Re: (Aussenjam) Boogiestrat
Beitrag von Martin vom Dezember 08. 2009 um 16:27:42:
Als Antwort zu: Re: (Aussenjam) Boogiestrat geschrieben von ibanizer am Dezember 07. 2009 um 23:40:56:
Hallo Thomas!
Huch, dass klingt aber nach wirklich viel konsequenter Arbeit (die dazu sehr technisch ist).
Zum Timing:
Die Übungen hierzu kommen im Gegensatz zu den von dir genannten Übungen eher meditativ daher. Es geht also insbesondere um Konzentration, wo man sich während des Spiels in Relation zum Beat befindet. Man steht beim Spielen also quasi neben sich und hört sich mega konzentriert zu, als wäre man selbst ein Zuhörer.
Um das auszuloten, bietet es sich z.B. an, die Phrasierung von anderen guten Musikern detailgetreu zu adaptieren. Ich habe dazu langsamere Jazz-Stücke von Chet Baker benutzt.
Dann probiert man, später oder vor der Zeit zu spielen, zur CD oder auch zum Metronomen. Sinnvoll ist auch, verschieden starke Bereiche zwischen binär und ternär auszuloten.
Sehr geil ist es, wenn Dozenten mit dir und deiner Rhythmusgruppe arbeiten. Ich habe das auf einem Workshop erlebt, als Peter Weihe und Anselm Kluge einen ganz einfachen Groove auseinander genommen haben (den Am-ster-dam-Groove, Punktierte Viertel, Achtel,Viertel, Viertelpause, oder wie Drummer sprechen "Dum, chik, dum dum, chik"). Da verändert sich so dermaßen viel, wenn man die Töne unterschiedlich lang oder kurz aushält, alle weiter hinten spielt, nur eine Zählzeit etwas weiter hinten nimmt u.s.w.
Oft stelle ich mir ein Metronomen einfach auf 60 oder 80 und stelle mir dabei vor, es wäre eine Snare gespielt auf 2 und 4. Dann jamme ich dazu und versuche, so zu phrasieren, dass das olle Metronomen plötzlich anfängt zu grooven wie ein guter Drummer...
Das ganze mache ich auch gerne zu einem programmierten Click im Sequenzer (4-taktiger-Loop), wo aber nach 3 Takten mit Click der 4. Takt ganz leer bleibt. Ich spiele weiter und arbeite daran, ganz genau wieder auf die 1 vom nächsten Takt zu kommen. Das ganze verlängert man dann nach belieben, bis man auch bei komplizierten rhythmischen Pattern mehrere Takte ohne Clik spielen kann, ohne aus der Form zu fliegen. Besonders schwierig ist, wenn man kein festes Pattern hat, sondern frei improvisiert.
Aber die für mich schwierigste Sache am Timing und an der Phrasierung ist folgendes: Man muss mental völlig bei der Sache sein, seinen Mitmusikern ganz bewusst zuhören. Zu lernen, was der Drummer auf seiner Hihat macht, darauf achten, wie die anderen phrasieren und sich dann dranhängen. Sich selbst beim Spielen zuhören und versuchen heraus zu finden, welche Auswirkungen sein eigenes Spiel auf den Gesamtgroove der Band hat.
Leider bin ich bei diesem Thema kein Naturtalent, andere grooven wie Sau, ohne sich jemals Gedanken darüber gemacht zu haben (...die Glücklichen...). Ich muss mir das bei jeder Probe und bei jedem Gig quasi wieder neu erarbeiten.
Gruß Martin
- Re: (Aussenjam) Boogiestrat ibanizer 08. Dezember 2009 23:32:49
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