Hi,
nur einigen werde ich zu weit gehen, wenn ich in den Raum werfe, dass das heute so moderne Effektivitätsstreben der Menschen auf der aristotelischen Dialektik, der Zerlegung von allem und jedem mit dem Skalpell der Analyse, fußt.
Würdest du, Stoffel, sagen (Achtung, rethorische Frage), dass die Qualität deiner Frühstücksvorbereitung durch deinen Drang, alle Zutaten auf einmal mitzunehmen, eher gestiegen oder eher gesunken ist?
Pirsig setzt an einem Punkt an, den wir Gitarristen auch regelmäßig erreichen. Als wahrnehmende Subjekte erleben wir in unserer Begegnung mit Objekten das Phänomen der Qualität (musikalische, soundliche usw). Man kann nun die Frage stellen, welchem der beiden diese Qualität innewohnt, oder ob Qualität etwas drittes ist, dass sich erst in der Begegnung von Subjekt und Objekt ereignet. Schließlich beurteilen wir ein und dieselbe Gitarre / Effekt / Lautsprecher / Pickup / Musik individuell unterschiedlich, nicht wahr? Woran liegt das? Am Objekt? Am wahrnehmenden Subjekt? Oder ist es etwas Anderes?
Während bei den Vorsokratikern Qualität als Ereignis galt (arete, Tugend, Tüchtigkeit, die sich in Taten zeigte), entwickelten (vielleicht besser: verklärten) Sokrates und Platon sie zu einem moralischen Ziel, einer Aufgabe. Aristoteles hingegen ordnete die Qualität völlig stur den Objekten zu, und so benutzen wir den Begriff heute noch: Objekte "haben" Qualitäten, sagen wir.
Erst in der Rennaissance erfuhr der aristotelische Qualitätsbegriff eine Trennung in subjektive und objektive Qualität, und Kant schließlich band den Begriff der Qualität untrennbar an die wahrnehmende, urteilende und ordnende Vernunft. Das ist wesentlich, da er Qualität eben NICHT als dem Objekt innewohnend sieht. Objekte verdanken ihre Qualität dem wahrnehmenden, erkennenden Subjekt. Eine mit Tautropfen bedeckte Rosenknospe ist demnach eben nur dann schön, wenn sie jemand betrachtet und dies so empfindet.
Kurve zur Praxis:
Dieses typisch aristotelisch-dialektische Analysieren von Objekten, Prozessen, Gegebenheiten - woraus besteht "es", wie lässt es sich "optimieren", "effektivieren" oder "verbessern" - hat, wie wir alle wissen, in vielen Fällen zum VERLUST von Qualität geführt, unterstelle ich mal.
Der qualitativ hochwertigste Weg des Ei-, Kaffee- und Brötchentransports wäre ganz sicher nicht der schnellste, effektivste gewesen. Wozu auch - es ging doch ums Frühstück im Garten.
Gruß, Ferdi
P.S.: "Soul of stone" gucke ich mir an ...