Aussensaiter Forum

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ein kleines Märchen

Liebe Gemeinde!

Ich habe Euch ein kleines Märchen mitgebracht.

Es war einmal ein DOP – kurz vor Ende des letzten Jahrtausends rüttelte ein bohnenförmiges Gerät die Equipment-Landschaft auf und schaffte ein neues Wort: Modelling. Zu etwa dieser Zeit gründete sich die Gemeinde der Aussensaiter und der DOP wurde ein in weiten Kreisen geliebtes Gerät. Mit dem DOP konnte endlich alles gemacht werden, was man wollte. Weg mit dem alten Krempel! Digital ist Fortschritt! Wo wir sind, ist vorn! Hier war endlich die eierlegende Wollmilchsau in bester Qualität und alles war gut. Naja. Fast alles. Ein wenig Durchschlagskraft fehlte ja.

Der Name Reussenelf war plötzlich in aller Munde. Mit simplen kleinen Boostern wurde der eigentlich doch total doofe DOP plötzlich richtig gut. Aufatmen in der Gemeinde! Vielleicht mit einem klitzekleinen Schielen auf die Delay-Modeller, die dem DOP noch mehr Vielfalt brachten. Jetzt aber war Frieden.

Dann stand einer auf und sagte: „Latenz“. Das reichte völlig aus. Die Gemeinde schlug sich die Hand vor die Stirn, warum hatte das niemand gemerkt? Der Röhrenamp war doch die Lösung! Einkanalig! Pur! Echt! Rein! Jedenfalls war er die Lösung, wenn der richtige Speaker verbaut war. Damals sagte man noch Speaker, heute ja nur noch Weber. Müde lächelte man über DOPs und die störanfälligen Reussenelf-Quader. Endlich ein guter Sound, nachdem man zwanzig Röhren ausprobiert hatte.

Die paradiesischen Zustände endeten, denn der Teufel Satano erschien. Ja, ein Bodentreter vor den Amp, endlich Vielfalt in der Zerrer und schön bunt vor den Füßen. Wenn die Dinger doch nur nicht so teuer wären, dachten einige. Ein bisschen weniger bunt aber deutlich preiswerter kam weg, wer statt phantasievollen Namen einfach buchstabierte. Die Stressbretter der Gemeinde wuchsen wieder.

Gitarren müssen geschüttelt und gerüttelt werden. Das kann man selbst tun oder machen lassen. Am besten, man schüttelt erst ein wenig selbst, lässt es dann machen und schüttelt nach. Was doch die Hauptgitarre auf einmal auflebt! Unglaublich. Ja, so musste es klingen! Es geht doch!

Aber, ach, der Röhrenamp war doch so laut und die Nachbarn so schwierig! Wie sollte man so aufnehmen? Ein Vertrieb, der nur aus reiner Freude an der Sache Tag und Nacht quasi gemeinnützig arbeitete, bot eine Lösung. Womantoner für die weichen, Deviltoner für die harten, beide für die, die den Hals nicht voll genug bekommen konnten und das Konto voll genug hatten. Leise zuhause aufnehmen! Röhre! Und für live bunte Stressbretter! Alles gut. Endlich.

Schnell noch die alte gerüttelte Hauptgitarre verkauft und drei Nebengitarren auch. Einmal im Leben eine selbst gebaute Gitarre in der Hand!

Die Gemeinde lehnte sich auf dem schon etwas verschlissenen Sofa zurück. Auch eine neue Tischdecke wäre mal fein gewesen, dafür fehlten aber die finanziellen Ressourcen. Das Kindergeld wurde noch schnell in Kleinkram aus dem Hause toys´r´tone verbraten. Aber der Sound dankte es einem.

Die bunten Stressbretter brachten zwar Vielfalt in den Alltag, machten aber doch nicht wirklich und wahrhaftig glücklich. Der Amp klang doch schon alleine klasse, irgendwie verbogen die Treter doch den Ton. Verdammt! Zum Glück linderte Schnellringer die Schmerzen. Der Doppel-Fahrer brachte Vielfalt und es klang immer nach dem Amp. So ging es doch. Die Stressbretter wurden etwas weniger bunt, es brummte weniger.

So ein klein bisschen Wohlfühlen fehlte allerdings. Die *toner machten nicht jeden ganz so glücklich. Der Schnellringer schon wieder mit einem Update! Kabel müssen handgewickelt sein! Eine Gitarre ist erst akzeptabel, nachdem man die Pickups zweimal getauscht hat! Nicht jeder konnte seine Frau anpumpen, um mitzuhalten.

Nun aber zeichnete sich die Lösung ab. Der Mann, der die Mona Lisa gemalt und Amerika entdeckt hätte, wenn er dann nur schon gelebt hätte, arbeitete über Jahre hinweg selbst- und rastlos. Die Themen Weltfrieden und Ernährung für alle, die selbstfüllende Bierkiste und die verbesserte Nutella-Formel hätte er schon fast abgearbeitet gehabt, wenn er dafür nur die Zeit gefunden hätte. Dieser brillante Kopf hatte zwar die Weltformel nicht gefunden, aber ein Gerät namens Cliff-FX geschaffen. Ein Name ließ die Welt erzittern: Actal Fraudio.

Mit Actal Fraudio konnte endlich alles gemacht werden, was man wollte. Weg mit dem alten Krempel! Digital ist Fortschritt! Wo wir sind, ist vorn! Hier war endlich die eierlegende Wollmilchsau in bester Qualität und alles war gut.

Alles war gut.

Endlich.

Endlich war alles gut.

Und wenn die Gemeinde nicht gestorben ist, ist immer noch alles gut.

Märchen sind doch viel schöner, wenn sie mit einem Happy End aufhören, oder? Nein, keine Gruselgeschichte heute....


Also hör ich lieber auf.

Gruß

erniecaster



Re: ein kleines Märchen


: Ich habe Euch ein kleines Märchen mitgebracht.

Danke lieber Märchenonkel! Es hat mich sehr erheitert, obwohl es ja auch so grausamst wahr ist. Oder vielleicht gerade deshalb?

Mir ist ja recht schnell aufgefallen, dass ich - egal mit welchem Gerät ich auf eine GAS Attacke reingefallen bin - immer nur diese gewissen 3 Sounds erstelle und brauche.

Aber egal, die rauhe Wirklichkeit zeigt immer neue Wege auf und Du kannst sicher sein, dass ich, in Zusammenarbeit mit André, Emil und der hiesigen Gemeinde, ein ca 2cm kleines Stück Zeugs entwickeln werde, welches genau die Macke meiner Fenderschen Dentalaxt passt und noch mehr Reibung beim Spiel der b5 und #9 erzeugt. Vielleicht werden mir die Weiber samt Dörte auch die Kleider vom Alabsterleib reissen. Musik kann ja irre emotionale Wirkungen haben :-)

Danke nochmal für's Schmunzeln.

Grüße
Rolli

Re: ein kleines Märchen

Mein lieber Matthias,

vielen Dank!

Eigentlich war/ist heute ein Scheisstag (für mich). Aber trotzdem ein Tag,
an dem ich zweimal dermassen lachen musste, dass die anderen hier in
der Agentur merkwürdig kuckten -
einmal wegen Jacquis bierernst-bitterbösen Emanzenkeule und dann
das zweite mal gerade eben, wegen deines wunderschönen Märchens...

Obwohl ich leider erst seit Ausklingen der "Satano-Phase" dabei bin,
hat mit doch jede neue Errungenschaft Spass gemacht, und ich habe
mich - sehr gern - in deinen Zeilen wiedergefunden.

War also doch kein Scheisstag, irgendwie.


Grüße,

Andreas

Re: ein kleines Märchen

hähähä.

Treffer versenkt, tät' ich sagen.
Mal sehen (*imschrankwühl*)...
- POD v.1 *check*
- Reussenzehn daniel-d *check*
- Diablo *check*

Für geschüttelt statt gerührt und handverbaute Gitarre fehlt mir Sinn und Kleingeld, aber "klingt gut wenns laut ist" und "aber die nachbarn" kenn' ich auch UND
- Toys'R'Tone uiuiuiuiuiiui...

:-)))

gruss
Tom

Re: ein kleines Märchen


: Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es hier jemand hören will :-)

Klar! Hoch lebe die Selbstreflektion!! ;-)

Eine sehr schöne und wahre Geschichte. Allerdings im wirklichen Leben
mit happy end. Diese (Amp)Probierphase ist seit rund 6 Jahren vorbei
und bin in den Hafen der GAS-Resistenz eingelaufen. Vox machte es möglich.

Grüße
Alex




Re: ein kleines Märchen

irgendwie ist es doch ganz gut, wenn der Mensch mehrere Hobbies
pflegt und deswegen nicht immer bei der Erwerbs-Geschwindigkeit
mithalten kann.
Konnte sehr über dein Märchen lachen...


Mir geht's genauso. Und immerhin: Mein E-Gitarreeuqipment ist seit ca. 4 Jahren nicht verändert worden. Bis auf dass ich meinen Röhrenquader irgendwann verkauft habe (brauch ich zum Üben wirklich nicht). Seither fressen das Akkordeon, die Photos, das Kochen und was ich sonst noch mache jeden Gedanken an weiteres E-Gitarrenequipment auf ;-)

Servus,
Markus



Re: ein kleines Märchen

Hi Friedlieb,

nun dagegen ist bis dato wohl noch kein Kraut gewachsen...
Meine letzte Errungenschaft war eine gebrauchte Thorndal STC-62N.
Da konnte ich nicht widerstehen. Wollte dafür meine MIJ Tele verkaufen weil ich die so gut wie nie spiele. Aber als ich sie dann
mal anspielte klang sie dermassen gut...so als wollte sie mir sagen "Bitte verkauf mich nicht..!!!" ;-)))
So habe ich inzwischen wieder 5 E-Klampfen und eine Yamaha akkustik hier..

Und um es noch schlimmer zu machen, ich erwarte noch eine RS Classic (Brian May Klampfe) auf die ich seit rund 4 Monaten warte.

Hoffe ich werde eines Tages auch dagegen resistent....

Grüße
Alex





Re: ein kleines Märchen

Hi Ernie,

: Ich habe Euch ein kleines Märchen mitgebracht.

vielen Dank dafür. Es gibt ja leider keine Funktion "Beitrag als besonders lesenswert markieren", weil der Webmaster zu faul ist, sowas zu programmieren. Aber gäbe es diese Funktion, so hätte ich sie hier benutzt.

Natürlich passen einige Deiner Analogien nicht so richtig, aber ich habe mich an vielen Stellen wiedergefunden (an einer sogar zweimal - aber da kommst Du selbst glaub ich mindestens auf drei) und es hat großen Spaß gemacht, es zu lesen.

Spannend finde ich auch, wie Du mit großer Voraussicht bereits den nächsten großen Hype am Horizont ausgemacht hast. Natürlich wirst Du ihn nicht stoppen können. (Wo wir gerade Sexismus-Wochen hier haben: Was ist der Unterschied zwischen dem männlichen Geschlechtsorgan und einem Panzer? Nun, versuch' mal, einen Panzer durch blasen zum Stehen zu bekommen.) Und genau, wie man einen Panzer nicht durch blasen zum Stehen bekommt, kann man einen Hype nicht durch vernünftige Worte stoppen. Ich glaube aber, daß in diesem Fall der Anschaffungspreis seinen Beitrag leisten wird.

Das Coolste ist aber - und das wurde mir erst beim Lesen Deines Märchens klar - daß es überhaupt noch nicht zuende ist. Wir sind in Wirklichkeit mittendrin in dem Märchen. Gestern war es dieses, heute ist es jenes, und morgen jagen wir wieder einem völlig anderen Gral nach. Ist das nicht wunderbar?
Ich spiele seit einigen Wochen wieder täglich mindestens eine halbe Stunde Gitarre. Das bringt mir vermutlich mehr als jedes Stück Ausrüstung. Wobei das Handwerkszeug schon stimmen muß, sagt mein Chef immer. Recht hat er.

So, bin mal kurz weg, wieder Grale jagen...

Keep rockin'
Friedlieb

Re: ein kleines Märchen

Hallo Friedlieb,

: Spannend finde ich auch, wie Du mit großer Voraussicht bereits den nächsten großen Hype am Horizont ausgemacht hast.

Da braucht man keine große Voraussicht. Und obwohl ich wahrlich kein Fan von Verschwörungstheorien bin, finde ich daß dieser Hype sehr gut vorbereitet ist. In einem anderen Forum wird betreffender Thread immer wieder aus der Versenkung geholt - komisch nicht.
Am besten hat mir übrigens Matthias' Bemerkung vom "gemeinnützigen Vertrieb" gefallen :-)

Viele Grüße
Dan

Re: ein kleines Märchen

Hi Dan,

: Am besten hat mir übrigens Matthias' Bemerkung vom "gemeinnützigen Vertrieb" gefallen :-)

ja, das ist sowas Ähnliches wie ein Musiker, der sich nie nach neuem Equipment umsieht.
Allerdings gibt es natürlich auch solche und solche Vertriebe. Da ich Jacques Isler persönlich kenne und schätze, sowie auch gelegentlich für ihn tätig bin, bin ich da natürlich befangen und werde mich daher hier bedeckt halten. (Es kann sich aber jeder selbst ein Bild über die Arbeit verschiedener Vertriebe machen, indem man einfach mal den Endkundenpreis des jeweiligen Herkunftslands mit dem Endkundenpreis hier vergleicht.)

Wir können uns darüber aber gern per Mail austauschen, wenn Du magst.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: ein kleines Märchen

Tach,

"Und obwohl ich wahrlich kein Fan von Verschwörungstheorien bin, finde ich daß dieser Hype sehr gut vorbereitet ist. In einem anderen Forum wird betreffender Thread immer wieder aus der Versenkung geholt - komisch nicht."

soweit mir bekannt, liegt das nicht am Vertrieb.

"Am besten hat mir übrigens Matthias' Bemerkung vom "gemeinnützigen Vertrieb" gefallen :-)"

Tja, mir hat dieser Teil und die mehr als unnötigen Seitenhiebe in Richtung Cliff Chase (Entwickler der AXE-FX) und G66 überhaupt nicht gefallen.

Ich habe es hier schon einmal geschrieben, ich habe eine etwas andere Beziehung zu G66 (und damit Jacques Isler), würde aber nie hier im aussensaiter über etwas positiv berichten, von dem ich nicht überzeugt wäre.

Fractal Audio ist eine ganz kleine Firma, die mit viel Einsatz und Arbeit über viele Jahre ein Gerät entwickelt hat, das im Moment die Spitze der Entwicklung darstellt. Jacques Isler hat nur wenige Produkte in seinem Vertrieb, die hat er aber nach Qualitätsgesichtspunkten ausgesucht. Produkte für Gitarristen, die interessant, gut und durch den exklusiven Direktvertrieb günstiger sind, als wenn sie über Importeure, Großhändler und den Einzelhandel verkauft würden.

Soweit erstmal, ich werde nun das tolle Wetter geniessen.

Viele Grüße

Jochen
von mir aus können wir aber gerne weiter darüber diskutieren

Re: ein kleines Märchen

Lieber Jochen,

das waren keine Seitenhiebe. Das ist einfach dargestellt genau das, was auf der g66.eu-Seite etwas glorifiziert von beiden Protagonisten dargestellt werden soll.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass einige Hersteller und Vertriebe hart arbeiten und sich ausschließlich vom eigenen Herzblut ernähren und die anderen alle miese Ausbeuter sind, die minderwertiges Zeug produzieren und dem dummen Verbraucher aufschwatzen.

Schwarz-Weiß-Malerei benutze ich sehr gerne, sie klärt vieles auf, lässt sich pointiert formulieren und macht auch mal Spaß - ein bisschen Stammtisch braucht jeder. Dass die Welt vielschichtiger ist, sollte uns allen klar sein.

Und auch Jacques und Cliff sind wie jeder andere Mensch sicherlich mal Heilige und mal Sünder. Ganz bestimmt aber nicht immer Heilige. Auch wenn auf der Website was anderes suggeriert wird.

Gruß

Matthias

Re: ein kleines Märchen

Hallo Matthias,

auch wenn ich diese Antwort hier lese, kann ich nur sagen, daß auf der Homepage überhaupt nicht grossartig etwas suggeriert wird, sondern vielmehr Du leider mal wieder nur das liest, was Du gerne lesen möchtest.

Grüße

Jochen

Re: ein kleines Märchen

Lieber Jochen,

Cliff behauptet selbst in seinem Interview, dass alle anderen Modeller wie Comics klingen und das AXE-FX nur so gut klingt, weil er mit seinen Vorkenntnissen unermüdlich über lange Zeit geforscht hat. Irgendwo steht, dass seine Frau ihn füttert, weil er so hart arbeitet, dass er es selbst vergessen würde. Bestimmt würde ich die Stelle wiederfinden, wo sinngemäß steht, dass das AXE-FX nur eine Winzigkeit mehr kostet als die Summe seiner Teile und der Herstellungskosten und Geld ihm nicht so viel bedeutet.

Das mag ja alles stimmen. Muss aber nicht.

Ganz deutlich: Ich bin erstens beeindruckt davon, wie Jacques es überaus erfolgreich und ohne großen Werbeetat geschafft hat, viele potenzielle Kunden für das AXE-FX zu interessieren. Hut ab vor dieser Leistung!

Zweitens kann ich nicht beurteilen, wie gut das AXE-FX ist und tue das auch nicht. Vielleicht habe ich in einem Jahr selbst eins und schreibe, dass es das beste Stück Equipment sei, dass ich je gekauft habe.

Drittens finde ich die Darstellung auf der g66.eu immer noch lächerlich.

Gruß

Matthias

Re: ein kleines Märchen

Hi, Jochen.

Ich habe deren Homepage nicht so verstanden wie Matthias. Aber was ich davon noch in Erinnerung habe, hat diesen gewissen "Home-Story"-Touch den auch Tone Toys gerne bedient:

"Dies ist er, der Mann, der dieses Segens-Gerät unter knallharten Entbehrungen Jahrzehnte lang nachts im Keller mit handpolierten Kondensatoren und seinen eigenen Tränen zusammengelötet hat, während sich seine Familie tapfer mit Mikronwellen-Makkaroni über Wasser hielt um die Kompromisslosigkeit dieses von Visionen getriebenen Genies zu finanzieren. Hier ist ein Bild des Mannes, hier des fertigen Gerätes, hier vom Auto des Mannes, hier von Haus des Mannes, hier von der Mikrowelle der Familie und hier noch ein zweites vom Haus, diesmal mehr seitlich."

Jetzt nichts gegen diesen Mann. Aber ob nun er oder die anonyme R&D Abteilung eines gesichtslosen Großkonzerns das Gerät entwickelt hat, wäre mir persönlich egal.


Gruß,
robert
?


Re: ein kleines Märchen

Ihro Excellence,

ich muß gestehen, ich habe gesündigt.Einmal im Leben eine selbst gebaute Gitarre in der Hand!
In der Tat: Ein unvergleichliches Gefühl. Durch nichts zu ersetzen. Und glaube mir bitte, ich weiß warum der letzte Satz fett gedruckt ist. Das Selberbauen solltest Du auch mal probieren. Es entspannt. ;-)

Es kommt noch schlimmer: Zehn Jahre später bin ich rückfällig geworden. Um die - für mich passendste - Elektroklampfe zu bauen, die all diese Konzerne mit ihrem know how trotzdem nicht ganz so hinkriegen können, wie ich sie gerne hätte. (Eine dir nicht ganz unbekannte rote Höfner des Jahrgangs ´61 hat mich zu dieser zweiten Schandtat übrigens nicht unwesentlich inspiriert.)

In dem Jahrzehnt dazwischen allerdings tat sich trotz schwerster Aussensaiterabhängigkeit ausser der Anschaffung eines low budget Röhrenamps, eines Übungsamps sowie des Erwerbs zweier mittelerschwinglicher und zwei pillicher Effektkästchen nix von Bedeutung. Eines der Kästchen fand später in CH eine neue Heimat (und einen hoffentlich zufriedenen Nutzer).

Ich beobachte das Kommen und Gehen der jeweiligen Moden mit distanziertem Interesse und bin schon allein durch Jochens everchanging Equipmentkette auf dem aktuellen Stand.
Bisher kam ich mit meinen Röhrengerumpel immer noch ganz gut durch; die letzen sechs Monate spielen wir allerdings akustisch und da tun sich dann doch langsam bisher unbekannte Probleme auf, denn Jochen ist wirklich unglaublich gut ausgestattet...

Dein Märchen ist natürlich die Wahrheit und nix als die Wahrheit...

Aussensaitigst,

Juergen


NP: Kate Bush - Sunset(A Sky of Honey)

Bei mir funktioniert die Vorschaufunktion übrigens gerade nicht. Bug oder User zu doof? Bug scheint wahrscheinlicher, da Oser nur Knopp drücken muß... Obwohl, man weiß ja nie...

Re: ein kleines Märchen

Ihro Excellence,

ich muß gestehen, ich habe gesündigt.Einmal im Leben eine selbst gebaute Gitarre in der Hand!
In der Tat: Ein unvergleichliches Gefühl. Durch nichts zu ersetzen. Und glaube mir bitte, ich weiß warum der letzte Satz fett gedruckt ist. Das Selberbauen solltest Du auch mal probieren. Es entspannt. ;-)

Es kommt noch schlimmer: Zehn Jahre später bin ich rückfällig geworden. Um die - für mich passendste - Elektroklampfe zu bauen, die all diese Konzerne mit ihrem know how trotzdem nicht ganz so hinkriegen können, wie ich sie gerne hätte. (Eine dir nicht ganz unbekannte rote Höfner des Jahrgangs ´61 hat mich zu dieser zweiten Schandtat übrigens nicht unwesentlich inspiriert.)

In dem Jahrzehnt dazwischen allerdings tat sich trotz schwerster Aussensaiterabhängigkeit ausser der Anschaffung eines low budget Röhrenamps, eines Übungsamps sowie des Erwerbs zweier mittelerschwinglicher und zwei pillicher Effektkästchen nix von Bedeutung. Eines der Kästchen fand später in CH eine neue Heimat (und einen hoffentlich zufriedenen Nutzer).

Ich beobachte das Kommen und Gehen der jeweiligen Moden mit distanziertem Interesse und bin schon allein durch Jochens everchanging Equipmentkette auf dem aktuellen Stand.
Bisher kam ich mit meinen Röhrengerumpel immer noch ganz gut durch; die letzen sechs Monate spielen wir allerdings akustisch und da tun sich dann doch langsam bisher unbekannte Probleme auf, denn Jochen ist wirklich unglaublich gut ausgestattet...

Dein Märchen aber ist natürlich die Wahrheit und nix als die Wahrheit...

Aussensaitigst,

Juergen


NP: Kate Bush - Sunset(A Sky of Honey)

Bei mir funktioniert die Vorschaufunktion übrigens gerade nicht. Bug oder User zu doof? Bug scheint wahrscheinlicher, da Oser nur Knopp drücken muß... Obwohl, man weiß ja nie...

Re: ein kleines Märchen

Hallo Robert,

: Aber ob nun er oder die anonyme R&D Abteilung eines gesichtslosen Großkonzerns das Gerät entwickelt hat, wäre mir persönlich egal.

Ja, das sollte man meinen, daß das egal ist. Wenn die Qualität des Gerätes die gleiche ist - egal ob kleine Manufaktur oder anonymer Konzern - ist das sicherlich egal. Ich kenne jetzt weder das betreffende Produkt, noch die Website auf der es beworben wird, kann mich dazu also auch nicht äußern. Aber ich glaube, daß es einen Trend zu schlechterer Qualität gerade bei Massenprodukten gibt. Es soll ja Hersteller geben, die über das Bewerben ihrer Marke die Qualität ihres Produktes aus den Augen verlieren. Bei einem inhabergeführten Unternehmen kann ich mir eher vorstellen, daß dem Hersteller die Qualität seines Produktes wichtig ist. Ich vermute, je größer die Produktion ist, und je weiter der Inhaber von dieser entfernt ist, um so mehr stehen die Zahlen und nicht das Produkt im Vordergrund.

Neulich bei einem Einstellungsgespräch eines Bekannten als Geschäftsführer fiel dieser Satz: "Es ist uns egal, wie Sie das machen. Hauptsache, die Zahlen stimmen."

Gruß Falk

Re: ein kleines Märchen

Hi, Falk.

Richtig.

Aber wie Du selber sagst: Die Qualität entscheidet und spricht dann für das Produkt.

Ein Bild der Kaffeemaschine des Geräte-Erfinders spricht eben *nicht* für das Produkt.

Aber was Du meinst, kenne ich auch. Und es macht mich fuchsig. Ich stehe vor einem Bodentreter-Equalizer und denke mir: Ich finde es gut aber es rauscht. Mit ein paar besseren Bauteilen für -großzügig- 4$ würde es weniger rauschen. Ich würde *dann* sogar freudestrahlend 12$ mehr zu zahlen. Dann hätten sie sogar Gewinn gemacht. Aber weil sie dachten, mit einer absichtlich billigeren Bauweise noch gerade so davon zu kommen, geht es nicht.

Viele Haushaltsgeräte haben eine eingebaute Lebensdauer die gerade eben so lange währt, dass der Konsument die Herstellermarke noch in positiver Erinnerung hat wenn er den Laden zum Neukauf betritt. Das grenzt an Sabotage. Wo diese Mindestgrenze liegt, kann man empirisch ermitteln und Geräte entsprechend bauen.

Wenn ich über solche Dinge zu lange nachdenke, werde ich aggressiv.


Gruß,
robert
&

Re: ein kleines Märchen

Hi Robert,

während andere Leute vielleicht gerade ein Buch lesen, stöbere ich derzeit im Manufactum-Katalog. Es macht richtig Spaß, sich dort die Produktbeschreibungen durchzulesen - mit den kurzen Vorstellungen der Hersteller und ihrer (ihren) Geschichte(n) und vor allem den spöttischen Seitenhieben auf die Billigkonkurrenz.

Gruß Falk

Re: ein kleines Märchen

Hallo Robert,

ich weiß genau, was Du meinst und gebe Dir da auch in allen Punkten Recht.

Aber, zum einen sollte hier durch die Countdowns so ein wenig Spannung aufgebaut werden und nicht allzu viel verraten werden, daher auch die nicht wirklich produktbezogenen Bilder; zum anderen ist das aber auch schon so etwas, wie eine kleine Factory-Tour, denn Cliff macht einen Großteil der Arbeiten halt zuhause und da steht dann halt die Kaffeemaschine in der Ecke.

Er war selber von der grossen Nachfrage mehr als überrascht und wird nun seit einiger Zeit mit Bestellungen überschüttet.

Es ist halt wirklich so wie es geschildert wurde, natürlich wird das - wie immer - auch stellenweise etwas überzogen geschildert, aber es ist schon sehr, sehr nahe dran.

Was Entwicklung und Produktion angeht bin ich ganz bei Falk. Was übrigens auch ganz großartig bei Cliff ist, er ist nah am Endkunden dran, so nah, wie kaum ein anderer Hersteller, Wünsche und Verbesserungen von Gitarristen werden, da Cliff ständig im AXE-FX Forum mitmischt, schnell umgesetzt wenn sie denn Sinn machen und Fragen beantwortet er auch ruckzuck und kompetent. Wo hat man das heute noch?

Viele Grüße, bis gleich

Jochen

Re: ein kleines Märchen

Lieber Matthias,

also, Cliff ist natürlich von seinem Produkt überzeugt, wenn Du mich fragst, auch zu Recht.

Ich finde es schon beeindruckend, wie die AXE-FX eingeschlagen ist, vor allem, weil es ohne Werbeetat lief. Wenn man mal nur die USA betrachtet, da lief das ja ohne G66, ist das schon irre, das lief nur über "Mund-zu-Mund" im Netz.

Was Cliff angeht stimmt die Geschichte, aber natürlich wurde dann von G66 versucht, das etwas interessanter und pfiffiger zu erzählen.

Und jetzt wundert mich, daß gerade Du Probleme damit hast, wenn es mit etwas Humor (die Katzengeschichte z.B.) oder etwas überzogen dargestellt wird.

Jedenfalls fand ich Deine Bemerkungen über Cliff und G66 sehr unpassend.

Viele Grüße

Jochen

Re: ein kleines Märchen

Lieber Jochen,

Und jetzt wundert mich, daß gerade Du Probleme damit hast, wenn es mit etwas Humor (die Katzengeschichte z.B.) oder etwas überzogen dargestellt wird.

Jedenfalls fand ich Deine Bemerkungen über Cliff und G66 sehr unpassend.


Ich habe weder mit Cliff noch mit G66 Probleme. Ich mache mich darüber lustig, mehr nicht. Ich mache mich auch über mich selbst lustig, von dem ganzen Aussensaiter-Hype-Equiment habe ich selbst zuviel gekauft und verkauft und den Hype teilweise auch noch mit verursacht. Wenn ich mich über mich selbst und die Aussensaitergemeinde lustig mache, müssen das auch Cliff und Jacques ertragen können. Das verstehe ich unter Humor. Oder sind in Deinen Augen die beiden unangreifbar?

Gruß

Matthias

Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hallo Robert et.al.,

Das Argument "mit 15cent extra haette das Ding deutlich besser geklungen" ist oft richtig, allerdings lerne ich mittlerweile auch durch Erfahrung dass "15cent extra haetten ausserdem zu 15$ Gewinn gefuehrt" nicht immer richtig ist.

Es ist nicht immer der Fall, dass bewusst 15cent eingespart werden. Es ist eher der Fall dass ein Bedarf besteht, und von jemandem ein Prototyp zusammengekloppt wird, und dann die Frage ist: Reicht das? Oft genug sagt jemand ja. Zu diesem Zeitpunkt ist nicht unbedingt offensichtlich, wieviel Unterschied welche Bauteile oder Schaltungsaenderungen her bringen wuerden. Der Jemand der das gebaut hat, war evtl. ich. Nun koennte ich mich hinsetzen, und das ganze Ueberarbeiten. Da steckt aber Arbeit drin, und man kann von vorneherein nicht absehen was das Ergebnis wird. Diese Entwicklungszeit bedeutet jetzt aber, dass das Geraet nicht auf den Markt kommt, und so ein Ingenieur oder zwei, die kosten eben auch richtig Geld. Und wenn die am Ende "nur" vorschlagen, zwei Teile auszutauschen dann sieht nicht jeder das als Erfolg.
Und klar, der kleine Entwickler daheim, der hat natuerlich nur sich selbst zu genuegen, und schraubt daher weiter, bis es gut ist. Hoffentlich. Wenn er/sie sich's leisten kann.

Das gleiche Phaenomen gilt ja nicht nur fuer Hardware, sondern auch fuer Software, Webseiten etc.

Da Behringer nun mal dafuer beruehmt sind, dass bei denen, wenn es denn mal Scrhott ist, wirklich jedes mal 2 Euro mehr aus dem Schrott ein gunestiges Geraet gemacht haetten, laesst einen beinahe schon an Absicht glauben. Aber da die hin und wieder eben auch wirklich vernuenftige Geraete herausbringen, wie z.B. die DI Box, die ich bedenkenlos jedem auf die Buehne stelle... ist es eben vielleicht doch wieder nur kurzsichtiges Sparen.

An der Wut und Enttaueschung aendert das natuerlich nix. Und das Abendland geht wieter unter, nur mal wieder nicht so simpel.

Vielleicht. Vielleicht liege ich da auch falsch. Schliesslich lebe ich hier auch in einer Seifenblase. Bin mal gespannt, falls ich mal in die freie Marktwirtschaft ausbreche, wie das da so zugeht...

gut Ton!
ullli


Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi, ullli.

Klar, eine funktionierende statt einer optimierten Schaltung auf dem Markt zu werfen, spart kostspielige Entwicklungszeit.

Aber es wäre mir einfach unzureichend wenn ich eine Firma frage "Warum habt ihr das Gerät so und so entworfen?" und sie entgegen dann "Weiß nich'. *Achselzuck* Hat keiner nochmal draufgeschaut. Bob hat die Schaltungskizze auf eine Serviette gekrickelt und wir haben es dann sofort in die Fertigung gefaxt. Außerdem verwenden wir billige Bauteile, weil für uns die Ersparnis von 15 Cent pro Gerät wichtiger ist als ob es nachher rauscht oder vorzeitig kaputt geht."

Das ist sicher marktwirtschafts-kompatible Denke. Aber es würde mir mehr Spass machen, von Firmen zu kaufen die erstens mich als Kunden ernst nehmen und die zweitens eine gute Schaltungsidee umsetzen, statt der erstbesten.

Gruß,
robert
$

Re: ein kleines Märchen

Hi zusammen,

da ich schon länger keine Fachzeitschriften mehr gelesen habe, verstehe ich nicht alle Anspielungen und kann nicht beurteilen ob sie gerecht oder ungerecht sind.

Ich find das Märchen schön - es ist viel Wahrheit drin und ich hab mich beim Lesen amüsiert.

Viele Grüße
Bernd


Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi Robert,

: Das ist sicher marktwirtschafts-kompatible Denke. Aber es würde mir mehr Spass machen, von Firmen zu kaufen die erstens mich als Kunden ernst nehmen und die zweitens eine gute Schaltungsidee umsetzen, statt der erstbesten.

lies mal bitte das hier und sag mir anschließend, ob das so grob in die Richtung geht, die Du meinst.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: ein kleines Märchen

Hi zusammen!

irgendwie ist es doch ganz gut, wenn der Mensch mehrere Hobbies
: pflegt und deswegen nicht immer bei der Erwerbs-Geschwindigkeit
: mithalten kann.
: Konnte sehr über dein Märchen lachen...


...demnach wäre der Mangel flüssiger Mittel im Einzelfall als Vorteil zu sehen ;-)

Mir geht es auch so. Neben der Musik habe ich andere Interessen mit G.A.S - Gefahr. Unterm Strich ist es dann unmöglich alles was man eigentlich haben will zu kaufen. Es ist dann interessant in den entsprechenden Foren nach einigen Monaten nachzuverfolgen, wie über die Schwächen von ehemals "Haben-Muss" Teilen berichtet wird.

Viele Grüße
Bernd




Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi, Friedlieb.

Ich glaube, ich hab das schon mal gelesen.

Ich glaube Jochen dass das Gerät gut ist. Aber das glaube ich nur, weil ich Jochen vertraue. Nicht weil der Hersteller es sagt.

Dass dieses oder jenes Gerät aber nun *wirklich* das Beste aus feinsten Zutaten wäre, das sagt jeder andere über alle seine Produkte. Sogar Behringer, wenn die mal einen besonders kecken Tag haben.

Vielleicht gibt es ja irgendwann tatsächlich mehr als zwei Axe-FX in Europa. Vielleicht sieht und hört man ja sogar mal eines in echt. Das wäre ja mal dufte.

Bis dahin sind Fractal Audio Interviews eine Werbesendung wie andere auch.


Gruß,
robert
/

Re: ein kleines Märchen

Lieber Matthias,

wenn Du meinst, Du hättest alles und alle und sogar Dich selbst, einfach in einen großen Topf geworfen und Dich ganz allgemein darüber lustig gemacht, dann wird das wohl so sein.

Ich habe nie gesagt, daß jemand unangreifbar sei, da verdrehst Du hier etwas, ich habe allerdings den Eindruck, Du hättest eben diese beiden ganz besonders angegriffen, aber wenn Du mir sagst, so sei es nicht gewesen, dann muß ich das ja glauben.

Gruß

Jochen

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi Robert,

: Bis dahin sind Fractal Audio Interviews eine Werbesendung wie andere auch.

nunja, ein auf meiner eigenen Website veröffentlichtes Interview mit mir selbst würde ich auch als Werbung bezeichnen. Daß Du ein fremdpubliziertes Interview ebenso als Werbung bezeichnest, ist natürlich Dein gutes Recht, läßt aber andererseits auch auf eine gewisse Voreingenommenheit schließen (die ich natürlich auch habe - in die andere Richtung).

Das ist eine Frage von Glaubwürdigkeit. Werbung ist am wenigsten glaubwürdig. Interviews sind glaubwürdiger, imho. Wobei das nach meiner Einschätzung keine Skala vonb "Lüge" bis "Wahrheit" ist, sondern eher darum geht, in welchem Grad eine Relativierung erforderlich ist.
Kaum eine Werbung kommt mit platten Lügen daher. Es werden eher Aussagen gemacht, die in einem bestimmten Kontext irgendwie doch wahr sind, aber ansonsten einer Relativierung bedürfen.

Nehmen wir mal "wäscht bis zu dreimal weißer als herkömmliche Waschmittel". Da stellen sich doch etliche Fragen: Definiere waschen, definiere "weißer", definiere "herkömmlich". Und dann dieses berühmte "bis zu ...". Das heißt ja eigentlich nur "ganz bestimmt nicht mehr als ...". Bis zu 1000, das kann auch 500 bedeuten, oder 10, oder 0.25 oder auch 0 oder -2000, nur eben nicht mehr als 1000.

Bei einem Interview setze ich eine höhere Glaubwürdigkeit an. Wenn der Befrager gute Fragen stellt, dann merkt man sehr wohl, ob der Befragte diesen ausweicht oder ob er authentische Antworten gibt. Ein Interview von Gitarre&Bass mit Uli Behringer (würde ich übrigens sehr gern lesen) bedarf imho einer geringeren Relativierung als die Aussagen auf der Website. (Klar sind in jedem Gerät jedes Herstellers dieser Welt hochwertige Komponenten drin, wenn man bedenkt, daß es bestimmt irgendwo noch Komponenten gibt, die noch schlechter sind.)

Natürlich glaubt jeder nur und genau das, was er selbst glauben will. Diese Freiheit haben wir alle.
Mir ging es aber nicht so sehr darum, sondern mich hatte mehr interessiert, ob der in dem verlinkten Interview vorgestellte Ansatz dem von Dir gewünschten Vorgehen entspricht.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi, Friedlieb.

Der Eindruck, ich sei "voreingenommen" mag daher rühren, dass ich und Matthias zu den - gefühlt zumindest - wenigen gehören, die nicht schon vor Ungeduld von einem Bein auf's andere tänzeln ob der Ankunft dieses Gerätes, das bisher niemand bis auf Jochen auch nur gesehen hat aber von dem sich viele schon versprechen, dass es alle ihre Sorgen vertreibt, alle Leiden lindert und die Römer aus dem Land jagt.

Und das nur aufgrund einer ungeplant-guten Werbe-Idee und viel, viel Mund-zu-Mund-Gemunkel.

Dass Du Interviews für weniger relativierbar als Werbung hältst, das wundert mich.
Warum soll ich da Cliff mehr glauben als Hans-Fürchtegott Digi (dem von mir gerade frisch erfundenen Firmeninhaber von Digitech)? Weil Cliff mehr Underdog-Flair und Street Credibility mitbringt? Weil Hersteller in Interviews zu mehr Ehrlichkeit neigen als in Produktwerbung? Diese Logik erschliesst sich mir nicht.

Ich fände das super dass jemand ein Modelling-Preamp + Multieffekt mal in *richtig* baut. Da hätte ich schon Bock zu. Das wäre etwas was mich doch noch mal zurück zu einem 19"-Rig verführen könnte.

Bis dahin aber würde das Gerät doch zumindest einmal in echt hören.

Solange behandel ich die Interviews und Herstellerbeschreibungen genauso wie Tone Toys' Produkt-Heiligsprechungen lese: Aufgrund von Erfahrung mittlerweile sehr vorsichtig.


Gruß,
robert
!

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi Robert,

Solange behandel ich die Interviews und Herstellerbeschreibungen genauso wie Tone Toys' Produkt-Heiligsprechungen lese: Aufgrund von Erfahrung mittlerweile sehr vorsichtig.

Soweit so gut.....

Aber:

Jochen spielt es.
Jochen ist begeistert.

Nach meiner Logik muss das Teil der Knaller sein.
PUNKT.

Ob ich als aktuell nur gelegentlicher Gitarrenhomerecorder das brauche, ist ne ganz andere Frage.

Liebe GRüße

Uli

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hallo Robert,

irgendwie mußte ich eben an die Peanuts denken....

Ich glaube, wenn ich meine AXE-FX wieder hier habe, dann baue ich so einen kleinen Holzstand auf, oben auf dem Quer-Brett steht dann "The AXE-FX is in. Close look 5 Cents, a listen 10 Cents, try it for yourself 15 Cents"

Hihi.

Aber Du kannst gerne nochmal vorbeikommen und sie dann bei mir antesten. Testen könnten wir an verschiedenen Amps, an einem Paar Atomic 212/50, an einer PA und direkt ins Pult. Natürlich nur wenn Du magst.

Viele Grüße

Jochen

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Tach Friedlieb!

: Bei einem Interview setze ich eine höhere Glaubwürdigkeit an. Wenn der Befrager gute Fragen stellt, dann merkt man sehr wohl, ob der Befragte diesen ausweicht oder ob er authentische Antworten gibt.

Soso. Angenommen, Metallica bringen ein neues Album raus. Gehört hat es außer den an der Aufnahme Beteiligten und ein paar Pressefuzzis noch niemand, und falls ein Pressefuzzi es ins Internet stellen sollte, wird er mit Lars Ullrich-Interviews nicht unter einer Woche am Stück bestraft. Es gibt aber schon eine Website zum Album, und Metallica sind natürlich auch fleißig bei diversen Fachzeitschriften im Interview.

Auf der Website wird das Album mit dem Satz beworben: "Es ist das härteste Album, das wir je gemacht haben - die Fans der ersten Stunde werden es lieben."

Interview: Erzähl uns doch mal was zu eurem neuen Album. Es ist das härteste Album, das wir je gemacht haben - die Fans der ersten Stunde werden es lieben. Was für Equipment habt ihr verwendet? Nur die tollsten Gitarren und Verstärker. Wir haben vollkommen auf Nachbearbeitung und Computereffekte verzichtet, weil wir den Fans Metallica pur bieten wollen.

Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber das ist in meinen Augen in beiden Fällen Werbung, und zwar in der gleichen Glaubwürdigkeitsstufe.

(Die ich, weil ich Jochen und Dir und sonst den Leuten, die JI etwas näher kennen, bei JI höher ansiedeln würde als bei Metallica, aber das ändert nichts am grundsätzlichen Problem)

Wenn jemand etwas über sich selbst erzählt, weil er etwas verkaufen will, dann ist das Werbung, egal, in welchem Umfeld er das tut. Punkt.

Und es wundert mich ein wenig, dass Hersteller und Vertrieb hier als Heilige dargestellt werden (keine Widerrede - das kommt wahrscheinlich nicht nur bei mir so an). Niemand wirft denen vor, dass sie Geld verdienen wollen. Wenn sie gute Arbeit liefern, sollen sie davon auch leben können. Hier hat niemand behauptet, dass die Geräte von entführten indischen Kindern unter Tage bei Wasser und Brot (Brot nur sonntags) zusammengebaut werden und dann für das hundertfache der Produktionskosten gutgläubigen Konsumenten aufgeschwatzt werden.

Noch was - wenn ich mich recht erinnere, war ein Punkt der Diskussion die Frage, was die Kaffeemaschine des Entwicklers in der Produktbeschreibung (=Werbung) zu suchen hat, richtig?

Daraufhin kam das Argument "Wenn das Produkt scheiße ist, dann kaufe ich es nicht, auch wenn der Entwicker eine zweite Mutter Theresa ist. Wenn das Produkt gut ist und ich es brauchen kann, kaufe ich es, wenn es mir mein Gewissen nicht verbietet, weil zB der Entwickler Scientologe oder Nazi oder Kinderschänder ist." Das ist für mich ein völlig legitimer Punkt.

Und wenn auf solche Argumente reagiert wird, als habe man den Entwickler und dadurch dann Mitglieder des Forums aufs tiefste beleidigt und verletzt, dann wundere ich mich. Und mir wird die Sache dann sogar suspekt, aber that's just me, ymmv.

Nos vemos en infierno, Pepe

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi, Uli.

Wie Du schon jetzt mehrfach lesen konntest, traue ich Jochens Urteil.

Aber die Härte mit der einem bisher komplett unbekanntem Gerät verbissen entgegengefiebert wird, befremdet mich trotzdem.

Ich gebe ja nicht immer Matthias Recht, insbesondere wenn er seine Ansichten vorbringt mit der ihm üblichen Subtilität (nämlich: keiner).

Aber hier gebe ich es ihm einfach mal ein bißchen Recht. Ein bißchen.

Und nur weil man ein Gerät erstmal gerne ...
selber
hören
... möchte bevor man es total super-super gut findet, ist das keine Majestätsbeleidigung.



Gruß,
robert
&

p.s.: @Jochen: Ich überweise Dir 30 Cent. Trage mich für doppelt ein.

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi Pepe,

: Und wenn auf solche Argumente reagiert wird, als habe man den Entwickler und dadurch dann Mitglieder des Forums aufs tiefste beleidigt und verletzt

ist das so? War mir nicht aufgefallen. Ich jedenfalls fühle mich weder beleidigt noch verletzt, auch sehe ich nicht, daß der Entwickler bedeidigt wurde oder sonstwas.

Ich habe lediglich Robert gefragt, ob er das von ihm besungene Ideal einer optimalen Produktentwicklung in dem von mir verlinkten Interview wiederfindet. Diese Frage hat er mir nicht beantwortet und stattdessen eine Glaubwürdigkeitsdiskussion begonnen, auf die ich eingestiegen bin. Mehr war da nicht.

Man sollte das mit den Meinungen nicht zu eng sehen. Wenn zwei Leute immer exakt die gleiche Meinung haben, ist einer überflüssig. Ist jemand anderer Meinung als ich, so ist das sein gutes Recht und ich kann gut damit leben. Ich selbst nehme mir ja auch das Recht, anderer Meinung zu sein als andere, ohne daß damit eine Beleidigung des Anderen einhergeht.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi, Friedlieb.

...habe lediglich Robert gefragt, ob er das [...] Ideal einer optimalen Produktentwicklung in dem von mir verlinkten Interview wiederfindet. Diese Frage hat er mir nicht beantwortet und stattdessen eine Glaubwürdigkeitsdiskussion begonnen...

Ja, finde ich wieder. Und? Ich finde es auch in jeder Boss-Produktbeschreibung wieder. Die Glaubwürdigkeitsdiskussion ist daher nicht "stattdessen" sondern zwingend folgend.

Aber okay.


Gruß,
robe


Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi Robert,

: Ja, finde ich wieder. Und? Ich finde es auch in jeder Boss-Produktbeschreibung wieder. Die Glaubwürdigkeitsdiskussion ist daher nicht "stattdessen" sondern zwingend folgend.

okay, guter Punkt. Dann sollten wir es vielleicht hier jetzt gut sein lassen und uns nochmal drüber unterhalten, wenn wir beide das Gerät mal selbst gehört haben.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Tach Friedlieb!

: : Und wenn auf solche Argumente reagiert wird, als habe man den Entwickler und dadurch dann Mitglieder des Forums aufs tiefste beleidigt und verletzt
:
: ist das so? War mir nicht aufgefallen. Ich jedenfalls fühle mich weder beleidigt noch verletzt, auch sehe ich nicht, daß der Entwickler bedeidigt wurde oder sonstwas.

Richtig, der Entwickler wurde nirgends beleidigt, und genau das sage ich ja. Mir kam Jochens Antwort an Dan und seine dann folgende Antwort an Matthias halt schon so vor, als ob Jochen das persönlich sehr nahe gegangen ist, dass jemand den Heiligenschein von Cliff in Frage gestellt hat. Und nochmal. Und nochmal.

"Aufs Tiefste beleidigt und verletzt" war selbstverständlich ein wenig überzeichnet. Das ist aber hoffentlich auch aus dem Kontext hervorgegangen, in dem das eine oder andere Mal gaaaanz leicht übertrieben wurde :-)

Du warst mal wieder weniger direkt, aber ich meine auch da zwischen den Zeilen das Bedürfnis gelesen zu haben, Jacques Isler in Schutz nehmen zu müssen, und wenn es nur dadurch ist, dass du den Hut in den Ring wirfst. Kann ich mich natürlich täuschen, ist jetzt aber auch egal. Ist ja eh nur ein Gerät für Gitarristen :-)

: Man sollte das mit den Meinungen nicht zu eng sehen. Wenn zwei Leute immer exakt die gleiche Meinung haben, ist einer überflüssig. Ist jemand anderer Meinung als ich, so ist das sein gutes Recht und ich kann gut damit leben. Ich selbst nehme mir ja auch das Recht, anderer Meinung zu sein als andere, ohne daß damit eine Beleidigung des Anderen einhergeht.

Schön gesagt, und diese Aussage wird ja zum Glück auch von den allerallermeisten Mitgliedern dieses Forums beim Schreiben beherzigt. Könnte man glatt kopieren und in die Kopfzeile des Forums setzen :-)

Nos vemos en infierno, Pepe

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hi Carsten,

: Du warst mal wieder weniger direkt, aber ich meine auch da zwischen den Zeilen das Bedürfnis gelesen zu haben, Jacques Isler in Schutz nehmen zu müssen,

nunja, da kommen zwei Sachen zusammen.
Zum Einen muß ich ja aus meinem Selbstverständnis heraus (Integrität und so) immer mal wieder darauf hinweisen, daß ich gelegentlich was für Jacques mache und daher befangen bin. Die Alternative zu diesen ständigen Hinweisen wäre, komplett das Maul zu halten, und das will ich in diesem Fall mal nicht.
Zum Anderen ist es tatsächlich so, daß ich hier auch für Jacques einstehe, denn er ist wirklich ein Guter. Das würde ich vermutlich auch sagen, wenn ich nicht befangen wäre, aber inwieweit man mir da eine kritische Selbsteinschätzung zutraut, soll jeder selbst entscheiden. Ich kenne einige Vertriebe und weiß, wie es da teilweise läuft, und ich kenne Jacques persönlich und wie er arbeitet. Deshalb würde ich ihn jederzeit in Schutz nehmen wollen, wenn er das mal nötig haben sollte.

: Ist ja eh nur ein Gerät für Gitarristen :-)

Sag das mal nicht. Es gibt in den USA Leute, die den ganzen Lexicon- und Eventide-Krempel aus ihrem Studio rauswerfen und stattdessen zB den Hall für den Gesang mit dem Axe-Fx machen.

Wobei Bass mit Effekten ist schon komisch. Unser Basser hat so ein GT8B, und da gibts ein Preset, welches er schonmal gern aufruft, das klingt als wenn Pudding überkocht.
Nein, Bass muß tief Bumm machen und knacken darf er auch, aber wie der Dichter schon sagt: "Effekte auf dem Bass, das macht kein Spaß".

Keep rockin'
Friedlieb

Re: ein kleines Märchen

Hi Alex,

: nun dagegen ist bis dato wohl noch kein Kraut gewachsen...

ja, das ist komisch. Ich bin ständig auf der Suche nach der einen Gitarre, mit der ich einen ganzen Gig durchspielen kann. Und oft sage ich, die eine noch, dann brauche ich nie wieder eine andere. Aber denkste...

: Hoffe ich werde eines Tages auch dagegen resistent....

Willst Du das wirklich? Stell Dir vor, nie wieder ne neue Gitarre. Wäre doch schrecklich. ;-)

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Abgeschwiffen: ein kleines Märchen

Hallo Friedlieb,

"Effekte auf dem Bass, das macht kein Spaß".


Vielen Dank !

Du hast mir soeben erläutert, warum ich GAS-frei bin !

Na gut, ich habe einen TC Chorus/Flanger, den ich ganz selten mal benutze....
...und dann noch einen Ashdown Dual Band Compressor...
Aber ehrlich gesagt höre ich da keinen Unterschied, ob der an ist oder nicht .... wobei .. ich glaube ja, dass die guten Compressoren ja deshalb gut sind, weil man sie nicht als Effekt wahrnimmt.... lol

GAS-frei Sonntags-Grüße

Uli


P.S.

Ich könnte noch ne SZ-Stange gebrauchen .... aber das ist ne andere Baustelle (gell Andi ?)


NP Dream Theater - Systematic Chaos (ganz neu - erster Durchlauf)

Re: ein kleines Märchen

Hi Rainer,

: Sage mal, Friedlieb, wie wäre es mit einem Aussensaiter-Wiki? :-)

hab ich auch schon drüber nachgedacht. Da könnte man eine Art FAQ prima drin unterbringen. Wobei das dann doch eher was für Just Chords wäre, oder?
Wie auch immer, so richtig dagegen spricht nix.

Keep rockin'
Friedlieb