Hallo Forum,
für alle, die es interessiert hier ein kleines Blah zum Konzert von Jim Campilongo im Jazzhouse in Kopenhagen am Freitag, dem 13.
Erstmal vorweg: Kopenhagen ist eine Reise wert, selbst wenn es arschkalt ist! Eine sehr schöne und lebendige Stadt. Mir fiel besonders eine positive Grundstimmung auf. Man hat tatsächlich das Gefühl, es geht dort allen ganz gut. Was mir auch auffiel: Übergewicht ist in Dänemark offensichtlich weniger ein Thema als anderswo. Ich habe sehr wenig dicke Menschen gesehen. Als wir am Freitag abend vorm Konzert noch bei Burger King waren, (nachdem wir beim großen W nebenan nach 15 min warten abgebrochen haben) glaubte ich, zumindest einen der Gründe gefunden zu haben. Ich habe noch nie so besch.. gegessen, ganz sicher. Ein zweiter Grund ist ganz sicher, dass Essen gehen in Kopenhagen allgemein sehr sehr teuer ist.
Das Jazzhouse in Kopenhagen ist ein recht hoher, gemütlich eingerichteter Keller in den 280 Leute passen. Eine recht große Bühne ist in einer Ecke, davor überall kleine Tische und Stühle. Man kann von überall gut gucken und die Akustik fand ich sehr gut. Der Laden war nur so ca. halb gefüllt.
Jim Campilongo hatte seinen Stammbassisten am Kontrabass dabei und einen noch ziemlich jungen Dänen wohl für die Tour als Drummer angemietet, der seinen Job sehr gut machte. Über das Equipment gibt es nicht viel zu sagen. Der Kontrabass wurde über ein Micro abgenommen und ging außerdem über einen Tonabnehmer in einen schwarzen kleinen Würfel-Combo ohne Bezeichnung, wohl als Monitor. Die Drums hatten ein Overhead, ein Micro für die Snare und eins für die Bassdrum.
Jim Campilongo hatte nur seine alte Tele, einen Strobo-Bodentuner und einen nagelneuen Fender Princeton Reverb RI dabei. Am Princeton hingen noch die Tags. Der kleine Amp wurde über ein Micro abgenommen und war voll aufgedreht. Alles andere machte Campilongo mit den Reglern der Gitarre.
Wie er klang:
einfach so, wie man es sich vorstellt. Er hat alles aus der Tele herausgekitzelt, was man da herauskitzeln kann. Über das Vol.Poti clean bis angezerrt, Wah Sounds übers Tonpoti, behind the nut bendings, chicken-picking, alles in ziemlich beeindruckender Leichtigkeit. Der kann wirklich mit dem Holzprügel umgehen. Wenn er voll aufdrehte, gab es einige Einstreuungen, einiges Gebretzel, das aber nicht wirklich störte.
Alle Tonabnehmerpositionen hat er intensiv genutzt. Der Stegpickup ist über den Princeton natürlich eine ziemliche Peitsche, aber es klang nie zu nervig spitz. Und das, obwohl er oft sehr nah am Steg anschlägt. Oft sogar zwischen Stegpickup und Saitenreitern. Oft stützt er die Anschlagshand mit dem kleinen Finger am unteren Rand des "Aschenbechersteges" ab.
Gespielt wurde drei oder vier ganz neue Stücke, die ich noch nicht kannte und ansonsten alles mögliche aus allen seinen Scheiben. Sehr jazziges, country pur, Balladen, alles sehr abwechslungreich. Als Programm war wohl nur ein grober Anhalt bzw. Faden da. Oft wurde kurz abgesprochen, was als nächstes kommt.
Die Stimmung war relaxed, aber sehr gut. Etwas angepisst war er ein/zweimal über einen Tisch in einer Ecke, wo sich ziemlich laut unterhalten wurde. Insbesonder bei leiseren Stücken war das auch wirklich ziemlich nervig, aber manche Leute merken halt nicht so viel. Die Leute an dem Tisch waren offensichtlich auch nicht wegen des Konzerts da. Das Publikum war sehr gemischt, es waren sozusagen fast alle Generationen da.
So ein cleanes Trio ist sicher nicht jedermanns Sache, aber genau mein Ding. Mich traf das Konzert ins Mark, ich war und bin der Adressat schlechthin für diese Musik. Dementsprechend begeistert bin ich, für mich wars eins der schönsten Konzerte bisher.
Gruß Diet