Ich hab mir per Ebay mal wieder eine Gitarre gekauft. Da das gleiche Model regelmässig angeboten wird versuche ich mich mal als Rezensent.
Gekauft habe ich folgendes; eine akustische Steelstring im Django Reinhard Stil mit massiver Decke und laminiertem Korpus aus asiatischer Produktion, eine Firma Woodland über die ich auch per Internetrecherche nichts schlaues rausfinden konnte. Ich vermute Korea wenn nicht sogar China.
Diese Zigeuner-Swing Gitarren haben ein/zwei Besonderheiten. Entwickelt wurden sie vor dem zweiten Weltkrieg von einem Herrn Maccaferi und produziert durch die Französische Fa. Selmer, die ja eigentlich eher im Blasinstrumentenbau zuhause ist. Populär gemacht hat sie vermutlich am ehesten Django Reinhard mit seinem sehr eigenständigen Mix aus Swing und Osteuropäischen Weisen und Metren.
Im Grunde gibt es zwei verschieden Modelle. Das ursprünglichere mit grossem D-förmigem Schalloch und einer im Korpusinneren eingebauten zweiten Schallbox bei einer Mensur von rund 640 mm (uns Emil spielt sowas) sowie das spätere, eigentlich bekanntere Modell ohne Resonator dafür mit kleinem ovalen Schalloch sowie einer Mensur von stattlichen 670 mm.
Aufgezogen waren üblicherweise eher dünne Saiten der Stärken 011-046, was in Kombination mit der eigenständigen Deckenbekalkung und der Saitenhalterung über ein Tailpiece wie bei einer Jazzgitarre, inkl der massiven Bridge, für diesen silbrigen, leicht flirrenden Sound sorgt (Bei Emil flirrt nix aber der spielt ja auch 014-062 oder so und kann bei seiner Saitenlage eine Slide auch von unten an die Saiten randrücken).
Mein Modell hat ein grosse D-Loch, keinen Resonator und eine Mensur von 670 mm. Massive Fichtendecke, Zargen und Boden aus laminiertem Mahagoni, Hals ebenfalls Mahagoni, Griffbrett aus Palisander, Halsansatz am 14 Bund bei insgesamt 21 Bünden plus Nullbund, Bunddraht mittlerer Stärke, Binding mit (Plastik-) Perlmut Einlagen um Korpus und Schallloch sowie einfaches weisses Binding am Hals, durchstochene Kopfplatte mit offenen No-Name Mechaniken, verchromtes Stilgerechtes Tailpiece sovie einer massive Bridge die, wie bei allen Jazzgitarren, durch den Saitendruck in Position gehalten wird.
Der erst Eindruck gefällt, sehr saubere Verarbeitung,auch im Korpusinnern, die Bundierung sauber eingesetzt und abgerichtet ohne Häkchen und kratzende Stellen, die Saitenlage sehr flach und trotzdem klingend und ohne Rasseln trotz einer Saitenstärke von mal eben 011-046. Hier kommt eindeutig die Mensur von 670 mm zum tragen.
Der relativ breite Hals 44 mm am ersten Bund - hat ein flaches D-Profil das gut in der Hand liegt und einerseits schnelles Solospiel mit Plek ermöglicht aber immer noch genug Substanz für Klang übrig hat.
Die Decke ist wie die ganze Gitarre hochglänzend mit einem Zweikomponenten Lack versiegelt. Gerade bei der Decke ist die Lackschicht dünn genüg um die Holzstruktur noch sicht- und fühlbar zu machen. Nichts schlimmer als diese wie Parkettboden versiegelten Decken die man sonst manchmal zu Gesicht bekommt, und die man am besten gleich runter schleift.
Was mir nicht so gefällt sind diese Ungereimtheiten wie goldene Mechaniken in Kombination mit verchromtem Saitenhalter, diese unglaublich billig wirkende Abdeckung für den Halseinstellstab und ganz persöhnlich für mich die Saitenlage die ich lieber ein Tück höher hätte, was aber mangels Einstellmöglichkeit nicht so einfach ist. Mechaniken habe ich obwohl qualitativ in Ordnung gegen verchromte ausgewechselt, Trussrod Cover ebenfalls und unter die Bridge kommt ein Hartholzstreifen aufgeleimt und zurechtgeschliffen, dann ist das auch kein Thema mehr. Solche Sachen sieht man auch bei wesentlich teureren Instrumenten. Dieses hier konnte ich aus dem Karton nehmen, einmal durchstimmen und spielen.
Die Gitarre fühlt sich gut an und spielt sich auch so. Sehr leicht und gleichmässig dank Cutaway auch bis in hohe (akustische) Lagen, dabei klanglich absolut ausgewogen. Ich denke das Modell mit kleinem ovalem Schalloch wird noch ein Stück nasaler und damit autentischer im Sinne Gipsy Swing klingen. Aus optischen Gründen ist mir das grosse ovale lieber, und so wie es aussieht sind die beiden Modelle der Fa. Woodland ansonsten identisch. Die lange Mensur von 470 mm nimmt man eigentlich gar nicht wahr und wenn dann nur positiv. In diesen Augenblicken bin ich meinem Klassik Lehrer dankbar der mich damals zu einer sauberen 4-Finger Greiftechnick gezwungen hat.
Erworben hab ich die Gitarre als Sofort-Kauf bei Ebay von einem gewissen Halei, bürgerlich Hans Leimbacher. Das darf man glaube ich öffentlich sagen, schliesslich verweist er selber auf seine Geschäftshomepage wo sein voller Name steht.
Instrumente der Fa. Woodland hat er immer mal wieder im Angebot auch solche mit ovalem Rundloch, daher auch diese Besprechung hier.
Falls jemand eine unkomplizierte gut gefertigte und gut klingende Steelstring sucht die bisschen anders daher kommt als das Dreadnougth/Jumbo Einerlei bekommt hier für nicht allzuviel Geld einen prima Gegenwert.
Bezahlt habe ich 350.- Euro plus Versand, der Kontakt zum Verkäufer war unkompliziert und sehr professionel. Würde ich jederzeit wieder machen.
Das Bild oben stammt vom Verkäufer, genau so sah sie aus als sie bei mir ankam. Die eine oder ander Veränderung wird noch stattfinden oder hat schon stattgefunden.
Gruss Manuel