Re: (Amps) Suche Röhrenamp, der auch ganz leise gut klingtBeitrag von erniecaster vom August 20. 2008 um 14:54:42: Als Antwort zu: (Amps) Suche Röhrenamp, der auch ganz leise gut klingt geschrieben von Schnitzel am August 19. 2008 um 19:07:07: Hallo Willi,erstmal "willikommen". Hua, müder Scherz. Jetzt weiter im Ernst. Als Anfang-Vierziger darf ich Dir Mitt-Vierziger sicherlich die Wahrheit zumuten: Du konntest keine Antwort auf Deine Frage finden. So ungerne ich den Jungs hier widerspreche, sind deren Tipps vermutlich nutzlos oder anders gesagt: Leise so klingen wie laut geht nicht. Nur zu "geht nicht" zu sagen, ist allerdings zu einfach. Ich begründe es mal ausschweifend. Gitarrensound entsteht durch: 1. den Spieler Das erklärt sich von selbst. Macht in Deinem Fall auch keine Schwierigkeiten, sofern Du laut den Sound hinbekommst, den Du suchst. 2. die Gitarre Auch erstmal nichts Überraschendes. Die Aufdröselung der Komponenten schenke ich mir mal. Die Gitarre wird unter 9. noch interessant. 3. Vorstufe des Amps Auch nicht weiter erwähnenswert. 4. Endstufe des Amps Die Faustregel lautet, dass man zur Verdoppelung von Lautstärke die zehnfache Wattstärke braucht. Das wird immer wieder gern gesagt, ob es stimmt, habe ich nie gemessen und eine richtig wissenschaftliche Erläuterung habe ich auch noch nicht gefunden. Sei es drum, glauben wir es doch einfach mal. Das bedeutet, dass ein 10-Watt-Verstärker halb so laut ist wie ein infernalisch lauter 100-Watter. Der 1-Watt-Verstärker würde also noch ein Viertel der Lautstärke eines 100-Watt-Stacks erzeugen. Das ist laut. Dass sich auch das Verhalten einer Röhrenendstufe bei mehr Leistung verändert, ist bekannt. Anders gesagt, ist hier gar nicht so viel Raum nach unten. 5. Effekte Jo. Hier aber egal. 6. Speaker und Box Endlich wird es spannender. Das Lautstärkeempfinden wird erst einmal maßgeblich durch die Optik beeinflusst. Eine 4 x 12er Marshall-Box oder gar zwei übereinander sind LAUT. Immer. Auch wenn der Amp noch nicht mal eingeschaltet ist. Das scheint jetzt albern zu sein, ist es aber nicht. Sobald ein Hausgenosse reinkommt und sieht, dass dieses hässliche schwarze Ungetüm am Werk ist, wird das als ZU LAUT bezeichnet. Hier ist der kleine Übungsamp deutlich im Vorteil. Außerdem klingen Speaker laut anders als leise. Wenn der Amp so leise eingestellt ist, dass die Nachbarn nichts mitbekommen, gerät der Speaker auch nicht in Wallung. Schon hier ist das Projekt "Supersound bei Zimmerlautstärke" komplett gescheitert. 7. Raumklang und Umgebung Alleine E-Gitarre spielen ist blöd. Erst zusammen mit Band macht das richtig Spaß. Auch zu irgendwelchen Playbacks zu spielen, ist nicht dasselbe wie ein neben Dir schwitzender Schlagzeuger. 8. Kleinkram Nur für´s Protokoll. Fingernägel, Plektren, Saiten, Kabel, Batterien, Sender etc. sind soundbeeinflussend. Wer benutzt zuhause schon einen Sender? Oder das 10-Meter-Kabel? Hier aber ansonsten auch egal. 9. Interaktion der Paramter 1 - 8 Jetzt kommt der Moment, wo der Frosch ins Wasser springt. Der Amp bringt den Speaker in Wallung, die Box föhnt die Gitarre an und die verhält sich ab einem gewissen Punkt völlig anders als "trocken". Eine trocken gespielt langweilige Gitarre kann sich als Rennpferd entpuppen, eine trocken gespielte Supergitarre ist plötzlich hypersensibel und völlig unbrauchbar. An dieser Stelle bin ich zwar allein, sage aber immer wieder gern, dass der Trockenklang einer E-Gitarre völlig irrelevant ist. Wichtig is´ auf´m Platz und da spielt man nicht trocken. Ich bin damit in der Minderheit, weiß ich, bleibe aber bei meiner Auffassung. Dazu kommt die Soundveränderung des Amps durch die Wärme, der körpereigene Stress durch Lautstärke etc. Ich fasse mal zusammen: Bewegte Luft ist durch nichts zu ersetzen. Es muss nicht extrem laut sein, in Zimmerlautstärke geht es aber nicht. Mein Tipp: Kauf Dir ein gutes Gigbag, eine Mütze, eine ordentliche Regenjacke und ein Fahrrad und dann fährst Du lieber mit der Gitarre in den Probenraum und drehst ein wenig auf, wo es niemanden stört. Und falls Du keinen Probenraum haben solltest, wird es Zeit, eine Band zu gründen. Und dafür brauchst Du keinen leisen Verstärker sondern einen lauten. Gruß erniecaster
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