nicht weiter interessierende" Details ausgeklammert werden, ist also eine Tatsache. Ich habe den Eindruck, dass Du bei Deiner Argumentation genau diese Tatsache unterschlägst, wenn Du (sinngemäss) sagst, alles, was in Deinem physikalischen Modell nicht vorkommt, sei Metaphysik. Denn Dein physikalisches Modell ist unvollständig, mit den üblichen Ausklammerungen der Physik auf etwas Einfacheres reduziert, und daher gibt es zwischen Deinem Modell und dem Beginn vom "Spinnerei" noch ein sehr weites Feld, welches eben nicht der Metaphysik zuzuordnen ist.

Ein Tonabnehmer ist eben nicht nur eine Spule mit einem Magneten, sondern es gibt weitaus mehr Parameter, die Einfluss auf den Klang haben. Natürlich sind das alles Real-World-Parameter, die von der Physik durchaus erfasst werden könnten. Ich schätze Helmut Lemme sehr, habe vor 30 Jahren sehr viel von dem Studium seiner Bücher gelernt. Aber ich denke heute, dass er in seinen Darstellungen einige Parameter vernachlässigt, die nicht vernachlässigt werden sollten, und daher eine unvollständige Abbildung der Realität zeichnet.

Und ich bin überzeugt, dass Leute wie Harry Häussel oder Andreas Kloppman eben ein paar dieser Parameter identifiziert haben und sie beim Bau ihrer Pickups berücksichtigen können - wenn sie auch nicht unbedingt die Formel dafür aufschreiben können. Nicht vergessen: das Ohr ist das empfindlichste, am feinsten zeichnende Sinnesorgan, welches dem Menschen zur Verfügung steht - allein über diese Tatsache und den Konsequenzen daraus könnte ich Seiten über Seiten schreiben. Deshalb ist eine Beurteilung eines klingenden physikalischen Systems mit trainierten Ohren immer noch die zuverlässigste Methode und jedenfalls dem Betrachten von Messdiagrammen vorzuziehen.

So. Habe fertig. :-)

Keep rockin'
Friedlieb




verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.