Re: (Gitarre) Welcher Decklack verträgt sich mit Schellack oder ölhaltigem Porenfüller?
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Beitrag von André vom Juni 06. 2007 um 09:37:55:
Als Antwort zu: (Gitarre) Welcher Decklack verträgt sich mit Schellack oder ölhaltigem Porenfüller? geschrieben von Hillbillly Jo am Juni 05. 2007 um 22:24:31:
Hallo Joe,
warum grundierst Du Deinen Body nicht mit einer zum Decklack passendem System? Also wenn Polyurethan Decklack dann warum nicht die dazu passende Grundierung? Und warum nicht gleich ein Polyutethan-Zwei-Komponentenlack? Und warum zwei so völlig gegensätzliche Lackarten wie Schellack und Polyutethan auf EINEM Instrument? Die liegen von der Art, Lackdicke, Robustheit, Füllkraft, Weltanschauung usw. so weit auseinander, daß diese selbst auf verschiedenen Gitarren so unterschiedlich sind, daß sich eine Diskussion darüber eigentlich verbietet. Fragen über Fragen ...
Aber Ernst bei Seite: Willst Du ein brauchbares Ergebnis erzielen, daß einen halbwegs professionellen Anspruch genügt, dann gibt es drei bis vier Möglichkeiten:
1.) Porenfüllpulver kaufen. Diesen mit Deinem Decklack zum Brei anrühren und damit das Instrument mittels Lappen bearbeiten. Gibson macht das heute noch so, die mischen das mit dem Lack, zu welchem sie "Nitro" sagen. Porenfüllpulver gibt/gab es hierzulande von der Firma Zweihorn. Deren passender Nitrolack nennt sich SDF/H, der aber zur Rißbildung neigt oder alternativ der von Clou. Danach schleifen und den Vorgang wiederholen.
Sind die Poren gefüllt und die Oberfläche nach wie vor uneben, "grundierst" Du mit Klarlack mit anschließendem Schleifen weiter, bis eine ebene Oberfläche entsteht.
Dann die Farbschicht auftragen. Je nach Farbe kannst Du Farbextrakte (gibt's auch von Zweihorn mit dem Decklack mischen. Schwarz geht, die anderen Farbextrakte bleiben meist transparent. Oder farbigen Nitrolack kaufen - gibt's heute leider selten aber ein guter Händler kann Dir alle RAF-Farbtöne auf Bestellung besorgen. Alternativ gehen auch Einkomponenten Autolacke auf Lösungsmittelbasis. Sind zwar heute selten, aber noch zu bekommen. Dann Nitroklarlack in mehreren Schichten darüber, schleifen, polieren und fertig.
2.) Statt dem Geschmiere mit dem Porenfüllpulver und wenn Du keine Grundierung (z.B. wegen der vielen Plastik-Füllstoffe) verwenden willst, dann kannst Du auch problemlos mit dem Decklack grundieren. Viele Lackschichten auftragen, dannach bis auf's Holz herunterschleifen und wenn alles eben ist, noch eine Schicht als durchgehende Grundierung drauf, dann mit Farbe und Decklack weiter.
3.a) Wenn Du schon Polyurethan benutzen willst, kannst Du mit diesem Decklack ebenfalls grundieren. Da dieser Lack mehr Füllstoffe und weniger Verdünner hat, geht das auch schneller, als mit dem Nitrolack. 3.b) Oder benutzt die dazu passende Grundierung. 3.c)Oder benutzt als "Zwischendrinlösung" die Mattlackvariante von Decklack. Denn die Mattlacke haben für den Matteffekt auch eine Menge Plastikteile drin, welche die Poren schnell auffüllen. Für die Farbschicht bekommst Du problemlos alle RAL Farbtöne als Polyurethan in Zweikomponentenausführung. Danach den Klarlack in ausreichenden Schichten drüber, schleifen, polieren (harte Arbeit) und fertig.
4.) Wenn Schellack, dann ist das ja auch in Ordung. Eine dünnere Lackschicht bekommt man mit keinem anderen Lack her. Dann allerdings auch ohne Farbe - außer Du findest Farbpigmente, die sich mit dem Schellack vertragen. Macht aber trotzdem wenig Sinn, denn die dünne Lackschicht ist sofort an vielen Stellen "durch". Das ist optisch bei der bräunlichen schellackeigenen Grundfärbung weniger ein Problem, als bei einer deckend farbigen Schicht.
Ach ja - für 1 - 3 brauchst Du bis auf das Füllpulvergeschmiere Druckluftkompressor und Spritzpistole. Außerdem muß der Spritznebel irgendwie weg, von wegen Gesundheitsgefährdung und Explosionsgefahr. Mit dem Pinsel wirst Du kaum ein befriedigendes Ergebnis erreichen können. Die Oberflächen werden zuuu uneben und bei dem vielen glattschleifen schleift man schnell mal wieder durch den Lacklack durch. Da sind die Alternativen mit Nitro-Sprühdosenlack zwar wenig optimal aber wohl besser, als mit Pinsel. Die Zweihorndosen zaubern da noch eine etwas bessere Oberfläche, als das immer leich klebrig bleibende Zeugs aus den Clou-Dosen. Bessere Alternative: Preval-Sprayer - Sprühglas mit Druckluftpatrone zum befüllen mit Deinem eigenen Lack. Gibt es bei Steward MacDonalds, der es aber aus den USA nicht schicken darf. Wird in Deutschland von ICI vertrieben, daß ist die Firma, denen Zweihorn auch gehört.
Na dann mal viel Spaß,
André
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