Hallo zusammen!

Eine passende Überschrift für dieses Posting zu finden, ist mir nicht so leicht gefallen. Es geht um die Frage, wie man bei einem Auftritt die Sache rüberbringt - sich selbst, die Band und die Musik. Das scheint nicht ganz so einfach zu sein. Auf das Thema komme ich durch einen Gig, den ich Samstag mit meiner Band hatte.

Es war eine Open-Air-Veranstaltung der örtlichen Rockmusikerinitiative, wo neue Bands die Gelegenheit hatten - für umsonst natürlich - ihr Programm zu präsentieren. Jede Band hatte 40 Minuten zum Spielen, gefolgt von 20 Minuten Umbaupause. Wir traten in der Mitte des Programms auf, so daß ich die 2 Bands die vor uns spielten mitbekam und die 2 nach uns. Das Programm war gemischt und reichte von Grunge und Heavy Metal über 80er-Jahre-Dinosaurier-Rock (das waren wir) bis zu Indie und Hip Hop, aber darauf kommt es jetzt gar nicht an.

Mir ist folgendes aufgefallen. Alle die dort spielten waren hinter der Bühne lockere, lustige Leute mit denen man sich super unterhalten konnte. Sobald die jeweilige Band dann auf der Bühne war, war dieser lockere Eindruck wie weggeblasen. Bis auf eine Ausnahme (der Gitarrist der Heavy Metal Band) wirkte die Sache jeweils so, daß man den Eindruck haben könnte, Rockmusik sei eine ganz ernste Geschichte. Nicht daß da keine Bühnenshow lief - diesbezüglich hatte jede der Bands was zu bieten - aber das waren meinem Eindruck nach Aktionen, die - ich will mal sagen - etwas "verkrampft-professionell" und einstudiert wirkten, die nicht mit dem Bild zu vereinbaren waren, das die gleichen Leute als Menschen wie Du und ich vor und nach dem Auftritt boten.

Das wirft bei mir die Frage auf, ob man als Band sich mit dem Thema "Bühnenshow" überhaupt bewußt befassen sollte. Es kommt doch irgendwie auf die Grundeinstellung an. Wenn man beim Gig zusammen seinen Spaß hat, dann kommt das auch rüber, und zwar so, wie es zur Band paßt. Ist es wirklich notwendig, daß man auf der Bühne mehr macht, als von selber kommt? Muß man das was man optisch bietet etwa sogar einstudieren?

Gruß
Bernd

P.S: Es liegt mir fern, über die Bands herzuziehen, die dort spielten. Ich gebe nur einen sehr subjektiven Eindruck wieder.

Servus Bernd,

kurze Antwort: 's ist Unsinn irgedwas einzustudiere, wenn's nich von einem selbst kommt, dann lass es lieber.

Selbst wenn was einstudiert wird, es muß so kommen, als wenn's spontan ist, sonst wirkt's nicht

Ich bin schon der Meinung, daß auf der Bühne außer Musik etwas geboten werden sollte, aber da können schon gute Bewegungen, ein Lächeln, eine Gaudi unter den Musikern, witzige Ansagen, auch Unterhaltung mit dem Publikum, ausreichend sein.

Hab 'mal in 'ner Band gespielt, da haben die sich bei jeder ZZ-Top Nummer ihre Sonnenbrillen aufgesetzt und weiße Bärte angeklebt und sind wie wild rumgehüpft - das war nur noch PEINLICH!!!

Fazit: Wenns echt ist - o.k. wenn nicht, lieber nix machen obwohl das auch nicht das Wahre ist fünf musizierende Ölgötzen vor sich zu haben.

Gruß

Klaus

Hallo Bernd,

ansatzweise hatten wir dieses Thema ja schon ein paar Mal berührt - gut, daß du es jetzt zu 'nem Hauptthema machst.

Irgendwie hat ja dein Erlebnis gewisse Parallelen zum 'Ideal und Wirklichkeit' Posting von Matthias:
Schaut man sich die Live-Videos von manchen Bands an, bleibt einem vor Staunen ja auch der Mund weit offen steh'n - da fliegen Gitarren meterweit durch die Luft und werden wieder aufgefangen, Schlagzeuge fliegen quer durch die Halle, jedes Bandmitglied is' ne Kreuzung zwischen Fred Astaire, Ginger Rogers und Gene Kelly, usw. usf. Ok, manches is' echt, vieles getürkt - aber bei vielen setzt sich das im Hinterkopf fest. Leider ist es mit Bühnenshow aber nicht viel anders als mit Gitarre spielen - Übung macht den Meister (und die wenigsten von uns haben die Möglichkeit, 'n Schlagzeug durch die Halle fliegen zu lassen). Zur Übung kommt ja bei den Big Acts auch noch Choreographie, Licht, Bühnenaufbauten, Tanzstunden, Imageberater, Fashionspezialisten, Fitnesstrainer, usw. dazu ;-)

Wenn wir als kleine Amateurband dann auf die Bühne gehen, ham wir diese Big Acts im Hinterkopf und meinen die jetzt nachmachen zu müssen - ohne Übung, ohne Choreographie, ohne ..., tja, und das führt dann in den meisten Fällen zu Peinlichkeiten. (Leider hab' ich auch schon oft genug das Gegenteil von Bühnenshow gesehen - die Musiker sehen aus, als ob sie mit Gewalt auf die Bühne getrieben worden sind und es nichts schlimmeres gibt, als vor Zuschauern aufzutreten.)

Dabei isses 'eigentlich' ganz einfach, daß Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß da jemand auf der Bühne steht: Angucken (das Publikum und die Band)! Lachen! Zeigen, daß man Spaß an dem hat, was man macht! Ich versichere - wenn man das macht, kann man auf der Bühne den größten Scheiß machen (über Kabel stolpern, sich verspielen, tanzen - auch wenn man's nicht kann, den Bass verstimmen, wenn der Basser grad nich' hinguckt) - das Publikum freut sich (und nicht wenige denken, das wär' so geplant).

Ich hab vor ein paar Jahre Extreme in Offenbach gesehen und obwohl ich nicht unbedingt Fan bin, war es eines der besten Konzerte, die ich je gesehen hab. Die Jungs haben 'ne Spielfreude und gute Laune gezeigt, als ob sie gerade von Claudia Schiffer runtergestiegen wären ;-) Klingt jetzt vielleicht etwas pathetisch, aber ich hatte den Eindruck, als ob die Jungs nur für mich spielen würden (den Eindruck hatten auch noch einige andere, mit denen ich später gesprochen habe).

Klar isses am Anfang schwierig - Aufregung, Lampenfieber, etc. - aber je eher man das Publikum als 'guten Freund' (was anderes fällt mir gerade nicht ein) betrachtet, umso eher findet man die Sicherheit und Lockerheit, die dann wirklich mal zu 'ner guten Bühnenshow führen kann.

In dem Zusammenhang fällt mir noch was ein: Es gab ja einige, die meinten, man solle die Session unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden lassen, was ich persönlich bedauern würde. Für mich persönlich ist einer der Hauptgründe, warum ich Musik mache, das Publikum - nicht um zu zeigen wie doll ich Gitarre spielen kann (kann ich ja auch nicht), sondern um die Reaktionen zu erleben: das zurücklächelnde Mädel in der ersten Reihe, das Mitsingen bzw. -klatschen, das Lachen der Leute, wenn ich unser'm Sänger 'n Bier überschütte, usw.

Uuups, daß war jetzt länger als ich dachte - also mach ich jetzt lieber Schluß.

Gruß

Oly

Tach zusammen!

Oly hat völlig recht! Es gibt nix besseres, als sich vom Publikum bestätigen zu lassen, wie gut man ist. Um das aber hinzukriegen, muß man erstmal so mit dem Publikum kommunizieren, daß die denken, man wäre so gut, dann freuen die sich, so daß man's selbst glaubt, und dann wird man auch so gut, und das merkt auch das Publikum, und so weiter...
Bestes Beispiel: Die Bloodhound Gang. Ich hab die aufm Bizarre Festival gesehen, die Jungs hatten einen Mörderspaß am Spielen, ich am zugucken, und erst, als ich den Auftritt abends nochmal im Fernsehen gesehen hab, ist mir aufgefallen, wie grottenschlecht die Kollegen eigentlich gespielt haben.
Andersrum kann einem der perfekte Auftritt (ohne Verspieler etc., wenn's sowas wirklich gibt) dadurch vermiest werden, daß die Perfektion offenbar durch ewiges spaßtötendes Totproben erreicht wurde. Abhilfe kann da schon ein gelegentliches Kopfnicken im Takt schaffen (oder Rumgespringe, je nach Mucke). Ist doch eigentlich nicht so schwer, oder?
Also - her mit den Mädels in der ersten Reihe, sowas gibt's doch wohl auch in Siegen ;-)

Nos vemos en infierno, Pepe

Hi Oly!

Da hast Du wohl Recht - auch das ist Übungssache.

Was die Session betrifft - wenn ich Guido richtig verstanden habe ist dort doch durchaus mit Publikum zu rechnen. Es wäre deshalb vielleicht gar nicht verkehrt, wenn zumindest einige von uns schon nachmittags antanzen und 7 oder 8 Stücke proben. Wenn dann einige hundert Zuschauer da sind und die spontanen Sachen nicht so hinhauen, haben wir schonmal etwas Futter.

Kann sein, daß das schon lange im Chat besprochen ist, aber da komme ich im Moment zur Treffpunkt-Zeit nicht hin.

Gruß Bernd

..hey Oly, läßt Du wohl meine Stimmechaniken in Ruhe *hauaufdieFinger* ;-)))