Liebe Gemeinde!

"Wo bleibt der Bericht?" raunzte mich gestern ein geschätzter Aussensaiter am Telefon an. Jaja, ich schreib ja schon.

Mittlerweile spiele ich ja neben meinem Duo auch noch in einem Trio mit einer Sängerin und einer Pianistin. Irgendwann kam jemand auf die Idee, dieses Trio mit ein paar weiteren Muckern, insbesondere Bass und Schlagzeug zu einer richtigen Band aufzurüsten, ein Gig dafür stand auch schon an. Natürlich sagt ich zu und natürlich vergaß ich das Ganze schnell wieder.

Vor zwei Wochen war es dann aber so weit, die Telefondrähte liefen heiß. Der Schlagzeuger und Organisator des Ganzen telefonierte eine Reihe von Musikern zusammen und es kam zu einer Überraschung: Unsere Pianistin hatte keine Zeit und der neben mir noch eingeplante Gitarrist wollte nicht. Eilig wurde noch ein anderer Keyboarder eingeladen, der sofort auch zusagte aber einfach nicht erschien. Also standen wir dann endlich im Probenraum: Bassist, Schlagzeuger, meinereiner an der Gitarre, Saxofonist und zwei Sängerinnen. Vorher hattten wir noch per Mail eine improvisierte Setlist erstellt, alles Klassiker mit möglichst nicht mehr als fünf Akkorden, nicht zu kompliziert und vom Grundsatz her quasi "frickelfrei".

Diese simplen Songs wurden dann spontan ein wenig bis vollständig umgeworfen. Nach der ersten Probe gingen wir alle breit grinsend nach Hause, bei der zweiten Probe warfen wir alle Arrangements über den Haufen und spielten unsere Setlist wieder völlig anders und hatten jede Menge Spaß und eine dritte Probe gab es nicht mehr, das war der Gig.

Man ahnt es sicher schon - wir sechs kamen fröhlich zum Gig und spielten wieder alles völlig anders als vorher. Every breath you take als Swing, eine Valium-Version von Stand by me mit einem "Yiiiehaw-Teil" (wilder Country, leicht angepunkt) in der Mitte, Save tonight als Reggae und so weiter. Auf der Bühne gab es jede Menge Interaktion und Kommunikation, außer dem Bassisten stand auch keiner länger als ein paar Sekunden still auf der Stelle. Wer nicht mitspielte, war das Publikum. Die wollten nämlich nur Tischmusik und interessierten sich in der Mehrzahl nicht die Bohne für uns. Nur eine Handvoll Leute verteilt über den ganzen Raum hörten zu und schienen Gefallen an dem zu finden, was sie da sahen. Das war uns als Band allerdings völlig egal, wir hatten eine Menge Spaß. Direkt nach dem Gig beschlossen wir dann, dieses wunderbare Projekt zu einer mehr oder weniger festen Band zu machen und Gigs zu suchen und davor maximal dreimal zu proben um gar keine Routine aufkommen zu lassen.

Soviel für´s Erste von meiner neuen Kapelle.

Yiiiehaw!

2T

Herzlichen Glückwunsch, 2T!

Hoffentlich bleibt der Zauber noch lange erhalten.
Ich denke das Gute daran ist, daß sich die Perfektionisten unter den Musikern zurückhalten und nur der Spaß im Vordergrund steht. Wenn die Sache mal "Ernst" wird, sieht das schon wieder anders aus.

Unsere Band ist eigentlich auch so entstanden und uns ist es bisher gelungen, über 5 Jahre keine Routine (jetzt im Sinne von Eingefahrenheit, Gewöhnung) aufkommen zu lassen. Das liegt vielleicht daran, daß wir alle recht tolerant sind und daß wir sehr wenig proben, d.h. eigentlich nur wenn wir neue Stücke ins Programm aufnehmen.
So wird bei uns auf der Bühne auch recht viel gejammt.

:..außer dem Bassisten stand auch keiner länger als ein paar Sekunden still auf der Stelle

:-))) die sind doch alle gleich :-)

Gruß
Dan

: Liebe Gemeinde!

Lieber Matthias,


: "Wo bleibt der Bericht?"

Gut, dass du angeraunzt wurdest; ich habe deinen Bericht gerne gelesen, und diese Stelle ...

Wer nicht mitspielte, war das Publikum ... Das war uns als Band allerdings völlig egal, wir hatten eine Menge Spaß.

... hat mir am besten gefallen. Das finde ich schon hohe Schule, wenn man dazu in der Lage ist, "adressatenfrei" Musik zu machen. Die unintressierten Zuhörer, die ich erlebt habe (und das war eine ganze Menge) haben mich zumeist stark beeinträchtigt. Die paar Male, wo ich mich mit etwas Glück davon unabhängig machen konnte, was mit dem Publikum los ist, war es dann allerdings besonders klasse.

Herzlichen Glückwunsch also zu live-Gefühl & neuer Band,

Michael

Hi Matthias,
wer das nicht schon mal erlebt hat....
Aber so ein Publikum macht, so es denn beim Auftritt dennoch gut läuft oft erst solche Gründungen wie bei Euch jetzt möglich.
Immer nach dem Motto.."hey macht jetzt schon Spaß - wie mag das abgehen wenn die Säcke vor der Bühne mitmachen".
Von daher - viel Spaß... Live ist einfach das beste an der ganzen Muckemacherei.

Grüße
MIKE

Hi 2T!

Nur eine Handvoll Leute verteilt über den ganzen Raum hörten zu und schienen Gefallen an dem zu finden, was sie da sahen.

...klingt nach einem ganz normalen Auftritt ;-)

Spaß beiseite - für die (und euren Spaß) war die Sache es dann wert!


Grüße
Bernd