Re: vibratosystem: was ist denn heutzutage so richtig state of the art?


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Beitrag von burke vom April 10. 2005 um 23:30:18:

Als Antwort zu: vibratosystem: was ist denn heutzutage so richtig state of the art? geschrieben von martin am April 10. 2005 um 18:44:12:

Hallo Martin,

ich spiele die "teurere" Satriani, die JS-1000 von Ibanez.

Das Ding kann ich mit dem Hebel irgendwo aufhängen, eine Woche lang dran wibbeln, ich reiß gern den Hebel in alle Richtungen, Rücksicht ist in der Beziehung ein Fremdwort für mich.

Die Klampfe ist danach immer noch stimmstabil. Einziges Manko: die Verchroumung ist nicht mit meinem Handschweiß kompatibel und es haben sich häßliche Bläschen gebildet, bzw stellenweise sind die Metallteile richtig "rundgelutscht". Kommt aber wohl nur bei der Farbe "CosmoBlack Chrome" vor. Bei den älteren billigeren Ibanez-JS wird ein andere Trem verwendet, dessen Name mir gerade nicht einfällt, das auf mich aber auch keinen besonders guten Eindruck hinterlassen hat. Bei den neuen ist wohl ein anderes System im Einsatz, bei dem man wohl die Ballends bei den Saiten dranlassen kann (ein Fortschritt gegenüber der ewigen Knipserei beim "klassischen" FR-System). Bei meiner Klampfe heißt es "Lo Pro Edge", wie bei Deiner Vai wohl auch. Zudem finde ich nicht, daß der Korpus der JS im Vergleich zu anderen Gitarren besonders dick wäre, aber ich hatte bisher auch nur eine Vai in der Hand (war dann auch keine JEM, sondern ne Universe 7-Saiter, aber die war in der Tat furchtbar schlecht verarbeitet). Meine Fast-NoName-Strat und meine Squier sind kein bisschen dünner als die JS (eher im Gegenteil), jedenfalls wirken sie sogar dicker, weil bei der JS die Ränder "rundgelutscht" sind.

Über die Jahre hab ich mein System etwas getuned: Jetzt sorgt ein HipShot Trem Setter dafür, daß das Tremolosystem nicht "flirrt", trotzt meines recht unkontrolliert harten Anschlags bei Singlenotes und der 1.20mm Picks. Zudem hat mir mein Trommler (seineszeichen Edelstahlschlosser) einen neuen Tremoloblock gebaut.... V2A Edelstahl, größer, schwerer, damit wohl auch träger, so daß weniger Bewegungsenergie beim Anschlag aufgezehrt wird, als bei "wabbeligeren" Systemen. Ich bilde mir ein, der Tone sei durch diese Maßnahme etwas fetter und direkter geworden, but who knows.

Wenns alleine um die Stimmstabilität geht, kann ich das System uneingeschränkt empfehlen. Ich muß bei gleichbleibenden räumlichen Bedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit, keine Transporte) meine Gitarre ca. 1x die Woche stimmen, und selbst da muß ich wenig dran drehen.

Dringende Voraussetzung: das System muß richtig ordentlich eingestellt werden. Es hat viele Details, wo man was machen muß. Eine Menge Schrauben (auch versteckte!), die Messerkanten müssen immer perfekt sein, etc etc. Ich nehme es alle 2-3 Jahre komplett auseinander und reinige jedes Teil. Bei so einer Aktion ist meine Gitarre mehrere Tage hintereinander außer Gefecht gesetzt, weil es eine wirklich aufwendige Geschichte ist...

Die Nachteile die mich jetzt noch ärgern, würde ich als gering einschätzen. Da wäre einmal das Sytem, wie der Hebel festgeklemmt wird... unten an einem Bolzen im Inneren wird durch eine sehr weiche, kurze Maschinenschraube eine Feder festgehalten. Die hat sich immer losgedreht. Ein paar Tropfen Locktite haben das Problem gelöst. Allerdings ist diese Hülse im Inneren mit einer Sechskantmutter mit der Grundplatte verbunden... die dreht sich auch schon mal locker. Um da ranzukommen, muß man die ganze Apparatur auseinandernehmen (unschön!). Aber auch das kriegt man hin. Dann wird der Drehwiderstand des Hebels mittels zweier Kunststoff-Ringe geregelt, die auf dem Hebel sitzen. Das geht eine Woche lang gut (da hält der Hebel seine Posision und bleibt da stehen, wo man will), aber danach sind die so abgelutscht, daß der Hebel nicht mehr hält. Und die Ringe sind unverschämt teuer. Abhilfe: ein Streifen Teflon-Band aus der Sanitärabteilung von OBI o.ä.

Das System hat seine Tücken. Aber im Endeffekt ist es mit das beste, was ich angespielt hab. Ansonsten kenne ich vom Eigengebrauch Kahler, Schaller, günstigere Ibanez-Konstruktionen, andere Kopien... nur Gotho kenn ich nicht. Sehr gut muß wohl auch das "echte" FR-II von Floyd persönlich sein, da alle preiskritischen Teile aus Edelstahl sind... das läßt sich viel schwieriger verarbeiten (mehr Zeit--> mehr Geld), aber das funktioniert dann wenigstens. Die Guß-Ka**e der Systeme auf den Billig-Kopien bewirkt, daß der Scheiß einfach nicht funktioniert, und das handelt der dem Konzept FR-System (wie ich meine zu Unrecht) einen schlechten Ruf ein. Wenn man die "Cavities" in der Ketarre ordentlich fräst, das System gut konzipiert und einstellt und sich auf eine Saitenstärke einigen kann... dann glaube ich nicht mehr daran, daß die Einbußen im Ton besonders gravierend sind, verglichen mit zB einen Vintage-Sytle Vibrato. Höchstens im Handling, da isses schon etwas mehr Gefrickel, bis die Klampfe stimmt und alles gut eingestellt ist (auch nach jedem Saitenwechsel). Aber das kann man erlernen, and it's a challenge. Viel eher versaut oder beflügelt das individuelle Können des Ausführenden den Ton... aber lassen wir das lieber, es gibt zu viele Details, die ich als Musiker einfach nicht höre, die aber bei Kollegen zur Philosophie werden (die passende Röhre, der passende Lack, der passende Koffer, alles beeinflußt den Tone ;-) )

Wenn Du mehr übers Vibrato-System auf meiner JS wissen willst, frag einfach. Ich stehe gerne zur Verfügung :-).

Gruß
burke


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