Re: (Band) Disziplin?


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Beitrag von burke vom April 18. 2002 um 19:13:24:

Als Antwort zu: Re: (Band) Disziplin? geschrieben von Herr Holle am April 16. 2002 um 22:57:51:

Hi all,

beinahe hätte ich diesen Thread verpennt. Da gingen mir doch so ein paar Lichtlein auf, als ich Herrn Holles schönen Beitrag gelesen habe... So gründlich (und gründlich isses ;-) )hat sich niemand bei uns die Mühe gemacht, die Quellen der Allerwelts-Band-Problemchen zu analysieren. Mittlerweile sind wir auch ungefähr dort, aber nur, weil wir viel Zeit hatten, da "reinzuwachsen" und sich unser harter Kern immer mehr gefestigt hat, je mehr Krisen wir durchgemacht haben. Und diese Krisen kennt Ihr bestimmt auch alle:

- Vermieter des Raums ist ein Betrüger
- Streit
- der eine zieht zum Studieren weg
- der Ersatzmann ist doch nicht so toll am Instrument, wie man anfangs dachte
- dafür ein prima Kumpel, und man will nicht offen über seine Schwächen reden
- Einbruch, Geraffel gezockt
- plötzlich will einer ganz andere Mucke machen
- oder einer hat Ziele, die dem Rest nicht gefallen, aber alle kuschen.

OK, es wird langsam off Topic. Was ich sagen will, ist daß der "harte Kern" die eigene Band irgendwann "richtig kennt", und das ist keine Selbstverständlichkeit. Mittlerweile können wir echt damit umgehen, daß es

- Spaß und Albernheit
aber auch
- harte Arbeit gibt.

ad 1.: Wir arbeiten einen Break aus, und (meist von mir ;-) ) ertönt nach einem Double-Bass-Gewitter ein Country-double-bending-theme (danke Boogie *rofl*) oder ein Helge-Schneider-Texaaaas Lick.... und dann ist gut!

Jeder macht mal seine Scherzeinlage, aber wenn es brennt und man nicht wirklich weiterkommt, ist der Gagfaktor einfach fehl am Platz.

ad 2.: Man kniffelt an einem harten Harmoniewechsel (leider kann hier keiner Jazz) mit abenteuerlichen Rhythmen drunter, der Drummer pfeffert die Sticks aus Wut in die Ecke, weils nicht klappt, ein Gitarrist vergriffelt sich zum 20. Mal an der selben Stelle, der Basser ist auf einmal in einem anderen Song,.....

Hier hilft (mir) nur: Stift her, Papier, malen, Eselsbrücken, Tips bei den anderen holen (wie zählst Du das???), äußerste Konzentration, und es funktioniert. Wenn in so einem Moment jemand Spökes machen würde, der bekäme einen kollektiven Anschnautz von der gesamten Band. Und jeder weiß das. Und hält sich an die Ruhe.

Klar, bis wir so weit waren, gab es öfter Krisensitzungen (Thema: wieso kommen wir nicht weiter?), Vorschläge, Gegenvorschläge.... An diesem Punkt sehe ich Herrn Holles Regeln, die genau den Punkt treffen. Auch die "Auslegung" und die "Anwendung" scheinen das Optimum zu sein. So eliminierten wir z.B. das in-einer-Pause-Fiddel-Problem:
Wir haben das Glück, daß unser (von 2 Bands genutzte) Proberaum sehr "länglich" ist. Das Instrumentarium, Amp- und Drum- Geraffel steht in einem "Sektor", das "Control Panel" (PA, Mischer, FXs) in einer anderen Ecke, und weit weg ist der Gammel-Bereich mit Couch und Tisch etc... Alles außer Kabelreichweite. Wenns nicht weiter geht, bedeutet Pause auch wirklich Pause. Niemand schafft es, sich mit Instrument bis zu den Sesseln vorzukämpfen, davor liegen einfach zu viele leere Gitarrenständer... Es ist sehr angenehm, den Ohren nach ca. 2 Stunden eine Ruhepause zu gönnen, bevor die 2. Probehälfte anbricht. Oder man hört sich leise ein Stück von CD an....

Derzeit proben wir 2 mal die Woche à 4 Stunden, in letzter Zeit nur mit einer kleinen Pause von ca. 15-20 Minuten. Das schlaucht, aber jeder muß mitkommen. Dafür wird man belohnt, wir schreiben ca. alle 4 Proben einen neuen Song, oder verwerfen Schrott-Ideen, nehmen auf, was auch immer. Und wir haben den Vergleich vor Augen: Daddel-Phase und die korrespondierenden "Erfolge" versus jetztiger Ist-Zustand mit dem zugehörigen "Geil-Gefühl". Und wenn es nur eine Phase ist (übrigens nach einer Krise, unser "1. Sänger" ist ausgestiegen, war letztendlich eine Erleichterung), ist das Gefühl da, daß das Spielen in einer Band einfach der Hammer ist. Und das war nicht immer so. Jeder stand bei uns mal kurz davor, das Handtuch zu werfen.

Soo, ich wollte nicht den Eindruck erwecken, als seien wir eine "Super-Band", denn musikalisch sind wir alle in der Hobby-Liga. Außerdem klingt das alles "spießiger", als es ist, der Spaß geht auch bei uns vor. Wir jammen auch ne Menge, auch wenn das Posting einen anderen Eindruck hinterläßt. Ich wollte lediglich darstellen, wie das "Regelwerk" des Herrn Holle auch in die Praxis umgesetzt werden kann; nur, daß wir nicht so gezielt nach den Ursachen für unsere frühere Unzufriedenheit geforscht haben, es aber genau darauf hinausläuft.

Mein Gott, habe ich viel geschwafelt, wer das liest, denkt, ich sei krank im Kopf (hoffentlich niemand aus meiner Band dabei ;o) ).

Ich bedanke mich für Eure wertvolle Zeit und tauche wieder ab,

Burke
(der sich gut fühlt, trotz Ibanez ;-) )


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