Re: (Band) No divas, no problems ...Beitrag von Friedlieb vom September 16. 2000 um 14:31:19: Als Antwort zu: Re: (Band) No keyboards, no problems ... geschrieben von Rainer Hain am September 15. 2000 um 19:42:00: Hi Rainer, die Sache mit der Gitarren-Diva ist ja eins Deiner Reizthemen. Innerlich gebe ich Dir auch recht, wenn Du im Grünen wiederholt das "Grimassen schneiden statt Gitarre üben" anprangerst. Aber ein paar Anmerkungen hab ich, obwohl ich ja sonst niemals meinen Senf dazu gebe. ;-) : Wenn Ihr auch Gitarrenmusik machen wollt, dann klar. Das ist ein wichtiger Punkt. Ich hab noch nie erlebt, daß in einer Blaskapelle der Gitarrist (so vorhanden) sich in den Vordergrund gedrängt hätte. Ich hab auch noch nie gehört, daß bei einer solchen Kapelle sich jemand über die Dominanz der Blechbläser mokiert hätte. Und wenn man halt im Extrembeispiel "Gitarren-Rock" macht, dann ist eben die Gitarre das dominierende Instrument, und ein Keyboard (so vorhanden) ist zweitrangig. : Ich finde auch nichts schlimmer, als Bluescombos mit angeflanschtem Orgelteppichleger. :-) Stimmt. Allerdings finde ich es schön, wenn Gitarre und Keyboard in einen Dialog treten. Ich verkneif mir jetzt mal Deep Purple in ihren besseren Zeiten, sondern denk da einfach mal an Born to be Wild von Steppenwolf. Die Interaktion zwischen der Hammond und der Gitarre ist schon okay in dem Stück, gleichwohl es gitarrenlastig ist. : Nur, was mach' ich denn, wenn ich reine Gitarrenmucke nicht mag? Kernfrage. Wenn warum auch immer ein Keyboard dazu gehört, dann muß das Spektrum halt vernünftig aufgeteilt werden. Entweder was die Frequenzen betrifft oder was den zeitlichen Ablauf betrifft oder beides. Wobei ein Teil des typischen Sounds meiner verflossenen Band auch durch Unisono-Passagen von Gitarre und Keyboard zustande kam. Aber selbst da haben wir dann miteinander gespielt und nicht gegeneinander. : Überspitzt gesagt: Eine kühne These. Wenn Du willst, daß der Gitarrist verhaltener spielt, dann leg ihm halt ein Notenblatt vor... Solange man als Gitarrist noch in dem musikalischen bzw. menschlichen Stadium steckt, daß man sich und/oder anderen was beweisen muß, ist das banddienliche Spielen in der Tat ein Problem. Schließlich kann man dabei nicht "glänzen". Wenn man aber drauf scheißt, ob man glänzt (entweder weil man eh glänzt oder weil einem der gute Gesamtsound der Band wichtiger ist), dann kann man sich auch mal zurücknehmen und ein ganzes Stück lang nur Akkorde spielen. Oder so. : Die Antworten der Leute waren sehr interessant. Ich hatte zum Schluss den Eindruck, dass Gitarristen inzwischen als aussterbende Rasse betrachtet werden, die ohnehin keiner mehr hören will. Ob das was mit der Zusammensetzung des Keyboards-Forums zu tun hat? ;-) Wir sollten uns als Gitarristen, gerade als Rockmusiker, darüber klar werden, daß wir alle einer Musik anhängen, die uns vielleicht vor 20 Jahren geprägt hat, inzwischen aber längst nicht mehr aktuell ist. Man mache sich das bewußt, akzeptiere die Tatsache und alles wird leichter. Die Gitarre hat in den Top 10 von heute bei weitem nicht mehr den Stellenwert wie früher. Das ändert aber nicht unbedingt was an der Musik, die ich gern höre. Den Keyboards kommt die rein technische Tatsache zugute, daß Tastenanschläge wesentlich leichter in Midi-Signale umgewandelt werden können als das Greifen und Anschlagen einer Gitarrensaite. Das erleichtert die Integration von Computern etc. in das Gesamtgeschehen und fördert ein bißchen auch das Einzelkämpfertum. Mit einem Keyboard kann man sich zuhause hinsetzen und "alles" machen; wenn man dann noch Musik bevorzugt, die ohne "echte" Gitarren auskommt, kann man das gesamte Geschehen allein abdecken. Sicher ein Vorteil. Dazu eine kleine Geschichte: Auf dem Woodstockert-Festival am vergangenen Wochenende waren acht Acts mit - so finde ich - ziemlich bezeichnenden Besetzungen: Aber das demonstriert die gesamte Spannbreite: Auf der einen Seite die "erdige" Musik ohne Keyboards, auf der anderen Seite die rein elektronische Musik, die kein Zusammenspiel einer Band erfordert und duldet, und irgendwo dazwischen die Integration. : Und das interessante: Die Gitarristen wurden als der Störfaktor ausgemacht! Ist doch klar - bei Keyboardern. Frag die Männer, und die Frauen sind schuld. Frag die Frauen, und die Männer sind schuld. Objektivität kannst Du bei erweisener Befangenheit nicht erwarten. Und da das Keyboards-Forum relativ stark von diesen "reinen Elektronikern" bevölkert ist, verschieben sich halt die Standpunkte gegenüber dem Gitarre&Bass Talk, bei denen der immer noch vorhandene "vernünftige" Teil halt überwiegend aus Gitarristen besteht - die eben mit reiner Elektronik nichts anfangen können. Objektivität kannst Du also hier wirklich auf keiner der beiden Seiten erwarten. Man kann sie aber anstreben und sich an die eigene Nase fassen. Also, ich gelobe: Ich werde mich bemühen, kein Störfaktor zu werden. :-) Keep rockin'
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