Re: (Meinung) Isch hannet ja immä gesacht!


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Beitrag von Pepe vom Oktober 20. 2000 um 11:40:15:

Als Antwort zu: Re: (Meinung) Isch hannet ja immä gesacht! geschrieben von Clem am Oktober 20. 2000 um 00:39:51:

Tach Clem!

: Das Gros der Konzertbesucher besteht - behaupte ich hier mal, ohne mir vorher Statistiken dazu angesehen zu haben - aus Nichtmusikern ... Gelegenheits-Besucher halt. Also ein quasi vertragliches Verhältnis zwischen Wissendem (Macht, Stärke) und Unwissendem (Ungeschütztheit, Schwäche).

Ich weiß, wann mir meine Ohren wehtun, da brauche ich kein Musiker zu sein, und meistens kann man sich auch ganz gut irgendwohin bewegen, wo's leiser ist. Da kann man zwar dem Gitarristen nicht mehr genau auf die Finger gucken (und feststellen, daß Slash seine Gitarre runtergestimmt hat oder nicht), aber das macht nix.

: Das menschliche Gehör ist zwar für diese Art der Lautstärken nicht geschaffen und sollte eine Art Unwohlsein hervorrufen.

Klappt bisher bei mir auch noch ganz gut.

: Der institutionalisierte Charakter derartiger Großveranstaltungen veranlaßt aber dazu, die persönliche Entscheidungskraft zu relativieren. Frei nach dem Motto: "Was die anderen aushalten ...!"

Das ist mir bisher nicht so sehr aufgefallen; die Toleranzschwelle liegt vielleicht ein wenig höher, aber wenn's zu laut wurde, hat bisher jeder, den ich kenne, das auch gleich gesagt, habe ich den Eindruck.

: Ein Hauptanteil des schädigenden Schalls gelangt über den Körper (Körperschall) zum Innenohr.

: Ich werde nie das Lächeln meiner HNO-Ärztin beim Anblick meines Musikergehörschutzes vergessen, als ich kurz nach der Diagnose eines Tinituses um Rat fragte.

Stimmt, ich erinnere mich dunkel, mal was ähnliches gehört zu haben. Nur mal 'ne blöde Frage: Kann ich mir dann die 300 Eier für'n Gehörschutz sparen, weil meine Ohren eh den Bach runtergehen werden (direkt neben dem Schlagzeug und so)?

: Für mich sind das Gemisch aus Unwissen, Unwahrheiten und Fahrlässigkeit seitens der Betreiber, Grund genug endlich regulierend einzugreifen.

Wäre rechtlich auch möglich - bei einer Abwägung von Berufsfreiheit, in die zB mit einer Maximallautstärkeregelung recht wenig eingegriffen würde, mit dem Schutzgut der "Volksgesundheit" (heißt wirklich so) dürfte letztere gewinnen ... andererseits lassen sich Unwissen und Unwahrheiten auch einfacher aus dem Weg räumen, nämlich durch Aufklärung. Ob die was hilft, steht wieder auf einem anderen Blatt, leider.

: Im Übrigen ist Musik kein Luxus. Es ist Teil unserer Kultur und konstituiert somit unsere Gesellschaft. Dass Kultur im Spar-Kontext immer zuerst abgebaut wird, ist ebenso fahrlässig und extrem kurz gedacht. Erklär mal einem Menschen wofür er Arbeiten geht und Geld verdient ... na gut Konsumgüter machen bis zu einem gewissen Punkt auch Spaß ... (interessanter Artikel übrigens in der aktuellen "Zeit", im "Leben": Ein ehemaliger Phil. Prof. der jetzt Wirtschaftsunternehmen philosphisch berät - echt Lesenswert - geht auch um Konsumgüter - deshalb kam ich drauf!)

Hm, vielleicht sollte ich mal kurz erklären, was ich unter "Luxus" verstehe: Luxus ist nicht das, was sich kaum jemand leisten kann, sondern das, was man eigentlich nicht braucht. Ich brauche morgens meinen Tee. Ich brauche aber keine 12 verschiedenen Sorten zu 10,-/100g. Das ist Luxus, den ich mir leiste. Ob du ein Konzert besuchst oder nicht, ist eigentlich völlig egal, außer, daß du dich danach gut fühlst (fühlen solltest). Und daß Musikmachen körperlich süchtig machen kann, werden höchstens Musiker verstehen. Insofern ist Musikmachen/-konsum in Tanztempeln/Konzerthallen für mich Luxus - man braucht es nicht unbedingt, aber man leistet es sich, weil es einem gefällt.

: PS: Zwischenmenschl. Kommunikation konstituiert auch den Menschen und seine ihn umgebende Gesellschaft. Taubheit verbannt Kommunikation in Internet-Foren wie dieses hier! Echt krass, was?!

: ;-)))

(Cynic-Mode on) Na und? Funktioniert doch ... außerdem unterhalten sich die Kiddies heutzutage ohnehin nur noch per SMS, sobald sie mehr als fünf Meter voneinander weg sind. (Cynic-Mode off) ;-)

Nos vemos en infierno, Pepe

NP:Manu Chao, Clandestino


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