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(Philosophie) Bandleading

Hallo zusammen,
ich trage mich mit dem Gedanken, mir eine Jazzband zusammenzusuchen, genauer, mir meine Jazzband zusammenzusuchen.
Mich interessiert einfach mal Eure Meinung, was soll ein Bandleader tun, und was darf ein Bandleader tun?
Wie läuft das bei Euch in der Band?

Vielen Dank für Eure Antworten,
Gruß,
Woody

Re: (Philosophie) Bandleading

Hi Woody - wie war das Konzert??

Als kaum-Musiker kann ich wohl nicht viel beitragen, aber ich wurde mir von einem Bandleader wuenschen, dass er/sie (im folgenden: er)
a) eine rechte Vision hat von dem Sound den er erreichen will, und die auch kommunizieren kann.
b) ausgearbeitet Arrangements fuer alle Songs bereithaelt, die er spielen moechte.
c) Dafuer sorgt, dass es Auftritte gibt, und die auch organisatorisch gut ablaufen.

Alle diese Punkte kann man natuerlich delegieren, aber der Bandleader ist eben Verantwortlich.

Was er nicht delegieren kann, ist das persoenliche Fuehren der Musiker. Sowas kann man ja aber nciht vorbereiten, sondern nur tun, und hoffentlich gut, wenn es noetig werden sollte.

Was darf ein Bandleader?
Och, meinetwegen darf er alles, solange die anderen es ertragen :0)
Behandle Deine Musiker so wie Du behandelt werden moechtest. Solange das nicht gegen das Grundgesetz verstoesst ¦¬]

Ich druecke Dir die Daumen!!
ullli

Re: (Philosophie) Bandleading

Hi, Matthias.

Muss man Dich auch bezahlen, wenn jemand anderes als Du Booking macht und Auftritte besorgt? Auch das sind Bandleaderjobs. Sie machen am wenigsten Spass und sind am meisten Arbeit.

Diesen Job kriege ich immer mehr in meiner Band. Wirklich komplett demokratisch geht es nie. Die Band wäre faktisch handlungsunfähig.

Wie stark der Bandleader musikalisch Einfluss haben kann/darf/soll/muss, hängt glaube ich eher von dem Führungsbedürfnis und Ansprechbarkeit der Beteiligten ab und davon, wie der Bandleader seine Ideen verkauft.

Keiner mag einen rumpelnden General. Aber einem guten, entschlossenen, an der Sache orientiertem "Vorschlag-Geber" der das Gefühl vermittelt, klare Vorstellungen zu haben, dem hört fast jeder zumindest erstmal zu. Auch wenn es in beiden Fällen um dasselbe geht.

Der Ton macht die Musik. Buchstäblich und sprichwörtlich.


Gruß,
groby
*

Re: (Philosophie) Bandleading

Hi Woody,

da sind wir beim Thema Demokratie. Die ist zwar gut und sinnvoll, aber nur in bestimmten Maßen. Irgendwer muss schließlich das letzte Wort haben.

Und das ist der Kapellmeister.

Ich kenne beides:

Als Gitarrist habe ich früher (80ger) alle Stücke geschrieben. Da habe ich erst mal allen Leutehn gesagt, wie ich mir das vorstelle. Das haben wir geübt und dann kamen die mit eigenen Ideen (z.B. zum Groove). Wenn's gut war, habe ich abgenickt, wenn nicht, dann nicht, auch gut.

Als Bassist (etwas später) war es dann komplett andersrum. Da haben andere die Stücke und Arrangements gemacht und mir gesagt, was ich spielen soll. Funzt auch.

Aktuell bin ich eher wieder der Kapellmeister. Ich habe ca. 20 Stücke angeschleppt, die ich kann (oder von denen ich die Noten habe) und davon haben wir neun einstudiert. Plus eine Nummer, die der Bassist vorgeschlagen hat. Wir spielen nur die Nummern, die alle gut finden (schade - grins).
Aber im Proberaum muss ja irgendweiner sagen, was als nächstes kommt. Das ist der Kapellmeister. Und dann müssen die Nummern ja auch ein endgültiges Arrangement bekommen. Das macht auch der Kapellmeister.
Basisdemokratie funzt nicht (Soll ich da nicht eher 16tel auf der HiHat spielen?....Warum spielen wir nach dem Break nicht einen Am? ....) Das ist nur zeitaufreibend. Also muss einer lenkend eingreifen, ohne die anderen in ihrem kreativen Output zu bescneiden, besser noch, sie bis an die Grenzen oder drüberhinaus anspornen....

So, das war mein geistiger Erguss dazu.....

Liebe Grüße

Uli


Re: (Philosophie) Bandleading

Hallo Woody,

: Mich interessiert einfach mal Eure Meinung, was soll ein Bandleader tun, und was darf ein Bandleader tun?

Was Groby und Ullli schrieben, dem ist fast nichts hinzuzufügen - nur soviel - ein Bandleader muß m. E. sein.

: Wie läuft das bei Euch in der Band?
Bandleader im weitesten Sinne ist unser Gitarrist. Er ist unsere "Mama" und macht
- Booking (was'n blödes Wort), heißt, er macht die Jobs aus, mailt jedem die Anfahrtsbeschreibung und Treffpunkt akribisch, damit ja nix passiert,
- verteilt vor jedem Job die Setliste,
- er bringt Songvorschläge mit ausgearbeiteten Chords/Text,
- "verteilt" die Chorstimmen,
- verwaltet die Bandkasse,
- raümt den Proberaum auf incl. Müllentsorgung
um nur die Schwerrpunkte aufzuzählen

Technik macht unser Pianist, heißt
- er zieht den Anhänger zum Job und kümmert sich eben um die Technik (damit unser Aufbauhelfer nix verkehrt macht) und den Sound, wenn kein FoH da ist (in ca. 60 - 70% der Fälle)
- wenn was kaputt ist, repariert's er oder bei Bedarf bringt er's zum reparieren.

Finanzamt/Steuer, GEMA, Lohnabrechnung und Webseite mach ich.

Ansonsten ziehen alle an einem Strang, heißt, jeder hilft wo er kann.

: Vielen Dank für Eure Antworten,

bitte, hoffe 's hilft bissi weiter

Gruß
Klaus


Re: (Philosophie) Bandleading

Moin Woody,

ich denke man darf "Bandleader" nicht mit "Mädchen für alles"
verwechseln. Für mich ist der Bandleader in erster Linie in musikalischer
Hinsicht wichtig - er sorgt dafür, dass die einzelnen Musiker - so platt das
jetzt klingt - alles aus sich rausholen, was sie musikalisch zu bieten haben,
und zwar im Hinblick auf das "Gesamtpaket", also den bestmöglichen Sound
(jetzt hätte ich beinahe Performance gesagt ;-)) den die Band abliefern kann.

Und manchmal muss man/er da auch den rumpelnden General geben (wahlweise
den Feldwebel), manchmal den Motivator und manchmal den Coach. Je nach
Situation. Termine ausmachen und dafür zu sorgen, dass nach der Probe das
Licht aus ist und der Proberaum abgeschlossen wird, kann der Bandleader auch
delegieren ;-))

Ich vertrete die - zugegebenermassen - etwas radikale Ansicht, dass Demokratie das
Ende jeder Band bedeutet - Bevor jetzt einige erschrocken und empört zusammenzucken:
Einer muss letztenendes sagen, wo's langeht, wie es klingen muss, warum es nicht
klingt bzw. was man machen könnte, damit es vorwärts geht. Sonst kann es passieren,
dass man zwar ne Menge Häuptlinge in einer Band hat, aber zu wenig oder keine
Indianer mehr - und dann geht es in die Hose. Zumindest hab ich die Erfahrung in etlichen
Bands/Jahren gemacht. Im Moment bin ich selbst der Bandleader in unserer Combo, eine Rolle,
um die ich mich nicht gerissen habe, die aber jemand ausfüllen muss. Es ist leichter,
zur Probe zu kommen, und seine Parts "abzuliefern", als sich um den Sound der ganzen
Band zu kümmern, und vielleicht dem einen oder anderen mal sagen zu müssen, was
Sache ist, auch wenns dann weh tut. Nur damit du 'ne Ahnung davon bekommst, worauf
du dich da einlässt - Wenn du dich als "Band-Rückgrat" outest, hast du ein Mehr an
Gewicht mit dir rumzuschleppen;-)

Grüße,

Andreas

Re: (Philosophie) Bandleading

Hi!
Ich sehe es ähnlich wie Andi! Wenn du eigene Mucke machst, und im musikalischen (technischen) Bereich größere Unterschiede zwischen den Muckern existieren (was die Norm ist) , und dann noch die feinen Unterschiede im Geschmack, dann "muß" einer den Ton angeben, sonst läuft nichts wirklich zusammen! Diesen "Scheisspart" habe ich früher auch mal lange Zeit gemacht, und habe auf sowas absolut keinen Bock mehr!

Wenn gecovert wird, siehr es schon wieder ganz anders aus, denn da sollte jeder wissen, was zu tun ist! Da hört dann ja jeder in der Band, ob die Parts des anderen jetzt passen oder nicht! Da gibt es auch Differenzen, aber weitaus weniger als bei eigener Mucke! Bei eigenem Kram kann man sich tot disskutieren, und wenn dann noch starke Charaktere zusammen kommen, ergibt das dann sehr oft den bekannten "Musiker-Kindergarten", wo sich um die bunten Förmchen zum Sandkuchenbacken gestritten wird, an den Haaren gezogen, "Mama Mama" gerufen wird......................etc.......................etc........, und all das von "ausgewachsenen" (bewußt nicht "erwachsen" geschrieben"! ;-) ) Menschen! Schrecklich!

Ich denke es sollte individuell gehandelt werden, je nach Musiker Typ! Und wenn einer gar nix macht, dann sollte er seine Koffer packen. Das führt dann meistens noch zum auflösen von Freundschaften und bösen Worten, weil keiner das musikalische und das zwischenmenschliche trennen kann!
............ the same old story....................

Deswegen macht es mir auch immer so einen Spaß, bei meinen Soundfiles dem Drummer (Apple / Logic) knallhart zu sagen, was er zu spielen hat! Und er macht es fast immer wunschgemäß! Griiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiins!!!!

Nice day, Grüsse: "ACY"

Re: (Philosophie) Bandleading

servus woody,

aus meinen banderfahrungen - erste war, als ich gerade 16 jähren alt wurde, bis neulich - folgendes und strikt subjektiv, je nach der musikalischen reife und mit den jahren immer klarer ;o)

jazz in allen schatierungen hat eine grundidee; vorstellung des themas, improvisationen auf das thema und schluss mit thema.

darauf basiert auch die vorarbeit - die proben.

es ist nicht zwingend notwendig, dass der bandleader gleichzeitig auch der musikalische leiter ist ! er kann es natürlich auch sein.

der bandleader ruft die band zusammen nach seinen vorstellungen; er ist zuständig für die qualität der einzelne musiker. sollte es schriftlichen arrangement geben, ist die auswahl der musiker um die fähigkeit noten &/ oder harmonie zu lesen verschärft.

telegrafisch:

  • geübt wird zu hause; probe ist für proben gedacht
  • extraprobe für die rhytmik und blässer – dann gemeinsam proben
  • anzahl der proben vs. liveauftriit soll zu günsten der auftritte gehen
  • der jeniger, der gigs mit allem zip&zap organiziert, kassiert doppelte gage
  • demokratisch geht´s überhaupt nicht; wer aber das letzte wort hat, musst den mitmusikern aber auch geradestehen
  • bandeigentum ist so´ne heikle sache; falls möglich, soll alles einer person gehören und finanziell klar geregelt werden
  • stichwort steuer -> belege sauber ordnen/aufbewahren
  • banddisziplin gepaart mit soziale kompetenz -> alles wird gut !

    etc.....

    bis hier hin.

    liebe grüsse - emil

  • Re: (Philosophie) Bandleading



    Hallo Woody,


    ich habe mit dem Bandleadertum eher schlechte Erfahrungen. Natürlich muss der Haufen ab einer gewissen Anzahl von Leuten zusammengehalten werden, aber du planst ja keine Bigband. Bei allem, was eine geringere Basetzung als - über den Daumen - 7 Leute hat, würde ich versuchen, weitestgehend ohne Formalitäten auszukommen, und die Bandleaderei ist, wenn man sie als solche deklariert, erst mal nur eine Formalität.

    Es ist schön, wenn sich Strukturen herausbilden, in denen jeder bestimmte Rollen einnimmt. Da kommt dann oft auch heraus, dass einer zum Bandleader wird. Das ist dann aber das Ergebnis einer gemeinsamen Entwicklung, und die würde ich auf alle Fälle abwarten - insbesondere dann, wenn man Jazz spielen möchte, der ja unter anderem auch davon lebt, dass jeder seinen persönlichen Raum für seine eigene Individualität bekommt.

    Mir ist auch klar, dass das mit einem Minus an Organisation und vielleicht sogar mit einem Stück Anarchie einhergehen kann, aber das würde ich erst mal in Kauf nehmen, denn je flacher die Hierarchien sind, desto spannender können - meiner Erfahrung nach - der Input des Einzelnen und damit der gemeinsame Output werden.

    Knackpunkte sind für mich übrigens weniger die organisatorischen Fragen, sondern viel eher die Besetzung. Ernst wird es nämlich dann, wenn die Idee auftaucht, dass man mit bestimmten Leuten nicht/nicht mehr zusammenspielen möchte. Hier gibt es nun deutliche Unterschiede im Modell: Ein Bandleader fragt vielleicht ein bisschen rum, aber im Regelfall wird er am Ende entscheiden. Das geht schneller und evtl. auch ein bisschen schmerzloser. Gibt es so jemanden nicht, dauern die Entscheidungen länger, die Prozesse sind komplizierter und ineffizienter, aber das Ergebnis ist oft runder und breiter abgesichert.

    Das heißt nicht, dass ich gegen Bandleaderei wäre; ich glaube nur, dass sie das Ergebnis einer (wenn man so will: bandinternen) Entwicklung sein sollte.

    Diesen entsetzlich langen Sermon von mir gibt es deswegen, weil ich beide Erfahrungen gemacht habe: Früher mit richtiger Chefstellung, heute mit dem bewussten Versuch, mich zurückzuhalten und die Dinge kommen zu lassen. Letzeres kostet Geduld, ist gelegentlich etwas frustrierend, aber macht am Ende mehr Spaß, man lernt mehr, und es klingt auch besser.

    Grüße nach Realbookraufundrunterland,

    Michael

    Re: (Philosophie) Bandleading

    tag,
    es muss immer einen geben der sich kümmert.
    bei uns sind es sogar eher zwei.
    um beschaffung von gigs kümmern sich alle, aber das booking selbst macht dann der steffen.
    er verwaltet die kasse und die website und ist unsere "ausdruck-fee" für setlisten und sowas.
    ich bin dann eher für das "spiel das mal so oder so" führung zuständig.
    das sind zwar immer nur nuancen, aber volldemokratrisch geht´s eben nicht.
    wenn wir zum beispiel sehen dass das volk bei funk-blues abfeiert, mehr geld reinkommt und wir dabei sogar als gesamtband mehr spaß dran haben , dann muss auch schon mal der harper auf die zähne beißen, weil wir es dann eben durchdrücken, dass es nun etwas mehr in diese richtung geht.
    wenn man da wochenlang diskutieren wollte, dann käme man nicht weiter.
    an sich also bei uns: alle haben die gleichen rechte/pflichten, aber unter´m strich schieben es dann doch wieder einzelne an, wobei das auch nicht immer zwangsläufig die gleichen sein müssen.

    grüße
    MIKE

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi Woody,

    ich bin selber auch Amateur-Jazzer, spiele in einer Combo mit und bin da sicher nicht Bandleader,
    sondern eher "Bandstreber", ein Spitzname, den mir die Mitmusiker gegeben haben. D.h. ich
    sorge für die Verteilung von Noten, Setlist-Aktualisierung, etc. Vorschläge für neue Stücke
    kommen meistens auch von mir. Komponieren tut in unserer Band keiner, wir spielen aber nicht nur
    Realbook-Standards sondern auch woanders "geklautes".
    Ansonsten wird die Band "demokratisch" geführt, aber mehr nach dem Prinzip der Europäischen Union:
    Abstimmung und Überstimmung gibt es kaum, es muß schon Konsens und meistens Einstimmigkeit vorhanden
    sein, sonst kriegt der Überstimmte den Frust und schmeißt hin. Als Kompromiß ist vielleicht
    vorstellbar, daß man ein oder zwei Stücke (mit-)spielt, die einem nicht gefallen, aber ständig
    überstimmt zu werden, ist nicht drin.

    Es gibt bei uns also keinen Bandleader, was - und da pflichte ich Michael J. bei - gut ist. Es
    ist aber auch mühsam, vorwärts zu kommen und Entscheidungen zu treffen. Sei es, sich mal von
    einem Bandmitglied zu trennen, oder auch um festzulegen, was anders klingen soll, wer bei einem
    Stück mal pausieren soll usw.
    Manchmal wäre es gut, einen Chef zu haben.

    Ich "kenne" (weiß von) mehrere professionelle Jazzbands, die sind bezüglich Bandleader alle so aufgestellt:

    1. Der Bandleader ist der organisatorische Chef der Band:
    - er sucht die Mitmusiker aus bzw. entscheidet, wer (weiter) mitspielt und wer nicht (mehr)
    - er organisiert die Termine: Proben, Studio, Gigs

    2. Er ist der musikalische Kopf der Band:
    - er legt fest, welche Stücke gespielt werden
    - er bringt die meisten Eigenkompositionen ein, mehr als jeder Mitmusiker und i.d.R. mehr als alle anderen
    zusammen
    - er bestimmt den Sound, wer bei einem Stück mal aussetzt, wer wann Solo spielt etc.
    - kann sein: er spielt die meisten Soli/Themen, steht also auch im Vordergrund
    - er muß dabei nicht der beste Musiker oder Komponist von allen sein!! Ich kenne Jazzbands, da ist der
    Bandleader der schlechteste Musiker der gesamten Band - aber er kann halt organisieren oder hat den
    Namen, den die Band braucht. Die Mitmusiker müssen sich dann unterordnen, was ihnen, selbst wenn sie
    Profis, sind nicht immer leicht fällt. Leichter gelingt die Unterordnung mit der Zahlung guter Gage.

    Das ist für mich ein (professioneller!) Bandleader. Nicht mehr und nicht weniger.

    Wie "demokratisch", fair respektvoll und mit welch gutem Ton der Bandleader das macht, hängt von ihm/ihr als
    Mensch ab.
    Ich weiß von Bandleadern, die ihre Mitmusiker wie Angestellte behandeln, ihnen je Konzert eine gute Fixgage bezahlen,
    egal, wie hoch die Einnahmen waren, ihnen Null-Kündigungsfrist einräumen (wer aufmuckt fliegt von heute auf morgen
    raus und ist am nächsten Tag bereits ersetzt) und ihnen zumuten, unter Wert zu spielen, d.h. sie dürfen nicht
    alles zeigen/geben (z.B. mit einem langen Solo) was sie drauf haben. Die Musiker fühlen sich bisweilen wie
    Prostituierte. Aber die Gage ist gut, die Gigs sind häufig. Das zählt.

    Ich kenne auch Bandleader, die fungieren im Grunde genauso wie oben beschrieben, nur eben "demokratisch", d.h. sie
    beziehen ihre Mitmusiker
    mehr in die Entscheidungen ein, geben ihnen mehr Freiräume,
    jeder kriegt die gleiche Gage - inklusive ihnen selbst, obwohl sie die
    meiste Arbeit haben! Klingt schon besser, oder? Und das gibts auch!

    Als Amateur kannst Du als Bandleader auf Dauer nur genauso überzeugen, mit Kompetenz nämlich. Da es weniger
    Gage geben dürfte, ist die menschliche/soziale Kompetenz die Grundvoraussetzung. Dazu braucht es unbedingt
    noch eine weitere Fähigkeit, die dich vor den anderen auszeichnet, sei es organisatorisch und/oder musikalisch,
    (am besten beides), sonst bist du nicht glaubwürdig.
    Je kompetenter Du bist, desto mehr "darfst" du.

    Gruß
    Kurt

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Tach Woody

    Ein Aspekt den ich hier noch nicht so gelesen habe der aber vor allem Jazz (in der KLassik sowieso) häufig eine Rolle spielt.

    Die Fähigkeit eines Bandleaders seine Band klanglich als Klangkörper zu verstehen und auch entsprechend damit umzugehen. Die Fähigkeit die einzelnen Stimmen der Band so zu formen wie man an den Reglern seiner Effekgeräte und Verstärker rumschraubt bis ein ganz gewisser Sound entsteht. Der Bandleader als Musiker und sein Orchester als ein grosses einziges Instrument. Hier auch die Fähigkeit Musiker zu finden die genau die Fähigkeit und den Klang haben um aus vielem einzelnen ein gesamtes zu formen.

    Ist mir schon klar, das ist ganz grosse Schule und vielleicht für unsereiner nur sekundär wichtig resp. von den technischen Fähigkeiten gar nicht machbar. Aber trotzdem kann man das ja im Augenwinkel behalten.

    Gruss Manuel


    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi,

    bei Deja Voodoo sind alle Aufgaben einigermaßen verteilt, der eine kümmert sich mehr darum, der andere mehr darum, die beiden tun dies, jene beidne jenes, und um das eine kümmert sich eben nur der eine. Auch kann ich mit Leuten, die einen Bandleader brauchen, weil sie selber nicht hören, was der Gesamtsound braucht, keine Musik zusammen machen, das führt langfristig zu nichts. Spätestens nach zwei Jahren nervt es nur noch. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Kapelle. Sie hat eindeutig keinen Bandleader, auch keinen, dem der Titel eindeutig mehr zustände als den anderen. In einer Band, in der einer das Sagen hat, würde ich nicht spielen wollen. Was soll das auch - einer hat das Sagen. Welcher mündige Musiker braucht sowas?

    Viele Grüße, ferdi





    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi,

    ich sehe das radikal anders als du und Andi, weil es für mich so nicht funktioniert. Alle Formationen mit Leuten, die haben sagen lassen (müssen), wo's langgeht, sind gescheitert.

    Und dass ich erhebliche Schwierigkeiten damit habe, etwas zu tun, was jemand anders für richtig hält, obwohl ich es für falsch halte, das traut ihr mir wohl alle zu.

    Nänä, so'n Bandleader, das ist nichts für mich.

    Demokratie rult.

    cu, ferdi

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hallo Ferdi,

    Auch kann ich mit Leuten, die einen Bandleader brauchen, weil sie selber nicht
    hören, was der Gesamtsound braucht, keine Musik zusammen machen, das führt
    langfristig zu nichts. Spätestens nach zwei Jahren nervt es nur noch.


    Kommt darauf an. Es gibt auch Musiker, die sind so mit sich selbst beschäftig im
    Sinne von "100% geben zu können", dass sie froh sind, wenn sie mehr oder weniger
    klare Ansagen bekommen. Das mag sich hart anhören, ist aber - in meiner Band - so.
    Ehrlich gesagt wäre es mir anders auch lieber.

    Ich hätte es vielleicht detaillierter ausführen müssen: meine "Demokratieverweigerung"
    bezieht sich auf das "letze Wort" bei Meinungsverschiedenheiten, nicht aber auf das gemeinsame
    Entscheiden, was gespielt wird etc. und schon gar nicht auf "einer ist der Chef und
    die anderen müssen ihm gehorchen"..... sowas geht vielleicht, wenn der Bandleader
    seine Mannen engagiert und auch bezahlt, à la James Last Orchester....

    Ich bin sehr zufrieden mit meiner Kapelle. Sie hat eindeutig keinen Bandleader, auch keinen,
    dem der Titel eindeutig mehr zustände als den anderen.


    Das ist schön, wenn das bei euch so funktioniert, seid ihr zu beneiden! Ich musste mich
    damals entscheiden, die Band zu vergessen, oder eben das Heft in die Hand zu nehmen.
    Und seitdem ich das mache, sind - angeblich ;-)) - alle zufrieden, incl. meiner Wenigkeit.

    Grüße,

    Andreas

    (....Loretta: bitte unterdrücke mich nicht, Reg ....... ;-))

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi, ferdi.

    Ich sehe nicht, was dagegen spricht, die verschiedenen Facetten dessen was das Wort "Bandleader" beinhaltet, aufzuteilen. Wie Du halt sagtest.

    Solange klar ist, dass jeder in seinem Bereich in gewissem Rahmen autark arbeiten kann, ohne gleich jedesmal eine Telefonkonferenz einzuklingeln.

    Ich bleibe aber dabei, dass fast alles von den Bedürfnissen und Einstellungen der Beteiligten abhängt. Es gibt eine Menge Leute, die froh sind und viel besser funktionieren, wenn sie ein Alpha-Tier haben.

    Muss ja nicht gleich ein Diktator sein.


























































    Gruß,
    groby
    *

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hallo Andi,

    ich finde, es kommt auf die Musiker an. Sind die Geschmäcker sehr unterschiedlich? Dann brauchst Du einen, der entscheidet, dass in das Stück *kein* Reggae-Part reinkommt. Hat einer vielleicht noch nicht so die Erfahrung an seinem Instrument? Dann sagst Du ihm halt, was er spielen soll oder dass sein Bassamp "mit ohne Tiefmitten" schei**e klingt. Hat die Hälfte der Band kein Auge für "unwichtige" Details wie Pünktlichkeit, funktionstüchtige Instrumente oder trockene Proberaumböden ("Is doch schei**egal, dass das Bier da umfällt, stell Dich doch nich so an, Mann. Wir aschen da jetz npaarma drauf, das saugt alles weg"), muss einer vielleicht mal "rumpeln".

    Doch genau wie in einer gut funktionierenden Demokratie gilt m.E.: Sind die Beteiligten

    - reif genug, um zu wissen, dass eine Band Arbeit macht, die nicht nur einer machen sollte,

    - so musikalisch versiert, um zu wissen, was sie tun und

    - harmonieren zudem noch in Stil und Anspruch

    dann, aber vermutlich nur dann, funktioniert eine Band als Demokratie, in der alle gleichberechtigt sind.

    : Es ist leichter,
    : zur Probe zu kommen, und seine Parts "abzuliefern", als sich um den Sound der ganzen
    : Band zu kümmern, und vielleicht dem einen oder anderen mal sagen zu müssen, was
    : Sache ist, auch wenns dann weh tut. Nur damit du 'ne Ahnung davon bekommst, worauf
    : du dich da einlässt - Wenn du dich als "Band-Rückgrat" outest, hast du ein Mehr an
    : Gewicht mit dir rumzuschleppen;-)

    Und eventuell eine gewisse temporäre Unbeliebtheit ertragen musst.

    Gruß,
    Klaus

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hallo Woody,

    ich würde mich einfach mal fragen - was kannst Du den Leuten bieten, daß sie in Deiner Band spielen?

    Da man in unserer Liga in der Regel die Mitmusiker nicht mit Geld locken kann, müssen sie anders motiviert werden.

    - Auftritte
    - Spaß an der Musik
    - allgemeine Anerkennung in der Musikszene
    - Qualität
    - gutes Bandklima
    - sich einbringen können
    - musikalische Weiterentwicklung
    - Proberaum, PA

    Unsere Band funktioniert ganz gut, weil wir menschlich und musikalisch auf einer Wellenlänge sind und auch von den Zielen her recht ähnliche Vorstellungen haben.

    Obwohl ich mich jetzt nicht als "Bandleader" sehe, werde ich doch in die Rolle hineingedrängt, da die Bandgründung mehr oder weniger von mir ausging und ich als "Bandstreber" die meisten organisatorischen Aktivitäten übernommen habe. Aber Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und mitgetragen.

    Gruß
    Dan

    Re: (Philosophie) Bandleading

    @Kurt: Deine Texte würden sich weniger holprig lesen, wenn Du zum Zwischenspeichern gescheite Software verwenden würdest. Als E-Mail-Entwurf, wie ich das auch schon gemacht habe, geht das nur sehr doof, weil da alles verhunzt wird. Aber im Jahre 2085 wird Windows seinen hundertsten Geburtstag feiern, vielleicht wachen die Software-Hersteller bis dahin endlich aus ihrem Dornröschenschlaf auf. Nur so'n kleiner Tip am Rande.

    Ja, was das Bandleading anbetrifft: Ich habe bislang nur eine einzige Band hinter mir. Da musste dann jeder seine Akkorde, Basslinien, Hi-Hat-Schläge usw. selber ausarbeiten, aber da wir fast nur gecovert und eine hörbare Abweichung zwischen Original und Kopie angestrebt haben (Stichwort Wiedererkennungswert), lief das ganz gut.

    Ein paar Unterschiede gab es trotzdem: Ich war der Neue, der sich alles sagen lässt; Kollege XYZ war derjenige, der uns den Rücken stärkte (Umgang mit suboptimal verlaufenden Konzerten usw.) und zu regelmäßigem Üben und Anteilnahme an der Band ermunterte, und die übrigen waren diejenigen, die leider zunehmend zu mehr Mitarbeit ermuntert werden MUSSTEN.

    Mir hat's trotzdem Spaß gemacht. Aber es hat auch schon Fälle gegeben, wo eine Front zwischen den "alten Hasen" und den Neuen aufgebaut wurde, wie z. B. Black Sabbath in der Zeit des dritten Dio/Appice-Albums (also das letzte vor "Dehumanizer", 10 Jahre davor). Deswegen hat ja Dio auch sein Soloprojekt angeworfen, weil er es satt hatte, immer nur der Junior-Partner zu sein, dessen Worte weniger Gewicht haben als irgendwelcher verlogene Musikertratsch.

    Grundsätzlich kann eine Band wie ein Orchester oder wie der Geschäftsleitungsapparat einer GbR organisiert sein. Beim Orchester zahlt der Chef (Dirigent) wie in jeder Firma mit Mitarbeitern seinen Leuten ein festes Gehalt und behält sich in allen Entscheidungen das letzte Wort vor. Als Mitarbeiter genießt man Kündigungsschutz. Im anderen Falle hat jeder gleich viel zu sagen; das Geld wird brüderlich bzw. im Verhältnis der für die Band erbrachten Arbeit geteilt, und niemand genießt Kündigungsschutz. Die Funktion als Gesellschafter (sprich mit-geschäftsführender Miteigentümer) beinhaltet per se auch keine geregelten Arbeitszeiten.

    Es ist auch jede beliebige Mischform zwischen diesen beiden Extremen denkbar; da müsst Ihr Euren eigenen Weg finden. Einen "Vorschlag-Geber" und "Ermunterer" kann aber wohl jede Band gebrauchen.

    CU

    röhre

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hallo Robert,

    Muss man Dich auch bezahlen, wenn jemand anderes als Du Booking macht und Auftritte besorgt? Auch das sind Bandleaderjobs. Sie machen am wenigsten Spass und sind am meisten Arbeit.

    Nein, natürlich nicht. Ich habe nur bei den Begriffen "Bandleader" und "eigene Band" einfach sofort jemanden vor Augen, der über alles entscheiden will und niemanden mitreden lässt.

    Im Idealfall arbeiten alle zusammen im Team, jeder erledigt selbstständig seine Aufgaben im Sinne der Gruppe, bringt sich ein, ist tolerant und dennoch wird nicht alles zu Ende diskutiert.

    Die Frage, wie man eine Band organisiert, verknüpft die Frage Demokratie oder Einzelherrschaft mit den Standardwerken von Management und Philosophien von Mannschaftssport. Das ist ein weites Feld.

    Gruß

    2T

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi Klaus,

    :ein Bandleader muß m. E. sein.

    Da muss ich Dir aus eigener Erfahrung ein wenig widersprechen.
    Ich habe seit etwa zehn Jahren ein Indierocktrio, bei dem es von Anfang an keinen Bandleader gegeben hat. Gut, es ging manchmal alles ein wenig langsamer, als wenn einer dafür verantwortlich ist, dass alles läuft, große Erfolge hatten wir auch noch nicht und seit twa drei Jahren ist das alles eher lückenhaft, weil jeder in einer anderen Stadt studiert. Aber wir machn, wie ic finde recht gute Musik, haben Spaß dabei, spilen ab und zu den einen oder anderen Gig und haben uns nach all der Zeit immer noch nicht aufgelöst. Es funktioniert also auch ohne Bandleader.

    Grüße

    Clemens

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hallo Woody,

    wenn man sich so die Beiträge hier durchliest sieht man eigentlich ganz gut, wie viele unterschiedliche Ansätze und Erfahrungen es dazu und damit gibt. Am Ende hängt es doch so sehr von den Mitmusikern ab, ob das Bandleaderprinzip aufgeht, heißt: ob diese sich bereitwillig beispielsweise aus einem gewissen Respekt vor Deiner musikalischen Vision oder gegebenenfalls -ohne das irgendwie zweideutig zu meinen- vor ihrem Gehalt führen lassen oder nicht.
    Das abzuwägen liegt dann ganz bei Dir.

    Allerdings würde ich sagen, dass Du, wenn ich Dich richtig verstehe tatsächlich so etwas wie Deine musikalische Vision zu verwirklichen suchst.
    Und da Du der Gründer bist, mit genau Deiner Idee und Deiner Vorstellung von Deiner Band, -versuch doch mal genau diese Idee von vorn herein zu kommunizieren und auch klarzumachen welche Aufgaben Du persönlich übernehmen möchtest, welche Verantwortung tragen und welche Aufgaben Du lieber gleich abgeben würdest. Wo liegen Deine Stärken und was möchtest Du lieber vermeiden? Und davon ausgehend würde ich anfangen nach Musikern zu suchen.
    Die Suche selbst wird dadurch allerdings etwas langwieriger.

    wieder so lang...

    Gruß

    tomato

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi,

    In einer Band, in der einer das Sagen hat, würde ich nicht spielen wollen. Was soll das auch - einer hat das Sagen. Welcher mündige Musiker braucht sowas?

    Mensch, dieser Thread wird ja immer spannender. Das ist ja ein richtig vielschichtiges Thema.

    Ferdi, das Ergebnis Eurer Demokratie (sprich: Eure geile CD) gibt Euch ja Recht.

    ABER: Zwischen Basisdemokratie und Despotismus (siehe Frank Zappa RIP) gibt es ja ungemein viele Zwischenabstufungen.

    Ein Beispiel (vollkommen außerhalb eines Bandgefüges):

    Ich habe kürzlich in einer Gruppe Menschen gesessen, die einen Verein gründen wollten. Und plötzlich hing die Diskussion. Es ging um eine kleine Nebensächlichkeit, für die es aber dutzende verschiedener Alternativen gab. Und alle guckten sich an und nix ging. Da hab ich das Wort ergriffen, einen Vorschalg formuliert und als Nachsatz gesagt, wenn da jetzt keiner einen anderen Vorschlag macht, dann machen wir das so. Zack, nächster Tagesordnungspunkt.
    Manchmal hat man da auch jede Menge "Rudeltiere" vor sich, die einfach nur in eine Richtung angestoßen werden wollen, damit sie ordentlich in Fahrt kommen.

    Das hatte zwar jetzt nix mit Musik zu tun.... aber auch bei uns im Proberaum gibt es einen, der festlegt, was bei der Probe ablaufen soll.

    Ein anderer Aspekt ist mir in den Sinn gekommen, als ich nochmals über meine bisherigen Projekte nachgedacht habe. Gerade das Projekt von 2005 (Zappa und Jazz-Rock Cover) hatte einen Bandleader. Ich habe das Programm zusammengestellt, ich habe die Stücke arrangiert, ich habe die Noten besorgt und mich um fast alles gekümmert. Dabei war ich der schlechteste Musiker in dieser Band, da alle anderen Profis waren.

    Aber ich habe gerade das Gefühl, dass insbesondere die Jazz-Musiker da überhaupt kein Problem mit haben. Will sagen, je besser der Musiker, desto eher ist er auch bereit, sein Ego irgendwo unterzuordnen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass gearde die Realbook-raufundrunter-spielenden Jazzer eh jeden Job annehmen (duck und wech...)
    Ich fand das jedenfalls wriklich klasse, mit solch hervorragenden Leuten spielen zu dürfen.

    So, das war ein weiterer Baustein zu diesem Thema. Hoffe, ich hab mich einigermaßen verständlich ausgedrückt, dass das wahre Leben weder in Basisdemokratie noch in Diktatur zu finden ist.

    Liebe Grüße

    Uli

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hallo Uli,

    Aber ich habe gerade das Gefühl, dass insbesondere die Jazz-Musiker da überhaupt kein Problem mit haben. Will sagen, je besser der Musiker, desto eher ist er auch bereit, sein Ego irgendwo unterzuordnen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass gearde die Realbook-raufundrunter-spielenden Jazzer eh jeden Job annehmen (duck und wech...)

    Ich persönlich bin auch kein geborener Leader und kann mich noch gut an die Situation erinnern, wo mir die Frage völlig egal war; da war ich eben nur das Basser-Schwein und hatte das Beste aus dem zu machen, was mir vorgesetzt wurde. Der Kern war die Konzentration auf die Musik, und nix Anderes. Kein Equipment-Gedaddel, keine komplexen Licks, nur Musik. Wenn man sich darauf konzentriert, wie es Jazzer wahrscheinlich tun, sind solche Positions- und "Machtfragen" Nebensache.

    Rainer

    Re: (Philosophie) Bandleading

    :Hi Uli,


    : Aber ich habe gerade das Gefühl, dass insbesondere die Jazz-Musiker da überhaupt kein Problem mit haben. Will sagen, je besser der Musiker, desto eher ist er auch bereit, sein Ego irgendwo unterzuordnen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass gearde die Realbook-raufundrunter-spielenden Jazzer eh jeden Job annehmen (duck und wech...)


    Das stimmt nicht. Es gibt, auch unter Jazzprofis Eitelkeiten und viele Egotypen, gerade auch von Leuten, die zur deutschen oder internationalen Spitzenklasse zählen.

    Es ist vielleicht so, daß im Profi-Jazz die Bandprojekte kurzlebiger sind (E.S.T. vielleicht mal ausgenommen). Ein Profi überlegt sich vorher, ob er mitspielen will, und wenn ja, dann ordnet er sich dem Bandleader unter, denn der hat das Projekt, die Termine und die Gage organisiert. Wer zahlt schafft an, v.a. weil es im Jazz wenig gut Zahlende gibt. Und wenn ich als Mitspieler den Bandleader nicht mehr ertrage, dann muß ich halt aussteigen.

    Gruß
    Kurt

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi Röhre.

    : @Kurt: Deine Texte würden sich weniger holprig lesen, wenn Du zum Zwischenspeichern gescheite Software verwenden würdest. Als E-Mail-Entwurf, wie ich das auch schon gemacht habe, geht das nur sehr doof, weil da alles verhunzt wird. Aber im Jahre 2085 wird Windows seinen hundertsten Geburtstag feiern, vielleicht wachen die Software-Hersteller bis dahin endlich aus ihrem Dornröschenschlaf auf. Nur so'n kleiner Tip am Rande.

    Ich weiß, ich habe einen Hang zu längeren Texten und komplizierten Sätzen.
    Und meine Texte sehen auch nicht besonders gut aus.
    Hast Du vielleicht nicht nur so'n kleinen Tip, sondern auch einen richtgen, großen für mich? Welche Software sollte ich denn zum Zwischenspeichern verwenden? Ich schreib eigentlich fast immer nur im Editor-Fenster des Forums.

    Gruß
    Kurt

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Halli-Hallo,

    Zwischen Basisdemokratie und Despotismus (siehe Frank Zappa RIP) gibt es ja ungemein viele Zwischenabstufungen.

    si senor.

    Ein Beispiel (vollkommen außerhalb eines Bandgefüges):

    Ich habe kürzlich in einer Gruppe Menschen gesessen, die einen Verein gründen wollten. Und plötzlich hing die Diskussion. Es ging um eine kleine Nebensächlichkeit, für die es aber dutzende verschiedener Alternativen gab. Und alle guckten sich an und nix ging. Da hab ich das Wort ergriffen, einen Vorschalg formuliert und als Nachsatz gesagt, wenn da jetzt keiner einen anderen Vorschlag macht, dann machen wir das so. Zack, nächster Tagesordnungspunkt.


    Das kennt natürlich jeder und natürlich hast du recht. Manchmal muss mal einer den Sack zubinden, nachdem jeder sein Päckchen auf dem Tisch ausgebreitet hat. Das tun bei uns aber nicht immer derselbe, nicht immer dieselben, aber ab und an tut das jeder mal.

    Es ist auch nicht so, dass bei uns fünf Egomanen durch pausenlose Machtkämpfe alle gleichauf sind, keinesfalls. Es geht recht demokratisch zu, ich bin zufrieden, ich kann mich auf alle verlassen. Wenn mir ne Saite reißt, dreht Martin etwas auf, muss er mal zwischendurch stimmen, rhythmisiere ich etwas intensiver, vergisst Michael mal ne Zeile zu singen, streut jemand ein Fill ein, fordert Patrick mal wieder durch eine unerwartete Synkope den Wachheitsgrad aller, zwinkern wir ihm zu, und Lorenz' Abrissbirne ist sowas wie Lebenselixier. Die Welt ist schön.

    cu, ferdi

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Hi groby,

    Solange klar ist, dass jeder in seinem Bereich in gewissem Rahmen autark arbeiten kann, ohne gleich jedesmal eine Telefonkonferenz einzuklingeln.

    Ich bleibe aber dabei, dass fast alles von den Bedürfnissen und Einstellungen der Beteiligten abhängt. Es gibt eine Menge Leute, die froh sind und viel besser funktionieren, wenn sie ein Alpha-Tier haben.


    ja.

    Gruß, ferdi

    Re: (Philosophie) Bandleading

    Moin.
    Ich starte mal mit "es kommt darauf an". Wenn es um reine Hobby/Spaß--Kapellen geht, die gerne mal proben, Bierchen zusammen trinken und hin und wieder spielen ist Banddemokratie und eine gleichmäßige Aufgabenverteilung prima. Geht es um reine Geldverdiencombos ist eine klar gegliederte Führung in Hand einer Person imho angenehmer. Da können zB Aushilfen und booking schneller und effizienter gelöst werden. Und auch in musikalischer Hinsicht gibt es eben mal kein Vetorecht, es wird gespielt was verlangt wird. Je mehr Leute in einer Band sind, desto komplizierter wird es eben auch. In meiner ersten Rockband wurde wirklich alles totdiskutiert und ich habe mir so manchesmal einen kleinen "Bandhitler" gewünscht.
    Ich glaube die Strukturierung der Aufgaben (also auch gerne verteilt) muß klar sein. Wenn sich alle um alles kümmern halten die Bands imho nicht lange, weil am Ende keiner was macht.
    Gruß
    Ugorr


    Re: (Philosophie) Bandleading

    :Welche Software sollte ich denn zum Zwischenspeichern verwenden? Ich schreib eigentlich fast immer nur im Editor-Fenster des Forums.

    Hi Kurt,

    wenn Du gleich nach dem Verfassen postest, ohne es jemals zwischengespeichert zu haben, sollte es eigentlich überhaupt keine Probleme geben. Aber wie gesagt: Sollte. Wir haben es hier mit Computern zu tun, und die machen bekanntlich, was sie wollen.

    Wenn Du einen Beitrag irgendwo abspeicherst, überarbeitest, speicherst und später postest (was Sinn macht, wenn der Beitrag länger ist oder sich zumindest die Suche nach der richtigen Formulierung in die Länge zieht (passiert mir auch)), reicht an sich jedes Programm, das sog. "soft returns" unterstützt (beliebige Textverarbeitung incl. Wordpad), ersatzweise auch ein Editor, der nirgends von sich aus Zeilenumbrüche einfügt. Mit letzterem arbeitet es sich natürlich recht unkomfortabel, da dann ein ganzer Absatz in einer Zeile dargestellt wird.

    So, jetzt wird's langsam offtopic, wahrscheinlich ist ein PC-Forum der richtige Platz für dieses Thema. Jedenfalls müsste man mit einem normal konfigurierten PC eigentlich klar kommen.

    Gruß

    Röhre