Re: Wir san frei (written by Jochen & SerrArris)


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Beitrag von SerrArris vom September 06. 2005 um 20:52:38:

Als Antwort zu: Re: Wir san frei (written by Jochen & SerrArris) geschrieben von Matthias am September 06. 2005 um 20:01:42:

Servus Matthias!

Ich kann deine Argumentation nachvollziehen, aber ich halte sie immer noch für eine eingeengte Sicht der Dinge. Ich habe natürlich vor meiner Sehnenscheidenentzündung Lieder komplett geschrieben, von A-Z, z.B. für meine Jazzband. Man hat eine Idee und setzt sie um. Das ist das von dir beschriebene Prinzip.
Die Aussenjams funktionieren nach einem anderen - aber nichtsdestotrotz ähnlichem Prinzip, bei dem ich nur eine minimale Änderung an dem obigen Satz machen muß. Man bekommt durch die Vorlage eine Idee und setzt sie um. Da wäre wir wieder bei deinem natürlichen Prozess - ein schöpferischer Drang wird umgesetzt. Die Vorarbeit des Jamerstellers ist in meinen Augen keine Schema, kein "Mahlen nach Zahlen", sondern kann zu einer schöpferischen Grundlage werden. So sind für mich die Aussenjams herausragend, die den Track in "etwas Neues" verwandelt haben. Hier ist nichts vorgegeben. Ich kann nur für mich reden - aber es sind gerade die Einfälle, die das Schema sprengen, die Aussenjams interessant machen. Diese Jams sind rar gesäht, das muß ich zugeben, aber man wird sie finden (Ich nenne hier keine Beispiele, weil die Suche danach auch eine schöne Sache ist). Die reinen Gitarrensoli, die sich natürlich ebenfalls unter den Aussenjams befinden, da kann man geteilter Meinung sein, und deine Ansicht akzeptieren. Es gibt Leute, die hören sich das ganze gerne ein oder mehrmals an und geben einen Kommentar ab, es gibt Leute, die ignorieren solche Beiträge (wie ich auch beizeiten).
Ich will das Thema nochmals beleuchten, vielleicht übertrieben, aber wie ich hoffe dennoch einsichtig: Samples. Es gibt Musiker, die haben es zu einer Kunstform gemacht, mit den Vorlagen anderer Leute zu jonglieren, diese Vorlagen zu suchen und neue Ideen aus bestehender Musik erwachsen zu lassen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Aussenjams. In inzwischen regelmässigen Abständen bekommt man hier eine neue Vorlage, die einen dazu anregen kann, etwas Neues zu gestalten. Der "Kreativreiz" eines Aussenjams ist von Person zu Person verschieden. Ich bearbeitete bisher nur backings, zu denen ich eine Idee hatte, die eben aus diesem Backing geboren wurde (wie jemand, der sich Samples sucht, die in inspirieren). Zu einem Backing eine Idee (und damit Kreativität) erzwingen zu wollen ist verfehlt, will man etwas Neues daraus schaffen. Aber das muß man ja auch nicht - und das ist auch der Sinn der Aussenjams, wie es Uli ausgedrückt hat: Eine Spielwiese, auf der man trainieren kann, sich Bälle zuspielen, aber auf der auch neue Ideen für neue Musik entstehen kann. So war es z.B. bei mir der Fall, als ich gestern das Backing hörte, und mir in den Sinn kam, das man nur noch einen Text und eine Stimme bräuchte, um den "Jam" zu einem "Song" zu machen. (Ähem. GottSeiDank, spielen geht ja nicht) Dieser Song und der Text wären ohne die Vorlage nicht entstanden, weil mir die Idee, und damit der kreative Drang, gefehlt hätten. Wobei wir wieder bei deinem Schema wären . Und um es zu vervollständigen, und dir hoffentlich den nächsten Schritt deiner Argumentation vorwegzunehmen: Eine andere Harmonie als als die vorliegende zu nehmen ist damit auch kein Thema mehr: Der Text und die Melodie (was bei mir immer in einem Zug entsteht) sind ja aus eben jenem Backing erwachten. Und es ist nur als fair dem Autor des Backings gegenüber zu betrachten, wenn man z.B. die Gitarrenspur nicht neu einspielt, und den Song dann als "seine alleinige Idee" verkauft. Nein, das Backing, das einen erst dazu gebracht hat in den Song einzubinden ist in diesem Fall sogar das einzig sinnvolle - oder eben der Verweis "Musik von ... und ...". Änderungen wie mehr Strophen etc. sind in der heutigen Zeit ebenfalls leicht selbst per Schneidetool zu bewerkstelligen. Aber mein Text hat ganz genauso gepasst, wie er ist - weil er eben mit dem Backing zusammen entstanden ist: Keine Einengung, sondern Ursprung einer Idee.

Sauer bin ich übrigens überhaupt nicht. Ich kenn dich ja inzwischen, und ohne deine provozierenden Postings wär's hier manchmal nicht halb so interessant. Solange die Möglichkeit zur Diskussion und Meinungsaustausch gegeben ist, kann man ja darüber reden und sich jeweils erklären.

Servus,
Markus


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