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(Technik) Über das Einschwingen einer Gitarre

Guten Abend, ihr Lieben,

nun endlich ist es an der Zeit, euch über etwas zu berichten, was sich im Sommer ereignet hat. Ich deutete es damals bereits zart an.

Meine Hamer wurde von Emil eingeschwungen. Oder entdämpft. Von Spannungen befreit, die das freie Schwingen behindern. Wie auch immer man es nennen will. Es ist etwas Technisches, nichts Esoterisches. Wer hier im Archiv sucht, wird reichlich Beiträge dazu finden, so daß ich mir die grundsätzlichen Erläuterungen spare. Hier kommt mein Senf dazu.


Emil automatisiert ja sozusagen den Vorgang des "Einspielens" eines Instruments, der sich sonst über Jahre hinwegzieht, und erreicht dabei in wenigen Tagen eine Effizienz, für die es bei "normalem" Spiel wohl Jahrzehnte braucht. Er gibt dabei eine definierte Menge an phyikalischer Schwingungsenergie in das Instrument und mißt die Stärke der dabei entstehenden Schwingungen. Und das mit verschiedenen Frequenzen.
Es ist klar, daß die Ausgangsenergie niemals die Eingangsenergie übersteigen kann, sonst wäre es ja ein Perpetuum Mobile und kein Musikinstrument. :-) Das Delta zwischen beiden Größen ist die Dämpfung des Instruments. Im Laufe des Prozesses wird die aus einer bestimmten Menge Eingangsenergie resultierende Ausgangsenergie größer, die Dämpfung nimmt also ab. Sie wird niemals 0, klar.
Diese Dämpfung ist nun je nach Instrument bei jeder Frequenz unterschiedlich. Nun kümmert Emil sich besonders um die Frequenzbereiche mit hoher Dämpfung, weshalb unter anderem diese Arbeit soviel Aufwand macht.
Am Ende der Behandlung ist die Dämpfung über das gesamte Frequenzspektrum des Instruments im Rahmen des Machbaren überall ungefähr gleich niedrig.

Bei mir war es in einem Fall so, daß eine Frequenz nur 56% einer anderen Frequenz hatte, um soviel war der eine Ton also leiser als der andere. Und man nimmt das so hin, spielt einfach, die Gitarre "ist halt so", und man denkt gar nicht darüber nach, daß dieser Zustand sich ändern läßt.


Ich habe mir jetzt sehr viel Zeit gelassen herauszufinden, was das nun in der Praxis mit der Gitarre macht. Wenn ich das Ergebnis in nur einem Satz zusammenfassen müßte, wäre der: Die Gitarre wird ausgeglichener, ehrlicher, spielt sich besser.

Vorher war es so, daß bestimmte Tonlagen nicht so gut von der Hand gingen, der Ton war früher weg, als wenn ich die Melodie drei Töne höher oder tiefer gespielt habe. Das Stichwort "Dead Spots" kommt hier ins Spiel, wobei ich nicht die Dead Spots meine, die durch mangelhafte Abrichtung der Bünde oder falsche Einstellung der Saitenlage entstehen können.

Jetzt klingen alle Töne der Gitarre gleich laut. Es ist eine Wonne. Beispiel: in manchen Stücken lasse ich an einer bestimmten Stelle schonmal gern den gespielten Ton ins Feedback übergehen. Dazu mußte ich mich vorher immer im Proberaum an eine ganz bestimmte Stelle positionieren, nahe am Amp und mit einem bestimmten Winkel dazu. Und das auch noch abhängig von der Tonhöhe unterschiedlich. War harte Arbeit. :-) Nach der Emilisierung kann ich - bei absolut unveränderter Einstellung des Amps - die Töne beliebig ins Feedback kippen lassen, wenn ich will, und völlig egal, wo und wie ich im Proberaum stehe.

Das "Quietschen" (Andi nennt es Pinch Harmonics, wie wir am vergangenen Wochenende gelernt haben, jedenfalls dieses gezielte Erzeugen von Obertönen, wie man es von Billy Gibbons und auch Eddie Van Halen kennt) geht jetzt viel leichter und überall am Griffbrett.

Auch unverstärkt gespielt klingt die Gitarre runder und die Töne bleiben einfach länger stehen. Ich bin wirklich sehr angetan von dieser Veränderung, zumal die Gitarre ihren Charakter nicht im Geringsten eingebüßt hat. Sie ist - naja - halt "freier" geworden.

Andererseits werden Spielfehler aber auch nicht mehr so leicht kaschiert. Wenn ich versehentlich beim Anschlag ein paar Obertöne zu viel erzeugt habe, hört man die. Das Instrument wird also auch ehrlicher, wobei wir alle wissen, daß Ehrlichkeit auch mal unangenehm sein kann. Hier führt es dazu, daß man automatisch beginnt, auf saubereres Spiel zu achten.


Würde ich es nochmal machen? Ja, unbedingt. Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall. Danke, Emil!


Keep rockin'
Friedlieb

Re: (Technik) Über das Einschwingen einer Gitarre

Hallo Friedlieb,
danke für den ausführlichen Bericht.
Burghard hat mir in Duisburg ähnliches berichtet. Er hat seine Gitarre ja auch bei Emil einschwingen lassen.
Es wird ja über solche Maßnahmen recht kontrovers diskutiert. Eigenartigerweise haben die "Einschwinggegner" nie ein Instrument einschwingen lassen. Die Argumentation geht dann dahin, das sie sagen: Jemand, der ein Instrument einschwingen lässt, muß ja sagen, das es etwas gebracht hat, sonst müßte er ja zugeben, viel Geld in den Sand gesetzt zu haben.
Auf der anderen Seite könnten sie ja auch einfach nicht drüber reden und gut ist es.
Aber du schreibst, das du es hast machen lassen und beschreibst sehr detailliert deine positiven Erfahrungen damit.Und in deinem Bericht sind keinerlei sakrale Aspekte ( ich glaube, das...), sondern nüchterne Analyse von vorher/nacher zu lesen.
Ich danke dir für den Bericht.

Ich habe ja beim Besuch bei Emil seine Instrumente spielen können und war von der Klangfülle begeistert. Nur fehlte mir natürlich der Vergleich zum nicht eingeschwungenen Instrument.Und sehr gut spielen ließen sie sich auch, obwohl Emil 13er spielt, und ich meine Mädchensaiten gewohnt bin (light top/heavy bottom).

Er bestärkt mich auch in der Auffassung, das ich mit meinem Ohr (Tinnitus) den richtigen Weg gehe. Es wird nur noch etwas dauern, ich kann es ja nicht einfach hinschicken, sondern muß 10 bis 14 Tage da verbringen.Dazu brauche ich erst mal Urlaub.


: Würde ich es nochmal machen? Ja, unbedingt. Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall. Danke, Emil!

Freut mich, das du das so schreiben kannst!

ne schöne Jrooß

Peter

Re: (Technik) Über das Einschwingen einer Gitarre

: Die Argumentation geht dann dahin, das sie sagen: Jemand, der ein Instrument einschwingen lässt, muß ja sagen, das es etwas gebracht hat, sonst müßte er ja zugeben, viel Geld in den Sand gesetzt zu haben.
: Auf der anderen Seite könnten sie ja auch einfach nicht drüber reden und gut ist es.

Hallo Peter,

genauso ist es eben nicht! :-) Stöber mal etwas im Archiv zur ersten Darmstadt-Session, in der Zeit davor. Wir hatten eine sehr konroverse Diskussion diesbezüglich, mit dem Ergebnis, dass Emil eine meiner Gitarren "umsonst" entdämpfte, für umme, fer nix, also kein Geld dafür genommen hat. Er hat dafür auch nix gezahlt, ausser den 3 bis 12 Kaffee, die wir getrunken haben. :-)

Lies die Berichte dazu, davor, danach etc., Ergebnis: erstaunlich!

Mehr sag ich nicht!

Gruß Waufel