Ein echter Mann spielt dicke Saiten, pinkelt im stehen und so spielt er auch sein Gitarre. Alles klar ?!
Bis dato waren Lapsteels, diese lustigen Gitarren die man sich flach auf die Knie legt um darauf rumzusliden, auschliesslich eine Angelegenheit für schwule Cowboys. Ausser Chico kannte ich ja auch niemanden der sowas ernsthaft betreibt und den kenn ich ja eigentlich gar nicht richtig.
Soweit so gut. Bei meinem letzten Wohnzimmerkonzert - Sofa als Bühne und Glotze als Publikum sackte ich, die Dobro auf den Knien, immer mehr in mich zusammen bis ich schliesslich mehr lag als sass und folglich die Blechkiste flach aufm Bauch hatte. Irgendwann dass Sliderohr mal testweise von oben über die Saiten gezogen und gestaunt; sieh an, dass geht ja doch.
Auf Ebay taucht ja immer mal wieder sowas auf, meist noname und günstig, aber in solchen Fällen muss es sofort sein. Und somit wären wir beim Thema; Basteln mit Manuel Heute: die Laptsteel.
Ich behaupte mal in einem gutsortierten Gitarrenbastlerhaushalt finden sich auf Anhieb 90% der Zutaten um sich so ein Ding zusammenzukloppen.
In meinem Fall war ich sogar zu faul einen Korpus zu basteln. Im normalfall ist das ein Brett, schöner klingts wenn sich in diesem Brett ein Hohlraum befindet, quasi eine flache lange Kiste.
Ich habe stattdessen, als echter Fiesling, die Kinder-Fender-China-bonzai Gitarre meiner Tochter missbraucht. Schliesslich hab ich das Ding seinerzeit finanziert und wirklich drauf gespielt hat sie eh nie. Alles da; Mechaniken, Steg, Sattel, PU.
![](ftp://ftp.unizh.ch/anatom/mf/guitar.jpg)
Alls erstes die alten Saiten runter und anschliessend mit einem einem satten Schlag von der Seite den alten Sattel raus.
Da die Saiten das Griffbrett eh nie berühren, kommen als nächstes die Bünde raus, wenn man doch mal zu fest drückt schepperts dann nicht. Die Schlitze grob gereinigt und mit schwarzem Holzkitt verspachtelt. Trocknen lassen und das ganze flach abschleifen.
Der neue Sattel war mal die Stegeinlage bei einer alten Nylonstring, viereckig und hoch und sogar aus Knochen. Mit Weissleim eingeleimt und grob in Form gebracht.
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Der Sattel blieb wo er war. Was wir nicht mehr brauchen ist Längenkompensation bei den Saiten. Das heisst, alle Reiter erstmal raufschrauben und alle auf eine Länge einstellen.
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In der Grabelkiste für Saiten befand sich zum Glück noch ein gebrauchter Satz 012-056 Flatwound Jazz Saiten. Da die Minigitarre jedoch eine Mensur von lediglich 47 cm hat ging die 012 Saite zurück in die Kiste und wurde der Satz dafür um eine 070 Bass-Saiter ergänzt. Die 016 Saite wurde später noch durch eine 018 plain ersetzt.
Die anvisierte Stimmung ist in meinem Fall G-H/B-D-g-h/b-d doch dazu später. Das einzige was es wirklich zu beachten gilt ist die einheitlich Saitenlage. Wir spielen ja mit einem Slide und das sollte auch noch in Sattelnähe plan auf den Saiten aufliegen ohne das was scheppert. Die Kante eines Spachtel als Lehre genommen und solange mit Schlüsselfeilen irgendwann lass ich mir mal einen Satz echte Sattelfeilen schenken rumgemacht bis alle Saitenoberseiten in Flucht waren. Beim Steg reicht es das ganze von Auge einzustellen weil sich zwischen Steg und Slide ja im normalfall noch die Zupfhand befindet.
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Die Saitenlage selbst ist einheitlich rund ½ cm hoch, hauptsache die Saiten berühren nicht das Griffbrett. Die Bundmarkierungen konnte ich mir sparen weil der schwarze Holzkit und das helle Holz diese von selbst darstellen. Mit einem schwarzen Filzstift habe ich hier und da ein bisschen nachgeholfen.
Ich bin keine grosser open-Tuning Liebhaber, daher meine Stimmung mit den beiden G-Dreiklängen. Somit hab ich einerseits fertige Dur dreiklänge resp. haufenweise Quinten aber auch einen Anteil Standartstimmung wo ich mich eh auskenne. Muss aber jeder für sich entscheiden. Das Hochstimmen auf G und die dicken Saiten kommen der kurzen Mensur eh zugute.
Und wie klingts? Sehr Hawai und Cowboy. Mit einer cleanen Einstellung gefällts mit am besten aber auch leicht verzerrt kommt gut. Der ultrabillig singlecoil der drauf ist trägt sein quentchen an Quietsch noch bei und die dicken Saiten machen Boden. Die grösste Gefahr ist es, mit dem Slide einfach nur rauf und runterzurutschen weil ja eh alles schon so schön in Stimmung ist. Um was vernünftiges zu spielen ist umdenken angesagt.
Einziger Wermutstropfen war das Slide. Meine selbstgebastelten Rohre waren schon ok, aber ich wollte noch ein richtiges Bluegrass Eisen. Der Händler meines Vertrauens hatte sowas auch vorrätig, nur der Preis hat mich dann doch irritiert. Und wenn das Ding mit dem Fuss gemalt oder mit dem Arsch geblasen ist; 80 DM sind doch eine stolze Summe und ich konnte mir ein kräftiges Scheisse nicht verkneifen.
![](ftp://ftp.unizh.ch/anatom/mf/bar.jpg)
Ok, soviel für heute, Viel Spass und twäng, Manuel