Vor einigen Wochen war ich auf einen Wochenendurlaub in Erfurt. Schöne Stadt.
Als Musiker hab ich natürlich gleich im lokalen Veranstaltungsblättchen ein interessantes Konzert entdeckt: Jürgen Kehr mit seiner Bluesband. Noch nie gehört den Namen (Schande über mich?), aber er wurde als seltenes und gehaltvolles Event angepriesen. Also mußten wir da hin, logo.
Jürgen Kehr stammt aus Erfurt, spielt aber nicht mehr allzu oft dort, da er meist die Hälfte des Jahres in Florida/USA verbringt. Er ist nach meiner Schätzung klar über 60 Jahre alt, war also schon zu DDR-Zeiten viele Jahre im Geschäft und wurde seinerzeit auch mehrmals als "bester Gitarrist der Republik" gewählt. Er spielt wirklich guten Blues bis Bluesrock, in seinem Repertoire sind aber auch mal Rockballaden oder ein Reggae dabei. Seine Lebens- und Musiker-Erfahrung hört man deutlich raus: er weiß was er macht und bringt das überzeugend rüber.
Er hat in einem sehr schönen Lied die Liebe seines Lebens besungen, die ihm schon seit über 40 Jahren treu ist und nie im Stich gelassen hat. Er hatte schon viele andere, aber er kam immer wieder zu ihr zurück. Sie hat eine scharfe Taille, einen superschlanken Hals und auf jeden Fall ihre guten Se/aiten: deren 6 um genau zu sein. Er meinte natürlich seine Gitarre - und das Ding ist der Hammer!! Er spielt ja auch einigermaßen, nicht übermäßig virtuos, mit gutem Sound, aber das das auf so einem alten Teil möglich ist, hätte ich nicht geglaubt. Seine Klampfe ist auf die haarsträubendste Art modifiziert, repariert und verschlimmbessert, seht selbst auf dem Foto:

Die Kopfplatte zu 4/5 abgesägt, die Wirbel und Mechaniken hinter die Bridge durch ein brachiales Loch in der Decke im Korpus versenkt und die Saiten "verkehrt" aufgezogen. Der Korpus hat einen fetten Sprung neben dem Halsbinding - nebst weiteren in der Decke. Das Schlagbrett 'zig mal zerbohrt und zersägt. Die Pickups angerostet. Am härtesten ist aber das Griffbrett: die Ausbesserungen der Grübchen (vom vielen Spielen) im Griffbrett sind a) riesig b) viele und c) nicht glatt poliert sondern total wellig. Draufschmieren die Pampe und aushärten lassen. Sieht einfach aus wie - verzeiht den Ausdruck - hingewichst.
Aber, wie gesagt, die Liebe seines Lebens. Er braucht keine Andere. Null G.A.S. - beim Anblick seines Instruments hat mich das auch nicht befallen.
Andererseits ... sein weiteres Equipment nebst ein paar Bodentretern und auch 19-Zoll-Ware: der Amp, ein Fender Silverface Super Reverb Combo, den hätte ich glatt gern mitgenommen.
Groovigen Grooß
Kurt