Meine erste Begegnung mit G+R (ich habe keine Ahnung, wie man das richtig schreibt) ist mir nur noch in vager Erinnerung. Ich weiß nur noch, dass ich mich fragte, warum so viele Leute sich für diese Band begeistern konnten. Mir gefiel das wenig, besonders Herr Rose machte (und macht) mir G+R schwer erträglich. Deutlich besser gefiel mir ein Teil eines Interviews mit Slash. Der gute Mann erzählte zwar eine Menge dummes Zeug, wirklich beeindruckend fand ich allerdings die von ihm beschriebene Art des Solierens. Slash behauptete nämlich, schon vor dem Spielen einer Note zu wissen, quasi zu hören, wie dieser Ton klingt. So sei es ihm möglich, das zu spielen, was er hören wolle.
Ob der prominente Kollege das wirklich praktiziert, sei dahingestellt. Das Schöne an diesem Rezept ist die Abwesenheit von Begriffen wie Modes, Skalen, Intervallen, Licks, Läufen etc. Hören, spielen, fertig. Den Gedanken spinnen wir gleich weiter, erst mal ein Exkurs in Sachen Jazz.
Jazz wird meiner Ansicht nach nicht sehr eingängig vermittelt. Immer gibt es das volle Programm mit exotischen, fingerbrechenden Akkorden und Skalen, die man hier bedenkenlos, woanders aber gar nicht einsetzen kann. Spaß scheint verboten zu sein, die Musik scheint sehr wissenschaftlich produziert zu werden. Diese Form des Musizierens liegt mir wenig, ganz einfach, weil ich zu faul bin, mir alle möglichen Modes, Skalen etc. (siehe Auflistung oben) zu erarbeiten. Will nicht arbeiten, will spielen!
Nehmen wir statt dessen mal das Rezept von Slash zur Hand, werfen eine CD mit Jazzstandards ein, greifen zum Instrument und improvisieren, wie Slash es geraten hat. Keine Licks, keine Skalen, pure Melodien bitte! Und am besten eine Ballade nehmen, schließlich müssen wir ja erst hören, was wir spielen und das geht noch nicht so schnell. Vielleicht kommt aber einfach kein Jazz raus. Vielleicht klingt es auch einfach nur doof, langweilig und einfallslos. Ein Schritt zurück, Instrument in die Ecke, Solo SINGEN wer nicht singen kann, singt eben "im Kopf", Ihr wißt, was ich meine. Denn merke: Was ich nicht singen kann, kann ich nicht SPIELEN. Das gilt auch für die wissenschaftlich gebildeten Skalen-Roboter. Die bringen zwar die Noten aufs Griffbrett, SPIELEN aber nicht. Ein Instrument ist ein Werkzeug. Musik entsteht im Kopf, vom mir aus auch im vielzitierten Bauch oder noch eine Etage tiefer. Aber ausschließlich auf dem Instrument entsteht keine Musik. Provokativ umformuliert: Wer Skalen nudelt, ohne vorher zu wissen, wie es klingt, macht Geräusche und Töne, aber keine Musik.
Wenn die Musik in meinem Kopf doof, langweilig und einfallslos ist, muß ich an meiner Musik im Kopf arbeiten. Keine Skalen lernen, um erst zu hören, was die Finger spielen. An der Musik im Kopf kann ich überall arbeiten, wo ich mich nicht konzentrieren muß, z.B. im Stau, beim Einkaufen, beim Joggen etc.
Vielleicht sollten wir wieder mehr Musik aus dem Kopf oder dem Bauch machen und weniger aus den Fingern. Vielleicht spielen wir dann ja mal wieder aufregende Soli.
knock on wood
Matthias