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(Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Liebe Teilnehmer der letzten Session,

insbesondere des letzten Workshops,

liebes sonstiges Aussenvolk,

wir haben ja wirklich nett & konzentriert miteinander gequatscht in Duisburg, wie man auch auf den betreffenden Photos erkennen kann.

Unter anderem hatten wir ja auch davon geredet, wie das mit dem Lampenfieber ist, und ich persönlich habe davon erzählt, dass ich in letzter Zeit zunehmend mit einem gewissen "Unwohlsein" auf der Bühne zu kämpfen habe, so als sei ich völlig fehl am Platz - nicht direkt Lampenfieber, aber eben etwas ähnliches: Das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden, die Unfähigkeit, sich angemessen zu bewegen (oder angemessen herumzustehen) bis hin zu dem wirklich unangenehmen Gefühl, plötzlich keine Beziehung mehr zum Instrument zu haben und literally nicht mehr Gitarre spielen zu können.

Ich habe aus eurem Kreise ungeheuer nette Resonanz zu diesem Thema bekommen - sogar Materialien zu Hirnforschung, die mir nach der Session zugeschickt wurden. Hierfür vielen Dank!

Ich bin heute auf ein Video gestoßen, das genau mein Empfinden trifft und besser als alle Worte darstellt, wie ich mich in letzter Zeit manchmal auf Bühnen fühle, und zwar: genau wie dieser ältere Herr.

Have fun (& relax),

Michael (J)


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Michael,

ich hoffe doch sehr, dass Dir Dein Unterbewusstsein bei der Namensgebung Deines Links keinen Streich gespielt hat und Du innerlich befürchtest, selbst ein älterer Herr zu sein, dessen Gedudel keiner mehr hören will.

Ich war am Freitag im Keller und habe einen dort geparkten guten Amp mit einer guten Gitarre malträtiert und nach 45min abgebrochen, weil ich mehr und mehr den Eindruck hatte, der Sound sei garnicht gut, im Gegenteil. Ich bin dann Sonnabend wieder nach unten und es klang wundervoll, meine Frau hat mich irgendwann da weggelotst. Was es auch war, es hatte nichts mit dem Amp und alles mit mir zu tun. 

Und weil Du schreibst, es geschehe auf der Bühne - dieses neben-sich-stehen und sich plötzlich fragen, was machst Du hier eigentlich, das hatte ich nur früher, als ich manchmal zuviele Auftritte hatte. Und auch nur dann, wenn wir irgendwo antraten und ich dachte, jetzt reisse ich dass hier mal runter. Dann kommt man nicht ins Spiel und das wurde auch nicht mehr besser. Also eher zuwenig Lampenfieber, das ist garnicht gut. Was Du beschreibst, klingt vielmehr nach Entfremdung. Davon spürt man nichts in Deinen Beiträgen, Jams und offensichtlich auch nicht auf den Sessions. Dann bleibt ja nicht mehr soviel - das Material, das Ihr spielt, Deine Mitmusiker oder Du willst nicht mehr live spielen? Als ich so alt war wie Du, hatte ich eine völlig andere Baustelle, die dazu geführt hat, dass ich einige Jahre überhaupt kein Instrument angefasst habe. Und manchmal ist alles auch nur eine Laune.

Klingenden Gruß, Michael


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hallo,

Was Du beschreibst, klingt vielmehr nach Entfremdung. Davon spürt man nichts in Deinen Beiträgen, Jams und offensichtlich auch nicht auf den Sessions. Dann bleibt ja nicht mehr soviel - das Material, das Ihr spielt, Deine Mitmusiker oder Du willst nicht mehr live spielen?

ich sehe das ähnlich und würde Michael gerne anregen, sich nach einem deutlich dünner besetzten zusätzlichen musikalischen Projekt umzusehen, ev. einem, in dem er auch singt, denn das kann er - kein anderer Sänger, kein Backgroundgesang, keine Bläser, stattdessen nur er, Bass, Schlagzeug und höchstens noch ein guter Organist, mit denen er viel eigenes Material spielt. Das würde den Flow, in dem man ganz in dem, was man tut, aufgeht, doch wahrscheinlicher herstellen als der Job als "Gitarrist von Jacuzzi", denke mich.

Gruß, ferdi


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Guten Abend, Denis,

: mir geht es hin und wieder ganz aehnlich.
: hast du denn bereits einen weg fuer dich gefunden?


Nein, habe ich nicht. Wir haben auf der Session wirklich lange darüber geredet, auch dann noch mal in kleineren Runden.Alles sehr vielschichtige und intensive Gespräche: Session halt.

Bei mir kommen möglicherweise verschiedene Sachen zusammen:

- Zum einen eine gewisse Altersproblematik. (Dieses Problem dürftest du zumindest nicht haben.) Es ist - zumindest für mich - leichter gewesen, ein zwanzig- bis 25-jähriger Gitarrist auf der Bühne zu sein, als ein doppelt so alter. Das hat wahrscheinlich was mit (vermuteten) Rollen zu tun, oder mit Zuschreibungen, und das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich mir wieder eine wilde Flitzegitarre kaufen möchte. Die persönliche Wildheit nimmt halt mit der Zeit etwas ab - da werden mir die meisten zustimmen. Und für mich war "Wildheit" schon mal eine wichtige (gitarristische und musikalische) Kategorie. Was kommt stattdessen?

- Es gehen einem mit der Zeit auch die (glaubwürdigen) Posen aus, zumindest mir geht das so. Es fällt mir, verkürzt ausgedrückt, heute schwerer, breitbeinig herumzustehen (und entsprechend Gain im Sound zu haben) als früher. Ich finde auch wenig Gitarristen, die ab einem gewissen Alter noch eine überzeugende Attitüde auf der Bühne haben. Stattdessen gibt es viele, die sich liften lassen und Bräungscreme drauftun, um sich wenigstens ein bisschen von dieser Attitüde herüberzuretten. - Und auch ohne Lifting: Ich persönlich sehe lieber den jungen Prince als den alten, lieber den jungen Jeff Beck als den alten, und das gilt für die allermeisten. Nur bei Zappa ist's andersrum, und da liegt das große Geheimnis, hinter das man mal kommen müsste. Vielleicht suche ich gerade danach, wer weiß...

- Es gibt aber auch musikalische Veränderungen: Ich mache heute komischerweise mehr Musik als jemals, aber es ist alles auch ein bisschen ernster geworden. Das ist einerseits schön, denn unterm Strich ist es wahrscheinlich irgendwie auch besser, man könnte aber auch sagen: verkniffener. Und verkniffen auf der Bühne geht ganz schlecht. (Verkniffen im Studio geht hingegen wiederum ganz gut.) Der Anspruch ist irgendwie deutlicher geworden, ich leide mehr unter den Dingen, die nicht so gut klappen, und ich kann mich an den Dingen, die gut klappen, weniger begeistern, sondern neige eher dazu, sie als eine Art von "mission complied" anzusehen. (Ich gebe aber gerne zu, dass meine Herangehensweise auch früher schon etwas kompliziert war - vielleicht verkläre ich auch nur die Vergangenheit.) Dieser Punkt ist also wahrscheinlich gar nicht so wichtig.

Am Ende weiß ich es auch noch nicht so recht, worum es da genau geht. Ich mache gerne und viel Musik, alles ist prima, nur vor den Bühnen gibt es so eine Hürde, die gab es früher nicht. Da fühle ich mich echt so deplaziert wie der Typ in dem verlinkten Video. Und was es früher überhaupt nicht gab, ist dass dann auch das Spielen auf fast Null kommt: Ich spreche da nicht von irgendwelchen komplizierten Licks, sondern es geht plötzlich nicht mal mehr ein A-Dur-Akkord, und das ist dann schon etwas heftig, oder? Führt dann eben auch dazu, dass ich auf Bühnensituationen keine große Lust mehr habe, und das obwohl ich mein ganzes Leben hindurch eigentlich eher ein Performer-Typ war. (In meinem Beruf muss ich auch performen, und das mache ich nach wie vor gerne. Rätselhaft.)

Meine derzeitige These ist, dass es tatsächlich um Rollen, Rollenzuschreibungen und Rollenvermutungen geht. Der Typ in dem Video kann gut in seiner Rolle als Politiker, wenn er einen Anzug anhalt und alle darauf hören, was er sagt. Packst du ihn in ein anderes Surrounding, weiß er plötzlich nicht mehr, wie er sich verhalten soll. Und bei mir sieht es im Augenblick so aus, als sei die Bühne dieses "andere Surrounding".

Viele Grüße,

M. (J.)


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Michael,

: Was es auch war, es hatte nichts mit dem Amp und alles mit mir zu tun.


Das können wahrscheinlich fast alle unterschreiben. Wenn's der Amp wäre, der diese Dinge regeln kann, dann gäbe es kein besseres Geld als Verstärkergeld.

Was Du beschreibst, klingt vielmehr nach Entfremdung. Davon spürt man nichts in Deinen Beiträgen, Jams und offensichtlich auch nicht auf den Sessions. Dann bleibt ja nicht mehr soviel - das Material, das Ihr spielt, Deine Mitmusiker oder Du willst nicht mehr live spielen?

Entfremdung ist schön gesagt, und trifft einen Punkt. Ich weiß nur nicht so recht, von was. Ziemlich sicher kann ich sagen, dass nicht:

- von der Musik, die ich spiele

- ebensowenig von den Leuten, mit denen ich zusammen spiele.

Vielleicht vom Publikum? (Fällt mir gerade so ein...) Oder von mir? Aber da wirds jetzt wirklich ein bisschen kompliziert, und ich sollte stattdessen doch einfach einen neuen Amp oder eine neue Klampfe kaufen....

Viele Grüße,

Michael


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Ferdi,

: ... würde Michael gerne anregen, sich nach einem deutlich dünner besetzten zusätzlichen musikalischen Projekt umzusehen, ev. einem, in dem er auch singt, ....


Hihi, nett gedacht und gesagt. Ich hätte sogar Lust darauf, und ich habe ja auch eine ganze Menge Stücke, die ich zumindest einigermaßen spielen und singen kann. Aber im Augenblick stelle ich mir das so vor, als würde damit alles nur noch viel schlimmer werden: Mein Problem ist ja, dass ich mich auf der Bühne auf eine unagenehme Art und Weise beobachtet fühle, und zur Behebung dieses Gefühls ist "Frontman" vielleicht nicht die richtige Strategie...?

Das ist ja das paradoxe: Wer sich auf eine Bühne begibt, sollte eigentlich kein Problem damit haben, sich "beobachtet" zu fühlen. Es gibt ja nichts Widersprüchlicheres als das...

PS: Die Konseequenz, gar nicht mehr live zu spielen, kommt für mich übrigens auch nicht in Frage. (Und das ist jetzt natürlich vollends widersprüchlich.) Aber z.B. auf den Sessions und bei anderen Gelegenheiten merke ich, dass mir das "performen" nach wie vor wichtig ist.

Na egal, genug für heute,

viele Grüße, kauf dir endlich eine ES mit Variotone,

Michael


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi,

Mein Problem ist ja, dass ich mich auf der Bühne auf eine unagenehme Art und Weise beobachtet fühle, und zur Behebung dieses Gefühls ist "Frontman" vielleicht nicht die richtige Strategie...?

ich vermutete - mehr als eine Vermutung war es nicht - dass du weniger mit dem beobachtet Werden, sondern mit dem Performen von etwas, dass nicht (mehr) so ganz deins ist, entfremdet warst.

viele Grüße, kauf dir endlich eine ES mit Variotone,


bin dran - wird aber wohl eher was mit nachzurüstendem Varitone!

Gruß, ferdi


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Tag Michael,

und ich sollte stattdessen doch einfach einen neuen Amp oder eine neue Klampfe kaufen....

Klingt banal, ist aber unter Umständen ein wirklich interessanter Ansatz.

Es reisst Dich vom "Gewohnten" weg, macht Dinge neu, frisch, vielleicht spannend.

Wenn aber ein Bruch, dann bitte richtig.

Also eine gänzlich andere Klangfarbe und die Vigier... sowieso

grüße

MIKE


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Michael,

in dem vielen Text steckt eine wichtige Stelle.

Das der "alte" Zappa Dir viel besser gefällt als der junge.

Ich glaube das grade Zappa immer mehr zu jemandem wurde der sich im Laufe seiner Karriere immer weniger um Konvention, Charts, Labels und sowas gekümmert hat.

Der alte Zappa war platt ausgedrückt "flow".

Alles was drin ist an Kreativität einfach rauslassen - mir doch egal ob das irgendwem gefällt.

Also Musik als Erfüllung, Botschaft, von mir auch aus Misson.

Ich hab Deine persönliche Seite auf Favoriten, lausch immer wieder mal Deinen Tracks und hab auch die Jacuzzi CD ja hier stehen.

Deine Tracks sind auch mehr von Dir.

Vielleicht bist Du einfach an einem Punkt angekommen wo tatsächlich das Zweitprojekt mit Deinem Zeug an den Start muss.

Vielleicht wehrt sich Deine kreative Seele gegen das reine banddienliche Spiel.

Vielleicht verkopfst Du das Ganze aber auch einfach zu sehr.

Verzeih den platten Vergleich... man kriegt auch keinen mehr hoch wenn man die ganze Zeit dran denkt was man nicht alles muss, oder soll oder besser nicht oder doch....

Musik ist vom Sex gar nicht soooo weit entfernt.

Gut wird das auch erst wenn man die Birne abschaltet.

Und der Putin Vergleich ist eh selbsthemmender Bullshit - der gute Mann ist noch nie Performer gewesen, sondern schlicht Machtmensch, der seine Sicherheit durch seine Agententätigkeit erlangt: Druck, Angst erzeugen, Härte

Soll er die HipHopper erschießen lassen ? Klar fühlt er sich unwohl

(wobei... kommen wir noch  mal auf den Punkt mit der Entsorgungsalternative ;-) )

so.. jetzt kauf das Rennbrett und einen Splawn Quickrod für einen ordentlichen Männersound und dann ab damit.

So Talente wie Du gehören nicht in Therapie sondern auf die Bühne.

Grüße

MIKE

PS: Ich würde allerdings auch Midlifecrisis an sich mit in Betracht ziehen (ganz ohne Flachs).

Ich bin ja auch knapp an der Zielgruppe und hab in meinem Umfeld einige mit sehr ähnlichen Selbstzweifeln und komischen Befindlichkeiten


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Moin,

vorweg:

Der Typ in dem Video kann gut in seiner Rolle als Politiker, wenn er einen Anzug anhalt und alle darauf hören, was er sagt. Packst du ihn in ein anderes Surrounding, weiß er plötzlich nicht mehr, wie er sich verhalten soll.

Das kenne ich natürlich.

Und behaupte, dass es für jeden ein solches Surrounding gibt, was nicht schmälern soll, dass ich mich durchaus deplatziert fühlen kann - durchaus! Allerdings sind das nur etwa ein, zwei Surroundings, und die Bühne gehört nicht dazu, aber das hilft jetzt wenig.

Zum einen eine gewisse Altersproblematik. [ ... ]

Ich denke auch, denn du schreibst

Ich persönlich sehe lieber den jungen Prince als den alten, lieber den jungen Jeff Beck als den alten, und das gilt für die allermeisten. Nur bei Zappa ist's andersrum, und da liegt das große Geheimnis, hinter das man mal kommen müsste.

Vielleicht suche ich gerade danach, wer weiß...

DAS denke ich mit Sicherheit. Abgeklärtheit, auf Erfahrung fußende Souveränität, leckt-mich-am-Arsch, ihr beeindrucken wollenden und Bestätigung durch andere heischenden Jungspunde.

Aber sind es nicht immer die jungen Golfer, die die Spiele spektakulär gewinnen? Ja, oder? Warum eigentlich?

Weil ihnen die Erfahrung fehlt, um Risiken sicher einschätzen zu können. Sie scheitern daher auch deutlich spektakulärer und kacken im Sandbunker auch mal so richtig ab, während die routinierten Golfer zwar im Vergleich zum jungen, gefeierten Gewinner immer einen Schlag mehr brauchen, aber unterm Strich einfach besser spielen als der Durchschnitt. Scheiß was auf Spektakularität!


Und für mich war "Wildheit" schon mal eine wichtige (gitarristische und musikalische) Kategorie. Was kommt stattdessen?

Souveränität. Erfahrung. Gelassenheit. Humor. Coolness. Selbstironie. Authentizität. Darüber stehen.

Morgen aufzuwachen und zehn Jahre jünger zu sein wäre so ziemlich das schlimmste, was mir passieren könnte.

Gruß, ferdi


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Moin -


: Souveränität. Erfahrung. Gelassenheit. Humor. Coolness. Selbstironie. Authentizität. Darüber stehen.

Im Juli habe ich meinen vorigen, ehemals geliebten Beruf aufgegeben, weil er mich furchtbar angekotzt hat. Es war ein schleichender Prozess der über Unterwältigung, Entgeisterung, Distanzierung und Entfremdung ablief. Zum Schluss so schlimm, dass ich jede abgelaufene Minute gezählt habe. Als ich endlich den letzten Auftrag hinter mich gebracht habe, war ich mir sicher, dass ich nie wieder in der Branche arbeiten würde.

Meine Energie habe ich seitdem in etwas völlig anderes gesteckt und mich dort bis zur Verausgabung ausgetobt.

Seit einer Woche habe ich plötzlich wieder Lust, ein paar Aufträge im alten Job zu erledigen. Das Gefühl lässt sich aus dem oben teils schon angesprochenen zusammengesetzt beschreiben: Gelassenheit, Darüber stehen, Leckt-mich-am-Arsch-Attitüde.

Das herzustellen, hat vier Monate totaler Abstinenz vom alten und absoluter Hingabe dem neuen Interesse gekostet.

Vielleicht auch ein Ansatz.

Grüße,

Felix


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Mike,


: so.. jetzt kauf das Rennbrett und einen Splawn Quickrod für einen ordentlichen Männersound und dann ab damit.

Wo nimmst du nur immer diese Verstärker her? Ich hatte von einer Firma namens Splawn noch nie was gehört, ehrlich.

Aber mal ganz im Ernst: Kaufen ist wirklich eine funktionierende Therapie. Klappt bei Frauen/Schuhen und bei Männern/Amps/Klampfen. Für mich wäre es zur Zeit allerdings kein Topteil, sondern sollte eher ein weiterer Combo werden. So eine Art "Golden Ton 20" ohne "Golden Ton" und dafür mit Hall, wenn du verstehst, was ich meine... Hast du da auch so einen Insidertipp für mich? Ich könnte auch ein bisschen Geld in die Hand nehmen.....

Und das da hier:

: PS: Ich würde allerdings auch Midlifecrisis an sich mit in Betracht ziehen (ganz ohne Flachs).: Ich bin ja auch knapp an der Zielgruppe und hab in meinem Umfeld einige mit sehr ähnlichen Selbstzweifeln und komischen Befindlichkeiten


... hatte ich mir auch schon mal kurz gedacht, aber ich glaub' nicht dran: Mir geht's nämlich insgesamt ganz prima. Und ich hab auch nicht den ganzen Tag "komische Befindlichkeiten", sondern weiß nur nicht recht, was ich mit mir anfangen soll, wenn es auf die Bühne geht. Da wäre so eine FZ-Attitüde prima, aber die zaubert man leider nicht aus der Hosentasche....

Viele Grüße,

Michael


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Ferdi,

: Souveränität. Erfahrung. Gelassenheit. Humor. Coolness. Selbstironie. Authentizität. Darüber stehen.


Ja, das sind alles schöne Worte. Die sagen mir (abgesehen vom Humor) auch was.

Aber all diese Haltungen stellen vielleicht in gewisser Weise auch so etwas wie (Achtung, jetzt kommt ein knallharter Terminus) psychischen Luxus dar: Kann sich nicht jeder immer leisten?

Aber man kann dran arbeiten, das stimmt. Und wenn es einen Midlife-Auftrag gibt, dann liegt der möglicherweise in der Nähe hiervon.

: Morgen aufzuwachen und zehn Jahre jünger zu sein wäre so ziemlich das schlimmste, was mir passieren könnte.


Wohlfeil. Aber sagst du das in zehn Jahren auch noch?

Viele Grüße,

Michael

NP: Eros Ramazzotti, Cose Della Vita


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Michael,

die Spezifik des Midlife-Tales ist, dass man merkt, nicht alles getan zu haben, was man wollte / will / erhoffte usw. und annimmt, es käme auch nicht mehr dazu.

Der zu gehende Weg liegt da auf der Hand: entweder das tun, was man will, oder eben das wollen, was man tut, und beides sind gute Wege, der zweite sogar noch weiser als der erste.

: Morgen aufzuwachen und zehn Jahre jünger zu sein wäre so ziemlich das schlimmste, was mir passieren könnte.

Wohlfeil. Aber sagst du das in zehn Jahren auch noch?

Sagen wir mal: Ich bin zuversichtlich. Es läuft jetzt alles sehr gut für mich und ich beherzige beide oben genannte Strategien. Ich möchte die in den letzten zehn Jahren gewonnene Authentizität ums Verrecken nicht hergeben. Jede Schramme in der Seele gehört zu mir wie die Jahresringe in einem Stück Holz und jede Verletzung des Herzens bildet junges, neues Gewebe - ist so! Die paar Runzeln am Arsch und das schütter gewordene Haar sind ein absolut angemessener Preis für das Gefühl, mehr denn je bei mir zu sein.

(abgesehen vom Humor)

Vielleicht liegt gerade da ein Hase begraben, was meinst du? Ich halte ihn für unverzichtbar!

Gruß, ferdi


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hallo Michael,

Oh Splawn sagt jedem was, der gerade ein Auge auf heiße Marshalls geworfen hat.

Aber wenn es denn ein Combo sein soll... und auch noch Hall

Und Zielrichtung eher bisserl rotzig oder fein und elegant ?

Im Moment bin ich ganz wuschelig in Bezug auf Dr.Z Presscription ES wenn es mehr Zerre und einen EF86 Kanal braucht, oder der Maz Sr. mit Hall und 33 Watt. Sehr schöner Amp - die Soundfiles auf der Seite sind grade beim Maz Sr. auch sehr sehr schön geraten - so für einen ersten Eindruck zumindest.

Oder Du solltest ersthaft mal nach Realtone schauen.

18 bzw. 22 watt für die Kleinen, 33Watt für den Großen.

Hall, PPI Master, wirklich toller Klang... leider etwas teuer.

Aber - die verkauft man direkt in meiner Nachbarschaft - eine Bleibe für einen Testsamstag wäre hiermit also angeboten.

Hach - es gäbe da noch sooooo vieles.

grüße

MIKE


Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Michael,

: Liebe Teilnehmer der letzten Session,
: insbesondere des letzten Workshops,
: liebes sonstiges Aussenvolk,

das in der dritten Zeile bin dann wohl ich, denn ich war ja nicht auf der letzten Session. Was ich nach Deinem Beitrag hier nun noch viel mehr bedaure, denn über das von Dir angesprochene Thema kann ich stundenlag nachdenken und minutenlang reden.

: Unter anderem hatten wir ja auch davon geredet, wie das mit dem Lampenfieber ist, und ich persönlich habe davon erzählt, dass ich in letzter Zeit zunehmend mit einem gewissen "Unwohlsein" auf der Bühne zu kämpfen habe, so als sei ich völlig fehl am Platz

Wie gut ich das kenne. Einige meiner Gedanken dazu wurden hier bereits angesprochen.

Um meine Haupt-These dazu in einen knappen Satz zu fassen: Forrest Gump wäre das nicht passiert.
Wenn man die Verwandtschaft von (Live-)Musik und Sex - die ich ebenfalls sehe - berücksichtigt, kann man gleich auch die alte Weisheit Dumm bumst gut mit anführen. Oder noch anders ausgedrückt: das von Dir beschriebene Problem ist ein Problem der Kopfmenschen.

So, jetzt erst mal ein kleiner Exkurs zur Aussage "Ich denke, also bin ich". Der (fehlgeleitete) Umkehrschluss "Wer nicht denkt, ist auch nicht und hat daher keine Existenzberechtigung" wurde uA von den Nazis in ähnlicher Argumentation verwendet, um "nicht Denkenden" - geistig Behinderten - die Existenzberechtigung abzusprechen.

Dass der obige Satz zumindest wenn man ihn wörtlich nimmt grundfalsch ist, kann sich jeder leicht selbst klar machen. Nehmen wir mal eine Situation, in der man normalerweise nicht so sehr denkt. Sagen wir beim Sex. Oder beim Baden im Meer, wenn man sich von höheren Wellen durchschütteln lässt. Wenn Dich so eine hohe Welle von den Füßen holt, es unter und über Dir sprudelt und es Dich Richtung Strand spült, dann denkst Du nicht. Aber Du spürst sehr viel genauer als sonst, dass Du bist.

Also: manchmal erlebt man sein eigenes Sein ganz besonders intensiv, wenn man eben nicht denkt.

(Diese Gedanken habe ich in dem Buch "Das dritte Ohr" von "Jazz-Papst" Joachim-Ernst Berendt gefunden, und ich teile sie.)
Ende des Exkurs.

Die Lösung des Problems aus meiner Sicht lautet also: nicht denken. Bloß wie bekommt man das hin? Das ist genau das Problem. Ich denke schon eine Weile darüber nach, und im Moment neige ich zu der Ansicht, dass das Geheimnis in einem von Dir bereits angesprochenen Stichwort liegt: Attitüde.
Die Naivität eines Forrest Gump kann man als Kopfmensch schwerlich erreichen, seinen eigenen IQ bekommt man nicht so leicht reduziert. Aber Attitüde, daran kann man glaube ich arbeiten.

Mehr fällt mir im Moment nicht ein, aber vielleicht kommt ja noch mehr.

Keep rockin'
Friedlieb

NP: Willin/Little Feat (für Andreas)


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Friedlieb,

du liegst da sehr, sehr richtig, denke ich.

Beim Musik machen habe ich es mir vor vielen Jahren abgewöhnt, Notizen irgendwelcher Art zu machen. Ich lerne nur über das Ohr. Wenn der neue Bassist jetzt fragt "wie geht das", dann muss ich ganz ehrlich sagen "ich weiß nicht". Ich muss mich dann beim Spielen dissoziieren und mir zugucken, was ich da mache, erst dann kann ich's erklären (übrigens oft am besten im Rau, wie ich beobachte).

Normaler Weise steigen die Songabläufe beim Spielen immer mit einem Takt Vorlauf aus dem Unbewussten empor, teils weiß ich beim Einzählen gar nicht, wie das Intro geht, aber auf der Eins bin ich drauf und spiele fehlerfrei, und der Gig vergeht idR als ein einziger, gefühlt nur halbstündiges Flow-Erlebnis.

Vielleich kenne ich das im Thread geschilderte Problem deshalb nicht und sollte mich dazu nicht äußern.

Allerdings behindert diese Einstellung auch den intellektuellen Zugang (zB zu Skalen oder so) generell.

Die Kosten/Nutzen-Relation dieser Geschichte erscheint mir allerdigs geeignet, diese für Sex und Livemusik IMHO einzig taugliche Attitüde auf weitere Lebensbereiche auszudehnen, Kochen ohne Rezept, fahren ohne Navi, insgesamt: weniger planen, mehr machen. Die Bilanz ist sehr gut, kann ich sagen.

Gruß, ferdi


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Friedlieb,

Wenn Dich so eine hohe Welle von den Füßen holt, es unter und über Dir sprudelt und es Dich Richtung Strand spült, dann denkst Du nicht.

Das sehe bzw. fühle ich anders, bin aber auch nicht gerade Philosoph :-)

Was ist denn das Denken oder ab wann denkt man nicht? Für mich ist denken nicht immer zwangsläufig konstruktiv. Einfach nur erleben ist auch denken. Die geringste Wahrnehmung kann man doch schon als denken verstehen. Insofern bin ich, wenn ich denke. Also ich denke, man denkt eigentlich nie nicht :-)

Gruß Diet


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Also ich denke, man denkt eigentlich nie nicht :-)

Hi Diet!

Hm, ich kann dazu vllt. was beitragen. Es kommt durchaus vor, dass ich z.B. früher bei einer Probe, oder wenn ich zu Hause ein bischen spiele und singe ich auf einmal "wach" werde und mich frage, was ich die letzten Minuten getan habe und weiß es einfach nicht mehr, ich habe keine Ahnung, was ich gespielt habe, ich war quasi im "Leerlauf". Nun würde ich mich ja nun auch gar nicht als Kopfmenschen bezeichnen, vielleicht liegt es ja auch daran.

Und als Negativ-Beispiel: wenn ich mal eine etwas längere Autobahnfahrt mache dann kommt es durchaus vor, dass ich ab und an auch quasi "aufwache" und mir denke, was ich habe ich gerade gemacht? Wo bin ich gerade lang gefahren? Sowas wie Sekundenschlaf, obnwohl ich wach war. Sowas kommt schonmal vor, und sind für mich immer ein Zeichen, die nächste Ausfahrt zu nehmen und erstmal einen Kaffee zu trinken,-)))

Zur Bühne: bei meinen Solosachen bin ich immer extrem aufgeregt, man ist alleine und spielt Sachen, die einem wichtig sind vor Leuten, die man nicht kennt und meist denke ich mir "was mache ich hier eigentlich?". Dann werde ich immer arrogant in meiner Denkweise und sage mir "die sind mir alle egal, ich habe meinen Spaß und ich bin sowieso der Größte", damit ich mich überhaupt auf die Bühne traue. Und sobald ich den ersten Akkord geschrubbt habe ist alles gut. Und wenn echt alles schiefläuft, dann mache ich blöde Sachen auf der Bühne, Posen, w.a.i. und kann am Ende darüber lachen,-))))

Der einzige Moment auf der Bühne, bei dem ich wirklich denke deplaziert zu sein ist, wenn ich bei meinen eigenen Songs den Text vergesse und eine andere Strophe wiederhole. Das wird niemand merken, das ist mir eigentlich klar, aber das ist mir immer dermaßen peinlich, dass ich am liebsten gehen würde. Bei Gitarrenverspielern, die mir permanent passieren stört's mich nicht so sehr und die hört man wahrscheinlich eher.

Mach's gut! 


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hallo Dieter,

Friedlieb: "Wenn Dich so eine hohe Welle von den Füßen holt, es unter und über Dir sprudelt und es Dich Richtung Strand spült, dann denkst Du nicht."


Diet: "Das sehe bzw. fühle ich anders, bin aber auch nicht gerade Philosoph :-)
Was ist denn das Denken oder ab wann denkt man nicht? Für mich ist denken nicht immer zwangsläufig konstruktiv. Einfach nur erleben ist auch denken. Die geringste Wahrnehmung kann man doch schon als denken verstehen. Insofern bin ich, wenn ich denke. Also ich denke, man denkt eigentlich nie nicht :-)
"

danke. Ich hatte schon überlegt, was ich Friedlieb dazu antworten sollte.

Wahrscheinlich haben Friedlieb und ich dieses Jahr etwas ähnliches erlebt, er im Atlantik, ich in der Nordsee: mal so richtig in die Wellen gehen. Ich habe das als Kind immer über alles geliebt. Wellen konnten mir nie heftig genug sein. Egal ob als Schwimmer, oder dort wo man noch stehen konnte, auf Luftmatratzen, Schlauchbooten bis hin zu großen Booten, am liebsten aber wirklich unmittelbar drin und einfach nur spüren. Dieses Jahr war es endlich mal wieder so weit, nach längerer Zeit mal endlich wieder ans Meer und dann gab es an einem Tag echte Hammerwellen und Konrad hatte gerade so ein Board bekommen, etwas kleiner als ein Surfboard (also halb so groß), mit Leine für das Handgelenk usw. Also habe ich mir das geliehen und bin ab in die Wellen.

Es hat einen RIESENSPASS gemacht, ich musste richtig ackern, kam immer sehr weit von meinem Startplatz erst wieder an den Strand, die Wellen hatten eine Wucht, gegen die man nicht die geringste Chance hatte, also habe ich ihnen natürlich auch mal gerne nachgegeben.

Ich glaube also, dass ich verstehen kann, was er in seinem Posting sagen wollte, aber gedacht habe ich die ganze Zeit dabei - nicht, dass ich aufpassen müsste, dazu bin ich ein viel zu guter Schwimmer, ausserdem gab es keine Strömung, die einen vom Land wegtrieb - sondern einfach nur wie geil das gerade ist, das war wirlich sehr intensiv, das war "erleben" pur. Vielleicht denkt man in solchen Momenten sogar mehr, wenn auch anders.

Viele Grüße

Jochen


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Ferdi,

Du kannst das immer so ?

Glückwunsch.

Ich hab manche Locations, wo wir schon Widerholungstäter mit fester, euphorischer Fangemeinde sind - da geht das Volk schon im Soundcheck ab wie dem Schmitz seine Katze.

In solchen Umgebungen krieg ich den Kopf ebenfalls 100% aus.

Und wenn ich dann mal ´ne Aufnahme höre frage ich mich immer wieder warum mir da Sachen gelingen an denen ich mir sonst gerne die Finger breche, oder Photos auf denen ich meinem Naturell eher widersprechendes Posing betreibe.

Die Lösung ist einfach.. alles in mir drin.. nur der blöde Kopf voller Konventionen, Pflichten, Altlasten aus der Jobwoche und schon Ausblicken auf die neue Jobwoche hindern einen daran Kind zu sein.

By the way- spätberufener Vater zu sein ist sooo schlecht nicht.

Mein Zwerg hilft mir eher dabei den Kopf abzuschalten als das ich ihn da oben in die Reihe meiner Kreativitätsverhinderer einreihen müsste.

Diese kindliche Unbekümmertheit reisst mich immer wieder gerne mit.

Und wenn ich mal nicht mitkomme stehe manchmal echt neidvoll vor dem Kleinen.

Soviel zu entdecken und so wenig unnützen Scheiß im Kopf... coole Sache

Von daher - free your mind

MIKE


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Michael!

Genau.. wie Ferdi sagt: "machen, nicht planen".

Letzten Sonntag stand ich mit einem Typen auf der Bühne, der Dreadlocks bis zu den Waden hat :-) Kein Witz. Es wurde Reggae serviert und ich bin fast auf der Bühne vor Rhythmus und "Flow" zerflossen. Das hatte mit Denken nix zu tun. Gut das Handwerkliche war natürlich da.. dass z.B. das Timing in Ordnung war, hatte ich zwar auch registriert, aber das passierte nur ganz am Rande. Wichtig war, dass es einfach floss.

Nee, es hatte damit zu tun, dass ich einerseits mit dem Rastaman und auch mit der Situation einverstanden war. Kein Gedanke hinderte mich daran, das, was ich gerade tat, zu fühlen. Dass Reggae unter den meisten Musikern nicht gerade den besten Ruf hat, ist mir schnuppe. Ich mache ja eh, was ich will :-)

Und übrigens denke ich auch, was ich will :-) und wann ich will :-))

Diese Hirnforschungs-PDF ...nun... so ganz passt das bei Dir nicht. Aber im Kern steht dort beschrieben, dass diese Musiker-Verkrampfung auf extrinsische Einflüsse zurückzuführen ist. [Thomas-Denke] Und meine eigene Interpretation ist, dass, je besser man musikalisch ausgebildet ist und je schwieriger die Dinge sind, die man spielt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man bei Störungen verkrampft. Einfach deshalb, weil der Kopf viel mehr an seine Grenzen geführt wird. Störgrößen würden proportional wachsen, weil das System, das sie stören wesentlich komplexer und feiner austariert ist, als wenn man nur Lagerfeuer-Mucke macht. [/Thomas-Denke]  Klingt zumindest für mich Nicht-Hirnprofi aber Profi, der sich komplexen Systemen plagt, einleuchtend :-)

Deswegen würde ich Dir raten:  Check mal Deine Wurzeln. Was hast Du mit 14, 15, 16 Jahren gehört? Mach mal etwas einfaches.. und lass das Virtuose erstmal liegen. Das läuft Dir nicht davon. Singst Du? Singen kann Wunder wirken, weil es unmittelbar erfahrene Musik ist. Vielleicht schaffst Du dadurch eine "neue" Koppelung zu Deinem emotionalem Empfinden... zu Deinem "Ich" (wäre natürlich für Dich hilfreich zu wissen, wer "ich" in Deinem Fall eigentlich so ist ;-) )

Grüße Thomas


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hallo Diet,

Denken funktioniert über Bilder und Sprache vor Deinem geistigen Auge und deren teils endlosen Verknüpfungen.

Beim meditieren versucht man ja gerade dies damit auszuschalten, indem man sich nur auf ein spezielles Objekt konzentriert.

Das heißt, dass man in extremen Situationen eher aus Reflex handelt, da die Zeit fehlt um zu überlegen. Da spult sich dann nur das antrainierte Program ab.

Grüßle

Stefan


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Jonas,

klar, ich weiß, was Du meinst. Diese "Pausen" z.B. beim Autofahren. Ich fahre morgens ein Autobahnstück zur Arbeit und denke bei der Abfahrt "oh, ich bin schon hier?". Der letzte Kilometer ist sozusagen "verschwunden".

Aber in den Minuten vorher habe ich dann doch nicht eine Hülle ohne Inhalt abgegeben, irgendeinen Zombie. Meine Gedanken sind nur abgeschweift und irgendwo im Nirvana herumgeirrt. Aber ich hatte welche und bin sogar Auto gefahren. Auch da war Denken im Spiel, nur nicht bewusst konstruktiv.

Ist ja vielleicht alles Wortklauberei, aber für mich ist ganz aus dem Bauch heraus schon die einfachste Wahrnehmung ein Denken. Deshalb ist die Formel "ich denke, also bin ich" für mich auch total plausibel. Sollen sich die Philosophen doch einen Kopf darüber mache, mir egal ;-)

Die Bühnensituation: Da kann ich das von Michael beschriebene nicht wirklich nachempfinden. Mir ging es bisher zum Glück nicht so. Mein einziges Problem auf der "leider nur noch seltenen" Bühne war bisher ganz profan aber trotzdem manchmal schlimm die Angst vor deftigen Spielfehlern.

Gruß Diet


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Jonas,

: Es kommt durchaus vor, dass ich z.B. früher bei einer Probe, oder wenn ich zu Hause ein bischen spiele und singe ich auf einmal "wach" werde und mich frage, was ich die letzten Minuten getan habe und weiß es einfach nicht mehr, ich habe keine Ahnung, was ich gespielt habe, ich war quasi im "Leerlauf".

dann hast Du in dem Moment Deinem Kleinhirn die Kontrolle überlassen. Das kann ja mehr, als man so meint. Und es ist so lernfähig, dass es zB auch lernen kann, allein Auto zu fahren. Ich habe letztens von einer Studie gelesen, nach der sehr viele Berufspendler zeitweise nur mit Einsatz des Kleinhirns ihre Strecke fahren. Also: Kenntnis der Strecke, Bedienung des Autos, Erkennen von Hindernissen und die passenden Reaktionen, das sind alles Dinge, für die man kein "bewusst sein" braucht. Großhirn geht derweil spazieren. Beschäftigt sich mit anderen Dingen, und nachher erinnert man sich - wie bei einem Traum - nicht mehr daran.

Spannendes Thema.

Wobei ich gestern abend gar nicht gedacht hatte, dass das von mir gemeinte in die Richtung "bewusstes Denken ausschalten" gehen würde. Ich hatte mehr so an "sei zu 100% in der Gegenwart" gedacht. Aber vielleicht ist das ja sogar das selbe.

Keep rockin'
Friedlieb


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi Ferdi,

: Normaler Weise steigen die Songabläufe beim Spielen immer mit einem Takt Vorlauf aus dem Unbewussten empor, teils weiß ich beim Einzählen gar nicht, wie das Intro geht, aber auf der Eins bin ich drauf und spiele fehlerfrei,

das geht mir auch so. Ein Ton ergibt den nächsten. Das ist übrigens eine genaue Abbildung des Ablaufs unserer Denkprozesse. Gedanken sind ja als Kette organisiert. Ein Gedanke zündet den nächsten, und so weiter. Deshalb kann man beim Reden auch durch einen Zwischenruf aus dem Konzept gebracht werden, und deshalb funktioniert auch der alte Rednertrick, wenn man den Faden verliert, einfach weiter zu reden, weil der Faden dann "von selbst" wieder kommt.

Beim Reproduzieren von Musik funktioniert das natürlich nur dann, wenn man das Stück kennt, wie auch immer man "kennen" definiert.

Keep rockin'
Friedlieb


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hi -


: Ich glaube also, dass ich verstehen kann, was er in seinem Posting sagen wollte, aber gedacht habe ich die ganze Zeit dabei - nicht, dass ich aufpassen müsste, dazu bin ich ein viel zu guter Schwimmer, ausserdem gab es keine Strömung, die einen vom Land wegtrieb - sondern einfach nur wie geil das gerade ist, das war wirlich sehr intensiv, das war "erleben" pur. Vielleicht denkt man in solchen Momenten sogar mehr, wenn auch anders.


Ohja. Das erinnert mich an meine Wellensucht. Ich bin da ganz bei euch beiden und würde, ähnlich wie Jochen, einerseits sagen, dass man durchaus denkt (z.B. "Geil. GEIL. NOCHMAL! Geil. GEIL. NOCHMAL. NOCHMAL" oder sowas). Nur eben anders.

Im aktuen Moment, das sehe ich wie Friedlieb, wenn es einen gerade komplett zerlegt und man nicht weiss, wo oben und wo unten ist, dann ist nur noch die Wahrnehmung aktiv, meine ich. So in etwa wie "Ich sauf' ab".

Und danach rennt man dann aber doch wieder weit in's Meer...

Im zuerst von Jochen beschriebenen Fall würde ich vielleicht noch "denken" von "nachdenken" abgrenzen (so wie "Das ist toll" vs "Das scheint nicht so ganz sicher zu sein, vielleicht sollte ich das sein lassen").

Und beim Gitarrespielen passiert es mir eben genau so. Wenn die Umstände in etwa stimmen (wie etwa eine passende, genehme Akkordfolge zum darüber solieren oder eine geile Drum/Bass Sektion um darüber stoische AC/DC-Rhythmen zu kloppen), dann gleitet das eben immer weiter vom Nachdenken über das Denken hin zum Sein.

Ich kann zum Beispiel jetzt gerade nur noch an Wellen denken und das NACHdenken über dieses Posting fällt mir schwer. Dann setze ich mich gleich vor meine Anlage und drehe die Musik so laut wie die Atlantikwellen hart sind. Das ist viel zu laut, eigentlich, und schadet dem Gehör schon schwer. Aber wenn dann "You shook me all night long (live)" in meinen Gehörgang ballert, dann BIN ich nur noch. Etwa 10-15 Minuten später, wenn gerade "Let there be rock (live)" läuft, wache ich dann auf. Das pure SEIN mit der bestialisch lauten Musik wird dann zu anstrengend (wie die harten Wellen nach 15 Minuten), ich DENKE "Hui, das war laut. Aber geil. Sollte ich viel häufiger machen!". Und weitere 10 Minuten später, wenn das Tinnitusiöse Fiepen noch immer nicht nachgelassen hat, DENKE ich NACH, was ich da schon wieder für einen Unfug gemacht habe.

Ich denke (harrharr), dass die Mischung aus den dreien eine prima Sache ist, Situationsbedingt halt.

Liebe Grüße,

Felix


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Hallo Michael!

Stell dich doch einfach etwas weiter hinten auf die Bühne, so dass du nicht so im Vordergrund bist...

Oder zieh einfach mal los und kauf dir neue Klamotten für die Bühne, vielleicht auch mal Kleidung, die du schon immer mal auf einer Bühne tragen wolltest, dich aber nicht getraut hast! (wilde Ketten, Hüte, Schlaghosen, Plateauschuhe, schwarze Mäntel,...)

Evtl. musst du einfach mal ein Jahr aussetzen. Ich hatte vor 3 Jahren eine Zeit, da war ich von Beruf, Familie und Musikmachen so ausgemergelt, dass ich fast mit dem Gitarrespielen aufgehört hätte.

In dieser Zeit habe ich die Gitarre wirklich zur Seite gelegt und mit einem neuen Instrument angefangen. Ich habe dann ein Jahr lang wie ein Verrückter Trompete geübt, um dann irgendwann zu merken, dass ich in diesem Leben wohl kein Trompeter mehr werden würde...

Irgendwann habe ich dann mal wieder ernsthaft meine Gitarren in die Hand genommen, es fühlte sich gut an, und kurze Zeit später hatte ich meine MRQ-CD am Start.

Was ich damit sagen will:

Wenn dir die Bühne gerade keinen Spaß mehr macht, dann zwingt dich ja keiner unbedingt dort zu stehen und Musik zu machen.

Dann spielst du halt mehr im Studio, schreibst Songs oder spielst mit deinem Sohn. Die Lust auf der Bühne zu stehen kommt irgendwann schon wieder von alleine zurück...

Gruß Martin


Re: (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Einen schönen Sonntag-Nachmittag zusammen,

: (abgesehen vom Humor)

: Vielleicht liegt gerade da ein Hase begraben, was meinst du? Ich halte ihn für unverzichtbar!

Na ja, das Problem beim Humor ist ja, dass da jeder seine eigene Vorstellung davon hat. Und bevor man sich da missversteht oder gar in Versuchung ist, den eigenen Humor für allgemeingültig zu halten, bin ich lieber gepflegt humorlos. Hat all die Jahre über auch irgendwie funktioniert.

Viele Grüße, Glückwunsch zum Neuerwerb,

Michael


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Friedlieb,

: Um meine Haupt-These dazu in einen knappen Satz zu fassen: Forrest Gump wäre das nicht passiert.

[...]
: Die Lösung des Problems aus meiner Sicht lautet also: nicht denken.


Na ja.

Ich habe zusammen mit ein paar anderen Jungs von der Schule mit elf Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. Und ungefähr mit elfeinhalb wurde uns zum ersten Mal klar, dass es Leute gibt, deren Musikmachen eine ganze Menge mit Denken zu tun hat, und andere, bei denen das eher weniger der Fall ist. Das blieb so, und man kann wahrscheinlich auch bei den Aussensaitern jeden einzelnen von uns ungefähr auf einem Punkt dieser Skala plazieren.

Ein guter Freund von mir (und ein guter Musiker übrigens auch) wollte sich nicht "Bauchmusiker" nennen, sondern zog den Begriff "Schwanzmusiker" vor. Ich selbst war relativ rasch soweit, dass der Begriff "Kopfmusiker" auf mich ziemlich genau zutrifft. Klingt zwar ein bisschen reduziert, beschreibt aber eine für mich funktionierende Heransgehensweise an die Musik: Mit Kopf und denkend, wobei über den Bauchanteil damit noch nichts gesagt ist.

All die Jahre hatte ich es mit Leuten zu tun, die der Meinung waren, man dürfe nicht denken, und all die Jahre über hat mir das überhaupt nicht eingeleuchtet. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass der eigentlich unganzheitliche Zugang derjenige der Bauchmusik bzw. des "Denken-Abstellens" ist. Denn kein vernünftig denkender Kopfmusiker würde es als ideal ansehen, ohne Bauch spielen zu wollen, während umgekehrt der gewöhnliche Bauchmusiker ja tatsächlich versucht, mit dem "Nicht-Denken" den Kopf außen vor zu lassen. Hier werden möglicherweise, wie so oft, Bequemlichkeiten zum Dogma erhoben.

Forrest Gump ist für mich persönlich ein schwieriges Beispiel: Das war der Film, der damals Pulp Fiction die ganzen Oscars weggenommen hat. Aber selbst wenn man sich darauf einlassen möchte: Meinem Eindruck nach ist die Figur des Forrest Gump deswegen interessant, weil sie eine eigene Ratio verkörpert, und nicht etwa: keine Ratio.

Ich finde es ja auch nett, von einer Welle überspült zu werden, und ich könnte mir sogar vorstellen, irgendwann mal kurz laut AC-/DC oder andere Bauchmusik anzuhören. Aber für mein Musikmachen sind diese Erfahrungen nahezu völlig bedeutungslos. Und dass irgendeine Form von Flow etwas mit "Nicht-Denken" zu tun haben soll, deckt sich auch nicht mit meinen Erfahrungen. Ich weiß schon, dass viele mit der Vorstellung, "den Kopf mal abzustellen" eine gewisse Glückseligkeit in Verbindung bringen, und das wird eben oft auch im Zusammenhang mit Musik so gesehen. Aber eine notwendige Beziehung erkenne ich da nicht. Ich kann mir eher eine Beziehung zwischen "Flow" und "Erkenntnis" vorstellen.

Der Satz: "Die Ursache für mein Unwohlsein auf der Bühne liegt darin, dass ich zu viel denke", ist also sicher falsch, denn dann hätte mich dieses Unwohlsein ja schon die letzten dreißig Jahre begleitet.

Viele Grüße & noch einen schönen Sonntag,

Michael


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Lieber Michael.

Hattest Du nicht, ich erinnere mich dunkel, irgendwann mal die Idee, einen Laden für Aphorismen zu eröffnen? (mal wieder einer Deiner typisch humorlosen Einfälle...)

Diese Sätze hier würde ich dann also gerne kaufen:

All die Jahre hatte ich es mit Leuten zu tun, die der Meinung waren, man dürfe nicht denken, und all die Jahre über hat mir das überhaupt nicht eingeleuchtet. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass der eigentlich unganzheitliche Zugang derjenige der Bauchmusik bzw. des "Denken-Abstellens" ist.

-Danke dafür!

Liebe Grüße

Helge


Re: Nachklapp zu (Session) Nachklapp zum Workshop (UTube inside)

Ja, Michael,

: Der Satz: "Die Ursache für mein Unwohlsein auf der Bühne liegt darin, dass ich zu viel denke", ist also sicher falsch, denn dann hätte mich dieses Unwohlsein ja schon die letzten dreißig Jahre begleitet.

da ist natürlich was dran.

Ich habe übrigens nicht gesagt, dass Forrest Gump so erfolgreich war, weil er naiv war. Vielmehr denke ich, wie bereits nebenan schon angesprochen, dass ein Teil seines Erfolgs daher kommt, dass er sich meistens zu 100% in der Gegenwart aufhält.

Keep rockin'
Friedlieb