(Gitarre) Maple und Rosewood - der kleine Handwerker und seine Strat
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Beitrag von Matthias vom Januar 22. 2005 um 14:59:33:
Liebe Gemeinde!
Aus hier nicht weiter erwähnenswerten Gründen habe ich mir für meine Stratkopie einen Onepiece-Maple-Neck besorgt und gestern auf meine Diego montiert. Hier mein Bericht.
Es handelte sich um einen lackierten Hals aus dem Hause Rockinger. 9er Radius, 22 Bünde. Erste Feststellung: Der Lack ist ganz schön fett und speckig. Als erstes habe ich mal 150er Schleifpapier genommen und die Halsrückseite (ausgenommen Kopfplatte) fröhlich angerauht und anschließend mit 000er Stahlwolle schön schmusig gemacht. Das fasst sich schon gleich ganz anders an. Fein. Kluson-Mechaniken und Saitenniederhalter hatte ich gleich mitgeordert und montiert. Ich hatte mir vorher vorgenommen, ruhig und geduldig zu sein und nicht zu pfuschen. Bis dahin ist mir das auch ganz gut gelungen. Saiten von der Diego runter, Hals runter, Bohrlöcher für den neuen Hals anzeichnen, bohren, Hals draufschrauben, Saiten aufziehen.
Leider lagen die Saiten vollständig auf den Bünden auf. Der Hals passte nicht ganz in die Halstasche, denn der überlappende 22. Bund kollidierte mit dem Pickguard. Halber Millimeter, wenn nicht weniger. Hals wieder runter. Her mit der Feile, vorsichtig den überlappenden Bund etwas anfeilen, nochmal anschrauben. Der neue Hals ist etwas fetter, daher Reiter am Steg etwas hochschrauben. Jetzt schnarrt es an einigen Stellen und siehe da: Die Halskrümmung ist nicht optimal. Wer jetzt meint, dass ich das auch vorher hätte prüfen können, irrt, denn der Saitenzug ist schon ein wesentlicher Faktor. Die verflixte Schraube für den Trussrod ist natürlich an der Korpusunterseite, was bedeutet, dass der Hals wieder runter muss.
Als reichlich ungeduldiger Mensch habe ich beim ewigen Hals rauf und wieder runter schließlich zum Akkuschrauber gegriffen und dabei ordentlich die Halsschrauben vermackelt. Heute habe ich entsprechende Schrauben im Baumarkt gekauft, zehn Stück für 1,75. Rockinger möchte je Stück fuffzich Cent, aber das am Rand. Die aus dem Baumarkt tun es jedenfalls auch.
Mittlerweile ist der neue Hals anständig drauf, die Klampfe ordentlich eingestellt und der erste intensive Test liegt hinter mir. Der neue Hals ist erheblich fetter als der alte Hals der Diego. Das spielt sich absolut anders - besser oder schlechter würde ich nicht sagen wollen, es ist einfach nur anders.
Mir ist ja, ganz ehrlich gesagt, der "Trockensound" einer E-Gitarre sowas von egal, dass ich mir den gar nicht erst lange angehört habe. Rein in den Amp. Das ist eine andere Gitarre geworden, anders kann ich das nicht beschreiben. Vorher war die Diego eher bissig, rotzig und offensiv. Jetzt ist sie perliger, freundlicher geworden. Der Ton ist etwas höhenreicher aber dennoch wärmer. Mit dem neuen Hals ist das Dynamikspektrum größer, das Sustain aber kürzer. Die Gitarre klingt und spielt sich erheblich weicher, einfach freundlicher. Die Pickupstellungen Hals-Mitte und Mitte-Steg kommen jetzt besser als die einzelnen Pickups, das war vorher genau andersrum.
Okay, haut mich, wenn ihr wollt aber ich schreibe das jetzt so: Vorher Stevie Ray Vaughn, jetzt Mark Knopfler und Eric Clapton. Es tut mir leid, dieses Klischee zu bedienen aber das trifft es so ganz einfach.
Diese "neue" Gitarre ist ein feines Instrument geworden. Das macht richtig Laune. Nur vermisse ich meine "alte" Diego jetzt schon. Der eher offensive Ton entspricht wohl eher meinem Wesen, daher ist das wahrscheinlich auch eher meine Gitarre. Kurz und gut oder vielmehr gar nicht gut, werde ich den alten Hals wieder draufschrauben.
Gruß
Matthias
P.S. Jemand Interesse an einem kaum gebrauchten Maple-Neck mit Klusonmechaniken?
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