Hi, vielleicht gibt es Psychologische Fachliteratur, die sich damit auseinandersetzt?
: Ich glaube, dass das, was man gemeinhin als 'Groove' bezeichnet, sich nicht auf einer technischen oder musikalischen Ebene beschreiben lässt.
Zumindest nicht ohne weiteres. Aber vielleicht gibt es doch Eigenschaften von Musik, die dazu führen, daß sie überwiegend als "groovend" oder eben nicht "Unwort der Stunde" empfunden wird.
:Ein anderer Versuch eine Definition wäre vielleicht, dass durch Groove eine emotionale Aufmerksamkeit erreicht wird, eine innere Identifikation, eine gemeinsame Erlebniswelt zwischen Musiker und Zuhörer. Daher ist der rhythmische Aspekt auch sehr wichtig (habe in letzter Zeit wieder Orff gelesen, sorry ...).
Ich denke, daß die entscheidenden Parameter für den Groove tatsächlich der Rhytmus, sowie die Betonung sind. Dabei denke ich, daß die leichten Verschiebungen gegen den "exakten" Rhythmus ausschlaggebend sind. Angesprochen wurde das ja schon mit dem Wort "mikrotiming". Ein völlig exakter Rhythmus wird im allgemeinen ja als steril empfunden (Drumcomputer der einfacheren art). Ebenso Musikstücke, die keine Dynamik enthalten (alles ist immer gleich "laut"). Dabei ist allerdings eine hohe Präzision der Rhythmisierung dennoch wichtig, da ich jetzt einfach mal vermute, daß die kleinen beabsichtigten Verschiebungen im Timing nur dann als solche wahrgenommen werden, wenn sie sich von einem sehr präzisen Grundrhytmus abheben, der z.B. bei einem Einzelinstrumentalisten dann im Kopf des Zuhörers "weiterläuft" während der Musiker einen Ton z.B. geringfügig vor- oder nachzieht. In einer Band kann "Groove" natürlich auch erzeugt werden, wenn der Bassist z.B. weiter "vorne" bzw. "hinten" spielt, oder das sogar in Abhängigkeit von der Stelle im Song (und dem gewünschten emotionalen Eindruck) variiert. Eine wissenschaftliche Untersuchung dazu würde sicherlich solche Timingfragen untersuchen und dann anhand der gefundenen Ergebnisse ein (natürlich zunächst viiieeel zu einfaches ) Modell erstellen, das sich dann anhand eines Musikstücks, das anhand dieses Modells als unterschiedlich stark groovend erstellt wird, mit einer Gruppe von Testhörern überprüfen läßt.
Auf jeden Fall grooved es nicht, wenn das "microtiming" stochastisch stark schwankt (siehe auch -> "Meine ersten Töne") :-))
: Will man der Sache noch für den Bass twas näher kommen, wäre eine Analyse einzelner Basser sinnvoll, die amtlicherweise 'grooven' können. Wär mal interssant.
S.o. Allerdings wäre der Aufwand gelinde gesagt erheblich, und die Ergebnisse wahrscheinlich nur für ein paar einfache Sonderfälle wirklich brauchbar. Ein massives Interesse an derartig abstrusen theoretischen Betrachtungen haben wahrscheinlich die Hersteller von Sequenzer-software. Wenn man damit nämlich brauchbare Ergebnisse erzielen könnte wären sie dann in der Lage Quantisierungsfunktionen einzubauen, die auch dem Unbedarften dazu verhelfen sein Machwerk kräftig grooven zu lassen.
Daher könntest Du mal versuchen, von Steinberg oder so Literaturangaben zu dem Thema zu bekommen.
Für uns "Handwerker" nützt derartiger theoretischer Kram natürlich erstmal nichts. Da gilt: erstmal muß man hören können ob's grooved (es gibt Leute die können das nicht) und dann muß man üben üben üben (und zwar nicht nur allein im Kämmerlein, sondern mit lieben Kumpels) damit man so spielen lernt wie es einem gerade im Kopf vorschwebt. Was dabei hilft, ist sich selber zusammen mit einem Metronom oder Drumcomputer aufzunehmen und dann das ganze anzuhören. Mit der Zeit bekommt man immer mehr Gefühl für die unterschiedlichen Grooves die man erzielen kann und kann das dann auch gezielt einsetzen. Wenn man einfach nur so spielt (ohne Aufnehmen und wieder anhören, vermischt sich das was man spielt im Kopf zu sehr mit dem was man meint und man hat keine wirkliche Erfolgskontrolle; ergo mit dem gleichen Aufwand weniger Erfolg und wer will schon mehr Üben als unbedingt nötig? Wo man doch auch so schön jammen kann, oder mit netten Leuten ein Bierchen zischen, oder, oder, oder,....
Also bis dann
und viel Spass auf der Session!
Winni