Re: (Coverbands) Fluch oder Segen?
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Beitrag von Friedlieb vom November 17. 2006 um 18:38:32:
Als Antwort zu: Re: (Coverbands) Fluch oder Segen? geschrieben von Michael (Jacuzzi) am November 17. 2006 um 16:55:50:
Hi Michael,
das wird jetzt zu einem sehr sehr interessanten Diskurs, den ich mit wachsendem Genuß verfolge.
: Na, wie auch immer. Ich hatte in letzter Zeit mit ein paar Leuten zu tun, für die erklärtermaßen der Spaß im Vordergrund stand, und ich finde, das hört man.
Ich finde auch, daß es sich besser anhört, wenn die Musiker Spaß beim Spielen haben. Aber eigentlich wollte ich hier nicht einsteigen, indem ich Dir das Wort im Mund herumdrehe. Dennoch stehe ich zu meiner Aussage, und sie geht meines Erachtens sogar konform mit Deiner.
Die Gretchenfrage ist doch: definiere "Spaß". Sagt der Masochist: "Quäl mich." - Sagt der Sadist: "Neeeeiiiinnn..."
Vermutlich ist durch Deine negativen Erfahrungen mit Leuten, bei denen eine kurzsichtige, bock-orientierte Art von "schnellem Spaß" im Vordergrund stan, Dein Spaß-Begriff im Moment etwas negativ vorbesetzt.
Bei mir ist es so: nur wenn wir in der Band ernsthaft an den Stücken arbeiten, kann ich nachher Spaß beim Spielen haben.
Was ist denn das Ziel für Dich, wenn Du ein selbstkomponiertes Stück unter optimalen Bedingungen hervorragend arrangiert, gut geübt und gut aufgelegt live mit der Band spielst? Ob man dieses Ziel "intellektuelle Befriedigung" nennt oder "Freude am perfekten Solo" oder "Erfüllung eines hohen selbstgestellten Anspruchs" oder wie auch immer - es ist doch alles nur eine andere Umschreibung für "Spaß". Etwa nicht?
Selbst der leidende Blueser grinst beim Solo, er erzählt zwar ganz traurige Geschichten, aber man sieht ihm seine Freude beim Spielen förmlich an. Und auch der verkopfte Konzertpianist mit zwölf Fingern, der so böse guckt, der weiss tief in seinem Inneren doch, dass sein Spiel ihm irgendetwas gibt, wonach er sich sehnt, positive Gefühle, nenne dieses Etwas, wie Du willst, es ist aber im weitesten Sinne "Spaß".
Man sollte einfach unterscheiden zwischen dem Quickie und dem liebevollen ... na gut, lassen wir das, führt zu weit.
Bei der Probe steht bei mir zuerst der Spaß nicht im Vordergrund. Es geht nicht darum, eine Kiste Bier leerzuproben oder wer den schlechtesten neuen Musikerwitz kennt, sondern an den Stücken zu arbeiten. Das ist die Saat. Und das ist Arbeit. Ich bin froh, inzwischen eine Band zu haben, in der das so praktiziert wird.
Das Ziel des Ganzen ist aber nicht die Arbeit selbst, die Probe ist auch in diesem Sinne kein Selbstzweck. Es geht um den guten Auftritt, oder je nach dem auch vielleicht um die gute Aufnahme. Das ist die Ernte. Und das macht Spaß. Das ist eine langfristiger angelegte, tiefere Art von Spaß, die ich da meine. Aber es ist Spaß.
Hey - ohne Spaß macht das doch alles keinen Spaß.
Keep rockin' Friedlieb
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