Re: (Effekte) nur (mal wieder) Netzteile


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Beitrag von Friedlieb vom März 31. 2002 um 21:11:42:

Als Antwort zu: Re: (Effekte) nur (mal wieder) Netzteile geschrieben von Hanky Panky am März 31. 2002 um 20:05:20:

Hi Alex,

na dann will ich mal wieder auf mein profundes Halbwissen zurückgreifen. Kurze Version: siehe Ende des Postings.

: haben AC-Wandler von 220 auf 110V (also für Ami-Amp in DDR-Steckdose) irgendwelche Auswirkungen auf den Klang der Röhren bzw deren Verzerrung?

Vielleicht. Eher nein.

: Ganz konkret mein ich hierbei, ob sich die Anschaffung eines Trafos anstelle des jetzt verwendeten Wandlers (stinknormales Tischgerät, eigentlich für Schreibmaschinen oder Fön gedacht) irgendwie auswirken würde.

Was soll denn im Wandler groß drin sein? Da wird auch ein Trafo drin sein, plus ein Überlastungsschutz.

Ich hab das nicht selbst ausprobiert, ist also nur meine durch Nachdenken gewonnene Theorie:

Der Amp merkt ja nicht, wie die 110 Volt entstanden sind. Er kriegt seine 110 Volt und ist zufrieden. Trotzdem können zwei Dinge sich auswirken:

Erstens die Qualität des Wechselspannungssignals. Idealerweise ist das ein Sinus, aus manchen Steckdosen kommt aber je nach Tageszeit eben kein reiner Sinus raus. Auch USVs oder Notstromaggregate liefern schonmal eine Wellenform, die man vielleicht mit "hat mal neben nem Sinus geschlafen" oder so bezeichnen könnte, Rechteck, Dreieck und solche verformten Dinger gibts da. Problematisch sind da vor allem hochfrequentigere Störsignale. Eine mangelhafte Qualität der Wechselspannungs-Wellenform kann zu Störgeräuschen führen, Brummen, Sirren usw.

Zweitens die Belastbarkeit der Spannungsquelle. Hinter einer Steckdose hängt normalerweise die geballte Power von ein paar Millionen Watt, die das E-Werk im Zweifelsfall zur Verfügung stellen kann. Gäbe es keine Sicherungen im Haus, könnte man da schon ganz ordentliche Lichtbogen mit machen - da ist also die Belastbarkeit durchaus gegeben. Anders bei USVs, Trenntrafos oder irgendwelchen elektronischen Wandlern. Da könnte die Spannungsversorgung schon in die Knie gehn. Dieses in-die-Knie-gehn, also das kurzzeitige (undwennichsagekurzdannmeineichkurz) Einbrechen der Spannungsversorgung, ist ein klangbildendes Merkmal von Röhrenamps. Bei den klassischen Röhrenamp-Schaltungen kommt es nämlich bei starker Belastung in der Anstiegsphase der Nutzfrequenz-Welle zu einem sehr hohen Strombedarf, der dazu führt, daß der Netztrafo sozusagen zusammenbricht und nicht soviel Energie liefern kann, wie die Schaltung eigentlich brauchen würde. Unter anderem deshalb komprimieren Röhrenamps. Dieser inzwischen gewollte Zusammenbruch ist also auch ein Teil des Klang-Puzzles. Beim Dual Rectifier ist übrigens die Spannungsversorgung so aufgebaut, daß dieser Effekt nicht auftreten kann, und wie man hören kann, klingt auch ein Dual Rectifier a bisserl anders.
Wenn jetzt zusätzlich zu dem beschriebenen Effekt Deine im Moment benutzte Spannungsversorgung auch noch bei Leistungsspitzen zum Zusammenbrechen neigt, dann kann die Verwendung einer Spannungsversorgung, die diese Neigung nicht hat, sehr wohl eine Auswirkung auf den Klang haben.

Kurze Version: probiers halt aus...

Keep rockin'
Friedlieb


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