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(Meinung) Tips für Akustik-Duo?

Hallo :-)
ich bin gerade dabei, mit einem Gitarristen ein Akustik-Duo aufzubauen - die erste Session war schon sehr vielversprechend, und natürlich sind uns auch jede Menge weiterer Songs eingefallen, die wir ausprobieren wollen. Aber mit Sicherheit werden einige davon nach zwei- oder dreimaligem Anspielen auch wieder aus dem Programm gestrichen... und es schadet nix, noch einen Sack voll aus dem Ärmel schütteln zu können. Deshalb meine Frage: habt ihr vielleicht ein paar gute CD-Sampler-Tipps? Die "Best of MTV unplugged" kenn ich schon, aber es muss doch noch viel mehr geben, wo man mal reinhören kann.....
vielen Dank
Selene

Re: (Meinung) Tips fu:r Akustik-Duo?

Hi!

: Die "Best of MTV unplugged" kenn ich schon, aber es muss doch noch viel mehr geben, wo man mal reinho:ren kann.....
So aus dem Stehgreif fallen mir zwei Sachen ein:

Simon & Garfunkel - Live in New York, 1966
Dave Matthews & Tim Reynolds - Live at Luther College

Oder Moment, mir fällt noch was ein. Hör doch mal vielleicht in ein paar Dashboard Confessional Sachen rein...

micha

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo?

Hi.

Es juckt mir fürchterlich, jetzt einen ganzen Haufen von Super-Akustik-Songs zu nennen. Aber wenn ich ehrlich bin: Das meiste davon wird doch schon in jeder zweiten Fussgängerzone zerhackt.
Deswegen würde ich selber von einem Akustik-Duo lieber Songs hören, die eben nicht typische Unplugged-Songs sind (und deswegen auch nicht auf zitierbaren Samplern wären).

Paul Simon hat gerade Solo viel Songs gemacht die entweder schön & einfach aber dafür unverbraucht sind (Also eben nicht "The Boxer", sondern "Obvious Child", oder "Born At the Right Time"), oder die reiche Akkordfolgen haben welche auf eine Gitarre zusammenkondensiert sehr aus dem typischen Lagerfeuerakkordekram herausbrechen ("Train in the Distance", "50 Ways to..." , "One Trick Pony", "Still Crazy..."). Deren jazzige Struktur bewahrt viele Lieder davor, trotz schöner Melodien zu verkitschen.

Oder wie wär's mit Songs, die man selten bis nie Unplugged gehört hat, weil sie nur als Band- oder schlimmstenfalls Keyboardnummern bekannt sind: "Africa", "Comfortably Numb", "Brothers In Arms", "Russians", "Street Spirit (Fade out)", etc...

Es gibt ja gerade bei Akustik-Songs so einen gewissen Song-Inzest, deswegen höre ich lieber Überraschungssets als den normalen Unplugged-kram.

Vor kurzem hörte ich ein Akustik-Duo das gleich hintereinander "Strangers in the Night" und "Polizei! SA! SS!" gespielt hat. Danach wurde es etwas abwechslungsreicher. Holla, die Waldfee!


Gruß,
groby
*

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo?

Hallo Kollegen! ;-)

: Deshalb meine Frage: habt ihr vielleicht ein paar gute CD-Sampler-Tipps? Die "Best of MTV unplugged" kenn ich schon, aber es muss doch noch viel mehr geben, wo man mal reinhören kann.....

Richtig lecker wird es meiner Ansicht nach erst, wenn mal was ganz anderes akustisch gespielt wird als die ewig gleichen Akustikheuler. Je nach Fähigkeiten Deines Gitarristen sind doch auch Songs drin, die ursprünglich nix mit Akustikgitarre und Frauenstimme zu tun haben, oder?

Viel Spaß!

Matthias

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo?

: Vor kurzem hörte ich ein Akustik-Duo das gleich hintereinander "Strangers in the Night" und "Polizei! SA! SS!" gespielt hat. Danach wurde es etwas abwechslungsreicher. Holla, die Waldfee!

Ich kenne nur ein Akustikduo, das diese beiden Songs im Programm hat. Du kommst nicht zufällig aus Bremen (-Nord)???

Tammo

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo?

Ich kenne nur ein Akustikduo, das diese beiden Songs im Programm hat. Du kommst nicht zufällig aus Bremen (-Nord)???

Hihi. Kleine Welt.

Ich komme - obzwar jetzt wohnhaft in Bochum - aus der Region nordwestlich von Bremen. Ich weiss auch, wen Du meinst. Ich habe die beiden mal im Pinnökel gesehen in Bremen an einem Sonntag nachmittag als dort drei "Projekte" unplugged auftraten. Eins davon waren der Sänger meiner damaligen Band und ich (wir wohnten schon in Bochum aber er hatte diesen Gig in der alten Heimat besorgt), ein weiteres Projekt waren fünf Kerle die Lagerfeuerakkorde schlugen und das dritte Projekt war dieses Duo.

Jetzt beim Sinnieren fällt mir auch ein, dass es schon drei Jahre her sein muss. Da hätte ich wohl nicht "kürzlich" schreiben müssen. Na, egal. Wenn ich Glück habe, merkt's keiner.

Bist Du etwa einer der beiden? Das Ahoi-Brause-Duo, oder so ähnlich?


Gruß,
groby
*

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo?

Hallo Matthias,
im Prinzip gebe ich dir ja völlig Recht, und an ein paar unplugged-unübliche Songs wollen wir uns ohnehin wagen, z.B. Hounds of love. Nur - das Ganze ist eher kommerziell angelegt, d.h. wir wollen möglichst oft gigs spielen. Da kommt man erfahrungsgemäß nicht um bekannte Songs herum, um das werte Publikum bei Laune zu halten. Deshalb meine Frage nach guten Samplern - wenn man z.B. 3-4 Sets spielen muss, braucht man ja schon ein großes Repertoire. Natürlich soll es nicht wahllos sein, und Bauchschmerzen soll auch keiner von uns beiden dabei bekommen, aber, wie gesagt - ab und an muss man einen Hit einstreuen.
viele Grüße
Selene

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo?

Arrgghhh. Ja, das sind sie! Ich hatte sie gar nicht so ... Tja, wie nennt man das? ... hmmm .... sagen wir: "rigoros"

Also ich hatte sie gar nicht so rigoros in Erinnerung.
Jedenfalls nehmen sie Ihr Credo sehr sehr ernst und vielleicht etwas zu wörtlich : "Quantität statt Qualität".

Ahoi,
groby
*

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? @tom2 lies mal

...Nur - das Ganze ist eher kommerziell angelegt, d.h. wir wollen möglichst oft gigs spielen. Da kommt man erfahrungsgemäß nicht um bekannte Songs herum, um das werte Publikum bei Laune zu halten.

Moin Selene, Tom(2),

da haben wir doch den thread. ...das werte Publikum bei Laune halten...

Gerade läuft im Radio Underneath your clothes von Shakira.
Schönes Stück. Kann man akustisch, sogar rein acapella spielen. Aber nur weils Airplays hat, würd ichs nicht tun.

Ich wiederhole und bekräftige: Das Publikum kommt nicht an erster Stelle. Musiker sind imho keine Dienstleister wie Schuhmacher oder Maler.

Oder?

falke


Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? @tom2 lies mal

Hi Folks!

Bin zwar nicht direkt angesprochen *g*, senfe aber trozdem dazu...

: da haben wir doch den thread. ...das werte Publikum bei Laune halten...

Erst vor ein paar Tagen hat uns ein Veranstalter gesagt, dass reines covern langsam aus der Mode kommt und der Trend zu Bands mit "Eigenkreationen" gehen würde. Käme mir ja nur entgegen.

Meine Folkband spielt traditionelle Musik, keinen Folk-Rock, aber auch kein Sauflieder-Gedudel mit der 892647825382 Version von "Whiskey in the jar" (okay, das können wir im Notfall auch, aber eigentlich nur auf Wunsch einzelner). Unsere Musik entspricht nicht unbedingt den Erwartungen des Publikums, wenn es um Irish Folk geht. Ist sie deshalb schlechter? Nö, nicht im geringsten. Bekommen wir dadurch weniger Auftritte? Ebenfalls nö. Ca. 80% unserer Songs und Tunes sind dem "werten 08/15-Publikum" schlichtweg unbekannt (z.T. eigene Stücke). Okay, man hat nicht sofort den Mitgröhl-Effekt, aber es gefällt nicht weniger, eher mehr, gerade weil es eben mal "etwas anderes" ist. Und nicht zuletzt mache ich die Musik, die mir gefällt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gut gespielte und interpretierte (weil mit "Herzblut" dabei) Musik besser ankommt als runtergedudelte Songs, die ein "Muss" sind, weil sie eben jeder kennt und spielt.

Fies ausgedrückt: das Publikum muss fresen, was ich ihm vorsetze, denn an erster Stelle steht der Geschmack der Band. Klingt egoistisch - ist aber so *g* Und dass es funktioniert, zeigen die Reaktionen der Zuhörer und Veranstalter.

Viele Grüße
Doc

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? @tom2 lies mal

Fies ausgedrückt: das Publikum muss fresen, was ich ihm vorsetze, denn an erster Stelle steht der Geschmack der Band. Klingt egoistisch - ist aber so *g* Und dass es funktioniert, zeigen die Reaktionen der Zuhörer und Veranstalter.
:

:Liebe Doc,

völlig in Ordnung, Darf man ruhig mal fies ausdrücken. Ich hab neulich die "MoreMaids" gesehen und gehört. Grossartig. die spielen auch Tunes und Jigs und Reels - ganz fantastisch. Denen ist es völlig egal, ob das Publikum bei Laune ist. Ein wunderbares Konzert. Klar haben die auch gecovert. Indigo Girls z. B.

Mitgröhlen tun wir auf Schalke.

bon nuit

falke




Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? @tom2 lies mal

Moin!

Daß der eigene Geschmack im Vordergrund stehen sollte, dem stimme ich zu. Aber unter dem Vorbehalt, daß dann auch die Intention des Musikers miteinbezogen werden muss. Wenn er Spaß haben und sich selbst verwirklichen will, dann geht das voll in Ordnung. Wenn man aber richtig Kohle verdienen will, dann muss man sich meist leider doch dem Publikum unterordnen (womit ich nicht sagen will, daß es anders auch geht - sicherlich merkt der eine oder andere im Publikum auch, ob die Band dahintersteht und weiß dieses mehr zu schätzen als "kommerz").
Daß man das Publikum auch anders begesitern kann will ich hier wie schon gesagt nicht bezweifeln, für eine frischgegründete Band mit neuem Namen wird es jedoch ungleich schwieriger sein, auf so viel Zustimmung zu stoßen, wie am Anfang oft nötig ist um die Motivation zu behalten.
Ja, es geht auch anders.

Rock'n'Roll!
Felix


Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? @tom2 lies mal

Hi falke,

Du bist Schalke-Fan...

DAS

hätte ich nicht gedacht...
:-)

Naja, zum Thema, seit zwei Monaten habe ich regelmässig Proben für ein A Capella Quartet, wir haben im nächsten halben Jahr bereits zwei Auftritte.
Das ist zum einen eine sehr lukrative Geschichte, allerdings ist es schon so, daß die Erwartungen des Publikums sehr hoch sind, was Repertoire angeht, ohne Comedian Harmonists (wurgs, besonders im gemischten Quartet) geht da nichts.
Gerade in dem Sektor gibt es kein Ensemble welches ohne Cover auskommt. Selbst erfolgreiche Gruppen wie z.B. die Wise Guys covern, ok, dann z.B. Golden Eye aber ganz ohne bekannte Melodeien geht es in dem Bereich nicht.

stay tuned,
Woody

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? @tom2 lies mal

Moin Falke,

Ich bin keineswegs der Meinung, dass man dem Publikum das geben sollte was es erwartet, also auf Teufel komm raus den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht.

Meiner Erfahrung nach "genügt" eine musikalisch/teschnisch perfekte Darbietung (egal in welcher Schublade man jetzt sein Bett gebaut hat) nicht, um ein gutes Konzert zu geben.

Ich rede natürlich nur von mir und meiner Einstellung, das kann jemand anderes gerne auch ganz anders sehen :-)

Jedenfalls machen Faktoren wie "Ausstrahlung", "Kontakt zum Publikum" und "Natürlichkeit" (blödes Wort, mir fällt gerade kein besseres ein) meiner Meinung nach ebensoviel aus, wie "Können am Instrument" und "Art der Songs"...

Ich hatte bislang die besten Auftritte mit eigenem Songmaterial, was definitiv niemand im Publikum kannte - aber bestimmt nicht, weil das so tolle Songs waren, sondern weil wir (die Band) uns mit unserem Programm wohl fühlten und Spass an dem Auftritt hatten und dann Springt der Funke über aufs Publikum, auch ohne "Mitgröhl"Songs oder allbekannte Evergreens.

Und ich verstehe mich auch nicht als Dienstleister am Publikum. Aber ich ziehe enorm viel Krasft und auch frust aus der Reaktion des Publikums, gerade wenn ich mit eigenem Material auf der Bühne stehe.

Nur käme ich deshalb nie auf die Idee, ein Top-40 Programm zusammenzustellen, um ein zufriedenes Publikum zu haben, weil sie dann fast jeden Song kennen.

Für mich ist aber "der Draht zum Publikum" ein wesentlicher Bestandteil der "Kunst" "Musikmachen".

Wenn mich das Publikum nicht interessiert, kann ich auch in meinem Schlafzimmer musizieren, dann brauche ich nicht auf eine Bühne.

Um Deinen Satz in meinem Sinne etwas umzuformulieren:
Der Kontakt zum Publikum kommt an erster Stelle bei einem Auftritt - ich will "die Leude" von mir, meiner Musik und meiner "Darbietung" überzeugen - aber eben nicht "dem Publikum nach dem Maul spielen".

oder? :-)
gruss
Tom

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? achtung langer text

Moin Felix,

Hast Recht, aber mit dem richtig Kohle verdienen; da sollte man sich was anderes überlegen.
Ich wollte auch mal dringend Popstar werden - und hatte meine Probleme mit dem Publikum.
Mal lesen?


Als ich so knapp 10 Jahre alt war, hab ich mir aus Pappe eine amtliche Strat ausgesägt, mit dem FaberCastell Rechenschieber und Filzstiften die PickUps und Saiten draufgeschraubt, ein Gurt war wegen des geringen Gewichts nicht nötig.
Dann hab ich mich vor den Ausklappspiegel der in Eiche gehaltenen Frisierkommode des elterlichen Schlafzimmers gestellt und konnte mich so von beiden Seiten und frontal sehr gut beobachten. Bei geschickter Stellung der Spiegel konnte ich mich sogar von links und rechts gleichzeitig sehen!
Meine Telefunken Mister Hit Plattenspieler mit Lautsprecher im Deckel erlaubte mir, auch in besagtem Elternschlafzimmer mobiles Trainieren des Bühnen-Posings. Auf dem Mister Hit eierten die Byrds, die Stones, die Beatles, Mr. Dylan und auch Leute wie Donovan und, wie heißt noch mal die amerikanische Protestsong-Queen?
Das Publikum war ich in Personalunion mit dem Popstar.
Ich fand, ich sah gut aus, hatte eine ordentliche Präsentation mit meiner Gitarre und das Publikum goutierte das in jeder Situation.
Die Auswahl der Stücke, mit denen ich in schöner Regelmäßigkeit mein Publikum im Frisierkommoden-Konzertsaal beglückte wurde ausschließlich von mir ausgesucht.
Es war mir egal, ob immer wieder Rufe nach „Lola“ oder „Let’s spent the nite together“ kamen. Ich spielte „House of the Rising Sun“ und „Where have all the Flowers gone“ und, hey, ich spielte gut.
Irgendwann wurde aus der Pappgitarre eine echte Klira-Wandergitarre. Der Traum von einer echten Strat blieb ein Traum. Der Klira hab ich dann mit Sprühlack aus Vatters Keller ein gar nicht schlechtes Tobacco Sunburst verpasst. Jetzt ging’s wieder. Das war meine Reminiszenz ans Publikum: man sah es nicht gern, wenn Rock’n’Roll auf Wandergitarren angeboten wurde. Trotzdem behielt ich mein Programm und das Publikum im Auge. Egal was wir (Mister Hit und ich) spielten, dem Publikum gefiel es. Bis auf die Situationen, in denen ich bei einer meiner gelegentlichen Sessions mit Keith und Co. von meiner Mutter überrascht wurde. Ihr gefiel das nicht so – hauptsächlich der Lautstärke wegen – und, weil es ihrer Meinung nach unerträglich albern war und ob ich denn meine Hausaufgaben schon fertig hätte.? Ich verabschiedete mich dann mit einem kurzen Augenzwinkern vom Publikum, fuhr die PA auf Null, beendete das Konzert mit roten Ohren, klopfendem Herzen und stahl mich an meiner Mutter vorbei.

Heute, knapp dreißig Jahre später, gibt’s die Frisierkommode nicht mehr, die Musik kommt nicht mehr aus dem Mister Hit, die Klira, die im übrigen einem unglaublichem Wutanfall meines Vaters ihr Ende am Kamin in Form von übersichtlichen Holzspänen fand, wurde durch „richtige“ Gitarren ersetzt, die Auswahl der Stücke, die ich spielen wollte, änderte sich.
Maß aller Dinge war und ist aber immer noch mein persönlicher Spaß an der Musik und am Musikmachen. Ich freue mich, wenn es dem Publikum gefällt, ich freue mich, wenn ich (wir) beim Publikum etwas „bewegen“, ich freue mich, wenn das Publikum bereit ist, für unseren Vortrag zu bezahlen. Ich bin aber nicht böse, wenn das Publikum durch Abwesenheit glänzt, wenn es mit unserer/meiner Musik nix anfangen kann.
Ich werde nichts dran ändern. Ich weiß, dass auch Kollegen wie Stoppok, Stones und Steamhammer das nicht tun würden.
Das Publikum ist immer noch das aus dem Spiegel der Frisierkommode. Es ist wichtig, aber keineswegs der zentrale Punkt der Musik.
Beide Faktoren, Publikum und Musiker, stimmen, wenn die Musik aus einem authentischem Impuls gewachsen ist, wenn Ehrlichkeit, Professionalität und – auch Charme die Ingredienzien des Ganzen sind. Dann gibt es das Publikum, das man verdient.

Neulich sind wir gefragt worden, ob wir bei einer Kawasaki-Cruiser-Party spielen wollen.
Ist bestimmt ein gutes Publikum – aber unsere Musik hat da nix zu suchen. Da gibt’s passenderes. Die Cruiser sind in unserem Frisierkommodenspiegel irgendwie nicht zu sehen.
So ist das.
Ich werde jetzt mal nach ebay surfen und kucken, ob ich nicht irgendwo son Schlafzimmerteil ersteigern kann.

Aus purer Sentimentalität. Und ein großes Stück Pappkarton hab ich bestimmt noch im Keller.

Madetjoot.

falke

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? @ Dienstleister

: Ich wiederhole und bekräftige: Das Publikum kommt nicht an erster Stelle. Musiker sind imho keine Dienstleister wie Schuhmacher oder Maler.
:
: Oder?


Aloha falke und alle anderen Aussendienstleistenden -

latürnich gehört hinter das "oder" eine ausreichende Menge Fragezeichen (Wahlweise tun es auch ausreichend Ausrufezeichen, die es günstig in einem von Tom's Beiträgen auszuleihen gibt).

Ebenso latürnich diskutierbar: Die Frage an welcher Stelle das Publikum steht (und die damit verbundenen Frage: "Spiel ich dem Publikum nach dem Maul wenn ich für's Publikum spiele?").

Meine .013 Eypen dazu:

Ich bin nicht der "Stille Kämmerlein" Musiker. Nie gewesen. Mein Ziel nach den ersten 3 bewältigten Akkorden: die Bühne. Bühne allein ist scheiße, also die Bühne mit Publikum davor. Schon bin ich auf dem Weg zum Dienstleister. Ähnlich dem Gemüsemann an der Ecke mache ich mir einen Kopf wie ich meine Ware/Dienst anbieten sollte um meine Kunden/Publikum zufriedenzustellen. Hierbei spielt es keine Rolle ob ich der radikalonoiseauskotzende "Künstler" bin oder ein eloquenter Top-40 Arbeiter. Ich will meine Ware öffentlich anbieten und ich versuche dafür Kunden/Publikum zu gewinnen. An der Tür zum Saal wird meine Dienstleitung bezahlt, am CD Tischlein werden meine CD's verkauft. Zweitrangig dabei die Frage: "Überrasche oder bediene ich?" (auch der Überraschende bedient ein Bedürfnis bei seinem Publikum).

Die Rahmenbedingungen eines öffentlichen Auftritts entsprechen der Tomatenauslage des Gemüsemanns von Nebenan. Nur zu einer bestimmten Zeit bietet der Gemüsemann seine Ware an (Öffnungszeit), ebenso bietet der dienstleistende Musiker seine Ware nur zu einer bestimmten Zeit seinen Kunden an (fixiert durch Auftrittsort/zeit). Ob der Gemüsemann nur als Lebensaufgabe Tomaten verkauft oder weil er nix anderes gelernt hat: egal, er wirft seine Tomaten nicht achtlos auf die Strasse. Und der Musiker tut selbiges ebenso nicht (und wenn stellt er davor sein Gitarrenkoffer und freut sich über eingeworfenes Hartgeld).

Latürnicht weiß falke das alles. Sein "Wie mach ich den Bühnenarbeiter Top 40 Job"-Thread zeigt ja explizit das er den Dienstleistergedanken gefressen hat. Das er es "nicht für's Publikum macht" spielt dabei keine Rolle. Diese Illusion schützt sicher vor gebrochenen Künstlerherzen, ist aber unerheblich. Ohne Publikum/Veranstalter nix Kohle, nix Top-40 Job.

Wenn ich es nicht für's Publikum mache (egal was) bleibe ich zuhause. So einfach ist das. Ob das Publikum nun an erster, zweiter oder dritter Stelle kommt ist unerheblich. Ohne die Lust auf Publikum hätte ich nie zu einem Instrument gegriffen (insofern unterscheidet sich der Dienstleister Musiker sicher vom Dienstleister Tomatenverkäufer).

slide on ...
bO²gie

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? achtung langer text

: Beide Faktoren, Publikum und Musiker, stimmen, wenn die Musik aus einem authentischem Impuls gewachsen ist, wenn Ehrlichkeit, Professionalität und – auch Charme die Ingredienzien des Ganzen sind. Dann gibt es das Publikum, das man verdient.

Aloha falke -

na, na ,na ... ich erinnere mal an den Rose Tattoo Thread. Authenzität hat viele Gesichter. Davon abgesehen: der Ausdruck "verdient" trifft den Nagel auf den Kopf (auch wenn du dich zaghaft drumherum windest, Schelm, der du bist).

: Neulich sind wir gefragt worden, ob wir bei einer Kawasaki-Cruiser-Party spielen wollen.
: Ist bestimmt ein gutes Publikum – aber unsere Musik hat da nix zu suchen. Da gibt’s passenderes. Die Cruiser sind in unserem Frisierkommodenspiegel irgendwie nicht zu sehen.


Auch hier erinnere ich mal an einen Thread. "Scheißgig in Wuppertal". Nix klappte, von Anfang an große Hühnerscheiße. Und, konsequent die Instrumente nach 5 Minuten eingepackt und dem Publikum erzählt: "So hat mir mein Frisiersspiegel das aber nicht vorgegaukelt"? Nope. Dienstleistung erbracht, murrend, aber bedient. So ist das.

: So ist das.
: Ich werde jetzt mal nach ebay surfen und kucken, ob ich nicht irgendwo son Schlafzimmerteil ersteigern kann.
:
: Aus purer Sentimentalität. Und ein großes Stück Pappkarton hab ich bestimmt noch im Keller.


btw: Schöne Geschichte. Bei mir spielte Mister Hit zu einer Platten/Radio Truhe von Schaub-Lorentz die 40 Golden Hits of Elvis Presley (ok, Mister Hit war's egal ob das Publikum "Are you lonesome tonight hören wollte, Mister Hit spielte lieber tausend mal "It's alright, Mama" und "Jailhouse Rock". Später spielte Mister Hit bei Zugaben auch gern mal "Sabbath Bloody Sabbath" und überraschte mit "Black Dog" nach "You can't always get what you want". Ausserdem wurde Mister Hit auch im Fernsehen gesichtet. Ok, vor dem Fenseher, mit dem Tennisschläger zu Ilja Richters Disco'76. Da spielte Mister Hit auch mit Bachman Turner Overdrive).

Spiegel GAS, ist das heilbar?

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bO²gie

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? achtung langer text

< Klug-Cheissen mode on >

Mister Hit war ein kleiner schwarz-roter Plattenspieler mit Mono-Lautsprecher in der Klar-Plexihaube.

< Klug-Cheissen mode off >

Und nachdem ich gestern schon Jochen weiterhelfen konnte, fuehl ich mich heute wirklich alt - dabei war ich, als "Made in Eile" rauskam, gerade eingeschult worden, udn den Plattenspieler gab es da, wie wir von Falke wissen auch schon. Oha. Retro, also. Wie sagen mir da meine Freunde: "Get a life!"

mach ich - bis bald!
ullli

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? achtung langer text

Mahlzeit!

Bei so vielen schönen Geschichten hänge ich mich auch mal ungefragt mit rein.

Irgendwie halte ich's, glaube ich jedenfalls, eher mit Sven. "Selbstbefriedigung reicht nicht", zumal ich mich keineswegs als Künstler sehe, der an der Welt leidet und irgendwas wertvolles tun muss. Für mich selbst habe ich das Gitarrespielen nicht angefangen, das finde ich eher langweilig.

Als kleiner Stöpsel von 5 oder 6 Jahren habe ich Livemusik mitangehört, Bruce Springsteen, glaube ich. Das fand' ich klasse. Später habe ich ein Livevideo meines Bruders mitangesehen, Scorpions World Wide Live muss das gewesen sein. Und DA wusste ich dann, daß ich das auch will. Nicht unbedingt Musik machen, das wäre nur Mittel zum Zweck, sondern diesen Kontakt zum Publikum, diese Brücke zum Spaß und zur unendlichen Glückseligkeit. Für mich war das so. Auch heute noch, nur habe ich erfahren, daß ich dafür genausogut im Publikum stehen kann, sofern denn die Band gut ist.

Auf die andere Seite der Beschallungsanage habe ich's hingegen als aktiver agierender Musiker nennenswert ungefähr viermal geschafft: Zweimal im Alter von 11 Jahren oder so bei einer Playbackshow in der Schule, einmal war sogar richtig geil, weil der Funke übersprang. Fand' ich damals.
Die anderen beide Male als Akustikketarrenduo als Pausenclown bei zwei Blueskonzerten. Das war schrecklich und desillusionierend, trotz reinen Klassikern im Programm war halt Pause und man wollte saufen, essen und reden. Vor den Rücken von 100 Leuten also.

(Irgendwie unstrukturiert hier) Einfach nur miteinander musizieren ist auch lustig, wird mit den immer gleichen Leuten aber auch irgendwann langweilig.

Und als hoffnungsloser Romantiker glaube ich fest daran, daß es möglich ist, eine Band zu haben, mit der man menschlich super klarkommt, mit der man wirklich nur Musik macht, die einem selbst 110% gefällt (was Covernummern nicht ausschließt aber ihre Zahl minimiert), mit der man das Publikum ausnahmslos begeistert und mit der man auch kommerziell so erfolgreich ist, daß man, ohne eigene Familie versteht sich, davon leben kann (sogar mehr ist möglich, dazu gehört aber 'ne Portion Extraglück). Kann man, bin ich mir sicher. Aber weil zu so einer Band mehr als einer gehört stehe ich heute ganz ohne Band da, weil ich auch zu Kompromissen nicht mehr bereit bin. Das ist es mir Wert.

Ich konnte auch nie Gefallen daran finden, Songs oder Soli nachzuspielen, auch einen Gitarrenhelden habe ich nicht, nichts eifere ich dahingehend nach. Ich bin eben ich, da ändere ich auch mit ein wenig Griffbrettgeknete dran, und wenn DER das spielt ist das schön und gut, aber warum sollte ich das auch spielen? Dafür spiele ich also auch nicht Gitarre. Nein, nur als Instrument, als Werkzeug, wie ein Maler/Bildhauer/Wasauchimmer der mit seinem Pinsel/Hammer/Wasauchimmer ein Kunstwerk schafft, das den Menschen Begeisterung und Emotionen entlockt.

Aber da gibt's auch andere, Bands zum Beiepiel, die Songs schreiben, zweimal auftreten, eine CD aufnehmen, sich diese über's Bett hängen und sich dann auflösen. Jedem das seine.

Rock'n'Roll!
Felix

NP: Zakk Wylde's Black Label Society - Bored to Tears (rockt wie sau, übrigens)

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo?

Hi Woody, vielleicht sollte ich mir wirklich noch mal ein paar Sachen von Ella & Joe anhören, keine schlechte Idee.

Und nochmal zur Diskussion "Kunst oder Kommerz": erfahrungsgemäß fragen Veranstalter, die dich nicht kennen (zumindest in diesen Gefilden), durchaus nach dem Repertoire und ob man auch bekannte Sachen draufhat. Da bleibt ein gewisser Grad an Konzession & Dienstleistung nicht aus. Aber ich bin keine Stimmen-Imitatorin, und selbstverständlich werden die Covers eine eigene Handschrift bekommen. Ein Akustikduo ist schließlich keine Top 40-Band. Allerdings wollen wir so oft wie möglich spielen und die Kohle muss auch stimmen ... wenn überhaupt die Frage ansteht, künftig vielleicht von Musik zu leben, muss man leider um einiges "flexibler" sein als Musiker, die auf die Kohle nicht angewiesen sind. Aber das ist ja eine alte Debatte...
viele Grüße
Selene

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? achtung langer text

Auch hier erinnere ich mal an einen Thread. "Scheißgig in Wuppertal". Nix klappte, von Anfang an große Hühnerscheiße. Und, konsequent die Instrumente nach 5 Minuten eingepackt und dem Publikum erzählt: "So hat mir mein Frisiersspiegel das aber nicht vorgegaukelt"? Nope. Dienstleistung erbracht, murrend, aber bedient. So ist das.

Nope, ist nicht so. Nach 45 Minuten hab ich den Job abgebrochen. Nicht wegen des Publikums - um die tat es mir sogar leid. Die sagten, es hätte sich gut angehört. Abgebrochen hab ich wegen der Technik. Die war einfach Scheisse.
Also, nicht bedient um des Bedienes Willen.

:
: slide on ...
: bO²gie

slide ich...

falke


Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? achtung langer text

Hallo Andreas - mit dem "Mister Hit" bin ich gross geworden. Fernsehen gab es bei uns nicht, aber mit der Kiste sind wir ab und an alleine gelassen worden. Sehr zum Unbehagen meines Papas, denn mit drei, vier Jahren kann man sich ne Menge Otto Waalkes Gags merken, auch wenn man sie nicht versteht :0)

Das Ding muss Mama sich als Jungschwester fuer die erste Bude gekauft haben, und hat bis ca. 1990 brav seinen Dienst getan. Der Sound war allerdings echt nicht HiFi, aber zum Anfangen hat es ja locker gereicht!

Der Knebelschalter mit dem roten Knopf drin hat ganz bestimmt zu meiner Faszination und folgenden Praegung fuer Ingenieurswesen (im Verbund mit Audio) beigetragen!!

gut Ton!
ullli

Re: (Meinung) Tips für Akustik-Duo? Die blinden Altsaecke, Pt. III

: Hallo Ullli,
: von welcher Firma war er denn,

Hi Achim - nachdem ich, bOOgie seine Blindheit vorwerfend, selber schon bewiesen habe, dass ich nicht lesen kann, koennen wir Dich nun auch im Alt- UND Blindsack-Kreis begruesse ¦¬]

Falke hat das naemlich alles ganz liebevoll beschrieben, ein Telefunken war's, aber offensichtlich voellig verlorene Liebesmuehe *gg*

Sicher gabs das auch in der DDR, meine Revue-Kamera war ja auch ein Kombinatsmodell :0)

Der Knopf - den haette ich gerne mal fuer meine Homepage, muss ich sagen!

Liebe Gruesse! :0)
ullli