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(Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hi!
Gibt es eigentlich für Jazz-Anfänger empfehlenswerte Bücher, die langsam an die Materie heranführen, sowohl in Theorie als auch Songs zum Mitspielen auf CD? Für Rock, Metal, etc. gibt es da ja eine Menge.
Ich weiß nämlich nicht, wie ich sonst Zugang bekommen soll. Ich kenne niemanden der Jazz spielt und bin so auf mich selbst angewiesen, was kein großes Problem darstellt. Grundlegende musiktheoretische Kenntnisse habe ich (bzw., viel wichtiger, weiß wo ich sie nachschlagen kann.)

Toll wäre es auch, wenn ihr mir vielleicht ein paar Plattentipps geben könntet, da ich mich auf dem Gebiet wirklich kaum auskenne. Allan Holdsworth gefällt mir z.B. ganz gut...aber wirklich auf die Idee mich mehr mit Jazz zu beschäftigen haben mich Bands wie Meshuggah und The Dillinger Escape Plan gebracht.

Basti

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hallo!

Mein Tipp für ein Buch: Survival Guitar von Peter Fischer. Ist nicht nur Jazz, sondern auch Blues, Rock, Country etc. aber wirklich gut gemacht.

Zum Hören würde ich erstmal Charlie Christian empfehlen, ist schließlich der Urvater aller Jazzgitarristen.


Gruß

Matthias

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hallo Basti,
Von Peter Fischer würde ich, wie von Peter Bursch, abraten, wenn Du Dich ernsthaft mit der Materie auseinander setzen willst.
Die Hörtips sind natürlich geschmacksabhängig, einen guten Überblick über die Jazzgeschichte bietet das Doppelalbum "Jazz The Definitive Performances" von Sony music.
Die Lehrbücher hängen auch ein bißchen davon ab, was Du machen willst.
Wenn Du modernen Jazz, oder gar Fusion machen willst, dann bist Du mit Frank Haunschild, Modern Guitar Styles (advance music) oder Jazz Gitarre von Michael Sagmeister (AMA) ganz gut bedient.
An Playalongs gibt es jede Menge von Jamey Aebersold, und es gibt von Hal Crook gute Lerhbücher "How to Improvise" und "How to Comp" (advance music). Die Verlagskataloge von advance music und von Jamey Aebersold sollte man sich als Jazzlernender imho auf den Nachttisch legen.
Hören ist natürlich aber das A und O, es gibt da von Dreyfuss Jazz, einem französichem Label, eine Serie von Samplern von vielen Einflussreichen Jazzmusikern, allserdings sind das alles eher "klassische" Aufnahmen, bei moderneren Sachen schau z.B. mal den Katalog von ECM durch.
Lass Dich da mal von dem Plattenverkäufer Deines geringsten Mißtrauens beraten.
Gruß,
Woody

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hi Woody!

: Von Peter Fischer würde ich, wie von Peter Bursch, abraten, wenn Du Dich ernsthaft mit der Materie auseinander setzen willst.

Das ist wieder typisch für Dich! ;-) Die beiden sind dir wahrscheinlich nicht "ernst" und "exakt" genug. Hey, es geht um einen Einstieg.

Wenn jemand kochen lernen möchte, ist es gar nicht mal so verkehrt, mit Nudeln und einer Fertigsauce anzufangen. Essbar wird es sein, ein Erfolgserlebnis somit allemal und die Angst vor dem Herd wird abgebaut. Wie man dann selbst Nudeln herstellt, kommt dann später.

Dieser Logik folgend, halte ich Survival Guitar immer noch für ein gutes Buch, auch für den Einstieg in den Jazz.

Gruß

Matthias

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hallo Matthias,
recht hast Du, im ersten Teil.

Wenn aber dieser jemand auf seinen Fertignudeln liest, sie seien aus Kartoffeln gemacht und er hinterher (als Fortgeschrittener) versucht, frei Schnauze selber welche zu fertigen, wird er auf die Selbige fliegen.

Ich bin mittlerweile wieder auf dem Trichter mir Jazzunterricht zun nehmen, zum Einen kommt man zum Spielen, mindestens einmal die Woche, und man hat jemanden, der im besten Fall vor derartigen Stolperfallen warnt, oder mit dem man zumindest diskutieren kann.
Bei vielen Büchern packe ich mir heute nur noch an die Stirn, des Inhaltes wegen.

Gruß,
Woody

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hi!

: Wenn aber dieser jemand auf seinen Fertignudeln liest, sie seien aus Kartoffeln gemacht und er hinterher (als Fortgeschrittener) versucht, frei Schnauze selber welche zu fertigen, wird er auf die Selbige fliegen.

Wer aber, frage ich dich, versucht Nudelteig anhand der Angaben auf einer Nudelpackung zu machen?

Oder anders gesagt, halte ich Peter Fischer und Konsorten für einen guten Einstieg. Wenn es dann Spaß (!) macht, sind natürlich ernsthafte Lehrer und Bücher notwendig.

Als Anfänger ist es absolut ausreichend zu wissen, dass a-moll die parallele Molltonart zu C-Dur ist. Muss da erst noch erklärt werden, dass es mehrere Molltonarten gibt?

Nomma, wir reden über den Einstieg.

Gruß

Matthias

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Well,

: : Wenn aber dieser jemand auf seinen Fertignudeln liest, sie seien aus Kartoffeln gemacht
Was kaufst du denn bloß für Nudeln?

Kopfschüttelnd


Ebenso kann man halt über verschiedene Bücher die Rübe schütteln.... Ich denke da an die zahlreichen Elaborate zum Themenkreis "Kirchentonleitern" *öörks* ;-)

scnr
burke

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hallo Basti,
such Dir einen Lehrer.
Wenn Du überhaupt keine Ahnung von der Materie hast, kommstz Du mit einem Lehrer wesentlich einfacher und direkter ans Ziel.
Und 3-4 Stunden nehmen oder 3-4 unsinnige Bücher kaufen tut sich finanziell nicht viel.
Ich persönlich finde die Neue Harmonielehre I & II gut, andere sehen das anders.
Für einen totalen Anfänger ist das starker Tobak.
Gruß,
Woody

Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hallo Basti,

als Hörtipp: Miles Davis "Kind Of Blue". Sollte jeder besitzen, der sich ein bisschen für Jazz erwärmen kann. Zwar keine einzige Gitarre auf dem Album zu hören, aber dafür klasse Musik von klasse Musikern gespielt.

Generell gilt: Viel Jazz hören bringt schon viel. Vor allem muss es nicht immer mit Gitarre sein. Sehr viele gute Jazzsachen wurden ohne Gitarre aufgenommen!

Was die Schulen angeht, wurde schon einiges genannt. Als Einstieg find ich Peter Fischers "Survival Guitar" ganz gut.

Zum jammen ist im Jazzbereich die Jamey Aebersold-Reihe zu empfehlen. Schön nach Themengebieten, Stilrichtungen etc. geordnet.

Gruß
Bootsy



Re: (Gitarre) Jazz-Einstieg?

Hallo Basti,

wie einer meiner Vorredner empfehle ich Dir in jedem Fall die Platte "Kind of Blue" (Bei 2001, ca. 7 Euro) von Miles Davis. Da sind auch ein paar Standards drauf, die relativ leicht zum Einsteigen sind:
Freddie Freeloader
All Blues
So What

Ferner möchte ich Dir ein paar Stücke empfehlen, die als Einstieg auch relativ gut geeignet sind:
Autumn Leaves (auch hiervon gibts eine schöne Aufnahme von Miles mit Cannonball Adderley)
Equinox
Blue Monk (von Thelonious Monk)
Blue Bossa (CD: "Page One" von Joe Henderson, bei 2001)
Cantaloup Island (von H. Hancock, bekannter ist die gesamplete Version "Cantaloop" auf der US3-CD "Hand on the torch")
Tenor Madness (von Sunny Rollins)
Footprints (CD: "Miles smiles" von Miles Davis)
Girl from Ipanema (von A.C. Jobim, Einspielung mit Joao+Astrud Gilberto, Stan Getz)

Noten zu all diesen Stücken (außer Cantaloup Island und Tenor Madness) gibt's im "Real Book", d.h. im illegalen. Viele davon sind sicher auch in den ersten der drei Bände des legalen "New Real Book" enthalten. Die anderen beiden Stücke sind in entsprechenden Abersold-Ausgaben zu finden, aber jeder halbwegs ausgestattete Jazzer kann Dich mit Noten versorgen.

Es ist relativ leicht und sollte in endlicher Zeit gelingen, ein halbwegs wohlklingendes Solo über o.a. Stücke hinzukriegen, ausgenommen vielleicht über "Girl from Ipanema", das ist schwerer.

Theoriebücher: Frank Haunschild I ist sicher eine gute Wahl (obwohl ich es nicht kenne!). Michael Sagmeister geht erstmal stark skalenlastig ran und setzt damit einen nur einseitigen (wenn auch sehr wichtigen!) Schwerpunkt.


Jazz ist aber nicht nur Theorie, sondern in erster Linie praktische Musik mit viel Kommunikation (zwischen den Musikern) und einem speziellen "Groove", nämlich dem "Swing-Feeling" mit den triolisch phasierten Achtelnoten (je nach Ära und Geschmack ist die Phasierung stark triolisch oder irgendwo zwischen geraden und triolisch phrasierten Achteln). Daher: learning by doing, sprich: Stücke zum Einstieg, und viel Jazz hören! Dabei aber nicht nur die moderne, schwere weil abgefahrene Kost (Abercrombie) sondern die alten Meister, als da auf Jazzgitarre sind: Herb Ellis, Kenny Burrell, Barney Kessel, Joe Pass und,
ganz wichtig: Wes Montgomery. Dann erst an den moderneren Brüdern (John McLoughlin, John Scofield, Mike Stern, Pat Metheny, Abercrombie oder gar Scott Henderson) orientieren.

Wichtig ist zum Einstieg aber vor allem, die für den Jazz typischen Akkorde auf der Gitarre parat zu haben. Dabei gelten folgende Faustregeln:
- Vierklang statt Dreiklang (per maj7 oder 7, das ist auch die erste Grundregel der Jazzharmonie: Vierklänge spielen!)
- keinen Ton im Akkord doppeln (per Oktavierung), - mit passenden Erweiterungstönen (6 statt 7, 9, b9, #9, 11, #11, 13, b13) ergänzen - wenn man weiß, mit welchen ... :-)
- eher sparsame voicings spielen. Die "unwichtigen", d.h. für den Charakter des Akkords unwichtigen Töne am ehesten weglassen: Quinte, Grundton (den spielt eh' der Bassist). Die wichtigen Töne spielen: Terz, Septime (falls vorhanden), Erweiterungstöne. Also keine Powerchords!

VOn Anfang an nicht alleine spielen, sondern mit "Band", also mit Band-in-A-Box und/oder Abersold-Playalong-CDs. Letztere sind aber im Tempo nicht veränderbar und oft auf unverschämt hohem/schnellem Niveau. Also: Abersold-Bände nach Themen/Stücken auswählen und erst hören, dann kaufen!

Und: laß Dich nicht frustrieren!

Keep, oder soll ich sagen: start swinging!
Kurt