Re: Schlechtschreibreform


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Beitrag von ferdi vom August 11. 2004 um 16:41:45:

Als Antwort zu: Re: Schlechtschreibreform geschrieben von Tom(2) am August 11. 2004 um 10:31:53:

Hallo Tom,

auf "meinem" Gymnasium waren wir konstant mehr als 30 Schüler in der Klasse, in allen Klassen a/b/c/d., bis weit in die Oberstufe hinein.
Trotzdem hat es bei den meisten geklappt, auch mit der "alten" Rechtschreibung.


lass' es dir von einem gesagt sein, dessen tägliches Brot es ist: der Umfang der Richtlinien / Lehrpläne ist *deutlich* angewachsen in der Zwischenzeit. Wenn man das, was da drinsteht, konsequent einfordern würde, würden vielleicht 1/3 der Gymnasialschüler bis zum Abitur durchkommen.

Zudem sind die Unterrichtsformen heute radikal anders als damals. Stunden nach dem Modell "Lehrer stellt Fragen, entwickelt Tafelbild, Schüler schreiben ab und lernen das für die Arbeit" gibt es nur noch bei den Altsäcken, und das ist auch gut so. Schülern wird heute *viel* mehr Selbstständigkeit zugemutet / abverlangt und *deutlich* weniger Reproduktion. Ich finde das richtig so. Aber: Wenn sich 30 Kids in Gruppenarbeit auseinandersetzen, kannst du dir vorstellen, wie laut das wird. Vielen ist das zu laut.

Es ist ein Politikum: jeder Schüler ist abiturfähig, sagt die SPD. Ist er auch... aber nur unter optimalen Bedingungen, das heißt 15 Kinder pro Klasse usw usf. Entweder man setzt auf bestmögliche Förderung (Finnland)oder eben auf Selektion (Japan). Beides führt zu sehr gut ausgebildeten Schülern, das eine Mal hat man viele davon, und es ist teuer, das andere mal viel weniger, aber es kostet nicht so viel.

Im Übrigen ist Disziplin ein Hauptproblem in vielen Klassen. Viele Kids sind so verwöhnt und unerzogen, dass sie ihre Zeit dort nur absitzen. In einer Gruppe von 30 ist es unmöglich, diese zu motivieren. Ego-Shooter-Nächte gepaart mit Bewegungsmangel sorgen zudem nicht gerade für ausgeruhte, aufmerksame, lernwillige Schüler. Und, mit Verlaub, wenn ich eine Truppe von 30 nicht in den Griff kriege, dann kriegt sie keiner in den Griff. Persönlich finde ich die Effektivität den geeignetsten Maßstab für Unterrichtsqualität. Ich habe den Beruf vor allem ergriffen, weil ich es besser machen wollte (und mMn mache) als meine Lehrer. Zu den wesentlichsten Erfahrungen in den ersten Berufsjahren hat aber die Einsicht gehört, dass es für den Erfolg der Lerngruppe nicht ausreicht, wenn ich alles so gut wie möglich mache. Schulbildung ist Massenabfertigung und hat mit individueller Förderung nichts zu tun. Sagt man das laut, gibt's was auf den Deckel. Wir baden aus, was das Ministerium verbockt.... naaaaa im Grunde hat der Finanzminister den schwarzen Peter. Kinder, Jugend, Bildung haben keine Priorität.

Hier nochmal ein schäner TAZ-Link, den mir jemand aus dem Forum geschickt hat:

https://freemailng1501.web.de/jump.htm?goto=http://www.taz.de/pt/2004/08/11/a0236.nf/text

cu, ferdi


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