Re: (Band) Was macht die Sängerin, wenn sie nicht singt?


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Matthias vom Oktober 31. 2002 um 20:42:29:

Als Antwort zu: (Band) Was macht die Sängerin, wenn sie nicht singt? geschrieben von Christoph am Oktober 31. 2002 um 13:22:55:

Liebe Gemeinde!

Jaaaa, lasst mich wieder mal Opposition üben!

Die Idee, einer Sängerin oder einem Sängern irgendein Percussioninstrument oder eine Gitarre in die Hand zu geben, ist meiner Ansicht nach völliger Unsinn.

Auch Percussion ist ein Instrument, genauso wie eine Rhythmusgitarre. Entweder diese Instrumentierung ist nötig oder eben nicht. Das hat aber nichts damit zu tun, ob die Sängerin sonst nichts zu tun hat. Es ist doch absurd, dass z.B. bei einem Pianosolo plötzlich eine Rhythmusgitarre einsetzt, oder? Oder denkt mal an die Cowbell bei den Stones, Honky Tonk Woman (afair), das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des Arrangements und nicht nur so dahingespielt.

Was also tun?

Der erste Punkt ist, dass einfach keiner aus dem Publikum auf die Sängerin schauen sollte. Das klingt jetzt vielleicht blöd, klar, aber warum zum Teufel schaut keiner auf den Solisten? Weil eben genau der nicht genug "performt". Und hier kommen wir nahtlos zum zweiten Punkt, nämlich Performing und ich muß etwas ausholen.

Wir lernen unsere Parts und Licks zuhause im Sitzen und proben im Stehen. Wenn es an den Gig geht, wird gerockt, also sich bewegt. Das geht so nicht. Üben bedeutet, einen Bewegungsablauf mehrfach zu wiederholen. Das beinhaltet aber nicht nur die Finger auf dem Griffbrett, sondern auch die Beine, die Arme oder das Gesicht. Also bitteschön rocken beim Proben. Sogar "performen" im Übungsraum.

Performen üben? Ist das nicht Verrat am Rock´n Roll? Nein, meiner Ansicht nach auf keinen Fall. Und ich gehe noch zwei Schritte weiter. Schritt eins ist die Anordnung der Musiker im Übungsraum. Wir stehen fröhlich im Kreis, mit Blickkontakten läßt sich alles mögliche steuern. Aber auf der Bühne plötzlich nebeneinander, weit weg. Keiner sieht den andern, alles fühlt sich ungewohnt an.

Schritt zwei ist noch heftiger. Üben auf der Bühne, wenigstens nebeneinander auf einer Breite, die der üblichen Bühne entspricht. Und wir lassen jemanden objektiv zuschauen, der uns hinterher sagt, wie wir denn aussehen. Dieser jemand heißt Video.

Wer schon einmal im Theater war, hat bestimmt mal erlebt, dass gute Schauspieler regelrecht "verschwinden" können, wenn gerade ein anderer im Blickpunkt steht. Und sowas können auch Sängerinnen und Instrumentalisten lernen und üben: Entweder ganz "vorne" stehen oder "verschwinden".

Und wenn wir als Musiker das können, dann haben wir das Problem nicht mehr. Und Percussion und Rhythmusinstrumente müssen wir dann nur noch einsetzen, wenn sie musikalisch Sinn machen.

So, Feierabend.

Schönntachnoch

Matthias




verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.