Re: (Philosophie) Bandleading


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Beitrag von muelrich vom Juni 27. 2006 um 09:31:04:

Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Bandleading geschrieben von ferdi am Juni 26. 2006 um 16:01:22:

Hi,

In einer Band, in der einer das Sagen hat, würde ich nicht spielen wollen. Was soll das auch - einer hat das Sagen. Welcher mündige Musiker braucht sowas?

Mensch, dieser Thread wird ja immer spannender. Das ist ja ein richtig vielschichtiges Thema.

Ferdi, das Ergebnis Eurer Demokratie (sprich: Eure geile CD) gibt Euch ja Recht.

ABER: Zwischen Basisdemokratie und Despotismus (siehe Frank Zappa RIP) gibt es ja ungemein viele Zwischenabstufungen.

Ein Beispiel (vollkommen außerhalb eines Bandgefüges):

Ich habe kürzlich in einer Gruppe Menschen gesessen, die einen Verein gründen wollten. Und plötzlich hing die Diskussion. Es ging um eine kleine Nebensächlichkeit, für die es aber dutzende verschiedener Alternativen gab. Und alle guckten sich an und nix ging. Da hab ich das Wort ergriffen, einen Vorschalg formuliert und als Nachsatz gesagt, wenn da jetzt keiner einen anderen Vorschlag macht, dann machen wir das so. Zack, nächster Tagesordnungspunkt.
Manchmal hat man da auch jede Menge "Rudeltiere" vor sich, die einfach nur in eine Richtung angestoßen werden wollen, damit sie ordentlich in Fahrt kommen.

Das hatte zwar jetzt nix mit Musik zu tun.... aber auch bei uns im Proberaum gibt es einen, der festlegt, was bei der Probe ablaufen soll.

Ein anderer Aspekt ist mir in den Sinn gekommen, als ich nochmals über meine bisherigen Projekte nachgedacht habe. Gerade das Projekt von 2005 (Zappa und Jazz-Rock Cover) hatte einen Bandleader. Ich habe das Programm zusammengestellt, ich habe die Stücke arrangiert, ich habe die Noten besorgt und mich um fast alles gekümmert. Dabei war ich der schlechteste Musiker in dieser Band, da alle anderen Profis waren.

Aber ich habe gerade das Gefühl, dass insbesondere die Jazz-Musiker da überhaupt kein Problem mit haben. Will sagen, je besser der Musiker, desto eher ist er auch bereit, sein Ego irgendwo unterzuordnen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass gearde die Realbook-raufundrunter-spielenden Jazzer eh jeden Job annehmen (duck und wech...)
Ich fand das jedenfalls wriklich klasse, mit solch hervorragenden Leuten spielen zu dürfen.

So, das war ein weiterer Baustein zu diesem Thema. Hoffe, ich hab mich einigermaßen verständlich ausgedrückt, dass das wahre Leben weder in Basisdemokratie noch in Diktatur zu finden ist.

Liebe Grüße

Uli


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