(Philosophie) Ich und die Keyboarder


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Beitrag von Oly vom November 24. 1999 um 11:02:39:

Tach Jungs und Saidy.

Nachdem ich Rainer Hains Beschreibung der heutigen Keyboarder gelesen habe, oute ich mich hiermit voller Stolz als 'Ewig-Gestriger', dem es bei der Musik auf Melodie, Arrangement, Harmonisierung etc. ankommt. Ich gebe auch öffentlich zu, daß ich mit Techno (milde ausgedrückt) gar nichts anfangen kann, RAP mich anödet und 99,9% der Hip-Hop Sachen einfach langweilen.

Vor allem ein Satz hat es mir angetan: 'Bestimmend sind da Sounds, Samples und Loops. Der Sound ist gleichberechtigt, wenn nicht sogar wichtiger als der Song.' Jetzt wundert es mich nicht mehr, daß vier von den sechs von meiner Band getesteten Keybordern nicht in der Lage waren in C#-Dur zu spielen.

Ich möchte die Leistung des Sample schneidens, Loops zusammenfrickelns und Sounds erfindens nicht schmälern oder negieren, hat aber für mein Verständnis kaum etwas mit dem Spielen eines Instrumentes (oder ganz hart: mit Musik machen) gemeinsam. Ich glaube auch nicht, daß die Aussage 'Die typischen Gitarrenlicks hört man seit 30 Jahren, irgendwann kommen sie einem zu den Ohren heraus' der Grund für einen 'jungen Menschen' ist, sich dem Keyboard oder Sampler zu widmen. Ich behaupte mal einfach, daß es wesentlich einfacher ist, den Start- und Endpunkt von 'nem Loop rauszuhören und zu speichern, als 'Mediterrenean Sundance' rauszuhören und zu spielen oder eine selbstkomponierte Melodie zu harmonisieren, das Arrangement auf die Instrumente zu verteilen usw. - das ist für mich, IMHO, der Grund, warum es so viele Keyboarder, aber so wenig musizierende oder musikinteressierte Keyboarder gibt. (Ich weiß, daß ich mit diesen Aussagen einigen Keyboardern unrecht tue - aber ich hab auch so meine Erfahrungen.)

Um nicht als 'Hasser aller Neuerungen' dazustehen: Ich benutze und nutze auch Computer, Midi, Harddiscrecording usw. und, um mich nochmal zu outen, auch den Rotarsch - aber damit entsteht immer noch etwas, was für mein Verständnis Musik ist (ob gut oder schlecht ist völlig egal) - was ich bei vielen Produktionen (unsere Firma macht übrigens die Internet-Seiten für die ganzen Sony-Sampler) nicht behaupten kann. (Das sollte jetzt keine Schleichwerbung sein - ich wollte damit nur sagen, daß ich schon weiß, was so auf dem Markt ist.)

Noch als Klarstellung: das was ich geschrieben hab ist soll weder eine Kritik an Rainer sein (u.a. kann ich seine Gründe, auf Keyboard umzusteigen, vollkommen verstehen), noch möchte ich das Samplen etc. verbieten - aber manchmal rege ich mich schon auf, was für Leute sich als Musiker bezeichnen.

Ok - wieder abreagiert

Gruß

Oly


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