(Philosophie) Glücklicher Gehörschutz-Bericht
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Beitrag von Friedlieb vom April 24. 2001 um 22:43:42:
Ja, was soll ich sagen? Es war eine sehr sehr geile Probe eben.
Erstmal hatte ich mal wieder meine Tele mit, und die klingt von mal zu mal besser, so als wollte sie meine neu aufgeflammte Liebe zu ihr heftig erwidern.
Und dann - zwei Sachen muß ich vorweg sagen.
Erstens war ich vor zwei Wochen oder so beim Akustiker meines Vertrauens und hab mir von dem Silikon in die Ohren spritzen lassen, auf daß man mir einen angepassten Gehörschutz fertigen möge. Der Gehörschutz (Elacin mit ER15 Filtern) ist letzten Freitag angekommen und paßt "wie angegossen" (logisch, isser ja auch).
Bei der Gelegenheit hab ich dann einen Hörtest gemacht mit einem für mich erschreckenden Ergebnis:

Das ist zwar von "fast taub" noch ganz schön weit weg, aber der Einbruch bei 6 kHz - da sind die Obertöne einer verzerrten Gitarre - ist doch deutlich zu sehen. Demnächst begrüße ich die PA-Leute dann statt "hi, wiegehtznso?" mit "gib mir bitte +15 dB mehr bei 6 kHz auf den Monitor". Merken tu ich das nicht, mein Gehirn kompensiert es wohl auch, und der Akustiker meinte auch, das wär nicht schlimm, aber es ist eindeutig ein durch zu lauten Musikgenuß angerichteter Gehörschaden, das hab ich jetzt schwarz auf weiß. Mein Tinnitus, den ich seit der Session im Januar habe, liegt bei etwa 12 kHz, also das doppelte meiner Hör-Macke.
Zweitens habe ich in den letzten Wochen (auch inspiriert durch die Januar-Session, wo auf der Bühne fast jeder außer mir zumindest die Refrains mitgröhlen konnte) angefangen, ein bißchen mit zu singen, an einigen Stellen halt. Allerdings - wie ich jetzt genau weiß, weil ich mich selbst nicht richtig gehört habe und daher unsicher bezüglich der richtigen Tonhöhe war - war dieser Gesang ängstlich, leise und zurückhaltend. Klar, bin ja diesbezüglich Anfänger, obwohl ich zuhause gern singe und das auch im Prinzip kann, hab ich noch nie in ner Band mitgesungen.
Und dann war also heute die erste Probe mit Gehörschutz. Absolut lineare Pegelreduzierung; die meßtechnisch vorhandenen Abweichungen von der Linearität waren für mich jedenfalls nicht wahrnehmbar. Überhaupt kein Vergleich zu den billigen Stöpseln, über die ich im Februar so schrecklich frustriert war. Halt als ob jemand leiser dreht,
Es fehlt ein bißchen der Druck, klingt teilweise lasch, weil das Hirn halt härtere Lautstärken gewohnt ist, aber das war bereits nach ein paar Minuten vernachlässigbar. Ich hab jedenfalls ganz normal proben können und alle Instrumente gleich gut gehört. Und der Nutzeffekt des Gehörschutzes ist auch da, jedenfalls klingeln meine Ohren jetzt nicht so wie sonst nach jeder Probe, es ist nur der schwache Hintergrund-Tinnitus da, den ich inzwischen aber kaum noch wahrnehme.
Aber das Tollste: Ich konnte mich beim Singen plötzlich total gut selbst hören. Eigentlich klar, denn der Körperschall wird ja nicht gedämpft. So konnte ich im vollen Bewußtsein, die richtige Tonhöhe zu treffen, völlig unverkrampft mitsingen und das war to-des-geil! Meinen Kumpels fiel das auch auch, sie meinten, der Gesang wär klasse gewesen. Und das ist ein Nebeneffekt, eine angenehme Überraschung, mit der ich gar nicht gerechnet hatte, obwohl Matthias (oder ullli) schonmal darüber berichtet hat, wie ich mich jetzt zu erinnern glaube. Sehr sehr geil.
Fazit: Selten haben sich 350 Mark (die mir weiß Gott weh tun) so sehr gelohnt wie in diesem Fall.
Amen.
Keep rockin' Friedlieb
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