Re: (Meinung) wenn Klingeltöne mehr sind als ein Song


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Beitrag von groby vom Januar 19. 2005 um 10:52:33:

Als Antwort zu: Re: (Meinung) wenn Klingeltöne mehr sind als ein Song geschrieben von Hokey am Januar 19. 2005 um 09:46:47:

Hi.

Schlimm finde ich persönlich dagegen diese Ballermann-Mucke a'la Willy Herren und J.Drews. Da ist armselige Musik gepaart mit armseligen Texten, gesungen von armseligen Gestalten, bejubelt von Besoffenen...

Ich finde das eigentlich nicht so schlimm. Es ist sozusagen die prototypische Gebrauchsmusik: Sofort in Melodie erfassbar, für Partyzwecke und zum Mitpfeifen beim Bügeln beschwingt es locker und leicht das Gemüt ohne zu belasten und textlich ist es dem einfachen Zweck angemessen - nicht zuletzt da es auch im alkohol-umnebelten Zustand gesungen werden können muß.

Es hilft der Partylaune wenn der Text auch noch als besonders ausgelassen, zotig und schlüpfrig empfunden wird. Das verstärkt das Gefühl, jetzt aber ganz besonders toll ausgelassen zu sein.

Und das Spielchen "Klingelton als subjektiver Ausdruck individueller Persönlichkeit" ist auch schon in vollem Gange. Man muss halt nur schnell genug sein und vor den anderen den neuesten Jamba-Müll runtergeladen haben - und voila, ist man für wenigstens ein bis zwei Tage wieder mal etwas individueller als die anderen.

Tja, aber darin leben wir alle ein bißchen, nämlich in der leicht amerikanischen - und etwas paradoxen - Idee dass wir unsere Individualität durch einen Schnittpunkt verschiedener Markenloyalitäten und anderer sichtbar gemachter Symbole demonstrieren.

Ein zünftiger Marshall gehört halt zum Rockerbild. Man fühlt sich einer Gemeinde von Mit-Marshallern zugehörig. Die Eigenwerbung von Marshall unterstreicht diesen Gemeinschaftsaspekt: "Come join the Marshall Army". Sei ein Teil der Marshall In-Group.

Angus Young setzt ein Zeichen durch seine Marshall-Armada auf der Bühne. Die braucht er nicht alle aus klanglichen Gründen.

Anderes Beispiel: Gurte werden nicht besser durch Conchos dran. Sie wirken nur mit Conchos anders. Sie modifizieren das transportierte visuelle Image wenn ich damit auftrete.

Nun gibt es eine Gruppe die es sich zum Zeichen der Dazugehörigkeit gesetzt hat, dass man hippe Klingeltöne zu haben hat. Je hipper und aktueller der Klingelton, desto gesicherter ist die Stellung in der Gruppe.

Schade nur dass auch diese gering-innovativen, zweckkomponierten, marktgruppenzugeschnittenen Geräuschsequenzen schon als "Musik" bezeichnet werden, eine Kategorie die sonst auch Frank Zappa und Chopin mit erfasst.


Gruß,
groby
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