Re: (Philosophie) Gitarren-Frust


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Beitrag von Michael (Jacuzzi) vom Mai 22. 2006 um 10:45:55:

Als Antwort zu: (Philosophie) Gitarren-Frust geschrieben von Ugorr am Mai 19. 2006 um 12:36:47:



Lieber Hendrik,


: Mir fehlt die Motivation. Mich nerven die ewig gleichen Licks und Rythmen die ich so spiele. Neue Songs wollen so gar nicht entstehen. Um mir Songs rauszuhören und draufzuschaffen bin ich auch zu faul. Anstatt kreativ Musik zu machen, erwische ich mich mit diversen Katalogen ... Oder ich programmiere irgendwelche Sounds mit dem Modeller, die ich nie brauchen werde. ... nach einer halben Stunde daddelte ich schon wieder mit den blöden Pentatonik rum.

Das ist, mal so ganz nebenbei, eine sehr schöne Zustandsbeschreibung geworden. Mir ist dieser Zustand außerordentlich bekannt, aber ich sehe es trotzdem etwas anders als du:

Das Problem ist nicht, dass du in der Pentatonik steckenbleibst - das haben eine Menge Leute ihr ganzes Leben nicht anders gemacht und sind damit glücklich (und manche sogar reich) geworden. Das Problem ist, dass du meinst, Pentatonik und die immergleichen Licks seien nicht genug. Es müssten neue Songs und neue Licks her. Was dich vor einiger Zeit noch begeistert hat, ist heute für dich das "immergleiche Gedudel". Dafür kann aber die Pentatonik nichts. Der Punkt ist also nicht, was du spielst, sondern deine Sichtweise darauf.

Das ist, für sich genommen, auch völlig in Ordnung: Man ändert seine Sichtweise und seine Ansprüche, und meistens dauert es nicht lange und man macht einen neuen Schritt.

Es kann aber auch zum Problem werden, wenn die eigene Sichtweise so kritisch/negativ wird, dass man überhaupt keinen Spaß mehr dran hat. (Was du schreibst, klingt ein bisschen danach.) An diesem Punkt, finde ich, muss man nicht am "immergleichen Gedudel" arbeiten, sondern an der Beziehung, die man zu diesem Gedudel hat. Und das würde für mich bedeuten, dass ich erst mal nicht versuchen würde, unbedingt etwas neues/anderes zu machen, sondern stattdessen einfach weiterzududeln. Pentatonik kann etwas außerordentlich genussvolles sein, und die immergleichen Licks sind ja, wenn man genau hinhört, auch nicht immergleich. Neue Songs zu schreiben und neue Horizonte zu entdecken, geht sowieso nur in besonderen Situationen. Und solange die nicht da sind, sollte man sich die Dinge nicht mit überhöhten Ansprüchen gegen sich selbst verderben, sondern damit Spaß haben, was man hat: "Use what you have because after all it's all you got."

Herzlichen Gruß aus dem schönen Dudel an der Penta (wo die immergleiche Sonne scheint),

Michael


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