Hallo Mathias & Gemeinde,
: If You drink, don't solder! (ist nicht persönlich gemeint).
Wirklich nicht? :-)
Ich kann das verstehen, aber an der Ecke hat sich einiges getan. Das Thema ist seit 1. Juli abgeschlossen. Dieses Projekt war und ist auch eine große Hilfe für mich, mit dem Thema fertig zu werden. Wobei fertig werden nicht da richtige Wort ist. Fertig war ich ja schon und zwar gewaltig. Jetzt stehe ich wieder am Anfang oder wieder Mittendrin. Sehr schön!
: Aus Deinem Post im Tube-Town-Forum geht hervor, dass es sich um einen D-Style ODS Clone handelt. Und aus Deinem Baubericht, dass Du ihn selber aufgebaut hast - alle Achtung! Für Details wäre die Gemeinde sicher dankbar.
Ich dachte die Bilder sprechen für sich. Naja, dann hole ich mal aus (mal das Ganze in nen Texteditor kopieren...)
Die Idee entstand während meiner Entzugstherapie (klingt blöd, is aber so) in Ansbach. Man hat dort ja viel Zeit um über alles Mögliche nachzudenken um sich auch selbst zu finden. Dazu gehört auch, was man mit sich anfängt um Zufriedenheit zu erlangen. Ok, Gitarre spielen ist klar, aber das habe ich ja vorher schon mehr oder weniger gemacht und wäre keine Veränderung in meinem Leben gewesen. Und Veränderungen sind sehr wichtig für den Erfolg der Therapie.
Musik machen war für mich seit je her immer mit dem Alkoholkonsum verbunden. Auf den Proben, den Gigs, nach den Gigs, Sessions usw. überall war Alkohol im Spiel. Es bestand nun die Möglichkeit mit dem Musizieren aufzuhören, um diese Assoziation aufzubrechen. Dann würde aber wieder etwas fehlen, was nach Kompensation schreit -> Suff. Ich brauchte also eine neue Brücke zur Musik, etwa völlig anderes, wovon ich erstmal nichts verstehe oder nur rudimentär. Am besten etwas, was nur ohne Alkohol zum Erfolg führt.
Ich habe auch schon vor der Therapie immer gerne die YouTube-Videos von Uncle Dough verfolgt. Der baut wundervolle Vintageamps from scratch auf. Ich dachte mir, ok ist keine Raketentechnologie, das müsste ich doch auch hinbekommen. Ich dachte zuerst auch an einen Bausatz, wie den Mad Amp. Ich brauchte etwas, was mich wirklich an meine Grenzen bringt. Ich wollte einen D-Style Amp und ein Bausatz wäre für mich eine Trockenübung gewesen und das Teil wäre danach in meinem Equipmentgrab gelandet. Also warum nicht gleich mit dem Meisterstück anfangen.
Jetzt war es an der Zeit die theoretischen Grundlagen zu schaffen. Bücher kaufen, lesen und verstehen. Wenn nicht verstanden, weiterforschen, lesen, vorhandenen Amp aufschrauben, nachmessen usw.
Danach die Planung. Der Amp ist bei http://www.amgarage.com sehr gut dokumentiert. Schaltpläne, Verdrahtungsplan, Teilelisten. Da fehlt nichts. Ist fast wie ein Bausatz, nur, dass man die Teile selber zusammenstellen muss. Und das ist schon eine Herausforderung. Einiges gibt es nicht bei den einschlägigen Händlern und so muss man substituieren, dh. wieder nachforschen was geht, was kann, was geht gar nicht, und auch einen mal Schuss ins Blaue wagen.
Dann Teile bestellen. Ich habe gleich zu Anfang die teuren Sachen bestellt (Trafos, Chassis). Das baut einen gewissen Druck auf, die Sache auch durchzuziehen. Hätte ich im Nachhinein nicht zwar gebraucht, aber man hat schon mal was da. Danach alle übrigen Bauteile. Bei Musikding und Tube Town habe ich fast alles bekommen. Natürlich musste ich bei beiden 2 x nach bestellen weil doch etwas gefehlt hat, bzw. während dem Bauprozess dem Lötkolben doch näher gekommen ist, als die Beziehung verkraftet…
Danach Boards zuschneiden, bohren, Eyelets reinballern. Das kann man dann in den Bildern verfolgen.
Dann die Boards bestücken. Dabei jedes Bauteil vor dem einlöten mit dem Schaltplan abgleichen und nachmessen. Dann prüfen:
1.Alle Bauteile nachmessen,
2.Prüfen, ob alles an der richtigen Stelle ist
3.Lötstellen inspizieren
4.Kondensatoren auf Richtung prüfen
Vor dem Zusammenbau habe ich das Chassis zu Tube Town geschickt, damit die das Headshell entsprechend bauen und bohren können.
Als das Chassis mit dem Headshell zurück war, habe ich die mechanischen Teile eingebaut (Röhrensockel, Potis, Buchsen, Schalter bis auf Netzschalter, der ist ziemlich fett). Und geprüft, ob irgendwas gegen Masse geht was nicht soll.
Danach nochmal einen Tag Pause. Dann habe ich die Potis und Schalter auf der Frontblende verkabelt (Massebus, Minischalter -> ein Gefummel ohne Ende). Jetzt Mainboard eingebaut und verkabelt, Endstufe aufgebaut und verkabelt. Danach den Ausgangsübertrager eingebaut und das Powerboard darüber angeschlossen. Danach den Netztrafo. Und das war ein Fehler. AÜ und NT hätte ich ganz am Anfang einbauen und verkabeln sollen. Dann wäre die Verkabelung der Endstufe nicht so chaotisch wie sie sich jetzt darstellt.
Dann einen Tag Pause.
Der Samstag kam und ich habe das Teil das erste Mal hochgefahren.
Erst ohne Röhren, ganz langsam am Stelltrafo die Spannung hochfahren. Über die in Serie geschaltete Glühbirne habe ich gesehen, dass kein Kurzschluss vorliegt. Dann auf 240 Volt und geprüft ob alle Spannungen da sind. Bias war nicht da, Gleichrichterboard geprüft, ok, ein Jumper fehlt. Ausgeschaltet, Elkos entladen Jumper gesetzt, wieder an, ok, jetzt ist alles da.
Jetzt die Vorstufenröhren eingesetzt und nochmal die Spannungen geprüft. Alles ok.
Powersoak und Box angeschlossen. Dann die Endstufenröhren eingesetzt, langsam hochgefahren. Und oh Wunder, es brummt. Am Eingang ist aber noch nichts. Nochmal aus, Elkos entladen. Drähte an der Eingangsbuchse und am Grid nachgerichtet und nachgelötet. Dann war Signal da und das ist das was man auf dem Video hört.
Danach habe ich es für den Tag gelassen. Ein Massebrummen war noch da, sowie Oszillationen, wenn man an den Kabeln rumwackelt (natürlich mit einem Plastikessstäbchen vom Cheng Beng).
Ich habe dann am nächsten Tag die Kabel der Hauptplatine zu den Röhren auf ein Mindestmaß eingekürzt und neu verlötet. Danach war die Oszillation weg. Noch das Massebrummen. Nach einer weiteren Stunde schütteln stellte ich fest, dass der 12V. Stromkreislauf für die Relais in sich geschlossen ist und keine Verbindung zur allgemeinen Masse hat. Irgendwo habe ich gelesen, dass man das so machen soll. Das war wohl ein Fehler. Minuspol der Gleichspannung auf Masse gelegt, Ruhe war. Ich dachte zuerst, jetzt isser ganz kaputt, meine Single Coils haben ihn aber dann verraten .
Was jetzt noch ansteht habe ich ja bereits geschrieben.
Ist ziemlich lang geworden und ein Seelenstriptease war auch dabei.
Vielen Dank an alle, die es bis hierhin geschafft haben. Wer noch Fragen zu allen angesprochenen Themen hat, kann das gerne tun. Was den Amp betrifft gerne hier, alles andere bitte in einer privaten Mail.
Herzliche Grüße
Lothy