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(Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Leute,

im September werden die Aussensaiter zehn Jahre alt, wenn alles gut geht. Dann werden natürlich die Straßen voll sein von feiernden Leuten und die Luft voller Gesänge und bei dem ganzen Trubel wird überhaupt kein Raum sein für die untenstehende, einfache Frage - die ich deshalb schon jetzt stelle:

Was hast DU vor 10 Jahren so gemacht?

Damit meine ich nicht genau am 21. Juli, überhaupt nicht im Juli, sondern mehr so 1999. Was hast Du 1999 gemacht? Was hat Dich umgetrieben? Was für Musik hast Du gehört, in welcher Band hast Du gespielt, über welches Equipment? Welche Illusionen hattest Du noch, die Du heute nicht mehr hast, vielleicht auch: welcher Zug schien schon abgefahren zu sein, auf den Du inzwischen doch noch aufgesprungen bist? Was war Dir damals wichtig und ist heute unerheblich? Was ging Dir damals am Arsch vorbei und spielt heute vielleicht eine wichtige Rolle in Deinem Leben? All dieses Zeugs halt. Dekadenpsychokacke, wenn ihr so wollt.

Es würde mich sehr freuen, wenn ich mit diesen Fragen den einen oder die andere zum Nachdenken gebracht habe, und wenn es dann auch noch Antworten hier gibt, dann um so mehr. Ich schreibe natürlich meine Antwort dann auch noch in diesen Thread.

Keep rockin'
Friedlieb


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

M:o)in!

Vor zehn Jahren? .. vor zehn Jahren spielte ich mit meiner damaligen Band, einer Purple Tribute Truppe im Vorprogram von Snowy White.. das war so ende Mai '99 ... schon lustig, echt lange her. Und toller Gitarrist.

Und ein paar Monate danach hängte ich die Klampfe für einige Jahre an den Nagel. Hatte aber nix mit Snowy White zu tun :-), sondern mit meiner persönlichen Situation.

Grüße Thomas


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Sers Friedlieb!

Oha, 1999, da muß ich echt überlegen, ich erinnere mich an kaum was, obwohl ich noch so jung bin,-)))

Wenn ich mich recht erinnere habe ich 1999 mal ne Nachprüfung in Latein machen müssen, das war ein doofer Sommer,-))

1999 muß ich wohl auch in einer Coverband angefangen haben. Ein 16jähriger umgeben von alten Säcken,-))) In der Schulband muß ich auch noch gespielt haben und evtl. auch bei den Cosmic Souls angefangen haben, weiß ich aber echt nicht mehr.

Was mich umgetrieben hat? Hm, Berufswahl, denke ich, ich wollte Metallrestaurator werden und eigentlich mit Schule aufhören, Ist dann anders gekommen,-))

Illusionen und Züge und so: pfff, Illusionen hatte ich bzgl. Musik eigentlich keine, ich habe mir damals auch schon gesagt, solange es Spaß macht und man es machen will, isses gut, wenn man es machen muß, ist es shice, das hat sich nicht geändert.

Allerdings weiß ich noch, dass ich ziemlich unerträglich als Sänger in der Coverband war. Ich war echt der Meinung, wir seien die Besten und so, und dass man immer auf der Bühne einen auf Künstlerseele machen muß, das hat sich doch geändert,-))

Zum Zug abgefahren und so: yeah, Frauen, ganz klar, meine 1. "Freundin" hatte ich erst 1 Jahr später inkl. 1. Kuss und so, da dachte ich 1999 wohl noch, der Zug sei abgefahren,-)))) Spätzünder deluxe halt,-)))

Was mir damals wichtig war und heute nicht: hm, schwer. Eigentlich nichts, nee, echt nicht, fällt mir nix zu ein. 

Was mir damals am Arsch vorbeiging und heute nicht: Familie, ganz klar. Schule auch, war mir damals egal, heute denke ich, hätte ich mal echt mehr dafür tun sollen, damn! Gitarreüben hätte ich damals auch sollen, aber hey, dass ist bei jedem so, oder?,-)))

Menschen gingen mir im Großen und Ganzen auch ziemlich am Hintern vorbei, mich hat nix interessiert, außer ich selbst, aber auch das ist für das Alter wohl normal,-)))) Das hat sich hoffentlich auch geändert,-)))

Equipment: ja, das ist was anderes, das weiß ich natürlich noch alles: Marshall Valvestate 8240, ein geiler Amp! 89er Gibson Les Paul Standard, meine 1. Paula, 1998 gekauft nachdem ich die Sommerferien durchgearbeitet habe und egentlich ne SG haben wollte,-)))

95er 7ender Am. Std. Strat, meine 1. E-Gitarre.

89er Epiphone Sheraton II.

Yamaha Nylon (die ich seit 2 Wochen wieder reaktiviert habe, nachdem sie schon mind. 14 Jahre auf dem Dachboden lag,-))

Big Muff, CryBaby, TubeFactor und ich glaube auch schon einen TU-2 (den ich als einzigen der Treter noch habe,-))).

Musik, die ich da gehört habe: uargs, jetzt wird's bitter: Hendrix, Deep Purple, Grave Digger, Iron Maiden, AC/DC, Biohazard, Paradise Lost, Sepultura, Stones und Beatles. Naja, vieles hat sich geändert,-))) 

Wahnsinn, was man vor 10 Jahren so gemacht und gedacht hat, geeez, ein Glück, dass man dazugelernt hat,-)))

Mach's gut!

Fazit: 1999 muß ich nicht wieder haben, bin froh, dass es rum ist, zum großen Teil


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

1999...

- War ich 14.

- Hatte ich meinen ersten CD-player und habe Kuschelrock 2 und den Star Wars-Soundtrack gehört...

- Hatte ich noch nie eine E-gitarre in der Hand.

- Habe ich im Sommer mein erstes und letztes Red Bull getrunken.

- War ich gerade aus dem Stimmbruch raus.

- Wollte ich Spieleprogrammierer oder Bibliothekar werden.

- War ich pünktlich zur Sonnenfinsternis in Österreich.


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hallo Friedlieb,

Du versteht es, manchen Doch auch mal wieder ein Posting abzuringen. :)

1999, ach ja, lang ist es her. Ich hatte noch kein Internet, interessierte mich damals auch nicht. Ich spielte noch in zwei Bands, einmal Bass, einmal Gitarre. Und ich war zehn Jahre jünger ... aber das wichtigste:

1999 ist das Jahr, in dem ich meine Frau kennengelernt habe. Nach einem Gig, eh klar, Musikerehre ;-D Wichtiger aber wohl: heute sind wir verheiratet und leben immer noch glücklich zusammen.

1999 ist auch das Jahr, in dem ich nach abgeschlossenem Studium in die Berufswelt einstieg und markiert damit das Ende der wirklich umtriebigen Musikerjahre .... bald danach war ich mit einer Band dann immer voll ausgelastet.

Mein Hauptequipment damals:

Gitarre: eine wunderbare MIJ Squier Strat mit JV-Seriennummer, ein etwas preiswerteres Domestic-Modell, aber Hardware tipptopp und die Keramik-Billig-Pups gegen Texas Specials getauscht ... die hab ich heute immer noch und die hatte ich damals schon seit 4 oder 5 Jahren ... 1999 war es noch meine Hauptgitarre, heute auf Platz 2 verdrängt von einer JB Artist (seit 2001)

Gitarrenamp: nachdem ich kurz zuvor einmal dachte, ich gebe das Gitarrespielen ganz auf und konzentriere mich auf den Bass, hatte ich damals meinen Made-by-Marshall-for-Korg AC30 Reissue mit Greenbacks verkauft - ich Depp ... naja, ein halbes Jahr später wollte ich wieder die Gitarre zupfen und tat das dann mithilfe eines Tech 21 Trademark 60 (mittlerweile längst wieder verkauft) und einem TS5-Tubescreamer (hab ich noch)

Bässe: einen Ibanez ATK300 für die fetzigen Sachen und einen Warwick Streamer Stage One fretless für die weniger fetzigen - hab ich beide noch.

Bassamp: ein Marshall DBS72115 mit einer Warwick 2x8" extension - beides verkauft, als ich 2002 von Österreich nach Deutschland übersiedelte (mittlerweile wieder zurückgesiedelt ...)

Gitarrenband: Kreativgemeinschaft, eigene Songs, liebevoll interpretiert, scheiterte aber letztlich am Wankemut des Masterminds

Blassband = Bluesband - scheiterte für mich an den Zwistigkeiten mit einem Bandkollegen, der aber heute zu meinen besten Freunden zählt.

Leider habe ich heute bei weitem nicht mehr die Zeit und Energie für Musik übrig wie damals. Aber jedes Mal im Proberaum fühle ich mich immer noch so jung wie damals.

1999 - irgendwie war ich damals auf eine Art und Weise echt am Höhepunkt ... seufz ... frisch verliebt, ständig unterwegs usw.

Philosophisch nachdenkliche Grüsse,

Wolfgang


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hallo Friedlieb,

danke für diesen Gedankenanstoss. Bzw. dafür, dass auch mal in Worte zu fassen. Ich denke da schon eine ganze Weile drüber nach, a) weil sich meine Lebensumstände schließlich gewaltig geändert haben und b) weil ich vor zehn Jahren ebenfalls eine  runden Geburtstag hatte.

Vor 15 Jahren bin ich ja mit Firma, Frau und 2 kleinen Kindern von Rheinbach nach Zerbst gezogen. Also: Firma aufbauen, haus bauen, Firmengebäude bauen, Kinder groß ziehen, keine Zeit für gar nichts haben....

Von daher: vor zehn Jahren hatte ich gerade noch meine Westerngitarre und die hing an der Wand und wurde alle drei Monate runtergenommen, gestimmt und geguckt, ob ich C-Dur noch kann.

Insgesamt muss ich allerdings feststellen, dass entgegen einigen anderen Aussagen hier (Höhepunkt und so) ich damals irgendwie anders war. Ich wollte jetzt mal nicht "voll scheisse" sagen, aber die Frisur war dööfer, die Hemden gebügelter, die Schlipse normal....und so mir heute vollkommen merkwürdig vorkommende Begriffe wie Karriere und Status haben damals noch eine Rolle gespielt. Da hat - nicht nur aufgrund von Kommunikationskursen - ein gewaltiger Wertewandel stattgefunden.

Desweiteren vermute ich, dass auch so um 1999 schon erste Grundsteine für das Scheitern meiner Ehe verbuddelt wurden ... aber das ist eine andere Geschichte.

Ach ja: 2002 habe ich wieder angefangen mit dem Gitarrespielen und zahlreiche GAS-Anfälle .....;-)

So, das war meine kleine Rückschau mit dem Fazit: ne, früher war nicht alles besser.....

Gruß Uli


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Moin Friedlieb,

vor 10 Jahren tendierte meine Lust, Gitarre zu spielen gegen 0. Dementsprechend
standen 2 Tom Anderson Strats und ein Caliber22+ in der Ecke und sammelten Staub.
Mein Bühnen-Rack, Boxen und alles was dazugehörte hatte ich verkauft - der symbolische
Schlussstrich unter 10 Jahre Top40 Mucke. Ich wollte nie wieder auf ne Bühne.

Damals hörte ich mir Rammstein an, weil ich Musik mit Gitarrensoli nicht mehr ertragen
konnte...

Zum Glück kam dann alles ganz anders ;-))

Grüße,

Andreas


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Was hast DU vor 10 Jahren so gemacht?

Jajaja - das waren noch Zeiten !

Seinerzeit hatte ich ja noch meinen alten Nicknamen - und der Umzug von G&B zu AS war logische Konsequenz - weil sich da komische Typen breitgemacht hatten...

Ich war damals schon Strat und Röhrespieler und musste manches Wortgefecht mit Verfechtern von Digital-Schrott - äh - digitalem - ehm - Ditschitll Ämplifikeischn - austragen - Du erinnerst Dich Friedlieb ?

Damals war ein schneller Internetzugang noch ein Privileg - und Forumskultur und Etikette meist ein Fremdwort.

Endlich ein Medium wo man mal seiner Wut Buchstaben geben konnte - UND ES WURDE GELESEN - zwangsweise.

Quasi Leserbriefe die man ohne Zensur schreiben konnte - und keiner konnte es verhindern.

Die Probleme waren die gleichen - mit Gitarren und Amps und Effekten - aber es gab keine Aussenjams.

Auf alle Fälle waren die DM Preise wesentlich tiefer als die Oiros von hoite - oder ist das nur gefühlt ?

Jaja - früher war alles besser - auch die Zukunft !

GruZZ *


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Kleiner Nachtrag,

danke, lieber Friedlieb, für diesen Anstoß.

Irgendwie hadere ich ja derzeit mit meinem in Kürze drohenden Alter. Klar weiß ich, dass das fürs Arsch ist, aber es ist so....

Die kleinen Verfallserscheinungen...Diabetes und Folgewirkungen....bla bla bla...

Alles Blödsinn. Verglichen mit vor zehn Jahren bin ich heute einfach besser. Punkt.

Will sagen: ich versteh mehr. Vom Gitarrespielen, vom Gefühlsverstehen, von dem, was wichtig ist .... cool ! 50 ist scheinbar gar nicht so scheisse.....

*grinsgrinsgrins*

Uli


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Friedlieb,

interessante Frage diese.


1999 war etwa die Zeit, in der ich meine seit Jahrzehnten verstaubte und vernachlässigte Strat wieder hervorkramte. Die meiste Zeit verbrachte ich damit, mir Backings zu basteln. Dann kam Band-In-A-Box.
Ich kam mit der Klampferei zwar nie wirklich zu recht, aber wollt es trotzdem gern können.
Heute weiss ich, dass daraus nix wird. *RotzUndWasser Heul*. Aber, - seit dem ich das kapiert hab, geht es mir und dem Gitarrespielen auch wieder besser.

Meine Musikpräfferrenzen (Boah, was ein WortUngetüm) sind aber konstant geblieben. Melodische, getragene Stück mag ich lieber als hektische Tonwolken. Skalenwichserei hab ich mir noch nie wirklich anhören mögen, - ist auch immer noch so.
Was neu hinzugekommen ist, sind Stücke aus dem NewOrleansJazz der 20er. Ich experimentiere damit, diese etwas auf "heutige" Art zu spielen.
(Die Wirtschaftskrise ist eine andere, aber die Musik ist gleich :-)) )

Grüße in die Runde

Frank


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hallo,

das ist ja mal ein tolles Thema.

Vor zehn Jahren bin ich im April 18 geworden. Im Herbst ging in der Schule mit der 11. Klasse die Oberstufe los.

Mit dem Führerschein habe ich auch in diesem Jahr angefangen (fertig gemacht dann im frühen Frühjahr 2000).

Damal war im Sommer auch der Beginn meiner ersten Beziehung, die weitere vier Jahre fortdauern sollte. Mit der betreffenden Frau bin ich heute noch gut befreundet (was wie ich selbst viel später feststellen musste ganz und gar nicht selbstverständlich ist).

Vor zehn Jahren spielte ich in einer Indie-Rock-Pop-Punk Band, die sich erst vor nicht ganz einem Jahr aufgelöst hat. Wir spielten damals in der Besetzung Gesang, Bass, Drums, Gitarre. Wenn ich mich recht erinnere noch Ende des gleichen Jahres haben wir uns allerdings vom Sänger getrennt. Nach dem die Suche nach einem Nachvolger sich als sehr wirr herrausstellte, haben wir kurzerhand beschlossen, das Singen selbst zu übernehmen. Hinzu kam dann noch für etwa drei Jahre eine Saxophonistin.

Meine Gitarre war meine Cane Strat, damals mit DiMarzio PAF Pro am Steg. Vor etwa sieben Jahren wurde die dann durch meine Palua ersetzt. Inzwischen ist die Strat wieder meine Haupt-E-Gitarre (mit einem Satz Bill Lawrence L280) und die Paula an meinen Bandmitgitarristen und Sänger verkauft.

Mein Amp war ein ziemlich alter 30 Watt Transistor Combo aus DDR-Produktion (fragt mich nicht, wie der nach Oberbayern geraten ist, ich hab keine Ahnung) mit einem 12er, der eine Hochtonmembran in der Mitte hatte. An diesem Amp hing zusätzlich eine selbstgebaute Box mit zwei 12ern aus eine Musikbox und einem 8er. Die Box ist ein richtiges Ungetüm und steht jetzt bei meinen Eltern im Keller. Das ganze klang richtig gut, aber auch ein wenig speziell. Gezerrt hat mein grüner Ibanez Metal Charger (der sich heute wieder auf meinem Stressbrett als Booster befindet).

Gehört hab ich viel aus der Grunge Ecke und auch andere Indie Rock Spielarten. Davon hat sich das eine oder andere gehalten (z. B. Pearl Jam oder Radiohead) und manch anderes finde ich heute eher schauerlich. Bluesige Sachen hab ich auch das eine oder andere schon gehört und vereinzelt auch schon Singer/Songwriter (das Genre, das inzwischen den größten Platz in meinem CD-Schrank einnimmt). Es ist eher schwierig mich genau zu erinnern, was ich damals alles gehört hab, weil sich das ja alles fließend ineinander bewegt und ich keine Ahnung mehr hab, wann ich das eine angefangen hab zu hören und das andere aufgehört usw.

Damals machte ich recht aktiv Jugendarbeit in der evangelischen Gemeinde in Traunstein, was meinen damaligen Freundeskreis sehr geprägt hat (unter anderem lernte ich eben dadurch auch meine erste Freundin kennen).

Ach ja und ich hatte gut schulterlanges Haar und konnte mir ganz und gar nicht vorstellen, das irgendwann mal abschneiden lassen zu wollen.

Mehr fällt mir im moment nicht ein.

viele Grüße

Clemens   


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Servus,

öhm.. vor 10 Jahren hab ich geheiratet... von Band/Musikerkarriere war damals noch keine Spur und für meine (erste) 7ender Strat hab ich damals 1100 DM ausgegeben. Das Ganze wurde über einen Marshall JCM800 Combo verstärkt, sonstige Effekte => None. Inwzischen hat sich die Gitarren- und Verstärkerarmada vervielfacht, das Talent aber leider nicht *gg*

cu

Stefan


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

:
: ...Vor zehn Jahren spielte ich in einer Indie-Rock-Pop-Punk Band ...
: ...Gehört hab ich viel aus der Grunge Ecke ...
: Jetzt weiß ich den wahren Grund, warum ich vor zehn Jahren keine Gitarre mehr gespielt habe......*PRUST*  (SCNR)
: Uli

Tja, so kann's gehen, ich habe wegen dem Kram erst richtig angefangen, Gitarre zu spielen :-)

Schöne Grüße,
Johannes


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Friedlieb,

vor 10 Jahren konnte ich schon ungefähr genauso schlecht Gitarre spielen wie jetzt. Das finde ich ganz ehrlich etwas problematisch! Hm...

Vor 10 Jahren war ich solo und kannte meine Frau noch nicht. Eine schlimme Vorstellung irgendwie...

Was mir aber ganz besonders zu dieser Frage auffällt ist, dass mir das Gestern eigentlich immer schon ziemlich schnuppe war. Ich habe mich immer schon viel mehr über das jetzt gefreut. Und war immer schon viel mehr auf den Morgen gespannt, als dass ich irgendwelchen vergangenen Zeiten oder Sachen nachhing oder womöglich sogar nachtrauerte.

Gruß Diet


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Leute,


Hallo Friedlieb,

Damit meine ich nicht genau am 21. Juli, überhaupt nicht im Juli, sondern mehr so 1999. Was hast Du 1999 gemacht?

Da war ich gerade umgezogen.

Was für Musik hast Du gehört, in welcher Band hast Du gespielt, über welches Equipment?

Ich habe noch die Musik gehört, die ich heute im Prinzip immer noch höre. Außer der, die es damals noch nicht gab. Ich spielte bei Kirschfeld, war keine schlechte Band. Gleicher Bass, Trace Elliot Full Stack, brutales Teil.

Welche Illusionen hattest Du noch, die Du heute nicht mehr hast, vielleicht auch: welcher Zug schien schon abgefahren zu sein, auf den Du inzwischen doch noch aufgesprungen bist?

Die Illusion, dass alles immer so weiter geht. Stattdessen habe ich feststellen müssen, dass es immer wieder Abbrüche in der Lebenslinie gibt. Zwei habe ich gerade hinter mir, der nächste folgt.

Was war Dir damals wichtig und ist heute unerheblich?

Fernsehen. Mehr Kontakte als mir gut tun. Helder-Syndrom ausleben.

Was ging Dir damals am Arsch vorbei und spielt heute vielleicht eine wichtige Rolle in Deinem Leben?

Gesundheit, ordentliche Zähne, genau hin hören und genau hin schauen.

Aber da sind noch viele andere Dinge, die aus der Rückbetrachtung eine Rolle spielen ("Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts betrachtet"). Dass ich damals gerne Klavier gelernt hätte, aber es erst 2006 gemacht habe - Fehlentscheidung. Dass ich nicht meinen eigenen Weg gegangen bin und mich vor Entscheidungen gedrückt habe. Und dass ich zu selten auf meinen Bauch gehört habe.

Rainer


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi...

vor zehn Jahren war ich im Referendariat und hatte statt der angesetzten zwei nur noch Zeit für eine Probe wöchentlich. Meine damalige Kapelle, die Bluesrock-Formation T-Bird, hat mich trotzdem mit durchgezgen. Danke dafür, Jungs.

Mein jüngster Sohn war so gerade unterwegs (März 2000 geboren), meine beiden Großen waren sechs und drei... kurz vor der Einschulung und Kindergarten...

Equipment war damals natürlich der Twin (noch ohne Tower), technische Details weiß ich nicht mehr - auf jedem Fall hatte er da die ersten fünf Jahre Modifikation schon hinter sich. Ich spielte weniger Effekte als heute und als Hauptaxt die Rockinger Strat, deren Hals jetzt an meiner Relic Swampash sitzt und deren Body mit Korinahals zu meiner Lipstick-Strat geworden ist. Als Slide-Axt diente mir damals die Hamer Special. Soweit jedenfalls die Erinnerung.

Ich war glücklich verheiratet und hatte viel zu tun.

Manche Dinge ändern sich, andere nicht. Ich würde nicht sagen, dass damals "alles besser" war. Keinesfalls. Ich bin heute ein vollständigerer, authentischerer Mensch als damals und ein besserer Gitarrist. Meine Ex und ich verstehen uns so gut, auch da gibt es nicht viel zu bejammern. Auch an den halbachzig gibt es nicht viel zu bejammern. Mein Haupthaar war 99 schon ähnlich schütter.

Ich grüße euch!

ferdi


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Rainer,

meinst Du Helfer-Syndrom?

Das:

Dass ich damals gerne Klavier gelernt hätte, aber es erst 2006 gemacht habe - Fehlentscheidung.

ist schlicht und einfach eine völlig falsche Denke! Bei sowas geht mir immer fast die Hutschnur hoch, sorry.
Etwas gutes kehrst Du völlig grundlos ins negative.

Es ist gut, dass Du 2006 angefangen hast, Klavierspielen zu lernen, weil Du das immer schon wolltest. So ist das und nicht anders!

Mann ey, man kann sich das Leben auch selbst schlechtreden

Gruß Diet


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Interessante Frage.

Vor zehn Jahren zu Weihnachten habe ich mir den damals nagelneuen AX2 gekauft und meinen ersten Amp, einen Hughes&Kettner "thirty", meinem schon damals alten freund Gerd für dessen Sammlung verkauft. Den AX2 habe ich heute noch.

Damals spielte ich in einer frisch gegründeten Metalband, die sich wegen der "plötzlichen" Geburt der zweiten Tochter des Schlagzeugers jedoch Anfang 2000 auflöste. Das war meine letzte Band.

Damals dachte ich auch noch, ich sei furchtbar unglücklich verliebt. Heute bin ich glücklich verliebt in das beste Mädchen der Welt.

Damals moderierte ich Radio und jobbte in einer Klavierwerkstatt. Heute schreibe ich ein Blog über Ernährung und jobbe als Game director und Producer.

Vor einem Monat habe ich einen Song neu aufgenommen, den ich vor zehn oder elf Jahren geschrieben habe. Und noch immer fehlt der Gesang.

Vor zehn Jahren wusste ich nicht, daß ich in den folgenden zehn Jahren sieben Mal umziehen würde. Damals wie heute wusste ich jedoch, daß ich noch nicht am Ziel bin. Und daß ich dauerhaft nur am Meer glücklich werden werde.

Damals hatte ich keinen LCD-Monitor, in dem ein kleines Insekt ungestört kreuz und quer laufen konnte, während ich Forenbeiträge schrieb. Ein wandernder Fehlpixel. *argh*

So war das vor zehn Jahren.


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hallo Friedlieb,

an 1999 denke ich dieses Jahr auch öfter, weil ich nämlich (wie Wolfgang) in dem Jahr meine Frau kennengelernt habe, und wir unser Jubiläum mit einer gemeinsamen Reise begehen wollen.

Was habe ich in dem Jahr sonst noch gemacht? Vor allem saß ich an meiner Doktorarbeit.

Eine Band in dem Sinne hatte ich nicht, ich habe gemeinsam mit einem Gitarristen einen Dichter bei Lesungen musikalisch begleitet. Hat Spaß gemacht. Damals wie heute habe ich mit dem Stick meinen Trace Elliot-Combo bespielt. Mit beiden Geräten bin ich weiterhin sehr zufrieden.

Was war mir damals wichtig? Zufriedenheit, gute Freunde zu haben, meine Familie, mit sympathischen Leuten zusammen zu wohnen, natürlich das Musikmachen. Ich finde, das ist ziemlich konstant geblieben.

Bereue ich etwas? Eigentlich nicht. Ich würde zwar manche Entscheidungen heute anders fällen, vor allem im beruflichen Bereich, aber wo ich jetzt gelandet bin, fühle ich mich wohl, also war's wohl doch nicht so schlecht. :-)

Viele Grüße!
Johannes


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Ihr Lieben,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Meine eigene kommt jetzt auch.

Bei mir war das Jahr 1999 nach einigen Umwälzungen in den Jahren davor sowas wie "endlich nochmal etwas ruhigeres Fahrwasser". Ich hatte mich im neuen Job gut eingelebt, meiner damaligen Band ging es noch so richtig gut. Ich habe CDs von den Spin Doctors und April Wine, Blackfoot und JBO gekauft, und so ein Zeugs.

Nachdem ich vorher 18 Jahre lang ein- und denselben Röhrenamp gespielt hatte, war mir 1999 mal nach was Neuem und ich habe mir einen POD gekauft.  Ich habe die Gitarre&Bass wieder abonniert. Mein Linux-Server zuhause war ein Pentium mit 90MHz und sauschnell. Mein jüngster Nachfahre war aus dem Allergröbsten raus und ein Jahr alt.

Harmony Central war noch richtig gut; mein Lieblings-Artikel war "Avoiding G.A.S." von Brett Ratner. Überhaupt war das WWW noch unschuldiger, frischer, pionierhafter als heute. Der Netscape Navigator war in.

Und 1999 habe ich meine Paula gekauft, da war ich aber schon Aussensaiter.

Wenn ich überlege, was in der Zwischenzeit alles passiert ist - da kommt schon einiges zusammen. Meine Prioritäten haben sich verschoben, ich bin gelassener geworden, und während ich mich vor 10 Jahren noch daran erfreut habe, bestimmte unschöne Sachverhalte mit bissigen Worte zu kommentieren, bemühe ich mich heute darum, die richtigen Worte zu finden, um diese Sachverhalte zu ändern.

Und wenn mir vor 10 Jahren jemand gesagt hätte, daß ich zum Job des Webmasters  einer fantastischen Community kommen würde wie die Jungfrau zum Kind und daß ich diesen Job 7 Jahre lang ausüben würde, dann hätte ich denjenigen ganz sicher für einen Spinner gehalten. :-)

Keep rockin'
Friedlieb


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Friedlieb.

Schöne Frage und interessante Antworten gab es ja auch schon.

Vor zehn Jahren war ich sechzehn und unsterblich verliebt in ein unerreichbares Mädchen. Drei Jahre später begann dann eine drei Jahre lange sehr schöne Beziehung zu diesem Mädchen =)

Ich habe meinen besten Freund kennengelernt und mit ihm zusammen auch viel Musik gemacht. Damals haben wir beide angefangen, uns mit Jazz zu befassen. Er am Klavier, ich am Bass, denn ich spielte zu der Zeit Bass in der Schulbigband. Wir haben gedacht, wir wären die Jazzkings und haben uns aufgenommen und so =)

Mit meiner Grungeband damals (Covers und Eigenes ;) ) dachten wir auch, wir wären die Kings und es muss auch 1999 gewesen sein, dass wir unser erster Konzert im ortsansässigen Jugendzentrum gegeben haben. Ich spielte meine schwarze Cheri-Powestrat über irgendeinen geliehenen Transenamp. Zu Hause hatte ich so eine kleine 15W Transenübungströte von einem Label namens "Scott". Auch da gibt es Aufnahmen von, die sind aber im Giftschrank eingeschlossen und werden erst zu meinem 50. wieder hervorgeholt. Mannmannmann...

Insgesamt habe ich in diesen Jahren ziemlich oft über mich gedacht ich wäre der King. Das ist auch ok so, hat sich aber inzwischen glücklicherweise geändert.

In den 10 Jahren dazwischen habe ich manchmal viel, manchmal nicht so viel Gitarre geübt, aber immerhin regelmäßig. Und das frustriert mich immer wieder denn auch wenn ich heute wesentlich besser spiele als damals ist mein Spiel immer noch lächerlich dürftig - verglichen mit der investierten Zeit.
Aber - und das ist ja das Wichtige - Musik machen bereitet mir immer noch mindestens genau so viel Freude wie damals. Und, was mir neulich klar geworden ist: Dadurch, dass meine Eltern mich sobald es ging in die musikalische Früherziehung gesteckt haben und ich seitdem immer in der Musikschule war, bis ich irgendwann mit 19 zum "Selbststudium" umgestiegen bin, ist Musizieren neben ein paar meiner engsten Verwandten die längste Konstante in meinem Leben. Irgendwie ein schönes Gefühl....

Was hat sich ansonsten geändert? - Während ich mit 16 schon wie ein Schlot geraucht habe, bin ich seit inzwischen fast zwei Jahren Nichtraucher und darauf bin ich ganz schön stolz. Außerdem hatte ich mit 16 schon lange Haare und Anfang 2008 hatte ich das Gefühl, sie abschneiden zu müssen. Das habe ich dann auch getan. Es war ein Fehler. Meine Lieblingsscheibe des Jahres 1999 war übrigens die "Metropolis Pt. 2" von Dream Theater und das war sie auch noch lange Jahre danach. Heute hingegen kann ich DT fast nur noch "der alten Zeiten wegen" hören und genießen; dafür hat sich meine Geschmacksbandbreite vervielfacht und just dieses Jahr - 2009 - habe ich schon so viel tolle, für mich neue, Musik kennengelernt wie wahrscheinlich in den 5 Jahren davor nicht.

Letzteres übrigens nicht zuletzt wegen dieses Forums.

*hach*

Es freut sich auf weitere Antworten
und grüßt herzlich aus Kölle

Euer

Helge


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Rainer,

Hi Diet,

meinst Du Helfer-Syndrom?

Ja, ja, mal genauer lesen vor dem Abschicken.

Es ist gut, dass Du 2006 angefangen hast, Klavierspielen zu lernen, weil Du das immer schon wolltest. So ist das und nicht anders!

Da hast Du völlig Recht, ich wollte es auch gar nicht schlecht reden, sondern könnte nur schon viel weiter sein als ich heute bin. Und es ist so auf die Mitte 50 zugehend manchmal schon ganz schön mühsam.

Rainer


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Rainer,
: Da hast Du völlig Recht, ich wollte es auch gar nicht schlecht reden, sondern könnte nur schon viel weiter sein als ich heute bin. Und es ist so auf die Mitte 50 zugehend manchmal schon ganz schön mühsam.

wenn es um die in der Vergangenheit gemachten Fehler geht, weiß ich durchaus, wovon ich rede, denn ich habe zahlreiche gemacht. Aber inzwischen habe ich gelernt, mich nicht mehr deshalb zu grämen. Die Vergangenheit ist nur dazu da, aus ihr zu lernen, und nicht dazu, sich mit ihr zu belasten.

Und hey, ich sag mir immer: heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Es kommt eigentlich nur drauf an, was ich heute daraus mache. Nicht so sehr darauf, was ich gestern alles nicht oder falsch gemacht habe. :-)

Keep rockin'
Friedlieb


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Toller Thread Friedlieb!

1999 hatte ich noch die Hoffnung mal richtig geil E-Gitarre spielen zu können und mit unsere Band deep 'n back was zu reissen. Hat beides nicht so geklappt.

Ausser einem riesigen Holztransfer, andere Gitarren- und Ampmarken, mehr Speck anne Hüfte, viel mehr graue Haare und Falten hat sich äußerlich nicht viel bei mir getan. Das positive seit dem:  weniger Stress, ein noch schöneres Leben, die Musik ist immer noch toll, aber wird nicht mehr so verbissen betrieben.

Ach was soll's , ich blicke lieber nach vorne! Freue mich auf unser neues Haus im nächsten Jahr (hoffentlich) und viele schöne Momenten mit lieben Menschen und guter Musik!

LG Rolli


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Rainer,

N'Abend Friedlieb,

oh ja, und selbst Katastrophen können sich im Nachhinein als Chancen entpuppen. Als im November 2007 meine zweite Ehe in den Teich ging, brach für mich eine Welt zusammen. Im Februar 2009 teilte mir die Firma dann mit, dass ich nicht mehr benötigt würde, mein Vertrag endet am 30.9.2009, aber ich habe im Vergleich zu allen anderen 124 Kollegen meine Ex-Bereiches den Vorteil, dass ich mich in Bielefeld, Gummersbach, Freiburg, Hamburg, Exeter, Utrecht oder Kopenhagen bewerben kann. Und zwar für den nächsten Ersten. Wäre ich noch da, wo ich in 2006 war, hätte ich ein noch viel ernsthafteres Problem, Familie, 180qm-Haus an den Hacken.

Hat mich das alles umgeworfen? Nö, ich habe eine Menge gelernt, und es geht mir, auch ohne fortlaufenden Job, viel besser als von zwei Jahren. Ich bin an diesen Dingen gewachsen. Und nun mit bald 53 erwachsener als vor 24 Monaten. :-))

Seit März habe ich ich Dutzende von Bewerbungen geschrieben. Jetzt bin ich an dem Punkt, dass ich mich einfach in's Auto setze und ein paar Tage in Canterbury oder Amsterdam herum bummele. Die Leichtigkeit des Seins muss man manchmal erst erlernen. Und man lernt viel.

Rainer


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

: Hi Rainer, : : Da hast Du völlig Recht, ich wollte es auch gar nicht schlecht reden, sondern könnte nur schon viel weiter sein als ich heute bin. Und es ist so auf die Mitte 50 zugehend manchmal schon ganz schön mühsam. : wenn es um die in der Vergangenheit gemachten Fehler geht, weiß ich durchaus, wovon ich rede, denn ich habe zahlreiche gemacht. Aber inzwischen habe ich gelernt, mich nicht mehr deshalb zu grämen. Die Vergangenheit ist nur dazu da, aus ihr zu lernen, und nicht dazu, sich mit ihr zu belasten. : Und hey, ich sag mir immer: heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Es kommt eigentlich nur drauf an, was ich heute daraus mache. Nicht so sehr darauf, was ich gestern alles nicht oder falsch gemacht habe. :-) : Keep rockin' : Friedlieb

Moin Friedlieb.. da muss ich doch glatt mal etwas abtippen:

"Betrachte die Herde, die an dir vorüberweidet: sie weiß nicht, was Gestern, was Heute ist, springt umher, frißt, verdaut, springt wieder, und so vom Morgen bis zur Nacht und von Tage zu Tage, kurz angebunden mit ihrer Lust und Unlust, nämlich an den Pflock des Augenblicks, und deshalb weder schwermütig noch überdrüssig. Dies zu sehen geht dem Menschen hart ein, weil er sich seines Menschentums vor dem Tiere sich brüstet und doch nach seinem Glücke eifersüchtig hinblickt - denn das will er allein, gleich dem Tiere weder überdrüssig noch unter Schmwerzen leben und will es doch vergebens, weil er es nicht will wie das Tier. [...] Deshalb ergreift es ihn, als ob er eines verlorenen Paradieses gedächte, die weidende Herde, oder, in vertrauterer Nähe, das Kind zu sehen, das noch nichst Vergangenes zu verleugnen hat und zwischen den Zäunen der Vergangenheit und der Zukunft in überseliger Blindheit spielt.. Dann lernt es das Wort 'es war' zu verstehen, jenes Losungswort, mit dem Kampf, Leiden und Überdruss an den Menschen herankommen, ihn zu erinnern, was sein Dasein im Grunde ist - ein nie zu vollendendes Imperfektum. Bringt endlich der Tod das ersehnte Vergessen, so unterschlägt er doch zugleich die Gegenwart und das Dasein und drückt damit das Siegel auf jene Erkenntnis - dass Dasein nur ein ununterbrochenes Gewesensein ist, ein Ding, das davon lebt, sich selbst zu verneinen und zu verzehren, sich selbst zu widersprechen. [...] Wer sich nicht auf der Schwelle des Augenblicks, alle Vergangenheiten vergessend, niederlassen kann, wer nicht auf einem Punkte wie eine Siegesgöttin ohne Schwindel und Furcht zu stehen vermag, der wird nie wissen, was Glück ist, und noch schlimmer: er wird nie etwas tun, was andere glücklich macht."

Wenn Du es selbst lesen willst: das war der olle Nietzsche in "Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" (ist so ein kleiner gelber Reclam, nicht dick, aber lesenswert) ...man könnte wohl auch sagen, dass sowohl Saufen und artverwandte Tätigkeiten, als auch das Streben nach Status und Anerkennung von diesen von ihm beschriebenen Motiven angetrieben ist. Beides funktioniert nur leider nicht wie erhofft, das Saufen hat Nebenwirkungen und dem Streben nach Macht, Geld, Anerkennung wohnt stets ein Streben inne, also ein Hoffen auf einen zukünftigen, weil jetzt nicht erreichten Zustand, der selbstverständlich besser zu sein hat als der gegenwärtige.

Das ist etwas, was ich vor 10 Jahren anders sah als heute. (Bei mir ist übrigens viel passiert seitdem, was ich aber wirklich nicht breit treten will.. nur soviel: damals Ehe und Famileinvater, heute bin ich geschieden und 'glücklicher Single') Heute zählt für das Hier und Jetzt sowie die Umgebung, in der ich mich gerade befinde. Ferdi nannte das 'authentisch sein'.

Hierzu mal eine kleine Story, die mir vor zwei Wochen im Musicstore Köln passiert ist: Ich bin ja auf der Suche nach einer 24-bündigen mit etwas dickerem Hals als meine Ibenatzen, und habe mir einige ESP und Jackson angesehen und ausprobiert. Und als ich mit so einer wirklich hässlichen Jackson in einem Testraum saß und so herumfuddelte, kam plötzlich ein Bengel herein, hatte auch eine Klampfe in der Hand, steckte den Stecker rein, alle Knöpfe auf 10 und stieg einfach so mit ein. Wie so eine Art Frage-Antwort-Spiel. Er sprach nur englisch, war vielleicht Spanier oder Franzose, vielleicht aber auch Südamerikaner, 17 Jahre alt und wirklich gut für sein Alter. Dann fing er an, mich auszufragen, welche Helden ich habe, wie ich dieses oder jenes Lick spiele usw. vollkommen neidlos und mit offensichtlicher Freude an der Sache an sich. Ich fühlte mich auch in keinster Weise gebauchpinselt oder so etwas, dafür habe ich ohnehin zuviel Spaß am Spielen an sich. Es gab keine Konkurrenz, sondern war ein offenes und aufrichtiges zufälliges Aufeinandertreffen. Wir haben dann weder Namen ausgetauscht, noch sonst irgendetwas, irgendwann gingen wir auseinander, und ich werde dem Bengel wohl nie wieder über den Weg laufen. Das ist aber vollkommen ok.

Aber diese Jackson war echt hässlich.. ich würde sie auf einem Autobahnparkplatz an einen Laternenmast binden, wenn sie in meinem Auto wäre.

So.. genug philosophiert. Ich gehe ins Bett. Und zwar hier und jetzt.

Grüße Thomas

P.S.: Ich kann mit Theatralik und Flaggenpathos (einer lieben Person ein großes Danke für dieses Wort :-) ) nix anfangen, weil es nicht vom authentischen Gefühl gedeckt, sondern -im wahrsten Wortsinn- prätentiös ist

P.P.S.: Mir fällt gerade auf, ich schreibe zuviel


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Moin.

Ich habe 99 eine Beziehung beendet, war fest davon überzeugt das es sich nicht lohnt über 30 zu werden. Angefangen Gitarre zu spielen, beschlossen zu studieren und weiter weg zu gehen. Meine Gitarre war damals eine Charvel Superstrat und ein Marshall-Preamp an einem Basstop als Endstufe. Ich weiß noch wer die Charvel jetzt hat und habe aus Nostalgiegründen eine Rückkaufoption. Der Marshallpreamp und die Bassanlage stehen bei meinem Bruder im Musikkeller und werden noch gerne benutzt. Meine Posaune hatte ich immer noch und nie ganz weggelassen. Nur Gesungen habe ich damals noch nicht und auch mit dem Lieder schreiben hat es noch sehr gehapert. Und der Grunge hatte mich noch voll im Griff und die Musik kann mich heute auch noch begeistern. Nebenbei hatte ich damals den Jazz für mich neu entdeckt: EST war die Band des Jahres für mich und ich durfte NilsLandgren bei einem Workshop erleben.

Heute:

Ich bin seit 3 Wochen nicht mehr Single und habe die beste Freundin der Welt. Ich wohne wieder in der alten Heimat. Habe begonnen ernsthaft Bass zu lernen(inkl Noten und Blattspiel) und auch die Posaune wird wieder täglich genutzt. Ich gebe sogar wieder Unterricht. Ich habe die Erkenntnis erlangt, das ich Rythmusgitarrist bin. Wenn überhaupt. Die Gitarre ist momentan nur Werkzeug zum Songwriting. Mir fehlt eine eigene Band, aber viele Projekte stehen an und es wird bald auch wieder Jazz gemacht. Ausserdem habe ich gerade so gute Laune das mich nichts erschüttern kann.

Ich freue mich auf die nächsten 10 Jahre. Minimum.

Einen frühen Gruß aus dem hohen Norden

Ugorr


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

...
wenn es um die in der Vergangenheit gemachten Fehler geht, weiß ich durchaus, wovon ich rede, denn ich habe zahlreiche gemacht. Aber inzwischen habe ich gelernt, mich nicht mehr deshalb zu grämen. Die Vergangenheit ist nur dazu da, aus ihr zu lernen, und nicht dazu, sich mit ihr zu belasten.


Das ist eine gute Einstellung.

Zuletzt fragte mich Barbara mal, ob ich nie mit meinen Entscheidungen hadere. Ich antwortete: NEIN. Denn: am Tage x fälle ich eine Entscheidung. Ich bemühe mich, diese mit Hilfe aller mir zur Verfügung stehenden Informationen und meines gesunden Menschenverstandes zu tun. Damit ist gut.

Wenn sich irgendwann später andere Gesichtspunkte oder Informationen ergeben, habe ich die Chance zum Zeitpunkt Y (= irgendwann später) wieder eine Entscheidung zu treffen. Und so geht das immer weiter.

Nichts hindert mich daran, heute schlauer zu sein als gestern.

Und um auf Ferdi zurückzukommen: ja, auch ich bin heute authentischer.

Grüßt Euch alle

Uli


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Moin, Thomas.

Erst wollte ich dir und Nietzsche widersprechen.

Weil ich viel grübele und denke. Ich widerspreche aber nicht. Das "im Hier und Jetzt Leben" ist tatsächlich ein Wert an sich.

Dennoch:

Ein Leben ungewahr der eigenen Vergangenheit, des Weges, den man bewältigt, zurückgelegt, überwunden, sich zugemutet hat - der einem zugemutet worden ist - der einen und auf dem man sich also zu dem geschnitzt hat, wer man heute ist, und der doch auch Ziel, Richtung, Absicht über den Augenblick hinaus hat, ein solches Leben wäre nicht meines.

Ich gucke sehr genau, was hinter mir liegt und - hm - was ich später mal erzählen können will, wenn auch nur mir selbst... die Zeit vergeht doch so schnell, bei vielem, auf das ich gar nicht sooo viel Bock hatte, bin ich im Nachhinein froh, es gemacht zu haben. Bloß nicht zuviel Bequemlichkeit.

Man definiert sich, denke ich, gewiss viel mehr durch das, was man IST als durch das, was man hat, aber zuallererst doch durch seine Taten, nicht?

Ich versuche, so zu leben, dass die Bilanz okay wäre, wenn mich morgen der Sensemann holt ("ach hätte ich mich doch noch mit meinem Vater ausgesöhnt" wird nicht vorkommen), dass ich mein Leben aber auch dann unterm Strich als okay ansähe, wenn ich über achzig werde. Und genau bei diesem zweiten Punkt hilft einem die Fixierung auf den Augenblick nicht weiter. Nimmt man sich zB vor, kein Arschloch zu sein, dann muss da ein roter Faden draus werden, der sich nur zeigt, wenn man - zumindest dann! - den Begriff des Augenblicks auf einen Vergangenheit und Zukunft miteinschließenden Begriff ausdehnt.

Gruß, ferdi


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hallo Ferdi,

Deinen Beitrag übertragen auf das "Hadern":

Vielleicht liegt der Unterschied darin, seine früheren Entscheidungen durchaus kritisch zu hinterfragen, ohne jedoch in eine "Hätte ich mal besser" Attitüde zu verfallen.

Mag sein, dass nicht alle meine Entscheidungen / Taten richtig waren, aber ich beanspruche für mich, dass sie zum jeweiligen Zeitpunkt für mich richtig erschienen (das ist jetzt irgendwie doof konjugiert.....hhhm?)

Gruß Uli


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Moin Friedlieb,

soso Dekadenpsychokacke soll es also sein, die kannste haben. :-)

: Was hast Du 1999 gemacht?

1999, da hatte ich seit drei Jahren mein Diplom und schon sieben Jahre als freier Grafiker, Illustrator und zunehmend Internetbastler tätig. In dem Jahr hatte ich u.a. den Auftrag, Illustrationen für eine Lufthansa-Maschine zu machen. Damals wusste ich das aber noch nicht, weil es eigentlich nur die Deko für eine Party war. Entsprechend groß war mein Erstaunen als ich zwei Jahre später zufällig im Internet über Bilder des Flugzeugs mit den Illustrationen darauf stolperte. Decken wir den Mantel des Schweigens über das, was dann folgte. Nur so viel: Ich habe viel gelernt und würde es heute gaaaanz anders angehen.

: Was hat Dich umgetrieben?

Ich wollte unbedingt meinen 76er Passat in Phoenixrot der Nachwelt erhalten und ihn in den Oldtimerstatus retten. Immerhin war ich mit dem am Montblanc, in Portugal und mit den ganzen Chromzierleisten sah der auch extrem cool aus. Für einen Passat. Leider hatte ich die Rechnung ohne die extrem dünnen und schlecht verarbeiteten Bleche gemacht, ausserdem meine eigene zur Verfügung stehende Zeit und Energie völlig überschätzt. So wurde aus dem Winter, in dem ich ihn in der Garage stehen und sanieren wollte, knappe drei Jahre und am Ende kam er doch auf den Schrott. *schnüffz. 1999 war das Jahr, bevor die dotcom Blase platzte, für Leute, "die was mit Internet machen" war es ein gutes Jahr. Ich glaube damals vollzog sich für mich der Abschied vom Printdesign, ich hatte in dem Jahr und seither fast nur noch Internetdingse.

: Was für Musik hast Du gehört, in welcher Band hast Du gespielt, über welches Equipment?

Ich glaube, da hatte ich gerade mein Faible für die Jaguar/Jazzmaster entdeckt. Aus Ermangelung an fundierten Infos beschloss ich, eine eigene Website für diese Fenderbabies zu machen - und hätte nie gedacht, dass diese sich zu *dem* Anlaufpunkt für Offsetwaist-Addicts weltweit entwickeln würde. Vor zehn Jahren hatte ich noch eine Frankensteinbassanlage, 1 x18", 4x10" und keine Ahnung, dass genau die fehlende 12er oder 15er "meinen" Sound macht. :-)
Ich spielte in zwei Gitarrenschrammelindiebands und einer Surf/Rockabilly Band.
Welche Musik ich  hörte? Keine Ahnung. Wahrscheinlich Indie/Alternative, ROCK und ein bisschen Hiphop. Kam 99 nicht die Slim Shady von Eminem raus?

: Welche Illusionen hattest Du noch, die Du heute nicht mehr hast, vielleicht auch: welcher Zug schien schon abgefahren zu sein, auf den Du inzwischen doch noch aufgesprungen bist?

Ich dachte, in zehn Jahren habe ich mein Schäfchen im Trockenen. Haha. Jedenfalls hätte ich nicht gedacht, dass ich zehn Jahre später wirtschaftlich nur unwesentlich besser dastehe, als 99. Trotzdem, wenn ich mir anschaue, was in diesen zehn Jahren alles passiert ist, bin ich froh, nicht von den Entscheidungen anderer abhängig zu sein, bzw die Freiheit zu haben, mit den Entscheidungen anderer (Auftraggeber, Kunden, kein Vorgesetzter oder Chef) so umzugehen, wie ich es für richtig halte. Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich mal so tief in der Webentwicklung, also auch Datenbankfummelei und Programmierung drinstecken würde.

Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal im Maschinenraum der Aussensaiter rumschrauben würde und überhaupt eine aktive Rolle im Betrieb dieser Onlinegemeinschaft einnehmen würde. Die spinnen doch alle. :-)

: Was war Dir damals wichtig und ist heute unerheblich?

Hm... schwierig... ich glaube, an meinem grundlegenden Koordinatensystem hat sich nicht so viel geändert. Auf jeden Fall lebte ich mehr von Tag zu Tag und ohne großen übergeordneten Plan (den ich heute immer noch nicht habe, aber aufgrund der fortschreitenden Zeit gerne mal langsam hätte :) ).

: Was ging Dir damals am Arsch vorbei und spielt heute vielleicht eine wichtige Rolle in Deinem Leben?

So blöd/kitschig das klingt; aber ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern zu haben. Unsere gemeinsame Zeit ist endlich, das ist mir quasi aus der zweiten Reihe in den letzten Jahren sehr deutlich gezeigt worden.

gruss
Tom


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Moin

>>Was hast DU vor 10 Jahren so gemacht?

bin hier ja eigentlich "aussensaitigster Leser" aber diese Frage treibt mich jetzt doch um.

>> Was für Musik hast Du gehört

Damals bestimmt Minimal- und "Grenzmusik" - Philip Glass, Stein, einstürzende Neubauten, Kronos Quartett, Balescu Quartett und was mir sonst so in die Finger kam. Heute eher bluesiges, fingerstyliges und natürlich meinen absoluten Hero Jeff Beck

>> in welcher Band hast Du gespielt, über welches Equipment

Das Jahr 1999 war zwei Jahre vor meiner ersten Gitarre. Erst 2001 - mit Anfang 40 - hat´s mich der Wunsch gepackt, mehr als EAD aus der Jugendzeit zu können.

>> Welche Illusionen hattest Du noch... was war Dir damals wichtig

Mein Büro - und das ich´s mit 45 "geschafft" habe. Inzwischen ist alles den Bach runter - und es tut mir nicht mal leid!

... und spielt heute vielleicht eine wichtige Rolle in Deinem Leben?

Musik war für mich immer ein wichtiges Thema. Früher als Konsument - heute fast ausschließlich auf Konzerten oder selbstgemacht. Über das "Musik machen" haben ich viele Menschen kennengelernt, die ich heute nicht mehr missen möchte - auch Dank des I-Net, das ich ansonsten nicht mag, wie auch die sonstige "ich kann immer und bin immer erreichbar Technik".

Insgesamt waren die letzten 10 Jahre sehr turbulent. Das Wissen, das ich´s nicht lenken kann, es für mich eh kommt wie´s kommt und das es einen Ausweg aus jeder Sackgasse gibt, bewahrt mich heute davor, imaginären Zielen nachzujagen. Ich lebe den Tag und sehe was der nächste bringt.

Gruss

Steve

P.S. sagte ich eigentlich schon, das ich die Aussensaiter einen prima Haufen finde und mir der hier gepflegte freundschaftliche Umgang sehr behagt? Ich freue mich jetzt schon auf die 1. Session, zu der ich´s auch mal einrichten kann.


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Uli, 

Seh ich etwa schon so alt aus wie Waufel ???????? : Duck und wech :

Na warte, das sag ich Christel, die haut dich dann! ;-)

 ....den ich übrigens letzte Woche besucht habe, wir hatten viel Spaß ....

Oh jaaa, sehr viel Spaß. ;-) Wie wars in Erfurt???

Ansonsten kann ich nur bestätigen was Du geschrieben hast. Wir sind in allem besser, geduldiger und gelassener geworden! Aber nicht ruhiger!!!!

Gruß auch an Mucki

Waufel


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Ja, Ferdi,

das ist natürlich viel zu komplex, um das alles in wenigen Sätzen zu beschreiben. vielleicht findet sich auf einer der nächsten Sessions ja mal die Zeit, das etwas zu vertiefen.

: dann muss da ein roter Faden draus werden

Das ist ein wichtiges Stichwort. Ich finde ja auch den roten Faden sehr sehr wichtig.

Da ist auf der einen Seite die Erfordernis planvollen und zielgerichteten Handelns, auf der anderen Seite aber die Einsicht in die Tatsache, daß nicht alle Pläne funktionieren und nicht alle Ziele erreicht werden.

Das Vergangene ist unveränderbar, tot, die Zukunft ist ungewiss, nur die Gegenwart zählt - und die existiert eigentlich gar nicht, denn in dem Moment, wo ich "jetzt" sage, ist er schon vorbei, der Moment. Der beste Kompromiss dürfte der Begriff des "heute" sein. Nur heute kann ich wirklich etwas tun, mit dem Rauchen aufhören, etwas Sport treiben, Gitarre üben, den Dachboden oder den Download-Ordner aufräumen, was weiß ich.

Das muß ja kein in-den-Tag-leben werden. Und damit komme ich auf Deinen roten Faden zurück. Denn der muss ja nicht nur existieren, sondern auch eine definierte Richtung haben. Um mal eine beliebte Metapher zu strapazieren: was nützt es, am Ende der Leiter angekommen zu sein und dann feststellen zu müssen, daß diese am falschen Baum lehnt? Irgendein Schlaumeier hat mal gesagt, daß es nicht nur darauf ankommt, die Dinge richtig zu tun, sondern vor allem darauf, die richtigen Dinge zu tun.

Und dafür braucht man eine Leitlinie, eine Idee, an der sich der rote Faden des eigenen Lebens entlanghangeln sollte. Ob er das auf einer geraden Linie tut oder sich darum herumrankt, ist letztenendes zweitrangig. Oder besser gesagt: die gerade Linie wäre sowas wie ein glatt produzierter Popsong, und das Herumranken eher sowas wie eine Improvisation von Grateful Dead. Beides ist Musik und führt irgendwann zum definierten Ziel.

Deshalb plädiere ich dafür, daß jeder sich eine Lebensphilosophie zurechtlegen möge, damit er anhand dieser bei der nächsten Astgabelung recht schnell weiß, welche Entscheidung zu treffen ist.

Kleiner Buchtipp am Rande:  Der Weg zum Wesentlichen von Stephen Covey. Lasst euch nicht davon abschrecken, daß es sich als Zeitmanagement-Buch gibt. Es ist viel mehr als das.

Keep rockin'
Friedlieb


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Tom,


So blöd/kitschig das klingt; aber ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern zu haben.

ich finde da gar nichts blöd oder kitschig dran.

was sich da für mich - wie auch im Job - in den letzten zehn Jahren vor allem verändert hat, ist, dass ich - wir, Leute wie du und ich - nun sozusagen zur "Kerngeneration" gehören, zu den jungen Leuten, die "sich erstmal bewähren müssen", gehören wir wohl beide nicht mehr.

Vor zehn Jahren wurde das durch die ältere Generation noch anders gesehen, familiär wie im Job. Und die eigenen Eltern begreifen sich heute auch ganz klar als Senioren, was 1999 noch anders war.

Gruß, ferdi


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Ich bin heute ein vollständigerer, authentischerer Mensch als damals und ein besserer Gitarrist.

Hi ferdi.


Mich würde interessieren, wie Du das mit dem "authentischeren Menschen" meinst. Ist das so zu verstehen, dass Du inzwischen ehrlicher zu Dir selbst und Deiner Umwelt bist oder dass Du nun besser weißt, was Du willst oder oder oder...

Da das eine sehr persönliche Frage ist, brauchst da natürlich nicht drauf zu antworten, wenn Du nicht möchtest. Wenn Du nur nicht öffentlich antworten möchtest, kannst Du mir gerne ne Mail schicken.

Liebe Grüße

Helge


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Friedlieb (und auch Uli),

es ist sackfrüh, deshalb nur zu wenigen Punkten:


Das Vergangene ist unveränderbar, tot,

das sehe ich anders. Objektive Wahrheit gibt es nur unter dem Aspekt der faktischen Handlungen. Viel wesentlicher ist doch aber der emotionale Nachvollzug dieser Handlungen durch die daran Beteiligten. So stellt sich doch mitunter im Nachhinein heraus, das Handlung A oder Vorkommnis B nun vollkommen anders beurteilt werden als damals, "im" oder kurz nach dem Ereignis. Solange man wahrhaftig bleibt, halte ich sehr viel davon, Vergangenes sozusagen sinngebend neuinterpretierend nochmal aufzudröseln.

die Zukunft ist ungewiss,

man kann Dinge wahrscheinlich machen...  wobei ich Konfuzius zitiere:ändern, was man ändern kann, hinnehmen, was nicht zu ändern ist, und bitte bitte bitte die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden...

nur die Gegenwart zählt

hm - hm - hm - ich werde und werde damit nicht recht glücklich. Ich habe einen deutlichen hedonistischen Zug und bin wenig versucht, den Augenblick vor lauter ins Auge gefassten Zielen zu verlieren, aber *nur* die Gegenwart, damit werde ich nicht warm.

Wann ist eigentlich die nächste Session?

Natürlich nur, um mit meinem ProReverb anzugeben ;)

Lieben Gruß, Ferdi


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hallo Ferdi,


man kann Dinge wahrscheinlich machen...  wobei ich Konfuzius zitiere:ändern, was man ändern kann, hinnehmen, was nicht zu ändern ist, und bitte bitte bitte die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden...

Ich sage immer:

Man muss die Dinge ehmen, wie sie kommen. Aber man sollte dafür Sorge tragen, dass sie so kommen, wie man es haben will !


Gruß Uli


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Ferdi,

: Viel wesentlicher ist doch aber der emotionale Nachvollzug dieser Handlungen durch die daran Beteiligten. So stellt sich doch mitunter im Nachhinein heraus, das Handlung A oder Vorkommnis B nun vollkommen anders beurteilt werden als damals, "im" oder kurz nach dem Ereignis. Solange man wahrhaftig bleibt, halte ich sehr viel davon, Vergangenes sozusagen sinngebend neuinterpretierend nochmal aufzudröseln.

das ist kein Widerspruch zu dem von mir Gesagten. Wir beide beleuchten lediglich unterschiedliche Aspekte unterschiedlich stark. Was Du da geschrieben hast, halte ich für durchaus richtig und ich habe ja auch bereits "die Vergangenheit ist dazu da, um daraus zu lernen" geschrieben. Mein "die Vergangenheit ist tot" bezog sich auf die Tatsache, daß das Geschehene an sich unveränderlich ist.

: wobei ich Konfuzius zitiere:

Nicht alle klugen Dinge kommen von Konfuzius. :-) Hier handelt es sich um das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr. Und natürlich meine ich mit "die Zukunft ist ungewiss" nicht, daß wir jede beliebige Entwicklung durch Untätigkeit hinnehmen sollen. Sondern vielmehr, daß man sich noch so sehr abmühen kann und es doch keine Garantie für das Eintreten des gewünschten Zustands gibt.

: aber *nur* die Gegenwart, damit werde ich nicht warm.

Okay, das habe ich  wohl zu absolut formuliert. Deshalb versuche ich es nochmal: Wenn es um die Frage des Handelns geht, zählt nur die Gegenwart. Ich kann vergangene Handlungen nicht ändern, zukünftige Handlungen ("nächste Woche gehe ich aber nun wirklich mal zum Arzt") nicht sicher vorausbestimmen, handeln kann ich nur heute.

: Wann ist eigentlich die nächste Session?

Ja, das ist doch die eigentliche Frage!

: Natürlich nur, um mit meinem ProReverb anzugeben ;)

Ich brenne darauf, ihn zu hören!

Keep rockin'
Friedlieb


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hallo Friedlieb,
vor zehn Jahren waren meine Kinder 9 und 10 Jahre alt, meine Ehe hatte ein Jahr zuvor einen Bruch erlitten, der letztendlich nicht mehr zu kitten war. Nach relativ großem wirtschaftlichen Erfolg hatte ich im Sommer 1999 über Nacht und ohne Vorwarnung einen Hauptauftraggeber verloren und damit 50% meines Umsatzes. Daraufhin mußte ich meine Frau entlassen. Das ganze war eine herbe wirtschaftliche Bruchlandung, die natürlich auch die Familie sehr belastete. Als eine Art Flucht nach vorne gründete ich im August eine GmbH mit einem zweiten, etwas anderen Geschäftsinhalt. Vorbereitet hatte ich diese Gründung im Juli in unserem Angelurlaub in Schweden...
Musik war mir in jener Zeit nicht so wichtig.
Inzwischen habe ich es als Normalität akzeptiert, daß sich derartige Hochs und Tiefs immer wieder abwechseln.
Gruß Falk


Re: (Philosophie) Vor zehn Jahren habe ich ...

Hi Uli,

: und die Nummer ist wirklich cool

oh ja, allerdings :-)
Ich glaube ja eh nicht an die Fraktionsbildungen... wir alle sind mit dem Musikvirus infiziert, manche mehr, manche weniger. Ob das jetzt Schweine(rock)-, Hühner- oder Gefrickelgrippe ist; egal, wir stecken alle da hinten im stillgelegten Trackt der großen Klinik :-)

gruss
Tom