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(Philosophie) Selbstzweifel

Liebe Gemeinde!

Gestern habe ich mal wieder mit wildfremden Menschen eine Session gespielt, die irgendwie gleichzeitig eine Audition war. Es war geil, sehr geil sogar und trotzdem plagen mich Selbstzweifel. Vorher, dabei und hinterher.

Bin ich gut genug? Was erwarten diese Menschen von mir? Warum tue ich mir das an? Was zum Teufel tue ich hier? Überschätzen mich diese Menschen? Warum erkennt eigentlich keiner, dass ich an der Gitarre ein ganz armes Licht bin? Oder habe ich völlig einen an der Kanne und bin gar nicht so schlecht? Warum sagt mir nie einer, ob ich wirklich was kann oder nicht?

Manchmal wäre ich froh, wenn mir einer freundlich aber bestimmt sagen würde, dass das, was ich da an der Gitarre verbreche, einfach nicht gut genug ist. Hart aber klar.

Nur nebenbei, ist mir in diesen Situationen das Thema Equipment immer sowas von egal. Scheint ein Luxus-Problem zu sein.

Kennt Ihr diese Fragen? Geht Euch das auch so?

Gruß

Matthias

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Hi Matthias,

Das, was Du da an der Gitarre verbrichst, ist einfach nicht gut genug. Hart aber klar.

Tom







PS: Besser so? ;-))
Ich frage mich, woran Du das "nicht gut" festmachst, Technik höher schneller weiter, oder was...?
"Es war geil, sehr geil sogar"... "trotzdem Selbstzweifel"...
Häääh? Irgendwie klingt das ein bisschen nach Kopf und Bauch - der Bauch sagt, hey, das hat Spaß gemacht, war geil, und der Kopf meint, nee nee, ich war nicht gut, habe mich verspielt, war unsicher oder meine Unterhose hat rausgekuckt beim Pleckaufheben...
Ich persönlich denke, es gibt einen Punkt, wenn man rein motorisch und technisch den Anforderungen an das Instrument gewachsen ist, ab dem es *relativ* egal ist, ob man "gut" oder "schlecht" ist - es ist dann nur eine Frage, ob man a) mit den richtigen Leuten zusammen musiziert und b) man sich selbst mit seinem Instrument ausdrücken kann, vulgo: das feeling muss stimmen. Das Equipment ist auf jeden Fall egal.
Mir selbst geht es zum Beispiel so, dass ich nichts, aber auch garnichts an Repertoire "drauf" habe, was man gemeinhin so als kleinsten gemeinsamen Nenner für Sessions oder ähnliche Situationen (Gitarre am Strand/Gitarre am Meer etc) draufhaben müsste... ergo stehe ich immer ziemlich doof da, wenn es zu solchen Begegnungen kommt. Das liegt auch daran, dass ich fast zeitgleich mit dem Gitarrespielen mit einer eigenen Band angefangen habe, und wir damals schon eigene Songs gemacht hatten (heute wären wir reich und berühmt, wir hätten uns nur "The" irgendwas nennen müssen *gg*)... will sagen, wenn man nixht irgendwelche "standards" spielen kann oder will, fehlt automatisch auch der Bezug, also man kann hören, wenn jemand zB Hey Joe gut oder eben schlecht (nach)spielt.
Also um Deine abschliessenden Fragen zu beantworten: Ja ich kenne das, aber nur, wenn ich irgendwas "nachspielen" soll - wenn aufeinmal eine "Messlatte" vorhanden ist.

gruß
Tom

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Moin.
Ich bin ein ziemlicher Stümper wenn es ums Gitarre spielen geht. Das weiß ich und ich bemühe mich besser zu werden. Obwohl ich momentan mit dem Gedanken spiele zum Bass zu wechseln. Glaube das liegt mir mehr.

Bei meinem Hauptinstrument (Posaune) ging es mir immer so wie Dir. "Wie gut bin ich?" bzw. bei neuen Bands: "Kann ich in dieser Liga mithalten?". Ich bin mit dem Sprung ins kalte Wasser immer gut gefahren. Wenn ich schlechter war als der Rest der Band, war die Motivation zu üben größer und eigentlich hat es immer funktioniert. Irgendwann kam der Punkt wo Angebote für (bezahlte) Aushilfsjobs und feste Engagements bei mir eintrudelten. Schönes Gefühl, so schlecht kann man dann wohl nicht sein.
Und wenn die Zweifel bei so einer Audition zu groß sind: konkret nachfragen und um eine Meinung bitten.
Gruß
Ugorr

Re: (Philosophie) Selbst Zweifel sind OK.

Moinsen Matthias,

Ich hatte auch mal so eine Audition. Bei einem SuperDudel-Akustik-Heinz. Ich bin ja von Haus aus ein schüchterner Mensch, bin aber brav hingedackelt.
Ob ich denn die "Peter Horton & Siggi Schwab - Guitarissimo-Platte" kenne?
"Oh ja, die CD nehm' ich immer wenn der Schrank wackelt."

Ich brauchte dann nicht mehr vorzuspielen.
Hätt' ich sowieso nicht gekonnt.

Gesunde Selbstzweifel sind OK. Aber jeden Scheiss muß man auch nicht spielen, oder?

Groetjes

andreas


NP. umberto eco, baudolino

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Hi Matthias,

: Gestern habe ich mal wieder mit wildfremden Menschen eine Session gespielt, die irgendwie gleichzeitig eine Audition war. Es war geil, sehr geil sogar

na dann mal herzlichen Glückwunsch.

: und trotzdem plagen mich Selbstzweifel. Vorher, dabei und hinterher.

Bist halt ein Kopfmensch, in so einer Situation.

: Bin ich gut genug? Was erwarten diese Menschen von mir?

Gut genug für wen? Was erwartest Du von Dir?

: Kennt Ihr diese Fragen? Geht Euch das auch so?

Ja, ich kenne diese Fragen und habe Dir ein paar passende Gegenfragen dazugeschrieben. Früher hatte ich diese Fragen auch immer mal wieder, wird jetzt weniger. Inzwischen seh ich das lockerer, ich muß keinem mehr was beweisen*, am wenigsten mir selbst, und will nur meinen Spaß haben beim Musik machen.

* Keinem mehr was beweisen übrigens nicht, weil ich so gut wäre, was ich nämlich objektiv nicht bin, sondern weil es mir egal ist. Weil ich weiß: ich bin kein Profi, sondern ein Hobbymusikant, hatte auch mal ne Semiprofiphase, aber das ist nicht mein Beruf und ich sage nicht, daß ich gut bin, also warum sollte ich gut sein müssen? Hauptsache es rockt und macht Spaß.

Und wenn ein anderer besser ist, ist doch okay, und wenn ich einem zu schlecht bin, egal, ich bin vielleicht in anderen Dingen besser.

Ich hab nicht die meiste Kohle, nicht das schnellste Auto, nicht das kleinste Handy, nicht den ausgefeiltesten Computer, aber ich hab gelegentlich guten Sex und Spaß am Leben (meistens) und das alles ist kein Wettkampf. Also hey...

Keep rockin'
Friedlieb

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Hallo Friedlieb,

das war so ein schönes Statement, dass es kaum noch zu toppen ist! :-)))) Ganz ehrlich und ohne jegliche Ironie!

Und dir Matthias (in der Hoffnung, dass du nicht mehr sauer auf mich bist), möchte ich folgendes sagen:
Es kommt in der Musik viel weniger darauf an, ob jemand "gut" ist oder nicht (wo liegt denn da überhaupt die Messlatte?) als du vielleicht denkst. Es kommt viel mehr darauf an, wieviel Gefühl du in die Töne einbringst, die du spielst, auf das Feeling und auf den Spaß den Musiker beim gemeinsamen Spielen haben.
Hör auf dich mit deinem Selbstzweifel zu zermartern. Lebe, spiele, fühle deine Musik.

Schönen Abend noch!
Kai-Peter

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Moin Matthias,

Es war geil, sehr geil sogar

In eine ähnlcihe Kerbe wie der Friedlieb hauend halte ich's frei nach Richard Fish "Ob ich gut im Bett bin? Natürlich. Ich komme immer und bin immer befriedigt. Also bin ich gut im Bett!".

Es kann so einfach sein... (manchmal, ganz, ganz manchmal muss man nämlich auch mal an sich selbst denken)

Gruß
Felix

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Lieber Matthias!

Heute reichlich Senf von meiner Seite.

Als Gitarrist mit Geschmack misst man sich oft an dem, was einem am besten gefällt - gitarristisch gesehen. Oft sind das Vollprofis.

Der Vergleich ist unfair, weil er unberücksichtigt lässt, wie gut wir Hobbygitarristen wären, wenn wir ebensolviel Zeit in unser Spiel investiert hätten und weiterhin täten. Talent ist nicht alles - bestimmt 75% des Könnens sind mMn von Trans-, nicht Inspiration bestimmt.

Der Vergleich mit Profis ist nagend und kann zermürbend sein. Auch weil es oft so ist, dass man seine Ideale immer höher schraubt, je nach bereits erreichtem Ziel - um sein Gitarrenspiel weiterhin mit Perspektive und damit auch mit Sinn zu versorgen.

Man wird nie so gut spielen, wie man spielen will (das, übrigens, ging/geht SRV, Hendrix, Jeff Beck, Clapton, Green nicht anders, was aber auch nicht tröstet, sondern zur Verzweiflung beiträgt).

Soviel zum absoluten Maßstab.

Was andere Hobbymusiker als Bezugsgröße angeht, möchte ich von mir ausgehen, weil ich zu deinem Spiel nichts sagen kann - die zwei mp3s mal ausgenommen (die mir gut gefallen haben!).

Zunächst: kochen die anderen mit was anderem als Wasser?

Zugegeben, manche kochen besser.

Manche auch heißer oder öfter.

Der Bassist meiner Ex-Band beispielsweise (wir sahen uns gestern wieder auf einen Jam, deshalb komm' ich drauf) war mir zu Bandzeiten technisch immer voraus - in meiner Wahrnehmung wenigstens. Er beherrschte sein Instrument besser als ich meins.

War ich ihm "gut genug"?

Was ist "gut genug"?

Oder der andere Gitarrist der Band - er hat nie das Temp nach vorne gezogen. Ich aber spiele jeden uptempo Shuffle wie Sau nach vorne. Er wusste immer, die wievielte Strophe das gerade war. Ich nicht.

Ist "gut genug" gleich gut?

Wieviel weniger als man selbst darf ein Mitmusiker drauf haben, um noch "gut genug" zu sein?

Oder sind Mitmusiker dann "gut genug", wenn sie mehr drauf haben als man selbst?

Oder müssen sie gar "so gut" sein, dass man selber nur noch als Wunderkerze oben drauf gesteckt werden muss und die Welt wird schön?

"Gut genug" hängt mMn von vielen Faktoren ab, die sich auf Auditions/Jams/Sessions nicht zeigen. Zuverlässigkleit, Vorbereitung, Ausdauer zum Beispiel sind Qualitäten, die sich erst bei der Bandarbeit zeigen. Fehlen die, sind die dollen kreativen Ergüsse des Jams kein Trost. So gesehen zeigt sich "gut genug" erst, wenn man sich bereits zur Zusammenarbeit entschieden hat, und oft trennen sich die Wege ja wieder, auch weil sich Mitmusiker, die eindeutig "gut genug" waren, als zickige Primadonnen entpuppen.

"Gut genug" wird weiterhin maßgeblich von den subjektiven Vorlieben bezüglich der Musikrichtung beeinflusst. Ein versierter Country Picker wird im Doom Metal Umfeld nicht gut genug sein, wobei der Umkehrschluss zulässig ist. Man muss wissen, wo man hingehört. Ich habe außerhalb der Grenzen eines mittelweiten Bluesrock-Begriffs zB nichts zu bieten, niente, nada, rien.

Fazit: du hast Selbstzweifel. Das ist normal. Das zeigt, dass du kein selbstzufriedenes, arrogantes Arschloch bist.

Das zeigt aber auch, dass du unsicher bist, wie dein Spiel aufgenommen wurde. Diese Unsicherheit liegt bestimmt maßgeblich in der Tatsache begründet, dass ein Feedback fehlt. Oft checken Bands viele Leute an, wollen bis in zwölf Wochen noch alle Türen offen, alle Fäden in der Hand halten, niemandem absagen, bis nun wirklich gar keiner mehr auf die Anzeige antwortet.

Wir haben das diesmal ganz anders gemacht. Wir wussten, wir machen jeder zwischen 15 und 30 Jahren Musik, das sollte für die Basics reichen. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, um gegenseitige Sympathie als tragfähiges Fundament sicherzustellen. Nachdem wir uns zur Zusammenarbeit entschlossen haben haben wir das erste Mal zusammen gejammt. Zugegeben, der Gesang fehlt immer noch, aber ansonsten sind glaub' ich alle zufrieden und können das auch sein.

Matthias, bevor sich die vierte Bildschirmfüllung füllt, breche ich jetzt gleich ab. Ich hätte aber noch Lust. Weil mir das Thema sehr nahe ist. Im Vergleich zu den (einschlägig bekannten) Vorbildern werde ich an der Gitarre immer schlecht sein. Ich habe nicht nur bei Equipmentfragen sehr festgefahrene Vortsellungen! Ich bin immer überrascht, wenn jemand mich Bluesrock-Purist oder so nennt, weil mir dann jedesmal erstaunt auffällt, dass es ja noch andere Musik gibt, die man machen könnte, die mich aber nie nie nie auch nur ein bisschen interessieren könnte. Da muss ich mit klarkommen... Mittlerweile höre ich diese Musik aus Verfolgungswahn schon gar nicht mehr, ich sammle sie nur noch.

Es gibt aber Tage, Minuten, Stücke, Proben, Sekunden, Konzerte, Aufnahmen, da ist man richtig gut. Die entschädigen für alles. Dann gibt es im Universum vor allem dich und deine Gitarre, und alles Andere ist weit weniger wichtig. Das gibt es auch bei dir. Und das kommt auch wieder. Dein Posting las sich so, als ob du etwas Trost gebrauchen könntest. Brauche ich auch manchmal. Ich möchte dich ganz aufrichtig trösten, weil mir die Auseinander/Zusammensetzung mit dir hier im Forum so gut gefällt, dass ich gerne mal mit dir Musik machen möchte.

Wenn die Audition sehr geil war, was dann noch? Wenn du wirklich ein armes Licht an der Gitarre wärst, hättest du die Geilheit bestimmt irgendwie gestört, meinst du nicht? Bevor die zwei Bildschirmfüllungen oben wieder lösche, schicke ich das hier jetzt ab.

Viele Grüße, ferdi

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Hallo Matthias,
wo liegt denn nun Dein Problem?

Liest einer der Sessionteilnehmer mit - und Du möchtest gern noch ein paar Streicheleinheiten oder gar ein bisschen Weihrauch? ;-))

Es hat doch anscheinend prima funktioniert. Für Dich war es geil, Dir hat es Spass gemacht! Stell Dir vor es wäre anders verlaufen.

Ich war z. B. vor einigen Wochen mal von ein paar "bunten Vögeln" eingeladen, mir was anzuhören, unter der Prämisse vielleicht einzusteigen. Die eine trällerte schöner als die Nachtigall, der andere hatte gewisse Ähnlichkeit mit nem "Falken" ;-))

Ja, was soll ich sagen, ich war schei**e drauf, bin dennoch hingefahren, mein Glück zu versuchen, und ...
die waren alle so nett, haben mir wenixtenz jede Menge Kekse angeboten. *bg*

Will damit sagen: Natürlich tauchen immer wieder Selbstzweifel auf -auch hier- doch entscheidend ist doch: Selbst wenn mal was in die Hose gehen sollte, so weiss man eigentlich doch nach einigen Blicken rechts und links, was man wirklich kann und wo man sich qualitativ einordnen sollte.

Wie Friedlieb schon (zumindest ähnlich) sagte:
Zumindest habe ich regelmäßig guten Sex und der entschädigt doch auch für so manche andere Selbstzweifel. *lol*

Gruss
Werner

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Moin Matthias,

ja, eigentlich seit so meinem 17. Geburtstag. Das letzte Mal letzte Woche :-))

Es war sogar mal vor ca. 25 Jahren so, dass ich nach einer solchen Session das Instrument (und den Rest) in die Ecke gestellt habe, so depremiert war ich. Depremiert ob meiner eigenen Beurteilung, ich sei nicht besonders gut gewesen. Was die Anderen gedacht haben, weiß ich bis heute nicht, aber es hat keiner mehr etwas danach gesagt oder erzählt. War ich also doch nicht so schlecht? Schwamm drüber.

Sehe es doch positiv. Leute, die sich selbst anzweifeln können, sich nicht mit einer Aura von Weihrauch umgeben, sich kritisch betrachten und reflektieren, was sie tun, können oder nicht können, sind nach meiner Erfahrung angenehme Zeitgenossen. Weil sie nicht un einen Status kämpfen müssen, den sie vorgeben, weil sie Kritik (so lange aus ihrer Sicht berechtigt) ab können. Ich denke, an sich auch mal zu zweifeln und sich selbst in Frage stellen zu können, ist eine sehr positive Seite. Wenn sie halt nicht überhand nimmt.

Also schließe daraus, dass Du mindestens zwei Stunden pro Tag üben musst, um Deine Ziele zu erreichen und dem Zweifel zu entfliehen. Und dass Dir auch eine 65er Strat und der absolute Megaamp nix nutzen. Kann man nicht wegkaufen, diese Ansprüche an sich selbst.

Rainer

Re: (Philosophie) Selbstzweifel


Matthias,

Wenn Dir die Session gefallen hat, können die Leute ja keine geistigen Trockenpflaumen sein.

Dann darfst Du es ihnen ruhig zutrauen, dass sie selbst entscheiden ob Du für sie taugst und sie Dich haben wollen.

Das können die nämlich besser entscheiden als Du.

Mit jemandem der nie Selbstzweifel hat, würden sie wahrscheinlich schon mal nicht spielen wollen.

Ich jedenfalls würde das nicht.

Aber da könnte man mal meine Bandkollegen fragen wie die damit so klarkommen.


Gruß,
groby
*

P.S.: Ich habe mal eine Session gespielt mit ein paar total duften Typen in Strickpullis die auf einem alten Bauernhof wohnten, in der Scheune neben dem Heu probten, Erdbeer-Tee und Krollkuchen zur Probe reichten und anschliessend ihre Gedanken über dieses oder jenes Lied auf ein Blatt Papier malten und dann über die Bilder sprachen. Wachsmalstifte.
Leider habe ich auf dem Rückweg den Zettel mit Ihrer Telefonnummer aus dem Autofenster hinaus "verloren".

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Hallo zusammen,

: Also schließe daraus, dass Du mindestens zwei Stunden pro Tag üben musst, um Deine Ziele zu erreichen und dem Zweifel zu entfliehen.:

Ich übe im Schnitt 4 Stunden und habe trotzdem Selbstzweifel. Ist auch gut so. Ich kannte einen Sänger der keine hatte. War der Tod einer gutgehenden Coverband.

Gruß Torsten

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

:: Ich war z. B. vor einigen Wochen mal von ein paar "bunten Vögeln" eingeladen, mir was anzuhören, unter der Prämisse vielleicht einzusteigen. Die eine trällerte schöner als die Nachtigall, der andere hatte gewisse Ähnlichkeit mit nem "Falken" ;-))

Moin Werner,

komm, ich fand's sehr nett, trotzdem du scheiße drauf warst. Ausserdem waren Regina und ich nur Ornament und Geddi war Scheff im Ring.
Speckulazius und Kaffee war'n doch auch OK.

Und - hat es uns nicht zu epischen Höchstleistungen transpiriert?

Na also.

Groetjes

Andreas

... was'n mit deiner Lakewood? Basst sie wieder?

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

: Liebe Gemeinde!
Lieber Herr Pfarrer :).

Deine Geschichte erinnert mich ein wenig an mich selbst.
Vor einiger Zeit hatte ich einen Gitarren-Workshop gebucht und war voller Selbstzweifel, à la "Alle anderen können mehr als ich"... "Ich kann gar nix, die anderen können das doch alles schon..." etc. Ein recht schlauer Mensch hat mir da dann mal folgendes gesagt: "Du spielst nicht schlechter als andere, nur anders". Wenn ich mich jetzt nur noch daran erinnern könnte wer mir das gesagt hat :o]....
Matthias, ich habe dir schon öfters bei Sessions lauschen dürfen, und mir ist bis lang nur aufgefallen das du immer das Gesicht verziehst, wenn du der Meinung warst, du würdest nicht "richtig" spielen... ansonsten habe ich dich als fähigen Gitarristen und erstaunlichen Menschen kennen gelernt.
Und noch etwas... Wenn bei uns in der Band mal eine Neubesetzung anstand (wir haben jetzt neu dabei Geige und Mandarine) und es klappte nach dem 3. Treffen (aber so lange halte ich dann doch meine Klappe, man kann ja immer mal nervös sein) immer noch nicht, dann habe ich meine Meinung auch sehr deutlich gesagt.
Wobei das auch nichts mit gut sein oder schlecht sein zu tun haben muß. So habe ich z.B. einen Profi-Schlagzeuger an die Luft gesetzt, 2 Tage vor einem Auftritt, weil er von seinem Verhalten her nicht in die Band passte. Und er war vom Können her definitiv besser als alle anderen in der Band.
Ich denke, zu gut oder zu schlecht in einer Band gibt es selten als "Scheidungsgrund", menschlich nicht passend dagegen öfters. So, nu habe ich dich hoffentlich gut verwirrt :).

LG
Jörg

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Moin Ferdi,

hab ich gern gelesen, dein Statement. Bislang hab ich gedacht, Ferdi ist so'n Röhren-Kasper, dessen Lebensfokus zentral auf linksdrehende Glimmkolben gerichtet ist, einer, der Speaker bespricht und nur Freitags bei Vollmond die Batterien wexelt.
Deshalb hab ichs gern gelesen, dieses Statement.

Nochwas zu den arroganten Arschlöchern:
Manchmal bin ich ganz gern eins, weil ich eben nicht nach alles Seiten offen sein will, irgendwie meinen Standpunkt kenne und einfach nicht mehr bei Erdbeertee und Waxmalstifen musizieren möchte.
Ich will auch nicht mehr über ALLES diskutieren.

Gerade bei Sessions oder Jams ist es so, dass sich die finden, die sowieso ganz gut klarkommen. Das ist dann wohl die Chemie.? Die Lust zu spielen ist wichtig, das Abchecken des Gegenüber, was macht der? Hört der zu? Fühlt der die Musik wie ich?
Das finde ich schwierig. Aber das ist spannend. Von daher finde ich es äusserst ermüdend, wenn schon bei Auditions Standards gesaddelt werden "Siggi Schwab und Peter Horton", z. B. Dann bin ich gern blöd und lasse meine Selbstzweifel.

Bei unserem aktuellen Projekt leben wir nur von Selbstzweifeln. Schon aus dem Prinzip der Sache. Wir haben ein Programm/Repertoire und versuchen, immer neue Musiker dazu zu gewinnen. Mal ein Jazztrio, dann ein Samba-Percussionist, demnächst ein Tango-Bandoneon-Spieler.
Jedesmal bekommt die selbe Musik einen völlig neuen Charakter und immer wieder müssen wir uns als Duo auf komplett neue Situationen einlassen. macht Selbstzweifel, ist aber geil.
Neulich hat ein locker 70-jähriger Knabe das Bandoneon mit uns gespielt, Time after Time und No Better von Jonatha Brooke. Und zack, die Welt dreht sich plötzlich andersrum.
Die Zweifel kommen, wenn ich seh' mit wieviel Liebe und Lust der Mann auf das Teil drückt und trotzdem hört und fühlt wie wir jungen Hüpfer so drauf sind.

Da ist mir alles Erkwickment egal - da wird nach Lust gezweifelt.

wollt' ich nurmal gesagt haben.

groetjes

andreas


Now Boiling: senseo, mocca





Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Moin ferdi,

schön geschrieben :-)


:
: Der Vergleich mit Profis ist nagend und kann zermürbend sein. Auch weil es oft so ist, dass man seine Ideale immer höher schraubt, je nach bereits erreichtem Ziel - um sein Gitarrenspiel weiterhin mit Perspektive und damit auch mit Sinn zu versorgen.
:
: Man wird nie so gut spielen, wie man spielen will (das, übrigens, ging/geht SRV, Hendrix, Jeff Beck, Clapton, Green nicht anders, was aber auch nicht tröstet, sondern zur Verzweiflung beiträgt).
:
: Soviel zum absoluten Maßstab.


Im Grunde gibt es doch zwei Möglichkeiten:

1) Wir messen uns an anderen Musikern, und versuchen, sie zu erreichen (der "absolute Maßstab"). Dann werden wir doch immer jemanden finden, der besser ist als wir. Irgendjemand spielt immer noch schneller, höher, weiter.

2) Wir lassen die Vergleicherei und konzentrieren uns lieber darauf, wie wir uns selbst verbessern können, und was wir bis dahin mit dem anfangen, was wir schon können. Ich jedenfalls bin damit schon gut ausgelastet, da muß ich nicht noch Energie darauf verschwenden, mich an anderen zu messen und meinen Minderwertigkeitskoplex zu füttern ;-)

Viele Grüße,
Johannes

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Lieber Matthias,

also erst mal danke zu der Bemerkung mit dem Luxusproblem - ich hatte, seit ich diese Saite besuche, zunehmend Schwierigkeiten damit, Talk und Realität zusammenzubringen.

Was dieses andere betrifft, das mit den Selbstzweifeln. Ist ja eigentlich wahrscheinlich keine Musiksache, sondern ohnehin vorhanden & wird durch Musik nur noch verstärkt, oder besser gesagt: pointiert.

Wer an der Gitarre, in der Audition, live oder (ganz schlimm) im Musikgeschäft plötzlich dieses Gefühl bekommt und sich diese Fragen stellt, der ist ja in den übrigen Situationen, also ohne Gitarre, selten völlig frei von ähnlichen Gefühlen.

Vielleicht ist es also so, dass mit dem Musikmachen auch so eine Art Zuspitzung der eigenen Persönlichkeit einhergeht. Manch einer ist unsicher, verbringt auch aus diesem Grund viel Zeit mit Musik, ist gerade dann, wenn es mit der Musik nach außen geht, besonders unsicher, und auf diese mittelbare Art und Weise vielleicht besonders bei sich ... manchmal hört man das sogar.

Das wäre dann so, dass man mit der Musik in einer "sozial riskanten" Situation irgendetwas eigenes destilliert und nach außen abgibt. "Ausdruck" eben. Tja, und wenn das so wäre, wäre ja im Grunde alles ganz in Ordnung. Vielleicht gerade weil man sich nicht so "wohl" dabei fühlt.

Gruß,

Michael (Jacuzzi)

NP: Walter Becker, 11 Tracks of Wack

Re: (Philosophie) Selbstzweifel

Liebe Gemeinde!

Vielen Dank für eure Beiträge, da waren wirklich sehr, sehr schöne Sachen bei.

Ich denke, dass ich vielleicht gestern abend auch ein wenig an "german Weltshmerz" gelitten habe. Das Wetter und die Dunkelheit und so und der Vorabend richtig geil und am nächsten Tag halt ein kleines Loch. Letzteres geht mir nach guten Gigs auch häufig so, das am Rand.

Gruß

Matthias