(Konzertreview) John Haze Project im Kaiserkeller/Detmold


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Beitrag von ferdi vom Januar 10. 2009 um 12:14:42:

Thjoah,

also ich bin durch Zufall drauf gestoßen, durch den Veranstaltungskalender des Kaiserkellers. Dass John Hayes Gitarrist bei Mother's Finest ist, was für mich kein Grund dorthin zu fahren, eher schon die Beschreibung der Musikrichtung des JHP, die irgendwo zwischen Rock, Funk und sonsigem wabert - wie bei unserer Kapelle, also habe ich unseren Sänger Michael angequatscht, noch meine 15j Tochter nebst Freundin mitgeschlürt (kulturelle Bildung ist ja so wichtig!) und hin. Durch die Clips auf der MySpace-Seite des JHP hatte ich Erwartungen, die irgendwie in Richtung Eric Gales gingen und war bester Laune, die, das vorweg, nicht enttäuscht werden sollte.

Equipmentmäßig spielt John fast nur Teufelszeuch, fast den ganzen Gig über eine Custom Dean, Mahagonibody mit Ahorndecke und geschraubtem Ahorn/Rosewood-Hals, P90 am Halse, HB am Stege, für das halbe zweite eine tobacco sunburst Les Paul, die um Wellllten fetter klang. Wohl nur als Ersatz stand eine G&L Legacy (so heißen doch die G&L-Strats?) herum. Das ganze ging in ein Line6-Ding mit vielen Tastern und Expressionpedal, ein (nur für ein Stück genutztes) Digitech Whammy, dann in einem - suprise, surprise - Koch 2x12. Hinter der Säule (wer den Kaiserkeller kennt...) stand noch ein Line6-Halfstack, das wird wohl als Fill für den Drummer mitgelaufen sein, gehört habe ich jedenfalls nur den Koch. John benutzt auch noch einen Looper, der bei einigen Stücken zum Einsatz kam. Equipmentmäßig also unter ferdi-Purismus-Gesichtspunkten 0 von zehn Punkten. Seine Sounds sind alle in Chorus und Hall getaucht, oft mit kurzem Delay angedickt (brrrr), aber wie wir alle wissen: ein echt geil gespieltes Lick mit echt beschissenem Sound klingt immer besser als ein echt beschissen gespieltes Lick mit echt geilem Sound.

John singt live tatsächlich mit Harmonizer. Warum, erschließt sich mir nach Hören der aktuellen CD nicht. Abgesehen vom völlig routiniertem Spiel - interessante Harmonien und Akkordfolgen, ziemlich song-orientiert, viele positive Vibes, aber schreiende Pentatonik-Spli wi sie hingehören - sorht John Hayes so sehr für Stimmung, dass der KK tobte. Ein toller Entertainer, wirklich super und zu keinem Zeitpunkt zuviel oder peinlich.

Bassist Pepper spielt, quasi als Ausgleich zu John, einen der geilsten live-Sounds, die ich JE gehört habe: ein ziemlich abgerockter Musicman StingRay geht in einen 1HE Ampeg-Preamp (so wie ich aus 5m erkennen konnte), was-weiß-ich-fpr-eine Endstufe und dann an zwei 4x10 Boxen. Pepper fährt einen EXTREM crunchenden MÖRRRDERRR-BASSSOUND und hat mehrere längere Soli hingehauen, boah, meine Fresse, der Mann groovt mehr als alle. Ich habe ihm nachher gesagt, dass er meinen bisherigen "favorite bass palyer", Jason von der Bernard Allison Band (ein TIER) heute bzw. gestern Abend vom Thron getoßen habe. Mann, sowas habe ich selten erlebt. Der Fünfsaiter kam nur bei ein, zwei (waren es drei?) Stücken zum Einsatz. Höhepunkt des gesamten Gigs war für mich ganz klar das eine sehr lange Basssole, bei dem John hinten zu Drummer Guzz ging, sich zwei Sticks schnappte und in bester Indianer-Trommel-Manier das Stand-Tom bearbeitete. Ganz großes Kino.

Drummer Guzz ist auch sehr, sehr gut. Er hat mehrer Jahre mit Herman Brood gespielt - wie mich meine bis zum Ende  - und liefert neben ultratightem Spiel, das rollte wie ein Lincoln Continental, sehr guten Backgroundgesang. Ein sehr guter Drummer. Kein Frickler wie Dennis Chambers, dafür war das alte Ludwig-Set auch viel zu klein, aber ein Groove-Monster. Super!

Es gab drei recht lange Sets, Gespielt von hab zehn bis halb eins, die Pausen waren kurz- viel Improvisation, kein Klammern an der Setliste. Ein sehr befriedigendes Konzert, ein rundum gelungener Abend.

Nach dem Gig wollte ich mir die CD signieren lassen und folgte Guzz auf der Suche nach dem "where is the fuckin en?"- Edding in die großzügige Backstage-Lounge des Kaiserkellers (das war ein insider-Witz für alle, die dort schon mal gespielt haben...) . "You want a beer?" Eins ergab das andere, ich und Sänger Michael blieben länger dort als erwartet, die Jungs sind alle echt locker, kein bisschen Star-Allüren oder Arroganz, sehr sympathisch.

Von links nach rechts... Bassist Pepper, meine Wenigkeit, Drummer Guzz und John Hayes.

FALLS ihr die Möglichkeit habt, die Truppe noch anzugucken (Termine auf der mySpace-Seite), dann rate ich dazu - unbedingt. Und lasst nicht die Clips dort enhtscheiden. Live gehen die Jungs total von der Kette, großartig. Eins der besten Konzerte, die ich je gesehen habe, größter Minuspunkt der Gitarrensound, aber wen interessiert das...

Gruß, ferdi




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