(Amps) Röhrentest


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Beitrag von Rick_plays_the_blues vom Juni 10. 2006 um 17:54:43:

Hallo allerseits!

Ich hab meinen Fender Concert Reverb einem umfangreichen Röhrentest unterzogen - Fokus war hauptsächlich auf die Vorstufenröhren V1-V3.
Hier kurz die Röhrenbelegung:
V1a: gemeinsame Eingangsstufe
V1b: vervollständigt den Cleankanal hinter Klangregelung und Volume -
klassisches Fender-Layout
V2: nach V1a und Gainregler sind beide Hälften hintereinander im Zerrkanal
angeordnet
V3a: als dritte Stufe im Zerrkanal - noch vor Klangregelung un Mastervolume
V3b: verschaltet wie ein Split-Load-Phasendreher - eine Phase geht zum
FX-Weg, die andere Richtung Endstufe
V4: Phaseinverter
V5: Reverb-Makeup
V6: Trem-Schwingkreis
V7: Reverb-Send
V8: FX-Weg
V9+V11: Endstufe

Meine (!! kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit) Eindrücke von den getesteten Röhren:

JJ ECC83S V1(TT): als V2 und V3 unschlagbar gut! Warmer, fetter und trotzdem transparenter Sound im Zerrkanal. Als V3 bewirkt die Röhre auch ein zusätzliches röhriges Anwärmen des Cleankanals. Als V1 aber zu mittig und etwas zu undynamisch im Cleansound.

GT 12AX7: aus chinesischer Produktion. Die Originalbestückung. Als V1 warmer, weicher, dynamischer und transparenter Sound. Sehr gute Wahl. Als V2 aber zu höhenreich - gut für modernen Rock aber nichts für jemanden der vom Rock und Blues der 60er geprägt ist.

TAD 7025 (RT10): das Innenleben sieht identisch zur China-GT12AX7 aus. Der Sound läßt die gleiche Vermutung zu ..... als V1 beinahe identisch, nur leider fühlbar undynamischer - wirkt im Vergleich lustlos und unbeteiligt ..... vielleicht ganz ok für ständiges Rhythmus-Geschrammel, aber nichts für Solos im Cleankanal. Als V2 besser als die GT weil weicher und weniger spitz - aber irgendwie ein bisschen indirekt .....

TT 12AX7 V1: und nochmal die identische Konstruktion ..... schon interessant, offenbar dreimal die gleiche Röhre, nur mit unterschiedlichen Labels und unterschiedlich selektiert. Die TT-Variante übertrifft die GT noch in der Dynamik (die TAD sowieso) und liefert auch noch einen Extrakick in den Höhen. Allerdings wirkt sie im Vergleich auch etwas plärrig, grob und steril. Nicht schlecht, aber eine etwas feiner Auflösung bei gleichem Höhenverhalten wäre eines Fenders angebrachter. Als V2 ebefalls zu spitz - ähnlich den GTs

TT 7025: leider keine V1-Selektion angeboten. von drei Röhren war eine deutlich leiser und hat selbst bei niedriger Lautstärke gebrummt. Eine zweite war besser, aber bei hohen Pegeln hat diese auch mehr gebrummt als V1-selektierte Röhren und war leicht mikrophonisch. Eine dritte war aber vergleichbar zu V1-selektierten Röhren.
Diese dritte Röhre klang ähnlich der TT 12AX7, aber war in den Höhen genau im richtigen Maß zahmer - also nicht, daß die 7025 weniger Höhen hätte, aber sie klingt trotzdem runder und feiner als die 12AX7 und hat noch einen Hauch mehr Bässe. Als V2 war sie mir aber trotzdem zu höhenbetont. Es klang hier bei weitem nicht so "modern" wie bei der GT, aber gegen das herzhafte Mittenbrett der JJs ist für diese Position kein Kraut gewachsen.

EH 12AX7: sehr weich, dabei trotzdem gute Dynamik. Im Frequenzverhalten gemessen an den anderen am ehesten als linear einstufbar - man kann diese Röhre daher jederzeit ohne grobe Einbussen einsetzten. Aber die herausstechende eigene Charakteristik fehlt dieser Röhre. Ich finde das gut, weil damit hab ich immer zwei Multi-Purpose 12AX7 parat.

Der Endstufen-Röhren-Contest ging ganz klar an die TAD 6L6WGC-STR.
Sparringpartner waren: JJ 6L6 Red Label, Coke Bottles 6L6GC von TT, SED "winged C" 6L6GC und GT 6L6SV.

Die TADs bestachem mit dem wärmsten, rundesten Klang bei niedrigem Pegel und mit der mit Abstand (!) schönsten Zerre bei hohen Pegeln.

Der Preis für die geringsten Nebengeräusche geht an die JJs (meilenweit vor allen anderen!)

Der Preis für den tiefsten und best-definierten Bassbereich geht (wiederum sehr eindeutig) an die SEDs.

Das wars - vielleicht interessiert sowas ja den einen oder anderen.

LG,
Wolfgang


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