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(D.I.Y.) Bünde abrichten

Tachchen,

vor einiger Zeit war Jürgen so nett und hat mir einen Satz Sattelfeilen und eine Feile zum Abrichten der Bünde geliehen. Diese Feile ist ein schwerer, ca. 20 cm langer Klotz und beim Onkel Rockinger sieht sowas so aus:



Eigentlich wollte ich an Pearly arbeiten, aber ich denke mittlerweile, daß Pearly wohl komplett neue Bünde braucht.

Jedenfalls hatte ich nun dieses Werkzeug zuhause und wollte damit nun auch mal was arbeiten. Die Sattelfeilen haben mir prima bei meiner Klassikgitarre geholfen und nun war also mal die Feile dran. :-)

Ich hatte ja auf der letzten Session mit Rolli Gitarren getauscht und die Orville hatte einen Bund, der ein bischen zu hoch war. Der vorletzte Bund war im Bereich der A- und der D-Saite ein kleines bischen zu hoch, eigentlich überhaupt kein Thema, denn mit meinen dicken Fingern bin ich da sowieso nie, aber es war sozusagen der Anlaß nun vielleicht doch mal die Feile zu schwingen. Außerdem gab es bei den Lagerfeuerakkorden auch schon ein paar kleine Dellen in den Bünden, noch nicht so tief, daß es unsauber klang oder sie das Spiel beeinträchtigen würden, aber ich hatte nun endlich meine Ausrede. :-)

Das Folgende ist bitte nicht als Anleitung zum Abrichten der Bünde zu verstehen, ich beschreibe nur, was ich getan habe und möchte ausschliessen, daß irgendwer, nachdem er vielleicht seine Bünde verhunzt hat ankommt und mir dafür die Schuld in die Schuhe schieben will. :-)
Ich bin übrigens auch sehr vorsichtig, sachte, sorgfältig und behutsam an die ganze Sache rangegangen.

Zuerst habe ich den Hals mit Hilfe des Stahlstabes möglichst gerade eingestellt. Nachdem ich die Saiten runter hatte bin ich mit der Abrichtfeile (so nenne ich die einfach mal) vorsichtig und fast ohne Druck in Längsrichtung (vom Korpus in Richtung Kopfplatte) über die Bünde gegangen und habe ständig nachgesehen, was sich dabei tut. Man sieht schon sehr schnell, daß die Feile nur an bestimmten Stellen Material wegnimmt und andere Stellen quasi ignoriert - so man denn möglichst gleichmäßig feilt und nicht zu viel Druck ausübt; die Länge der Feile (ca. 20 cm) hilft dabei natürlich noch, denn die anderen Bünde verhindern ja nun durch ihre eigene Höhe das "Runterfeilen" eines einzelnen Bundes.

An den Stellen, bei denen die Feile mehr Material abgetragen hatte wurden die Bünde natürlich auf der Oberseite flach. Das will später niemand und zum Glück ist in der Feile, die ich von Jürgen habe in der Längsseite so etwas wie eine Bundfeile (zum Verrunden der Bundstäbchen) eingelassen. Bei 3 Bunden konnte ich mir dadurch die Arbeit sehr erleichtern, indem ich damit die Bünde schonmal grob verrunden konnte und das nicht von Hand machen mußte. Hier müßte aber ganz eindeutig der Hinweis hin, daß man sich, so man seine Bünde abrichten möchte, unbedingt auch eine Bundfeile besorgen und am besten auch nach geeigneten Maßnahmen zum Schutz seines Griffbretts ergreifen sollte. Rockinger hat da z.B. so kleine Metallplättchen mit nem Schlitz für den Bund, damit sollte es schwerer fallen beim Bundfeilen (also in Bundrichtung) das Griffbrett zu beschädigen. das ist mir natürlich prompt an einer Stelle passiert, da habe ich mir einen Kratzer in eines der Inlays gezogen, das ergab dann etwas zusätzliche Polierarbeit, glücklicherweise lassen sich Zelluloidinlays aber gut polieren. :-)

Nachdem ich also die Bünde insgesamt nivelliert hatte, ging es an die eigentliche Arbeit, bei mir war das ausschließlich Handarbeit, sprich Muskeltraining. :-)

Zuerst habe ich das Griffbrett gesäubert, das ging sehr schnell, ich habe nämlich nicht viel Material abtragen müssen.

Dann griff ich zu Micro-Mesh (Schmirgelleinen) in folgenden Körnungen: 1500, 3600 und 6000.

Mit der 1500er Körnung habe ich die Bünde so lange bearbeitet, bis sämtliche Spuren der Feile (die schon ganz ordentliche Kratzer hinterläßt) beseitig waren. Danach waren die Bünde seidenmatt und hatten wieder eine schöne runde Oberfläche. Dieser Arbeitsschritt hat am längsten gedauert, ich denke, das war ne gute Stunde bis ich diesen Schritt abgeschlossen hatte. Dafür waren die Bünde nun aber sehr gleichmäßig und alle Feilspuren waren verschwunden und auch die "Lagerfeuer-Dellen" waren Geschichte.

Danach kam die 3600er Körnung dran und damit habe ich die Bünde poliert bis das Seidenmatte gänzlich verschwunden war, sprich: Hochglanz war angesagt.

Mit der 6000er Körnung habe ich dann schließlich die schon hochglänzende und spiegelglatte Oberfläche noch ein kleines bischen glatter gemacht, der Unterschied zur Vorstufe ist eher gering, macht sich aber sich im Endergebnis doch bezahlt.

Anschließend habe ich das letzte bischen Feinstaub mit einem leicht angefeuchtetem Schwamm entfernt und so das Griffbrett gründlich gereinigt, um es dann abschließend noch leicht einzuölen.

So sieht das Ergebnis aus:



Das Foto täuscht etwas, die Bünde sind wirklich spiegelglatt aber durch das Öl und den Blitz gibt es hier kleine Reflexionen.

Die Gitarre spielt sich nun wunderbar, es flutscht an allen Stellen, die Saitenlage könnte ich niedriger als vorher einstellen, es gibt nun auch an den Stellen, an die ich nicht drankomme ;-) keine Probleme mehr und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis; war zwar ne Menge Arbeit (insgesamt so ca. gute 3 Stunden) aber für mich hat es sich gelohnt, ich wollte es aber auch einfach mal probieren. :-)

Die Bünde sind nun natürlich ein bischen niedriger, das liegt nunmal in der Natur der Sache, aber sie sind noch hoch genug. An eine Neubundierung würde ich mich aber trotzdem noch nicht herantrauen.

Viele Grüße

Jochen

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo,
ein kleiner Tipp von mir zur Ergänzung: Um so wenig wie möglich und so viel wie nötig vom Bundmaterial abzutragen, färbe ich die Bünde vor dem Abschleifen mit einem Filzstift/Folienstift ein. Beim Schleifen sehe ich dann genau, welcher Bund noch zu flach im Verhältnis zu den anderen ist; dann muss man noch einmal rübergehen. Das mache ich mit einem länglichen Holzklotz, den ich mit Sandpapier bespanne.
Gruß los paul

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Mojn Manuel,

: An eine Neubundierung würde ich mich aber trotzdem noch nicht herantrauen.

Trau Dich ruhig. So wie oben beschrieben hast Du den schwierigen Teil einer Neubundierung eigentlich schon erledigt. Prima Job Jochen.


Widerspruch, Euer Ehren. Um die Bünde aus dem Holz zu hebeln, ohne das Griffbrett zu ruinieren, um die neuen dann vernünftig reinzukriegen und um sie schließlich an der Griffbrettkante richtig abzurichten, bedarf es entweder der Unterweisung durch einen Gitarrenbauer oder der Erfahrung mehrerer versauter Griffbretter. Ich weiß wovon ich rede, ich habe bisher nur eins versaut und es danach gelassen. Wenn der Hals dann auch noch verleimt und das Griffbrett gebindet ist, steigen die Schwierigkeiten exponential.
Die Lieblings-Vintage-Gibson würde ich also doch zum Gitarrenbauer bringen.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Mojn Jochen,

Glückwunsch zur schönen Arbeit und zum schönen Bericht. Wobei der Feinschliff eigentlich überflüssig ist - oder sagen wir mal so, für eine faule Sau wie mich wäre er es, wenn beim Spielen nichts kratzt. Denn durchs Bespielen polieren sich die Bünde von selber.
Aber es gehört natürlich zum Stolz über die gelungen Arbeit, wenn alles schön spiegelt und glänzt.

Zur Idee die '57er Paula selber neu zu bundieren, s. mein Post an Manuel.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Ich weiß wovon ich rede

Ich auch. Und ich kenn Jochen, weiss dass er sorgfältig arbeitet und sehe das Resultat seines Abrichtens. Dieser Hinweis sollte kein Persilschein für jeden Freizeitbastler sein sondern eine Ermunterung an Jochen sich zu getrauen. Vielleicht nicht gerade an 1936'er ES400 oder so, aber das weiss der Junge auch ohne uns.

Ebenfalls Gruss

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo Roli,

vielen Dank erstmal.

"Nur eine kleine Anmerkung:

Unbedingt die PU's abkleben! Wenn sich der Schleifstaub darin verfängt, ist das nicht wirklich gut...
"

Ja, das ist ein wichtiger Hinweis, der auch unbedingt erwähnt werden sollte. Wenn ich mit Stahlwolle gearbeitet habe, dann ist das auch das erste, was ich mache. Hier habe ich aber nur wirklich sehr wenig Material abgetragen und das Micro-Mesh saut auch nicht so rum. Zudem bleiben die meisten Partikel im Schmirgelleinen und das kann man zwischendurch auswaschen. Nach dem Feilen (nur wenig Dreck) habe ich hier ja jeden Bund einzeln bearbeitet und ich habe mir die Abkleberei gespart. Sollte man aber machen, so geht man auf Nummer Sicher.

Viele Grüße

Jochen

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo,

"ein kleiner Tipp von mir zur Ergänzung: Um so wenig wie möglich und so viel wie nötig vom Bundmaterial abzutragen, färbe ich die Bünde vor dem Abschleifen mit einem Filzstift/Folienstift ein. Beim Schleifen sehe ich dann genau, welcher Bund noch zu flach im Verhältnis zu den anderen ist; dann muss man noch einmal rübergehen. Das mache ich mit einem länglichen Holzklotz, den ich mit Sandpapier bespanne."

das klingt interessant, war bei mir aber nicht nötig, da ich nicht an allen Stellen Material abtragen mußte.

Viele Grüße

Jochen

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo Mathias,

"Widerspruch, Euer Ehren. Um die Bünde aus dem Holz zu hebeln, ohne das Griffbrett zu ruinieren, um die neuen dann vernünftig reinzukriegen und um sie schließlich an der Griffbrettkante richtig abzurichten, bedarf es entweder der Unterweisung durch einen Gitarrenbauer oder der Erfahrung mehrerer versauter Griffbretter. Ich weiß wovon ich rede, ich habe bisher nur eins versaut und es danach gelassen. Wenn der Hals dann auch noch verleimt und das Griffbrett gebindet ist, steigen die Schwierigkeiten exponential."

ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mir das zutrauen soll. Allerdings spricht ne ganze Menge dafür es zu versuchen: das Griffbrett ist soooo dick, daß ich ein wenig "Spiel" bei Problemen hätte. Zudem gibt es kein Binding und dann ist der Hals bei Pearly sogar geschraubt, übrigens sehr geschickt gemacht.

Mal sehen, momentan tendiere ich aber noch zum Gitarrenbauer, denn ich möchte sie eigentlich so richtig geil haben und nicht nur ordentlich.

Viele Grüße

Jochen

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo Mathias,

"Glückwunsch zur schönen Arbeit und zum schönen Bericht."

1000 Dank.

"Wobei der Feinschliff eigentlich überflüssig ist - oder sagen wir mal so, für eine faule Sau wie mich wäre er es, wenn beim Spielen nichts kratzt. Denn durchs Bespielen polieren sich die Bünde von selber."

ja schon, aber es wird durch's Spielen nicht so gut wie wenn ich sie poliere und bei meinen Gitarren bin ich in dieser Hinsicht vielleicht ein kleines bischen penibel. Macken im Holz stören mich nicht so sonderlich, das passiert halt, aber wenn z.B. auf dem Griffbrett Schmodder ist, das kann ich überhaupt nicht ab, deshalb wird jede Gitarre, die zu mir kommt erstmal gründlich gereinigt und ich versuche sie für mich so gut bespielbar wie möglich zu machen und dazu gehört auch das Polieren der Bünde. Kann man prima Nachts beim Fernsehen machen.

Viele Grüße

Jochen
zu der Neubundierung habe ich Dir in dem anderen Posting geantwortet

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo Jochen,
eien Frage habe ich noch.
Die Feile hat keinen Radius, oder?
Ich habe nämlich hier auch eine Anleitung gefunden, in der mit einer normalen Schlichtfeile gearbeitet wird.
Auf die gleichmäßige Feilung in der Breite des Griffbrettes muß man also schon schön selber aufpassen, oder?
Gruß,
woody

Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo Woody,

Zum die Bünde auf die gleiche Ebene zu bekommen, brauchst Du keine Feile mit Radius.
Jedoch würd ich Dir raten eine geschlagene Feile zu benutzen.
Die sind im gegensatz zu den gefrästen Feilen nicht so scharf, und haben in der Regel eine leichte konvexe und konkave Form.
Wenn Du feilst, dann würd ich dir Raten die leicht konvexe Seite zu benutzen.
Wie man jedoch um eine Bundfeile drumrum kommen kann, das kann ich Dir leider nicht sagen. Ehrlichgesagt versteh ich die auch die Erklärung auf dieser Seite, diesbezüglich nicht.

Schönen Gruß
Wonder


Re: (D.I.Y.) Bünde abrichten

Hallo Woody,

"eien Frage habe ich noch.
Die Feile hat keinen Radius, oder?
"

Nein, ganz richtig, hat sie nicht. Sie sieht so aus:



"Auf die gleichmäßige Feilung in der Breite des Griffbrettes muß man also schon schön selber aufpassen, oder?"

Genau, da muß man schon aufpassen und sorgfältig drauf achten und vorsichtig arbeiten.

Viele Grüße

Jochen